Tirol: Rettungswagen "in der Pampa" beschäftigen Arbeitsinspektorat

  • Wie die Tiroler Tageszeitung online berichtet, hat die neue Einsatzdisposition bei der für den Rettungsdienst zuständigen Leitstelle Tirol nun das Arbeitsinspektorat auf den Plan gerufen. Um die 15-Minuten-Hilfsfrist flächendeckend errreichen zu können, werden die Einsatzfahrzeuge an von einem Computer errechneten neuralgischen Punkten positioniert und rücken nicht mehr, wie zuvor, nur von Rettungswachen aus. Dies führt aber zu Problemen menschlicher Natur: an den Standorten gibt es für die Einsatzkräfte weder ein WC, noch können sich diese bei fehlender Standheizung aufwärmen. "Die Rettungsautos sind als auswärtige Arbeitsstelle zu werten. Bestimmte Standards müssen erfüllt werden", so der Amtsleiter des Arbeitsinspektorates.


    Man sei bemüht, das Problem zu lösen, erklärt derweil der Geschäftsführer der Leitstelle Tirol, Martin Eberharter. Die vom Compter errechneten Standorte würden zum Teil um ein paar hundert Meter zu Tankstellen oder Restaurants verschoben, wo die Mitarbeiter dann ihre Notdurft verrichten oder sich wärmen könnten. Bis sich die Situation ändern wird, könnten allerdings noch eineinhalb Jahre ins Land gehen. Bis dahin soll eine neue Software gekauft, getestet in implementiert werden.
    Beim Roten Kreuz indes, das die Einsatzfahrzeuge betreibt, sieht man die Probleme ebenfalls. Es gäbe einige schwierige Stellen, "weil einfach nichts in der Nähe ist", wie Geschäftsführer Andreas Karl erklärt. Man sei bemüht, diese Fälle auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Innerhalb der nächsten zwei Jahre würden alle Fahrzeuge mit einer Standheizung ausgerüstet.


    Quelle: http://www.tt.com/csp/cms/site…as-arbeitsinspektorat.csp

  • Innerhalb der nächsten zwei Jahre würden alle Fahrzeuge mit einer Standheizung ausgerüstet.


    Und innerhalb der nächsten drei Jahre werden dann alle Fahrzeuge mit Campingtoiletten ausgerüstet... :hmm:

  • Mit anderen Worten: Der Aufwand zum Einhalten der Standards für Arbeitsplätze wird voraussichtlich den Nutzen nicht rechtfertigen und es bleibt dann wohl doch alles wie zuvor. Konnte man das nicht im Voraus klären oder warum hat man einfach mal was gemacht? :?:

  • Als Tiroler/ direkt vor Ort meld mich nun auch mal zu Wort.


    Die Abstellung von Rettungsmitteln ist im Winter mit sinken der Temperatur und Einsetzen von Schneefall stark gestiegen.


    Besonders gut zu Beobachten ist dies momentan an der B177 höhe Leithen. Dort steht teilweise über mehrere Stunden und mehrmals täglich nen RTW der Wache Zirl zur Abdeckung des Seefelder/Scharnitzer Raumes.
    Abstellungen sind hier mittlerweile deutlich nen Zeichen für Fehlplanung.
    Wenns im Einstelligen Raum innerhalb eines Monats bleiben würde, kein Problem. Ist aber auf zweistelligen Bereich in einer Woche angestiegen.
    Muss aber auch sagen. Die Österreicher verfluchen und gleichzeitig messen sie sich an den "Piefke" alias Deutschen.
    Auch wenn es oftmals leider nicht wirklich möglich ist, Deutschland gleichzuziehn.

  • Wenns im Einstelligen Raum innerhalb eines Monats bleiben würde, kein Problem. Ist aber auf zweistelligen Bereich in einer Woche angestiegen.


    Den Teil verstehe ich nicht.



