Darf's ein wenig mehr sein ?

  • Frankfurt übte wieder einmal.
    Ein Samstag als Übungstag war dabei weniger ein Zugeständnis an ehrenamtliche Gliederungen, sondern vielmehr war das angenommene Szenario "Unfall in einer Sporthalle" an einem Wochenendtag einfach realistischer wie unter der Woche.


    Das SOGRO-Konzept (hier im Forum bereits thematisiert) wurde ebenso angewandt wie das hessenweite Ü-MANV-System.
    Der erste Link ist ein Beitrag aus der abendliches Nachrichtensendung des HR.
    Beitrag # 2 hat eine beachtliche Bilderstrecke.
    Beitrag # 3 ist sehr knapp.


    http://www.hr-online.de/websit…gen/index.jsp?rubrik=3056


    http://www.fnp.de/fnp/region/h…l_rmn01.c.9630783.de.html


    http://www.fr-online.de/rhein-…ung,1472796,11705610.html


    Ich werde ergänzen, wenn weiteres Material vorliegt.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Handelte es sich um eine geheime oder angekündigte Übung? Wegen der Medienpräsenz vermute ich mal letzteres, oder?


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Handelte es sich um eine geheime oder angekündigte Übung? Wegen der Medienpräsenz vermute ich mal letzteres, oder?


    Gruß


    Sind die Medien bei euch so langsam? Wenn es hier brennt, wird die Presse entwedert direkt alarmiert, nachgefordert (kein Witz, schon über Funk gehört) oder die Presseleute hören den Funk sowieso bzw. haben eigene digitale Meldeempfänger. Letztere gibt`s bei Ebay und die Nachrichten sind nicht verschlüsselt, bekommt man also leicht selbst gebaut. Also anhand des Medienaufkommens würde ich nicht schließen können, ob geheim oder angekündigt, vielmehr anhand der Einsatzkräfte...

  • Sind die Medien bei euch so langsam?

    Nein! Jedoch vermutete ich dieses, weil die Art der Einsatzstellenfotos bei einer Übung i.d.R. andere sind, wie man diese von einer realen Einsatzstelle gewohnt wäre. Mittendrin anstatt nur dabei!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich kann zwar nicht sagen, inwieweit die Übung offiziell angekündigt war, aber zumindest ist so einiges durchgesickert. Auch wurden uns die Anfahrtskarten und die Beschreibung des Übungsszenarios schon zugeschickt, also wurde zumindest kein besonderer Wert darauf gelegt, sie geheim zu halten.


    Von der Presseanwesenheit kann man in dem Falle nicht darauf schließen, ob sie angekündigt war, da eigene Fotografen und Video-Teams der Veranstalter unterwegs waren, um möglichst viel der Übung festzuhalten. Dadurch soll gezeigt werden, dass das neue elektronische Dokumentationssystem (so Bändchen ums Handgelenk des Patienten und Scanner an Sichtung, Abtransport und im KH) einfacher und sinnvoller ist als die guten alten Verletzenanhängekarten ist.
    Und da alle guten Dinge 3 sind kommt in 2 Jahren nochmals eine solche Übung auf uns zu...

  • Der Artikel in der Sonntagsausgabe der F.A.Z. ist noch nicht online, welcher den (Laien)Leser etwas genauer informiert.


    Ich meine mich zu erinnern, daß es ein chin. Sprichwort gibt, welches aussagt, daß alles, was mehr wie ein Mensch weiss, schon kein Geheimnis mehr ist.
    In Frankfurt/Main sind neben der Feuerwehr auch das Gesundheitsamt und im Falle des SOGRO-Projektes auch das DRK involviert.
    Also schon einmal drei Institutionen mit entsprechend vielen MitarbeiterInnen.
    Die F.A.Z. berichtet in ihrem Bericht u.a. von Einheiten aus RLP + BY, die in die Übung eingebunden waren.
    RTH waren meines Wissens nicht beteiligt, sondern "nur" bodengebundene Einheiten.
    Weiterhin steht in diesem Artikel, daß vierzig Minuten nach Beginn der Sichtung der erste, angemeldete Patient in der Klinik war - und daß alle an der Übung beteiligten Kliniken ebenso die Registrationsgeräte hatten und damit der Einsatzleitung zurückmeldeten.


