Köln - Kliniken weisen Vergewaltigte ab

  • In Köln ist im Dezember ein Vergewaltigungs-Opfer in zwei katholischen Kliniken abgewiesen worden. Es wurde unter anderem auf das Verbot einer Beweissicherung und Verordnung der "Pille danach" verwiesen.


    http://www.ksta.de/politik/erz…ab,15187246,21481786.html


    Dies deckt sich so leider mit meinen Erfahrungen anderer katholischer Häuser. Ich wollte daher mal hören, we da so Eure Erfahrungen sind.

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  • Als Religionsignorant muss ich einmal um etwas Hilfe bitten. Das ein katholisches KH die Verschreibung der Pille danach ablehnt, kann ich aufgrund der Einstellung zu Abtreibung und Definition vom Begin des Lebens etc verstehen, aber wie sieht es mit der Beweissicherung aus? Welche religioese Grundlage gibt es dafuer? Zweitens, Religionsfreiheit hin oder her, ist ein Arzt nicht verpflichtet wenn medizinisch indiziert gewisse DIenstleistungen zu erbringen, auch wenn sie gegen seine religioese Einstellung geht?

  • Es gibt da noch das "kirchliche Sittengesetz", auf welches entsprechend in Arbeitsverträgen verwiesen wird. Verstöße können eine fristlose Kündigung zur Folge haben. Ähnliches gilt z.B. auch bei einer Wiederheirat nach Scheidung.


    LG TT

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  • Ich habe mich heute morgen auch bereits tierisch aufgeregt. :shok: Allerdings geht aus diesem Artikel hervor, dass die versagte Hilfe bei der Beweissicherung eher ein Missverständnis zu sein scheint.

    Zitat

    Warum die beiden Kliniken auch die Spurensicherung abgelehnt hätten, entziehe sich seiner Kenntnis.

    Wäre dem nicht so, wäre meine nächste Frage die nach der unterlassenen Hilfeleistung gewesen. PSNV, Verletzungsversorgung und Beweissicherung sind obligat.


    #Edit: ich sehe, das steht im oben verlinkten Artikel genauso drin, hab nicht weit genug gescrollt.

    Einmal editiert, zuletzt von der_Tobi ()

  • Es gibt da noch das "kirchliche Sittengesetz", auf welches entsprechend in Arbeitsverträgen verwiesen wird. Verstöße können eine fristlose Kündigung zur Folge haben. Ähnliches gilt z.B. auch bei einer Wiederheirat nach Scheidung.


    LG TT


    Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.

  • Ich könnte kotzen. Besonders weil sowas in meiner Heimat passiert (ist). Für mich ein Grund spätestens jetzt der Institution Kirche den Rücken zu kehren! Das hat nichts mit Religion oder Glauben zu tun. So etwas darf in unserem Land in unserer Zeit nicht passieren!

  • Ich könnte kotzen. Besonders weil sowas in meiner Heimat passiert (ist). Für mich ein Grund spätestens jetzt der Institution Kirche den Rücken zu kehren! Das hat nichts mit Religion oder Glauben zu tun. So etwas darf in unserem Land in unserer Zeit nicht passieren!


    Gehts noch ein bisschen emotionaler? Wir sind hier nicht im Kommentarbereich der BILD-"Zeitung".


    J.

  • In der Konsequenz heisst das doch, daß Kliniken in kath. Trägerschaft keinerlei NotfallpatientInnen zugeführt wurden, die Gewaltopfer mit ggf. sexuellem Übergriff geworden sind.
    Oft genug geht es ja nicht "nur" um eine gynäkologische Untersuchung/Behandlung, sondern auch um schlichte chir. Erstversorgung.
    Inwieweit sich so etwas in den Rechnern einer LS einpflegen lässt, weiss ich nicht.
    Einfacher wäre wohl die stille Post an die RD-MA, hier im Sinne des Patienten kein Risiko einzugehen.


    Ansonsten kommt auch bei mir grundsätzliche Übelkeit hoch.
    Die derzeitige kath. Prieserschaft wird die Aufhebung des Zölibats nicht mehr erleben - aber ihre Kinder.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Gehts noch ein bisschen emotionaler? Wir sind hier nicht im Kommentarbereich der BILD-"Zeitung".