    Ohne jetzt in Jammern oder das oft beanstandete "Gesetze-Heranziehen" verfallen zu wollen: Wenn ich so eine "Abstellung" als einsatztaktische Maßnahme als festen Bestandteil meines Systems nutze, müsste ich dann nicht entsprechend der Arbeitsplatzrichtlinien geeignete Umstände/Räume zur Verfügung stellen?
    Oder ich muss halt die Dauer dieser Abstellung begrenzen.


    Oder gilt das Innere eines Fahrzeuges schon als "geeigneter Aufenthaltsraum"?



    Eddy

  • Nun ja, am Fall von B177 erläutert. Dort gibt es Seefeld nach Leithen fahrend ca.300m vor Leithen auf der Fahrbahnseite einen etwas größeren "Parkplatz"/ Kettenanlegestelle. Dort steht dann halt mal nen Rettungswagen für mehrere Stunden im Freien.Getreu dem Schema Fahrzeug=Aufenthaltsraum.
    Wird aufgrund von Beobachtungen scheinbar direkt alamiert, sobald d Seefelder RTW nach Innsbruck ausrückt. Dieser fährt dann auch mal in anderen Gebieten Einsätze, während d Zirler zwischen Leithen und Reith steht.


  • Die Die Besatzung steht also zu jeder möglichen Tageszeit für mehrere Stunden auf einem Parplatz rum und wartet, dass etwas passiert? Wie sieht das denn in der Praxis mit den Temperaturunterschieden z. B. bei den Medikamenten und den el. Geräten aus? Ganz von der Wärme für die Besatzung abgesehen, müsste dann doch die gesamte Zeit der Motor laufen, wenn es keine externe Lademöglichkeit gibt, oder?


    Wie lange geht denn ein Dienst auf dem RTW? 8, 12 oder 24 Stunden? Hat man dann auch immer einen Korb mit warmem Tee und Bütterken dabei oder wird man von freundlichen LKW Fahrern versorgt? Ehrlich gesagt weiß ich gerade nicht, wie lange ich das mitspielen würde.

  • @Basti :
    Bzgl. Motor kann ich dir nicht genau sagen. Müsste ich mich morgen/heute an d Klinik nochmals informieren.
    Schichten sind 12h, wobei aber grad unter den Ehrenamltichen auch des öfteren 24h geschoben werden.
    Tagsüber sind hauptamtliche, Nachts und WE hauptsächlich Ehrenamtliche.


    bzgl Verpflegung. Auch wenn ich da stark Ironie herauslese, Verpflegung ist da weit gefehlt.
    Würd ich vermutlich auch nich wirklich lange mitmachen ^^

  • Wenn man die Topographie gerade in Tirol kennt, dann ist das "verschieben" von Rettungswägen sehr sinnvoll um extreme Anfahrtszeiten zu vermeiden.Ob jetzt die Verschiebung von Zirl hinauf gen Leithen sinnvoll ist, nur um den Zirler Berg zu "überbrücken" ist da zweitrangig. Wichtig wäre jedoch eine dementsprechende Fahrzeugausstattung, wie Standheizungen oder entsprechende Stellplätze, die ja keine vollausgestattete Rettungswache sein müssen.

  • Wobei man an dieser Stelle anmerken muss,dass auch in Deutschland "Dispositions-RTW" ohne feste Wache bekannt sind....
    Grade in Bayern gibts da einige.. Diese Fahrzeuge haben keinen festen Standplatz sondern sind per se "von Gebietsabdeckung zu Gebietsabdeckung" unterwegs...(wobei sich oftmals feste "Gegenden" herauskristallisiert haben)

  • Moin!

    "Die Rettungsautos sind als auswärtige Arbeitsstelle zu werten. Bestimmte Standards müssen erfüllt werden", so der Amtsleiter des Arbeitsinspektorates.