    Das sind für mich die wesentlichsten Punkte!
    Zum einen werden die Kliniken tatsächlich mit eingebunden.
    Alle Fahrt- und Transportzeiten sind damit real und nicht "gespielt" in einem fahrbaren Feldherrnhügel.
    Das SOGRO-System ermöglicht der Einsatzleitung in einem fliessenden Prozess eine sehr schnelle Übersicht über die tatsächliche Patientenzahl und deren Verteilung anhand der Schweregrade.
    Jeder, der auch nur einmal eine halbwegs realistische Übung mit ca. zwanzig PatientInnen mitgemacht hat, weiss, wie lange Auffinden-Erstregistrieren-Transport-zum-Sammelplatz-Erstversorgung/Festlegung-der-Transportpriorität-Transport-Klinikübergabe dauert.
    Dies ist bedingt durch die "Strichlistenarbeit", unvollständige Rückmeldungen an die Einsatzleitung und -im schlimmsten Fall- durch das Zusammenbrechen von Kommunikationsverbindungen.


    Indem die Kliniken in der Lage sind, kurz und knapp eine qualifizierte Rückmeldung zu geben, kann die Einsatzeitung vor Ort wiederum andere Transportziele festlegen.
    Dies bspw. dann, wenn die "Selbsteinweiser" in einem wirklich grossen Szenario eine Klinik überfluten und damit alle Planzahlen vernichten.
    Das wäre der zweite und absolut neue Punkt.


    Das SOGRO-System ermöglicht auch das Hinzufügen von Daten, z.B. Personalien.
    Damit haben sowohl Einsatzeitung als auch Klinik zeitnah einen Überblick bspw. für Auskünfte.
    Anfragen von wem-auch-immer werden bei einem wirklich grossen Szenario die Leitstellen nämlich überschwemmen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Nachdem was ich über das System bislang in Erfahrung bringen konnte bin ich nicht ganz so überzeugt davon! Sicher ist es schön elektronisch jeder Zeit zu wissen wer wo liegt; wie er aussieht und ähnliches, doch zu welchem Preis unter welchen Bedingungen geschieht das?
    Nach meinen Informationen braucht das SOGRO System Router vor Ort, hier ist für mich ein erster entscheidender Knackpunkt. Wer soll diese Router aufstellen? Woher sollen diese ihren Strom bekommen? Wie will ich eine ausreichende Netzabdeckung bekommen? Sind wir mal ehrlich, gerade die ersten Einheiten die eintreffen haben anderes zu tun wie irgendwelche IT- Strukturen aufzubauen. Gerade im ländlichen kann es recht lange dauern bis genug Einheiten und Personen vor Ort sind um die Grundlegenden Infrastruktur für Versorgung und Transport aufzubauen, ich kann mir nicht ernsthaft vorstellen dass es da noch genug Stromaggregate und Personal gibt um Zeitnah das System SOGRO zum laufen zu bringen.
    Ein anderer Knackpunkt beim SOGRO System sind die Armbänder; diese werden bei der ersten Sichtung in der Farbe X ausgeteilt und bleiben dann am Patient, damit hat der Patient immer das Armband der Farbe X. Das heutige Sichtungssystem und seine Farbcodierung sind aber darauf ausgelegt das ich die Farbcodierung immer wieder an den Zustand des Patienten anpassen kann, das heißt ich kann aus einem roten einen blauen Patienten machen oder aus einem grünen einen roten. Beim SOGRO System mag dies mittels PDA möglich sein, doch der Helfer der kein PDA hat bzw. wenn das System abstürzt hat keine Möglichkeit dies zeitnah nachvollziehen zu können.


    Im übrigen halte ich es für sehr gewagt im Bezug auf Router und Co im Ernstfall auf ein vorhandenes (Mobil-)Funknetz zu hoffen. Die entsprechende Infrastruktur braucht Strom und hier kann ein erster Knackpunkt entstehen, wie bei jedem anderen Großereignis (z.B. Silvester) werden außerdem rasch viele Leute darauf zugreifen wollen und somit droht die Überlastung mit dem anschließenden Ausfall.


    Alles in allem mag SOGRO ein richtiger und wichtiger Schritt für die Zukunft sein, doch nach den bisherigen Informationen halte ich es für wenig praxistauglich.


    Die Übung war im übrigen in einschlägigen Foren bekannt und es ließ sich über die SOGRO Website ein entsprechender "Flyer" downloaden, ich gehe daher davon aus das es keine geheime Übung war.

