2 Rettungsassistenten von drei Männern verprügelt

  • was die Kollegen der blau-silbernen Fraktion angeht:
    die waren bereits beim ersten Einsatzstichwort "Z.n. Schlägerei" mitalarmiert.
    Beim Eintreffen des RD war noch keine POL anwesend, die Übernahme der Patientin in den RTW ging wohl noch problemlos. Erst während der Versorgung im RTW wollten die drei Herren dann in das Fahrzeug, was die Kollegen natürlich verhindern wollten. Ohne große Diskussion, ohne Vorwarnung und ohne Chance zur Deeskalation wurde dem ersten Kollegen ins Gesicht geschlagen. Der zweite Kollege hat am Funk die Notfalltaste gedrückt und Hilfe angefordert.Als er danach unserem Kollegen zur Hilfe kommen wollte, wurde er von zweien der Angreifer festgehalten und vom dritten geschlagen. Ein RTW der Nachbarwache, der auf den Notruf reagierend nach ca. 5 Minuten vor Ort war, traf noch vor der Polizei ein!
    Diese kam erst etwas später, dann aber mit drei Fahrzeugen. Da unser Landkreis wochenendlich nachts nur dünn besetzt ist, gehen wir davon aus, dass die POL sich erst gesammelt hat, um dann mit geballter Macht am EO zu erscheinen. Diese Tatik ist uns jedenfalls von anderen Einsätzen auch so bekannt.
    und ganz sicher hat der zuerst geschlagene Kollege (ca. 1,85m 65 kg, kein Kampfsportler) nicht provoziert... :flag_of_truce:

  • Interessehalber,
    hat die Besatzung des zweiten RTW vor Eintreffen der Polizei in das Geschehen eingegriffen?
    Die Erklärung, dass sich die Polizei erst sammeln wollte, erscheint mir logisch.

  • Zitat von swagman13

    Diese kam erst etwas später, dann aber mit drei Fahrzeugen. Da unser Landkreis wochenendlich nachts nur dünn besetzt ist, gehen wir davon aus, dass die POL sich erst gesammelt hat, um dann mit geballter Macht am EO zu erscheinen. Diese Tatik ist uns jedenfalls von anderen Einsätzen auch so bekannt.

    Exakt so eine Vorgehensweise haben Kollegen an meiner letzten Arbeitstelle auch erlebt - dort war ebenfalls ein zweiter RTW deutlich vor der Polizei vor Ort und konnte die Situation "entschärfen" (nur ein Angreifer). Ich finde das ehrlich gesagt ein bisschen befremdlich wenn die Polizei in einer solchen akuten Bedrohungslage erst ein Weilchen auf Verstärkung wartet während sich die Kollegen fröhlich verprügeln lassen. Ich habe meine Ausbildung in einer Großstadt ihm Ruhrgebiet gemacht, dort war nach entsprechenden Notrufen innerhalb kürzester Zeit der erste Streifenwagen vor Ort, die Nachhut traf dann tröpfchenweise im weiteren Verlauf ein. Das war mir, als Angegriffenem, sehr recht so.

    What I cannot create, I do not understand. (Richard Feynman)


    Mein Name ist Hans, das L steht für Gefahr.

  • Ich finde das ehrlich gesagt ein bisschen befremdlich wenn die Polizei in einer solchen akuten Bedrohungslage erst ein Weilchen auf Verstärkung wartet während sich die Kollegen fröhlich verprügeln lassen.


    Auch bei der Polizei gilt:
    Eigenschutz geht vor.

  • Nein, aber der Kommentar sollte einfach dem Bildungsstand entsprechen.


    Was bevorzugst Du für ein Vorgehen?


    Puh, da hab ich mir mal eine ungefähre Definition von Deeskalation angesehen. Mea Culpa! Ich hatte die Deeskalation auf eine Stufe mit "Talk Down" gestellt. Ich deeskaliere in der Regel mit klaren Ansagen. Insofern ist meine obige Aussage natürlch falsch.

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • hmm irgendwie sehr interessant.


    Ansich hört sich für mich die Strategie so an:


    Deeskalieren... In Deckung gehen... weiter deeskalieren... Hilfe rufen... weiter deeskalieren... auf Hilfe warten... weiter deeskalieren und im Endeffekt dennoch auf den Sack bekommen.


    Man verzeihe mir meine Polemik oder meinen ungesunden Menschenverstand oder einfach meine Standes-Dummheit aber ich lasse mich nicht verhauen wenn ich da bin um zu helfen.


    Es gibt einfach Momente im Leben wo jegliche geistige Überlegenheit und jedes Gutmenschentum für n Arsch ist. Und dann brauch auch keiner mehr kommen mit: §: soundso und Artikel: schissmichtod.
    Ich werde angegriffen von "Tieren", dann reagiere ich auch mal animalisch.



    selbstverständlich bin auch ich ein Freund der verbalen Auseinandersetzung. Im Gross der Fälle auch deeskalierend. Hier sprechen wir aber schon von der Stufe danach!




    so und nun: Feuer frei auf Neo :kaffee:

  • Man verzeihe mir meine Polemik oder meinen ungesunden Menschenverstand oder einfach meine Standes-Dummheit aber ich lasse mich nicht verhauen wenn ich da bin um zu helfen.