    Man sei bemüht, das Problem zu lösen, erklärt derweil der Geschäftsführer der Leitstelle Tirol, Martin Eberharter. Die vom Compter errechneten Standorte würden zum Teil um ein paar hundert Meter zu Tankstellen oder Restaurants verschoben, wo die Mitarbeiter dann ihre Notdurft verrichten oder sich wärmen könnten. Bis sich die Situation ändern wird, könnten allerdings noch eineinhalb Jahre ins Land gehen. Bis dahin soll eine neue Software gekauft, getestet in implementiert werden.
    Beim Roten Kreuz indes, das die Einsatzfahrzeuge betreibt, sieht man die Probleme ebenfalls. Es gäbe einige schwierige Stellen, "weil einfach nichts in der Nähe ist", wie Geschäftsführer Andreas Karl erklärt. Man sei bemüht, diese Fälle auf ein Mindestmaß zu reduzieren


    das gibst doch nicht :rolleyes: das klingt ja so,als wäre das ein Punkt der Ausschreibung gewesen?

    Abstellungen sind hier mittlerweile deutlich nen Zeichen für Fehlplanung.


    Einsicht ist der beste Weg zu besserung ;)

    Wenn man die Topographie gerade in Tirol kennt, dann ist das "verschieben" von Rettungswägen sehr sinnvoll um extreme Anfahrtszeiten zu vermeiden.


    volkommen richtig. Aber man kann doch genau deswegen nicht erwarten, das sich Fzg. auf einen Parkplatz stellen!
    Da gehört eine ordentliche Flächendeckende Rettungswachenplanung dazu.Ich kenne es aus dem Berner Oberland so, Fzg.rückt aus-anderes rückt nach-in eine vorhandene Unterkunft.


    Allg.:Ich hab die Rettungsdienstszene und Ausschreibung in Tirol ein klein wenig verfolgt-mittlerweile bin ich froh-den Arbeitsplatz dort abgelehnt zu haben.
    (Details führen hier zu weit)
    Grüsse

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Ich sehe das etwas anders... Das System in Tirol ist im Regelfall ja so, dass wenn ein Fahrzeug ausrückt das Fahrzeug der nächsten Wache sich quasi "in die Mitte" zwischen zwei Wachgebiete stellt. Es soll also verhindert werden das der RTW in das fremde Wachgebiet dann die volle "Anfahrtszeit" braucht... Andersherum aber das "eigene" Gebiet eben auch nicht "unabgedeckt" sein soll....


    Eigentlich -wenn man mal die arbeitsrechtlichen Effekte- außen vorlässt die intelligenteste Lösung da die Alternativen lauten:
    - In jedem Kaff so viele RTW zu stationieren das du nie nie niemals weniger RTW als Einsätze hast... In Zeiten wirtschaftlich knapper Kassen (erst Recht im stellenweise dünn besiedelten Tirol) mit Sicherheit nicht machbar....
    - Einfach zu hoffen das "im Nachbargebiet" nix passiert und wenn doch ggf. die erhöhten Eintreffzeiten ins Nachbargebiet in Kauf zu nehmen....


    Und da sich diese "intelligente Disposition" ja (zumindestens theoretisch) fließend verändert (drum auch der englische Name: Liquid dispatch) ist die Forderung nach "Unterkünften", usw. leider auch kaum zu realisieren...Denn der Rettungswagen steht ja (im Regelfall) nicht für lange Zeit an einem Ort und (theoretisch) ja auch icht immer an den selben Ort geschickt... (das es hier praktisch unterschiede und Gewohnheiten gibts ist natürlich klar)...
    Beispiel: Ich habe als Disponent Wachgebiet A und Wachgebiet B..Wachgebiet B ist mit 2 RTW ausgestattet und hat deutlich mehr Einsätze..Der RTW in Wachgebiet B fährt nun einen Einsatz in seinem Gebiet und fährt in Klinik C, ist also weg... Kommt als nächstes nun ein Einsatz in Wachgebiet A muss im Interesse der Eintreffzeiten der verbleibende RTW "Richtung A" verschoben werden... Und zwar um statistisch die besten Zeiten zu erreichen genau in die Hälfte des Weges zwischen A und B Minus des Faktor den B mehr Einsätze hat.... Kommt nun der RTW aus C zurück verschiebe ich den RTW auf Abruf immer weiter Richtung A.....