  • Zum einen werden die Kliniken tatsächlich mit eingebunden.

    :positiv:


    Alle Fahrt- und Transportzeiten sind damit real und nicht "gespielt" in einem fahrbaren Feldherrnhügel.

    :positiv:


    Das SOGRO-System ermöglicht der Einsatzleitung in einem fliessenden Prozess eine sehr schnelle Übersicht über die tatsächliche Patientenzahl und deren Verteilung anhand der Schweregrade.

    Da ich die alten Kartensysteme mittlerweile auch als zu langsam empfinde, macht mich das System neugierig! Gibt es in Wuppertal nicht auch ein ähnliches System auf dem BHP? Ich meine mal in der Brandschutz etwas über das Konzept gelesen zu haben!


    Jedenfalls ist das größer uns umfassender als alles, was in "meiner" Metropolregion dahingehend jemals an Übung stattgefunden hat.

    Die einzigste Übung mit einer derart großen Patientenanzahl die in meiner Region real beübt wurde war wohl die MANV-Übung zur WM 2006. Ich meine es waren 640 Verletzte! In der Realität hätte dieses mMn nicht funktioniert; zu mindestens in dem Bereich, wo ich eingesetzt war (BHP-50). Viel zu wenig Ärzte, RettAss, allgemeines Personal (z.B. Pat.-Transport) und Material! Aber naja, alles prima gelaufen...wie immer...! :thumbdown: Übungen in ähnlicher Größenordnung werden i.d.R. nur auf Stabsebene geübt, kleinere MANV-Übungen (so bis 10 Verletzte) gibt es regelmäßiger, größere (um die 50 Verletzte) wiederrum seltener.


    Nach meinen Informationen braucht das SOGRO System Router vor Ort, hier ist für mich ein erster entscheidender Knackpunkt. Wer soll diese Router aufstellen? Woher sollen diese ihren Strom bekommen? Wie will ich eine ausreichende Netzabdeckung bekommen? Sind wir mal ehrlich, gerade die ersten Einheiten die eintreffen haben anderes zu tun wie irgendwelche IT- Strukturen aufzubauen.

    Ich gehe davon aus, dass es entsprechende FüKom-(ELO/FmGrp)Einheiten dafür geben wird! Und ja, die Erstangriffskräfte werden wohl andere Sorgen machen, aber dafür gibt es ja diese Fachgruppen. In meiner Ecke sind diese gut vertreten! Wenn man entsprechende Konzepte erstellt, muss man auch Einheiten dafür vorhalten und ausbilden. Ich denke mal schon, dass bei dem SOGRO-Konzept einer dran gedacht hat! Oder wer macht das @Raphael?


    Gerade im ländlichen kann es recht lange dauern bis genug Einheiten und Personen vor Ort sind um die Grundlegenden Infrastruktur für Versorgung und Transport aufzubauen, ich kann mir nicht ernsthaft vorstellen dass es da noch genug Stromaggregate und Personal gibt um Zeitnah das System SOGRO zum laufen zu bringen.

    Wenn ich hier auf dem Dorfe auf den Knopf drücke, habe auch ich hier innerhalb von 15min ein gutes Dutzend Strommoppels zusammen. Und die Einheiten, die ein solches System betreiben, sollten entsprechend vorbereitet sein.


    Beim SOGRO System mag dies mittels PDA möglich sein, doch der Helfer der kein PDA hat bzw. wenn das System abstürzt hat keine Möglichkeit dies zeitnah nachvollziehen zu können.

    Hier hast Du Recht. Wie sieht denn das Ausfallkonzept aus @Raphael? Weißt Du das zufällig?


    Die Übung war im übrigen in einschlägigen Foren bekannt und es ließ sich über die SOGRO Website ein entsprechender "Flyer" downloaden, ich gehe daher davon aus das es keine geheime Übung war.

    Um Schwerpunkte zu beüben, z.B. ein Sichtungs-/Kommunikationkonzept, sind solche Übungen sicher nicht verkehrt. Aber generell sollten Einsatzübungen eher geheim laufen, wenn man ein ehrliches Interesse dran hat zu überprüfen, ob ein Konzept funktioniert oder nicht. Und ja, auch an unbequemen Tagen und Zeiten!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wenn ich hier auf dem Dorfe auf den Knopf drücke, habe auch ich hier innerhalb von 15min ein gutes Dutzend Strommoppels zusammen. Und die Einheiten, die ein solches System betreiben, sollten entsprechend vorbereitet sein.