    Ich auch nicht, ist auch noch nie passiert. Aber es ist nicht so, als hätte es nicht schonmal zunächst danach ausgehen.


    Zitat

    Es gibt einfach Momente im Leben wo jegliche geistige Überlegenheit und jedes Gutmenschentum für n Arsch ist. Und dann brauch auch keiner mehr kommen mit: §: soundso und Artikel: schissmichtod.
    Ich werde angegriffen von "Tieren", dann reagiere ich auch mal animalisch.


    Wir hatten 2012 einen Tag im Rahmen der Pflichtfortbildung zum Thema "brenzlige Situationen". Als Referenten zwei Polizisten aus unserem Gebiet. Deren Aussage war natürlich auch ganz klar, dass man dem ganzen Übel nach Möglichkeit aus dem Weg gehen sollte. Wie geht man in eine Wohnung hinein, wie nähert man sich einer am Boden liegenden Person, usw.
    Aber es wurde auch ganz klar gesagt: Wenn man in die Situation kommt, in der man (gefährlich) angegriffen wird und Flucht nicht möglich oder keine Option ist: Draufhalten. Und zwar mit allem, was man in die Finger kriegen kann. Und auch nicht, um Gesprächsbereitschaft herzustellen, sondern um Fakten zu schaffen.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Wir hatten 2012 einen Tag im Rahmen der Pflichtfortbildung zum Thema "brenzlige Situationen". Als Referenten zwei Polizisten aus unserem Gebiet. Deren Aussage war natürlich auch ganz klar, dass man dem ganzen Übel nach Möglichkeit aus dem Weg gehen sollte. Wie geht man in eine Wohnung hinein, wie nähert man sich einer am Boden liegenden Person, usw.
    Aber es wurde auch ganz klar gesagt: Wenn man in die Situation kommt, in der man (gefährlich) angegriffen wird und Flucht nicht möglich oder keine Option ist: Draufhalten. Und zwar mit allem, was man in die Finger kriegen kann. Und auch nicht, um Gesprächsbereitschaft herzustellen, sondern um Fakten zu schaffen.


    Wir hatten vergangenes Jahr eine ähnliche Veranstaltung mit der Kantonspolizei. Die Aussagen waren hier ganz ähnlich.
    Ich fand es ganz interessant, dass man zwischenzeitlich sogar die Kleidung und die Art, diese zu tragen, bei der Gendarmerie untersucht.

  • Ich fand es ganz interessant, dass man zwischenzeitlich sogar die Kleidung und die Art, diese zu tragen, bei der Gendarmerie untersucht.


    Kleidung macht Leute - Das werden wir Rosenmontag wieder sehen.
    Das ist immer ein totaler Kontrast zwischen den gemütlichen "Dorfpolizisten" und der zackigen Bereitschaftspolizei.
    Vor der Bepo hab ich Respekt - Auch wenn dir mir ja nichts tun. Aber die unmissverständliche Körpersprache, entsprechend martialische Kleidung und Ausrüstung, die klaren Ansprachen - Das zieht.


    Vor Jahren hat sich mal bei uns ein Südosteuropäer, der der örtlichen Polizei wohl wegen diverser Delikte bekannt war, mit der für ihn unbekannten Hundertschaft der Bereitschaftspolizei auseinandergesetzt. Das endete mit einer Hafttauglichkeitsbescheinigung unserer Notärztin. :biggrin_1:

  • Wir hatten 2012 einen Tag im Rahmen der Pflichtfortbildung zum Thema "brenzlige Situationen". Als Referenten zwei Polizisten aus unserem Gebiet. Deren Aussage war natürlich auch ganz klar, dass man dem ganzen Übel nach Möglichkeit aus dem Weg gehen sollte. Wie geht man in eine Wohnung hinein, wie nähert man sich einer am Boden liegenden Person, usw.
    Aber es wurde auch ganz klar gesagt: Wenn man in die Situation kommt, in der man (gefährlich) angegriffen wird und Flucht nicht möglich oder keine Option ist: Draufhalten. Und zwar mit allem, was man in die Finger kriegen kann. Und auch nicht, um Gesprächsbereitschaft herzustellen, sondern um Fakten zu schaffen.

    Dem stimme ich komplett zu.


    :positiv:




    Die Zunahme der Angriffe auf Uns, Polizei und Feuerwehr hat einfach seine Ursache in den ständigen und verweichlichten Deeskalationversuchen. Stets und überall wird dies Propagiert. Kein Wunder das wir uns in den letzten Jahren immer mehr zu "Opfern" (danke jugendlicher Sprachgebrauch) haben machen lassen.


    Sicher fängt das klein an: man lässt sich hier mal vollnölen und da mal anschupsen und dort mal beleidigen... Und schwuppdiwupp: Mit denen kann man es ja machen: die dürfen/können sich ja nicht wehren.