    Zensur! :ironie:

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • @raph.-wi.


    Da auch konfessionelle Krankenhäuser genauso an der Notfallversorgung von Patienten teilnehmen müssen wie alle anderen Häuser, steht diese Maßnahme eigentlich nicht zur Debatte.

  • Gehts noch ein bisschen emotionaler? Wir sind hier nicht im Kommentarbereich der BILD-"Zeitung".


    J.


    Nein, geht es nicht. Das hat nämlich mit Emotionen zu tun. Und ich bin dankbar dafür, dass mir solche Sachen noch nicht am Arsch vorbei gehen. Das definiert mich als Mensch. Ganz abgesehen davon, dass ich auch privat schon mit Vergewaltigungsopfern zu tun hatte und weiß was sowas in so einer Situation für die bedeutet.
    Es ist mir daher vollkommen egal, ob du das emotional oder sonstwie merkwürdig findest - im Gegenteil, ich finde es bestürztend, dass dir so etwas egal zu sein scheint.


    PS: Ich habe in einem der beiden Krankehäuser einen Teil meiner Ausbildung absolviert.. bisher habe ich es immer weiter empfohlen.. kann ich jetzt nicht mehr mit gutem gewissen. Schade, denn die Abteilung war wirklich super.

  • In der Konsequenz heisst das doch, daß Kliniken in kath. Trägerschaft keinerlei NotfallpatientInnen zugeführt wurden, die Gewaltopfer mit ggf. sexuellem Übergriff geworden sind.
    Oft genug geht es ja nicht "nur" um eine gynäkologische Untersuchung/Behandlung, sondern auch um schlichte chir. Erstversorgung.


    Hast du den/die Artikel bis zum Ende gelesen?
    Da steht, dass die Verweigerung der medizinischen Untersuchung auf einem Missverständnis der Dienstanweisung (also einem Fehler) beruhte. Lediglich ein Informationsgespräch zum Schwangerschaftsabbruch bzw. die Verschreibung der "Pille danach" soll demnach von den betreffenden Häusern nicht durchgeführt werden.
    Dazu kann man sicherlich geteilter Meinung sein, aber diese Haltung ist ja nun nichts Neues. Daraus einen solchen Skandal herauszulesen, halte ich für überzogen, denn mit "unterlassener Hilfeleistung" hat das m.E. nicht viel zu tun.


    Ich persönlich halte es ganz Allgemein für einen Fehler, dass die (katholische) Kirche aus der sogenannten Schwangerschafts-Konfliktberatung ausgestiegen ist (schon vor Jahren), kann aber die Gründe aus moraltheologischen Gesichtspunkten zumindest nachvollziehen. Eine laut-schreiende, entrüstete, polemische, an eigenen Moralvorstellungen festhaltende Skandalkampagne als Antwort darauf halte ich dabei für wenig hilfreich.


    J.

  • Nein, geht es nicht. Das hat nämlich mit Emotionen zu tun. Und ich bin dankbar dafür, dass mir solche Sachen noch nicht am Arsch vorbei gehen. Das definiert mich als Mensch. Ganz abgesehen davon, dass ich auch privat schon mit Vergewaltigungsopfern zu tun hatte und weiß was sowas in so einer Situation für die bedeutet.
    Es ist mir daher vollkommen egal, ob du das emotional oder sonstwie merkwürdig findest - im Gegenteil, ich finde es bestürztend, dass dir so etwas egal zu sein scheint.



    Ich würde mir einfach in einem Fachforum mehr Sachlichkeit in der (durchaus berechtigten) Diskussion wünschen.
    Die persönlichen Unterstellungen mir gegenüber, dass mir "so etwas" egal sei, verbitte ich mir hingegen. Davon abgesehen, dass sie unzutreffend sind, zeugt das davon, dass du dir möglicherweise zu schnell eine Meinung bildest, wenn du gerade von Emotionen geleitet wirst.


    J.