    In der Ausbildung dieser sehe ich das geringste Problem, doch wer soll das Personal stellen? Egal ob das Personal von Feuerwehr; DRK; THW oder wem auch immer kommt, es wird genauso Probleme geben diese Positionen besetzt zu bekommen. Ich kann mir nur schwer vorstellen dass man diese paar Mann mehr für den Strom im Einsatzfall leichter zusammenbekommt, wie die paar Mann zum Feuer löschen oder Patienten durch die Gegend tragen. Mal ganz davon ab ist die Frage wer die Fahrzeuge stellen bzw. bezahlen soll / muss / darf? Der Bund dürfte wohl der Letzte sein der sich dafür begeistern lässt.


    Ansonsten stimme ich zu, Übungen sollten so gut es geht Geheim gehalten werden und es sollte mit realistischen Anfahrts- und Transportzeiten geübt werden. Krankenhäuser in Übungen mit einzubeziehen finde ich absolut notwendig und wichtig, doch gerade auf dem Land dürfte man so gewisse Krankenhäuser schnell an ihre Leistungsgrenze bringen und dass unter einer Übung die tatsächliche Patientenversorgung leidet muss vermieden werden.

  • Übungen sollten so gut es geht Geheim gehalten werden und es sollte mit realistischen Anfahrts- und Transportzeiten geübt werden. Krankenhäuser in Übungen mit einzubeziehen finde ich absolut notwendig und wichtig, doch gerade auf dem Land dürfte man so gewisse Krankenhäuser schnell an ihre Leistungsgrenze bringen und dass unter einer Übung die tatsächliche Patientenversorgung leidet muss vermieden werden.


    Ich persönlich möchte das gerne unterschreiben. Allerdings habe ich bisher noch keine Möglichkeit gesehen, wie man eine (große oder kleine) Übung unter realistischen Bedingungen durchführen kann, ohne die Versorgung der realen Patienten zu verzögern.
    Noch schwieriger wird es, wenn es sich dabei um eine geheime Übung handelt.
    Hier in unserem Bereich wird das so gehandhabt, dass die größeren Übungen ausschließlich mit ehrenamtlichen Personal durchgeführt werden. Hauptamtliches Personal darf gerne daran teilnehmern, aber nicht im Rahmen der regulären Dienstzeit (ob es überhaupt als Dienstzeit anerkannt wird, weiß ich nicht). Das geht teilweise so weit, dass sogar ärztliches Personal von Studenten oder gar Rettungsassistenten gemimt wird.


    Ich würde mir eine Übung wünschen, bei der einfach mal jemand die Leitstelle anruft und sich als Betroffener ausgibt. Erst beim direkten Patientenkontakt sollte der Mime sagen, dass es sich dabei um eine Übung handelt. Und dann sollte man das ganze einfach laufen lassen. So stelle ich mir eine realistische Übung vor, bei der man tatsächlich auch AAOs, Kommunikationswege etc. überprüfen kann.


    Gruß, Christian

  • Gerade der letzte Teil gefällt mir sehr, wird aber schwer umzusetzen sein. In aller Regel bleiben nur dann Übungen wirklich Geheim, wenn wirklich nur sehr wenige Leute davon wissen und benötigte Sachen wie anschließende Verpflegung bzw. Mimen von externen gestellt werden. Die Frage die man sich aber auch stellen muss, will man solche Übungen? Will man wirklich Schwachstellen bzw. Probleme aufgezeigt bekommen oder will man nicht viel mehr zeigen das alles läuft bzw. die eigenen Pläne aufgehen?! :whistling:


    Bezüglich der Sache mit Übung; Krankenhaus und realer Patientenversorgung. Gerade in kleineren (relativ) alleinstehenden Krankenhäusern wird es wohl nur möglich sein zu üben, wenn entsprechend doppeltes Personal vorgehalten wird und das Übungsgeschehen aus der eigentlichen Notaufnahme ausgelagert wird. In den mir bekannten kleineren Krankenhäusern würde der Betrieb in der Notaufnahme wohl binnen Minuten zusammenbrechen, würde man dieses unangekündigt mit einer kleinen bis mittleren Übung konfrontieren.
    Allgemein finde ich es aber sehr gut wenn Krankenhäuser in Übungen eingebunden werden oder auch solo mit Übungen konfrontiert werden, denn auch hier braucht es entsprechende Strukturen die überprüft bzw. beübt werden müssen.

