Moin,
ich habe kürzlich meinem AMLS Providerkurs erfolgreich absolviert und wollte euch gern von meinen Erfahrungen berichten. Ich persönlich stand dem Kurskonzept von Anfang an recht offen gegenüber, denn obgleich ich mich in der Behandlung internistischer und neurologischer Patienten recht sicher fühle, habe ich von meinem PHTLS Lehrgang seiner Zeit sehr profitiert.
Was ist AMLS? AMLS ist ein klassischer Vierbuchstabenkurs, sprich ein international zertifizierter Kurs, der eine einheitliche Patientenversorgung basierend auf aktueller Studienlage und Algorithmen anstrebt. AMLS beschäftigt sich hierbei mit nicht reanimationspflichtigen Patienten aus dem internistischen und neurologischen Feld. Er ist im Gegensatz zum PHTLS nicht explizit auf die Präklinik ausgelegt, sodass auch die klinische Versorgung von Patienten eine Rolle spielt. Hierfür muss man als Rettungsassistent natürlich offen sein, wenn man sich für diesen Kurs entscheidet. Für die ärztlichen Kollegen ist es wohl teilweise schwierig zu akzeptieren, dass der Kurs einfach sein Konzept vermitteln möchte und nicht auf lokale Protokolle und Kompetenzen eingeht. Von jedem Provider wird das selbe Handlungsschema erwartet, sei er Rettungsassistent, Krankenpfleger oder Facharzt, auch bzgl. der Medikamententherapie. In dem von mir besuchten Kurs gab es diesbezüglich auch keine Probleme, allerdings erinnere ich mich an eine verstimmte bayrische Hausärztin in meinem PHTLS Kurs...
Zunächst möchte ich auf die Kursvorbereitung eingehen. Ich habe noch das englischsprachige Buch bekommen, inklusive einer deutschen Übersetzung als pdf. Vom Schreibstil und der gesamten Darstellung sagte mir das englische Buch mehr zu, insbesondere weil man die Mittagspause und Bereitschaftszeiten im Dienst sinnvoll nutzen konnte. Ich fand das Buch als fachlich höchst anspruchsvoll, obwohl ich mein persönliches Fachwissen als Dozent und Bachelorabsolvent in einem medizinischen Fach als nicht alzu gering einstufen würde. Diese Meinung teilten auch die Ärzte im Kurs. Es wird in jedem denkbaren Punkt ins letzte Detail gegangen, sei das bei der Pathophysiologie oder beim Wirkmechanismus einzelner Giftstoffe. Allerdings wird grundsätzlich ein Praxisbezug aufgezeigt, z.B. die Zuordnung zu Toxidromen, und die Möglichkeit besonderer Behandlungen. Man merkt sehr schnell, dass man das Buch detailiert durchgearbeitet und verstanden haben muss, wenn man den PreTest ausfüllen möchte. Dies spiegelt sich auch im Kurs wieder. Wer im Monat vor dem Kurs nicht die Zeit und Möglichkeit hat, das Buch durchzuarbeiten, wird von dem Kurs deutlich weniger haben.
Der Kurs selbst war klasse. Wie schon beim PHTLS war ein super freundliches, motiviertes Instruktorenteam als "Faculty" vor Ort und füllte den Kurs mit Leben. Das AMLS Konzept zeigt auf, wie man einen Patienten in kurzer Zeit diagnostiziert, und möglichst alle in Frage kommenden Verdachtsdiagnosen zusammenträgt, dabei aber dennoch eine sinnvolle Behandlungszeit einhält und lebensbedrohliche Zustände noch vor der Diagnosefindung effektiv korrigiert. Ich fand das Schema anfangs weniger einleuchtend als beim PHTLS, in den Fällen hat es mich aber überzeugt. Es verhindert, dass man sich frühzeitig auf eine Verdachtsdiagnose verrennt, führt zur besseren Begründung der Differentialdiagnose und hilft dabei, Komplikationen früher zu erkennen und zu beheben. Auch als erfahrener Rettungsassistent ist es sicher eine Bereicherung, wenn man für derartige Konzepte grundsätzlich offen ist. Der Kurs selbst ist sehr anstrengend, bringt aber auch sehr viel Spaß.
Mein persönliches Fazit: Ich kann es jedem empfehlen, es ist definitiv eine der sinnvollsten Fortbildungen, die ich seit langem besucht habe.
Viele Grüße,
Johannes
PS: Ich hoffe, das zählt jetzt nicht als Werbung, ich bin einfach nur begeistert.