  • Da steht, dass die Verweigerung der medizinischen Untersuchung auf einem Missverständnis der Dienstanweisung (also einem Fehler) beruhte. Lediglich ein Informationsgespräch zum Schwangerschaftsabbruch bzw. die Verschreibung der "Pille danach" soll demnach von den betreffenden Häusern nicht durchgeführt werden.


    zwei krankenhäuser haben die untersuchung und behandlung einer möglicherweise vergewaltigten frau abgelehnt, vielleicht nur aufgrund einer fehlinterpretation einer dienstanweisung. das machts aber keinesfalls besser, jörg. die beiden häuser haben einer frau hilfe verweigert, die sich in einer hochgradigen krisensituation befand und für die es sicher nochmal schwer fasslich gewesen ist, nach so einem ereignis als patientin in zwei krankenhäusern abgelehnt zu werden - warum auch immer.


    meiner meinung nach handelt es sich um ein sowohl unmoralisches als auch strafwürdiges fehlverhalten, und auch ich finde es rein zum kotzen.

    Einmal editiert, zuletzt von res cogitans ()

  • zwei krankenhäuser haben die untersuchung und behandlung einer möglicherweise vergewaltigten frau abgelehnt, vielleicht nur aufgrund einer fehlinterpretation einer dienstanweisung. das machts aber keinesfalls besser, jörg. die beiden häuser haben einer frau hilfe verweigert, die sich in einer hochgradigen krisensituation befand und für die es sicher nochmal schwer fasslich gewesen ist, nach so einem ereignis als patientin in zwei krankenhäusern abgelehnt zu werden - warum auch immer.


    meiner meinung nach handelt es sich um ein sowohl moralisches als auch strafwürdiges fehlverhalten, und auch ich finde es rein zum kotzen.


    Ich habe nicht bestritten, dass im konkreten Fall ein Fehlverhalten vorgelegen hat (in dem von dir zitierten Abschnnitt nenne ich das einen "Fehler"). Ich kann auch nachvollziehen und finde es richtig, wenn der konkrete Fall juristisch und/oder strafrechtlich verfolgt wird, denn möglicherweise (oder sogar wahrscheinlich) lag HIER eine unterlassene Hilfelesitung vor. Ich halte es auch für legitim, und auch das schrieb ich weiter oben, wenn der Fall hier diskutiert wird.
    Ich halte es jedoch für unangemessen, wenn daraus Schlüsse gezogen werden, die darauf abzielen, nie wieder Patientinnen in ein konfessionelles Krankenhaus zu befördern oder aufgrund dieser Fehlhandlung gar einen Kirchenaustritt zu propagieren, solange man davon ausgehen muss, dass die dort tätigen Ärzte eine Anweisung anscheinend falsch verstanden haben - zumindest, solange man diese Empörung auf die unterlassene Hilfeleistung bezieht.
    Bezieht sich die Empörung auf die Verweigerung der Schwangerschaftskonfliktberatung (und konsekutiv der Verschreibung der Pille danach), so kann ich zwar das Unverständnis dessen nachvollziehen, nicht jedoch die Überraschung darüber, denn das ist schließlich ein alter Hut.


    Meiner Meinung nach muss man hier zwei Themen grundsätzlich voneinander trennen:
    A) Die Kirche untersagt ihren Institutionen die Schwangerschaftskonfliktberatung und verweist dazu auf andere Instanzen.
    B) Aufgrund eines vermeintlichen Missverständnisses in der Umsetzung einer Dienstanweisung wird in einem konkreten Fall in zwei Krankenhäusern einer jungen Frau die medizinische Hilfe verweigert.


    Beides lässt sich sachlich getrennt voneinander diskutieren, eine emotional geleitete Vermischung führt dazu, dass die Diskussion unsachlich wird. Als Beispiel dafür führe ich an, dass mir selbst weiter oben unterstellt wurde, mir sei die Situation einer frisch vergewaltigten jungen Frau egal und ich sei quasi gefühllos. Das ist ein unzulässiger Schluss aus meiner Bitte um Versachlichung der Diskussion. Ebenso wie ich es von mir selbst ganz sicher weiß, unterstelle ich übrigens auch der katholischen Kirche, dass ihr die Situation von Verbrechensopfern nicht egal ist. Dieses hingegen wird offensichtlich zumindest teilweise aus der Berichterstattung geschlossen. Vielleicht sollte man aber eher über Kommunikationsdefizite sprechen und darüber diskutieren, wie man derartig tragische Missverständnisse vermeiden kann.