  • [...] und das Übungsgeschehen aus der eigentlichen Notaufnahme ausgelagert wird. [...]


    Um wirklich zu üben, sollte nicht das Übungsgeschehen sondern die Realversorgung ausgelagert werden. So etwas ließe sich zum Beispiel in einer größeren Stadt ganz gut dadurch bewerkstelligen, dass man sich ein Krankenhaus raussucht, in dem die ganze Realversorgung stattfindet und das deshalb von der Übung ausgeklammert ist. Die übrigen Kliniken üben mit und werden dafür aus der Realversorung (nach Möglichkeit) rausgehalten. Das verfälscht zwar auch die Übung, ist aber meiner Meinung nach noch am ehesten realisierbar.


    Gruß, Christian

  • In der Ausbildung dieser sehe ich das geringste Problem, doch wer soll das Personal stellen? Egal ob das Personal von Feuerwehr; DRK; THW oder wem auch immer kommt, es wird genauso Probleme geben diese Positionen besetzt zu bekommen. [...] Mal ganz davon ab ist die Frage wer die Fahrzeuge stellen bzw. bezahlen soll / muss / darf? Der Bund dürfte wohl der Letzte sein der sich dafür begeistern lässt.

    Wer sich um solche Konzepte bemüht, der muss sich auch Gedanken um das Personal und die Finanzierung machen! Wer bestellt, der bezahlt auch! Aber vielleicht warten wir mal ab, ggf. kann ja unser Kollege Raphael was dazu sagen? Bei mir wech sind die FüKom-Einheiten besser aufgestellt wie die Schnelleinsatzgruppen San der HiOrg. Daher wird die Kommunikation bei einem MANV eher weniger das Problem sein, sondern eher das qualifizierte Personal zur Behandlung! Mein Ausflug in meine kleine Retterwelt sollte zeigen, wie unterschiedlich die (Personal-) Probleme sein können. Wenn irgendwas einfach nicht zu beheben ist, muss man sich halt um andere Lösungen (und Konzepte) bemühen!


    Um wirklich zu üben, sollte nicht das Übungsgeschehen sondern die Realversorgung ausgelagert werden. So etwas ließe sich zum Beispiel in einer größeren Stadt ganz gut dadurch bewerkstelligen, dass man sich ein Krankenhaus raussucht, in dem die ganze Realversorgung stattfindet und das deshalb von der Übung ausgeklammert ist. Die übrigen Kliniken üben mit und werden dafür aus der Realversorung (nach Möglichkeit) rausgehalten. Das verfälscht zwar auch die Übung, ist aber meiner Meinung nach noch am ehesten realisierbar.

    Diese Idee finde ich nicht verkehrt! Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass die wirtschaftlichen Interessen der beübten Kliniken hier ein Problem werden könnten (Wegfall der Real-Patienten in dem Übungszeitraum). Ich denke, dass gerade unsere Krankenhäuser eher der wirkliche Knackpunkt bei einem MANV sind.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

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  • Ich könnte mir jedoch vorstellen, dass die wirtschaftlichen Interessen der beübten Kliniken hier ein Problem werden könnten (Wegfall der Real-Patienten in dem Übungszeitraum).


    Das glaube ich nicht einmal. Erstes sind Krankenhäuser verpflichtet, Übungen durchzuführen. Und das oben vorgestellte lässt sich bis zu einem gewissen Maß (personal.)kostenneutral durchführen. Zweitens dürfte die finazielle Entlohnung von Ambulanzpatienten, die durch den Rettungdienst zugeführt werden (und nur solche würden ja in andere KHs gebracht erden, da der Normalbürger ja von der Übung nix weiß und sozusagen aus Versehen mitschwimmen muss oder vopn selbst das KH wechselt) eher gering sein, zumal es sich bei einer Übung ja nicht um einen mehrtägige Sache sondern um lediglich wenige Stunden handelt.
    Ach ja: Dazu kommt, dass natürlich reihum geübt wird. So gleicht sich das mit der Zeit aus.