  • Ja, ein Stück weit ist es schon schwierig, da ne vernünftige Grenze zu ziehen (okay, körperliche Gewalt geht logischerweise gar nicht). Kommt halt immer schwer auf die Situation an, da gehört es u.U. auch schon mal irgendwie dazu, dass sich ein "Kunde" oder unbeteiligter Dritter im Ton vergreift.
    Spätestens aber, wenn sichere Verhältnisse herrschen, bestehe ich auf den gebotenen Respekt. Ich hab neulich z.B. einem 18jährigen Rotzlöffel sehr deutlich einen Fußmarsch ins Krankenhaus angeboten. Im Gegenzug hat er dann aufgehört, mich ständig anzumotzen, weil er wohl gemerkt hat, dass ich bei der Assi-Schlägerei nicht dabei war, die ihm seine Ellenbogenluxation beschert hat. Irgendwann is' halt auch mal gut.

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  • Und selbst? Hand auf''s Herz...

    nie in so einer provozierend aggressiven Art. Dafür fahre ich zu wenig RTW um mir ein so hohes Potential aufgestaut zu haben.


    Ich habe für vieles Verständnis. Auch für die viel besprochenen Dödelfahrten. Auch für die dummheitbedingte Hilflosigkeit und die suchtbedingten Ekeltouren. Aber das ist nunmal mein Job. Dafür gab es Pratika um heraus zu finden: Komme ich damit klar.


    Und selbstverständlich bin ich nicht begeistert dafür um 3 Uhr Nachts meinen bettschweren Körper samt tranigen Geist aus dem warmen Bettchen zu heben. Und natürlich wird nach dem Einsatz rumgemault. Klar, wer macht das nicht.


    Aber mich so zu verhalten, wie es ein kleiner Bruchteil unserer Mitmenschen UNS gegenüber an den Tag legt: NEIN!



    Es soll definitiv nicht so klingen, als wenn ich bei jeder Gelegenheit gleich zuschlage oder meine Stimme erhebe. Aber merke ich das von Anfang ein "besondere" Stimmung gegen uns herrscht und ggf. sogar die körperliche Auseinandersetzung gesucht wird, so habe ich eh nichts zu verlieren, außer meiner körperlichen Unversehrtheit.


    Fasst immer lässt sich so eine Situation mit einem resoluten !!gemeinschaftlichen!! Auftreten schnell entschärfen, sodass Fälle, wie der hier geschilderte Einsatz, zum Glück immer die Ausnahme sein werden. So hoffe ich jedenfalls. Wir wollen doch alle nur unseren Job machen und nach dem Dienst gesund und munter nach Hause... oder in die nächste Bar.


    Aber es gibt Menschen die sind einfach nur auf Gewalt und Krach aus. So wie die Personen in diesem Einsatz. Sie haben die Frau verprügelt und wollten gleich nochmal an sie ran. Ergo ist die Situation schon lange eskaliert und Hilfe in nächster Zeit nicht zu erwarten.


    Als Filmfan zitiere ich einfach mal Buttler Alfred: "...es gibt Menschen die wollen die Welt einfach nur brennen sehen..." Sollen sie ruhig. Aber nicht dort wo andere gekommen sind um zu helfen. Um ethisch, moralisch und einfach nur menschlich das zu tun, was ihre Berufung ist.

  • @Ani


    ich glaube, dass viele von uns, sich auch mal im Ton vergriffen haben, ohne es zu wollen. Ich weiß auch, dass du einige Fehler bei uns allen siehst. Da hast du wie gesagt nicht unrecht, aber die Zunahme der Aggression und Respektlosigkeit gegenüber uns ist nicht damit alleine erklärbar.

  • aber die Zunahme der Aggression und Respektlosigkeit gegenüber uns ist nicht damit alleine erklärbar.


    Eine ganz einfache Erklärung dafür wäre, daß der Rettungsdienst immer häufiger zu solchen "Patienten" hinzugezogen wird, während solche Einsätze früher überwiegend durch die Polizei oder aber generell ohne fremde Hilfe "abgearbeitet" wurden. Ich persönliche glaube nicht an eine allgemein so extrem zunehmende Gewaltbereitschaft der Patienten.

  • Eine ganz einfache Erklärung dafür wäre, daß der Rettungsdienst immer häufiger zu solchen "Patienten" hinzugezogen wird, während solche Einsätze früher überwiegend durch die Polizei oder aber generell ohne fremde Hilfe "abgearbeitet" wurden. Ich persönliche glaube nicht an eine allgemein so extrem zunehmende Gewaltbereitschaft der Patienten.


    Wieso spricht denn dann auch die Polizei von einer Zunahme der "Gewalt"!?

  • Ist das nicht das Gleiche?

    Ich würde sagen nein



    Die Anzahl der Übergriffe können zunehmen, aber gleichzeitig bleibt die Qualität der Gewalt gleich.


    Die Anzahl der Übergriffe können gleichbleiben, aber die Qualität der Gewalt kann zu nehmen.






    Ich hoffe du möchtest kein plastisches Beispiel