    Ganz unabhängig vom tagesaktuellen Anlasse warne ich davor, sich eine abschließende Meinung einzig aus Nachrichtenmeldungen und Presseberichten zu bilden und allein darauf gestützt konkrete, weitreichende Konsequenzen zu fordern.


    J.

  • meiner meinung nach handelt es sich um ein sowohl moralisches als auch strafwürdiges fehlverhalten, und auch ich finde es rein zum kotzen.


    Ich glaube nicht, dass es sich hierbei um eine unterlassene Hilfeleistung handelt.
    Da beispielsweise für die Pille danach ein Zeitraum für die mögliche Einnahme von 72h angegeben wird.


    Aber ich finde es ebenfalls zum kotzen. :negativ:


    Interessanterweise gilt ja für Ärzte eigentlich eine Berufsordnung (hier die MBO der BÄK):

    Zitat

    § 2
    Allgemeine ärztliche Berufspflichten...
    (4) Ärztinnen und Ärzte dürfen hinsichtlich ihrer ärztlichen Entscheidungen keine Weisungen von Nichtärzten entgegennehmen.
    ...


    Ich glaube, dass die meisten Entscheidungsträger der katholischen Kirche Nichtärzte sind.
    Deswegen finde ich es eigentlich die größere Sauerei,
    weil eigentlich möchte man hiermit verhindern, dass Medizin ideologisch durchwandert wird.


    Aber man kann natürlich wieder frech argumentieren:
    Wer an einem katholischen Krankenhaus arbeitet, hat sich "bewußt" (vielleicht weil es die einzige Stelle war...) hierzu entschieden...

  • Ich habe meine pflegerische Ausbildung in einem katk. KH gemacht und dort auch die Zentrale Notaufnahme geleitet.
    Die Klinik war "wirklich katholisch", d.h. Ordensschwestern ebenso im Haus wie Tag + Nacht ein kath. KH-Seelsorger.
    Das hier keine geplanten Schwangerschaftsunterbrechungen gemacht wurden, war klar.
    Die "Pille danach" war zu dieser Zeit noch gar kein Thema.
    Frauen als Opfer von sexuellen Übergriffen waren selten - aber es kam vor.
    In allen diesen Fällen gab es bereits in der ZNA ein Stelldichein aller beteiligten med. Fachdisziplinen plus (nach Verfügbarkeit) von Sozialarbeit + Seelsorge.
    Ein einziges Mal hat da ein Priester etwas vom "göttlichen Willen" und "Heiligkeit der Leibesfrucht" palavert.
    Wir haben diesen Alibichrist damals aus der Abteilung herausgeschmissen.
    Am Tag danach gab es ein Gespräch mit der Oberin - uind eine Woche später war dieser Priester weg.


    Ich war und bin jedoch froh, daß unter der Begrifflichkeit "Heiliger Geist" dort die Fähgkeit des eigenständigen Denkens ebenso verstanden wurde wie die darauf folgende praktisch-fachliche Umsetzung, was in Kirchenkreisen als "Nächstenliebe" definiert ist.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich würde mir einfach in einem Fachforum mehr Sachlichkeit in der (durchaus berechtigten) Diskussion wünschen.
    Die persönlichen Unterstellungen mir gegenüber, dass mir "so etwas" egal sei, verbitte ich mir hingegen. Davon abgesehen, dass sie unzutreffend sind, zeugt das davon, dass du dir möglicherweise zu schnell eine Meinung bildest, wenn du gerade von Emotionen geleitet wirst.


    J.


    Bei allem Respekt, Jörg.
    ICH könnte bei so einem Vorfall auch schnell emotional werden, verkneif mir das üblicherweise hier aber (wegen Fachforum und so).
    Den ersten Beitrag von VK-Retter hätt ich ber genau so geschrieben, wenn ich meinem ersten Impuls gefolgt wäre.
    Nur weil ich mich etwas mehr im Griff habe, hab ich es nicht getan.


    Mit den Vorgängen um die Missbrauchsuntersuchungenvon letzter Woche im Hinterkopf ist die Idee des Kirchenaustritts eigentlich ne relativ logische (wenn auch emotional geleitete) Konsequenz.
    Ich jedenfalls werd´s wohl tun... (aber das muss hier - mangels Fachlichkeit) in der Tat ja nicht diskutiert werden...