    Um den Gedanken weiterzuspinnen: Man könnte auch von vorneherein einen Teil der RTW etc für die Realpatienten freilassen. Dazu müsste man halt in der Leitselle einen Übungskoordinator haben, der zum Beginn der Übung (also beim Eingang des ersten Notrufs) die Rahmenbedingungen festlegt. Zum Beispiel ließe sich eine ganze SEG "abmelden", offiziell wegen einer Veranstaltung, inoffiziel, um den Regelrettungsdienst zu ersetzen, der dadurch mit in die Übung einbezogen werden kann.


    Ich denke, es gäbe genug Ideen und Möglichkeiten. Es gäbe auch genug Leute, die sich bei einer solchen Übung engagieren würden. Und ich weiß beim besten Willen nicht, warum Übungen - gerade im hauptamtlichen Bereich so kurz kommen.


    Gruß, Christian

  • Erstes sind Krankenhäuser verpflichtet, Übungen durchzuführen.

    Richtig! Aber bis auf die EVK (MANV-Erstversorgungskrankenhäuser) werden die anderen Krankenhäuser bei mir wech gar nicht beübt! Leider...


    Dazu kommt, dass natürlich reihum geübt wird. So gleicht sich das mit der Zeit aus.

    Stimmt! Da hätte ich auch selbst drauf kommen können. War wohl schon zu spät...


    Zum Beispiel ließe sich eine ganze SEG "abmelden", offiziell wegen einer Veranstaltung, inoffiziel, um den Regelrettungsdienst zu ersetzen, der dadurch mit in die Übung einbezogen werden kann. [...] Ich denke, es gäbe genug Ideen und Möglichkeiten. Es gäbe auch genug Leute, die sich bei einer solchen Übung engagieren würden. Und ich weiß beim besten Willen nicht, warum Übungen - gerade im hauptamtlichen Bereich so kurz kommen.

    Ich habe es schon einige Male so organisiert, dass fremde SEG-Einheiten mit ihren RTW/KTW den regulären RD simuliert haben. Das der reguläre RD in eine MANV-Übung eingebunden wird passiert bei mir recht selten. Es sind dann i.d.R. Übungen, die auf/von Kreisebene her organisiert worden sind. Auf Stadt-/Gemeindeebene, die normale jährliche Feuerwehrübung halt, ist dieses i.d.R. nicht möglich. Vor allem fehlen im regulären RD die taktischen Reserven um mit zusätzlichem hauptamtlichem Personal den normalen RD zu simulieren. I.d.R. werden nur technische Reserven, also leere Reservefahrzeuge vorgehalten. Damit kann man natürlich nix anfangen! Gebietsfremde SEG haben jedoch oft kaum Ortskenntnisse, ggf. sogar kaum Konzeptkenntnisse. Aber das hat alles halt seine Vor- & Nachteile. Egal wie man´s machen will...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Bei mir wech sind die FüKom-Einheiten besser aufgestellt wie die Schnelleinsatzgruppen San der HiOrg. ... Mein Ausflug in meine kleine Retterwelt sollte zeigen, wie unterschiedlich die (Personal-) Probleme sein können.

    Genau der letzte Punkt ist entscheidend und trifft auf so viele zu! Die von dir genannte FüKom-Einheit gibt es bei uns genauso wenig, wie die im angrenzenden Bayern üblichen UGSanEL. Bei uns in D kocht gerade im Bezug auf Führung und Kommunikation jeder sein eigenes Süppchen, das schlimme ist das es schon bei der Kennzeichnung der einzelnen Funktionen anfängt

    Ich denke, dass gerade unsere Krankenhäuser eher der wirkliche Knackpunkt bei einem MANV sind.

    Gerade im ländlichen dürfte dies wirklich der Fall sein, in der Stadt dürfte es aufgrund von mehr Personal und Erfahrung in der Versorgung von kritischen Patienten wohl etwas geordneter zugehen.

    Zum Beispiel ließe sich eine ganze SEG "abmelden", offiziell wegen einer Veranstaltung, inoffiziel, um den Regelrettungsdienst zu ersetzen, der dadurch mit in die Übung einbezogen werden kann.

    Sie oben, andere Bereiche andere Sitten. Eine SEG abmelden und dann als Regelrettungsdienst einsetzen funktioniert nur, wenn man eine entsprechende SEG in der Hinterhand hat; entsprechende Fahrzeuge nicht doppelt verplant sind und oder durch die ehrenamtlichen genug Fahrzeuge und qualifiziertes Personal gestellt werden können.
    Nach meiner Erfahrung würde es wohl auf wenig Begeisterung bei den rein hauptamtlichen Kollegen stoßen, wenn man diese unangekündigt in eine Übung einbindet. Die Sicht auf die Notwendigkeit und die Bereitschaft zu solch einer Übung würde es nach meiner Erfahrung nur bei Kollegen geben die sowieso irgendeine Verknüpfung zum Ehrenamt und entsprechenden Aufgaben haben, welche Erfahrung gibt es da denn bei euch?