    @Dani: Dann halte dich auch aus Bayern(und großen Teilen von BaWü) raus, dass System des "Abstellungen" ist dort nämlich genauso üblich...Und wird von den Kostenträgern und Zweckverbänden ausdrücklich eingefordert...


    Damit wir uns aber nicht falsch verstehen: Steht ein RTW stundenlang "in der Pampa" rum...Ist mit hoher Wahrscheinlichkeit was kaputt in der Disposition...

  • Bestünde nicht die Möglichkeit, das ganze System durch ein paar First Responder zu stützen? Nicht nur wegen der Eintreffzeiten, obwohl ich nicht weiß, wie die in der Gegend dort festgelegt sind, sondern auch, um stundenlanges Herumstehen im Niemandsland etwas zu minimieren? Wenn das System schon auf Lücke geplant ist, könnte man doch auch ein paar Ehrenamtler mit einer Minimalausstattung und einem Funkmelder im Dorf stationieren.

  • Die strategische Planung hat ja durchaus Parkplätze o.a. Standorte als Haltestelle für diese Fahrzeuge.
    Was spricht dagegen, für relativ weniges Geld Standardcontainer aufzustellen, die heututage auf jeder Baustelle, auch in Österreich, für den Architekten bzw. als Pausen- und Abstellmöglichkeit vorhanden sind?


    Eine unserer örtlichen RW wird wohl noch einige Zeit auf ein "richtiges" Bauwerk warten.
    Bis dahin stehen dort miteinander verbundene grosse Container, die alle Annehmlichkeiten einer RW (Wasser/Dusche/WC, Heizung, Küche mit Kühlschrank/Herd/Mikrowelle/Kaffeemaschine, Umkleide, Lager, Ruheraum, Aufenthaltsraum...) bieten.
    Beschwerden über diese im 24.-Std.-Betrieb genutzte Wache sind mir nicht bekannt geworden.


    Wer nur stundenweisse/bei Bedarf einen festen Unterstand benötigt, braucht ggf. nur einen "einfachen" Baustellencontainer (die auch mietbar sind).

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Nachdem ich einige der bevorzugten "Abrufplätze" in Tirol kenne:
    Schlichtweg die Geographie... Kein Platz, kein Stromanschluss, kein Wasseranschluss... Es ist halt leider oftmals wirklich so, dass zwischen zwei Orten "fast nix" ist...

  • Auch dann sollte es ja möglich sein, die Plätze, die ja wohl an befahreren Strassen liegen, mit den entsprechenden Anschlüssen zu versorgen.
    Wenn ein solcher Platz zwischen zwei Ortschaften liegt, müssen da ja auch Wasser/Abwasserkanäle, Gasleitungen, Strom- und Telefonkabel verlaufen.
    Tirol mag ja abgelegen sein, doch selbst dort wird nicht mehr mit Kerzenlicht beleuchtet und dem Kanonenofen geheizt (höchstens als "uriges" Element des Tourismus :-D ).
    An Strassen gibt es zudem des öfteren Baumassnahmen - für dann genau diese Container aufgestellt werden.
    Das diese provisorischer sind wie ich im letzten Beitrag schrieb, mag ja möglich sein - liegt dann aber nur an der vorübergehenden Massnahme.
    Der Arbeitsschutz wird in -A- vermutlich nicht keine niedrigere Priorität geniessen wie in -D-.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • @Dani: Dann halte dich auch aus Bayern(und großen Teilen von BaWü) raus, dass System des "Abstellungen" ist dort nämlich genauso üblich...Und wird von den Kostenträgern und Zweckverbänden ausdrücklich eingefordert..


    Damit wir uns aber nicht falsch verstehen: Steht ein RTW stundenlang "in der Pampa" rum...Ist mit hoher Wahrscheinlichkeit was kaputt in der Disposition...


    ich hab mal so drauf los gepoltert :oops:
    1. Teil:aha, ich kenne dort nicht viele, aber hab ich so noch nicht gehört


    machen wir ja selten auch solche Abstellungen-aber wie du ja sagst- stundenlang ist wohl der Punkt, und eben die Regelmäßigkeit...


    Grüsse :beer:

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...