    Um wirklich zu üben, sollte nicht das Übungsgeschehen sondern die Realversorgung ausgelagert werden. So etwas ließe sich zum Beispiel in einer größeren Stadt ganz gut dadurch bewerkstelligen,

    Wie du schriebst in der Stadt ist das möglich, doch was macht man mit Krankenhäusern die auf sich gestellt sind? Gerade bei den kleineren alleinstehenden Krankenhäusern auf dem Land wären aus meiner Sicht solche Übungen wichtig, da reicht es auch mit 3 oder 4 kritischen Patienten eine Übung zu fahren. Alleine mit 3 oder 4 kritischen Patienten würde man einigen ländlichen Krankenhäusern schon mächtig einheizten, daher wäre so etwas für mich der richtige Einstieg und man würde sich nicht gleich ganz so viele Feinde machen.


    Nicht das Übungsgeschehen, sondern den Realbetrieb auszulagern ist wohl der beste Weg. Sollte aber meiner Meinung erst dann gemacht werden, wenn die Grundstrukturen geübt sind und laufen und die Bevölkerung entsprechend informiert ist.

  • Genau der letzte Punkt ist entscheidend und trifft auf so viele zu! Die von dir genannte FüKom-Einheit gibt es bei uns genauso wenig, wie die im angrenzenden Bayern üblichen UGSanEL. Bei uns in D kocht gerade im Bezug auf Führung und Kommunikation jeder sein eigenes Süppchen, das schlimme ist das es schon bei der Kennzeichnung der einzelnen Funktionen anfängt

    Ja, stimmt! Deswegen sagte ich ja auch, dass überall die Probleme etwas anderes geartet sind. Und das jeder sein eigenes Süppchen kocht, trifft nicht nur auf die FüKom-Einheiten zu. Das beginnt schon im regulären RD, über die SEG, die verschiedenen MANV-Konzepte, usw. ...


    Sie oben, andere Bereiche andere Sitten. Eine SEG abmelden und dann als Regelrettungsdienst einsetzen funktioniert nur, wenn man eine entsprechende SEG in der Hinterhand hat; entsprechende Fahrzeuge nicht doppelt verplant sind und oder durch die ehrenamtlichen genug Fahrzeuge und qualifiziertes Personal gestellt werden können.

    Ich vermute mal, dass der Kollege Mr Blaulicht sich darauf bezog, dass man mehrere SEG-Einheiten zur Verfügung hat. Eine macht die Regelrettung, die anderen üben...so als Beispiel!


    Nach meiner Erfahrung würde es wohl auf wenig Begeisterung bei den rein hauptamtlichen Kollegen stoßen, wenn man diese unangekündigt in eine Übung einbindet. Die Sicht auf die Notwendigkeit und die Bereitschaft zu solch einer Übung würde es nach meiner Erfahrung nur bei Kollegen geben die sowieso irgendeine Verknüpfung zum Ehrenamt und entsprechenden Aufgaben haben, welche Erfahrung gibt es da denn bei euch?

    Ganz ehrlich? Ob die hauptamtlichen Kollegen Bock drauf haben oder nicht, sollte ja wohl völlig wurscht sein! Wenn es piept, haben sie dort hinzufahren und mitzuspielen. Dafür werden sie ja bezahlt, wenn die Kollegen auf der Wache Dienst schieben. Punkt! Ich könnte mir aber vorstellen, dass den meisten hauptamtlichen Kollegen es lieber ist eine MANV-Übung zu fahren, als zum nächsten Alki oder Apoplex zu düsen. I.d.R. sind es ja die seltenen und außergewöhnlichen Einsätze die noch wirklich "Spaß" machen, oder?


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das es mehr als eine SEG geben sollte stimmt, müsste eigentlich auch die Regel sein. Das Problem bleibt aber das es egal ob eine SEG oder mehrere entsprechende Fahrzeuge und Personal braucht um den Regelrettungsdienst "ersetzen" zu können. Bei uns könnte die SEG den Rettungsdienst nicht ersetzen, im gesamten ehrenamtlichen Bereich gibt es nach meinem wissen nur 1-2 richtige RTW, alles andere ist ein KatS "RTW" bzw sind N-KTW B.


    Ansonsten stimme ich dir zu das es dem diensthabenden Hauptamtlichem egal sein sollte ob er zu einer Übung oder zu einem Einsatz fährt, leider ist dies bei vielen aber nicht so. Auch kann es dem Arbeitgeber nur bedingt egal sein was sein Mitarbeiter von diesem oder jenem hält, schließlich muss das Betriebsklima einigermaßen stimmen.
    Im übrigen bitte ich es nicht falsch zu verstehen, ich bin durchaus ein Freund von unangekündigten Übung und auch der Einbindung des Regelrettungsdienstes in diese und auch der Meinung dass der Angestellte vom Grundsatz her erst mal die Arbeit zu machen hat die ihm aufgetragen wird.

  • Wow, ich hätte nie damit gerechnet, daß derart viele Beiträge zum Thema mittlerweile gekommen sind!


    Die LoPa-Katastrophe hat sicherlich eindrücklich gezeigt, was beim Ausfall von Kommunikationsmöglichkeiten passieren kann.
    Inwieweit dies bei dem SOGRO-Projekt mitüberdacht wird, weiss ich nicht.
    Doch es ist ja ein lösbares Problem!
    Wenn die Telekom es schafft, für Großveranstaltungen zusätzliche Netzkapazitäten zu schaffen bzw. Vorrangschaltungen für definierte Anschlüsse, dürfte dies auch möglich sein, wenn aus der lfd. Forschungsarbeit ein neuer Standard wird.


    Das Hess. Krankenhausgesetz sieht verpflichtend vor, daß sich alle Kliniken auf einem MANV vorzubereiten haben.
    Im Gesetz steht zwar nichts von den Möglichkeiten einer Reglementierung, wenn nicht...
    Meine Erfahrungen bei den Klinikübungen in Ffm. haben mir aber gezeigt, wie sehr die Krankenhäuser die Möglichkeit einer gutern Darstellung in den Medien erkannt haben.
    Das ist kostenloses Marketing!!!
    Wie die Gesetzeslage in anderen BL ist, weiss ich nicht.
    Gerade Kliniken in Landkreisen sind hier sicherlich im Nachteil bzgl. ihrer Ressourcen.
    Dies betrifft aber Übungen ebenso wie reale Szenarien!
    Während es ja RD-Alltag ist, daß Notfallpatienten aus dem LK a-b-c in die Großstadt 1-2-3 gefahren werden, ist dies bei einer Übung sicherlich schwerer umzusetzen, denn es verlangt die Kooperation benachbarter politischer Körperschaften.
    Das hess. Ü-MANV-Konzept sieht vor, daß die Verstärkung des Regel-RD (3 RTW + 1 NEF pro RD-Bereich) ihre PatientInnen auch in den Bereich transportiert, aus dem diese Verstärkung gekommen sind.
    Drei Patienten sind bei einem MANV 250 bzw. -500 sicher nicht die Welt, aber es ist ein Anfang.


    Die Einbindung hauptberuflichen RD-Personals in derartige Übungen ist sicherlich verbesserungswürdig.
    Meiner Meinung nach ist bereits die niedrigschwellige Nachalarmierung von LNA/OLRD eine Möglichkeit, daß "Stammpersonal" an andere Strukturen zu gewöhnen.
    In meinem RD-Bereich erfolgt diese gezielte Nachalarmierung bei:
    - an einem Schadensort sind mehr als zwei Notärzte eingesetzt
    - bei Rettungsdiensteinsätzen, bei denen mehr als drei Rettungsmittel eingesetzt werden (KTW, RTW, NEF, RTH)
    - an einem Schadensort sind mehr als fünf Verletzte notfallmedizinisch / rettungsdienstlich zu versorgen
    - auf Anforderung der rettungsd. Einsatzkräfte bzw. einer Einsatzleitung am Schadensort


    Dies führte in der Praxis bereits dazu, daß bereits auf der Anfahrt zu realen Ereignissen (z.B. VU mit mehreren Verletzten) über der Schutzjacke die separate Kennzeichnungsweste (Fahrzeugkennung + Besatzungsfunktion) angezogen wird.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?