Retter im schweizer Kanton Basel-Landschaft fahren Umwege - mangelnde Ortskenntnis bei Personal aus Deutschland?

  • Rettungskräfte der Sanität Liestal (Kanton Basel-Landschaft) fahren immer wieder über Umwege zu ihren Einsatzorten. Entsprechende Kritik kam nun von Seiten der Feuerwehr. Während der Ärztliche Leiter des Rettungsdienstes um eine Erklärung und Vermeidung der Falschfahrten bemüht ist, hat man bei der Feuerwehr einen Verdacht, weshalb es häufig zu den Umwegen kommt: "Die meisten Sanitäter sind mittlerweile Deutsche. Kein Wunder kennen sie sich bei uns nicht aus."


    Der Leiter der Sanität Liestal bestätigt zwar, dass von 25 Rettungssanitätern 12 aus Deutschland kommen, weist jedoch darauf hin, dass die meisten von ihnen aus dem grenznahen Raum kommen oder zuvor bereits andernorts in der Schweiz gearbeitet hätten. Zur Begründung, weshalb man so viele Deutsche beschäftige, führt der Rettungsdienstleiter an: "Der Arbeitsmarkt für Rettungssanitäter ist schweizweit total ausgetrocknet."
    Künftig soll es spezielle Fortbildungen zur Ortskunde geben. Diese müssen allerdings in der Freizeit absolviert werden, da bei offiziellen Fortbildungen die medizinische Weiterbildung Priorität hätte.


  • Künftig soll es spezielle Fortbildungen zur Ortskunde geben. Diese müssen allerdings in der Freizeit absolviert werden, da bei offiziellen Fortbildungen die medizinische Weiterbildung Priorität hätte.

    Sehr lustig! :rofl2: Wenn mein Chef mir einen Caipirinha ins Freibad bringt und mir dabei die Sicht auf die Bikini-Schönheiten nicht verdeckt (hoffentlich liest meine Frau gerade nicht mit), dann darf er gerne KURZ in meiner FREIZEIT mit mir über Ortskunde sprechen.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Oh nein das ist doch das gelobte Land, wo Wein aus goldenen Hähnen fliesst.... Ganz ehrlich die anti-deutsch Einstellung der Schweiz insbesondere auf deutsche Arbeitnehmer ist ja nun wirklich nichts neues. Und immer wieder für populistische Meldung in der Presse und am Stammtisch gerne genommen. Aber denke wir denn soviel anders hier bei uns? Ich kann mich noch gut an die Parolen erinnern, als die ausschreiberei anfing, von wegen der polnische Subunternehmer ohne deutsch Kenntnisse, oder ganz aktuell im Rahmen der Diskussion über zugewanderte Ärzte aus den Oststaaten.

  • Vielleicht folgen sie aber nur den Anweisungen ihrer Navis......


    Und ich möchte bezweifeln, dass die Ortskenntnis an die Nationalität gebunden ist.


    Wenn es aber so sein sollte, dann sollte die Schweiz endlich genug Geld in die Hand nehmen, um ausreichend Schweizer für diesen (oder ähnliche) Berufe auszubilden, anstelle sich die Ausbildung der Leute von anderen Ländern zahlen zu lassen.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Aber denke wir denn soviel anders hier bei uns? Ich kann mich noch gut an die Parolen erinnern, als die ausschreiberei anfing, von wegen der polnische Subunternehmer ohne deutsch Kenntnisse,

    Naja, die Polen kamen nicht. Dafür die Dänen... :biggrin_1:

  • Hi!

    Vielleicht folgen sie aber nur den Anweisungen ihrer Navis......

    oder es gibt noch gar keine Navis auf (allen)Autos....
    (ok. da scheinen sie ja doch alle ein Navi zu haben...)

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

    Einmal editiert, zuletzt von DaniRA ()

  • Ich könnte jetzt erzählen das mein deutscher Kollege und ich diverse Male dem Schweizer Kollegen die Route erklären mussten da selbiger aus dem Tessin kam... Und sich im Aargau dementsprechend auch nicht auskannte..


    Und mir hat mal ein Feuerwehrkader erklärt das er ja wenn er die um 300m kürzere Nebenstraße mit gefühlten 30 Kurven (anstatt der gut ausgebauten Fernstraße) fährt "mindestens 5 Minuten eher da ist als die Sanität"...


    Was die angebliche Anti-Deutsche Einstellung angeht: Es gibt sie..Ja... Aber sie ist weitaus seltener als in Deutschland angenommen, betrifft meistens eh nur "Idioten" die einen auch so nicht mögen würden und wird massiv aufgebauscht bzw. einfach oft auch von bestimmten Kreisen zur Profilierung genutzt.
    Aber das gibt es in Deutschland genauso, ich kenne Kollegen aus Sachsen die sich im Schwäbischen ähnlich gefühlt haben müssen... Und mir wurde übrigens zu RAiP Zeiten eine Stelle mit den Worten "Als Bayer können sie sich bei uns im Norden ja nicht auskennen" verwehrt...


    Erstmal ruhig durch die Hose atmen.. :stop:

  • Aber sie ist weitaus seltener als in Deutschland angenommen


    Die meisten Deutschen, die der Schweiz wieder den Rücken kehren, kommen deshalb zurück. Das darf man nicht vergessen. Und die, die ich kenne, die da geblieben sind verbringen ihre Freizeit meistens mit anderen Deutschen, bzw. haben im Arbeitsumfeld (Pflege, ärztlicher Dienst) einen großen Anteil an deutsche Arbeitskollegen. Wenn man unter sich bleibt, hat man natürlich eine andere Sichtweise. Man darf das Problem also nicht unterschätzen. Wird auch regelmäßig ärztlicherseits im Rahmen von Erlebnisberichten thematisiert, wenn es um Arbeiten im Ausland geht.


    Ich selber habe die Deutschfeindlichkeit in einem Hotel/Restaurant erlebt, als wir mit mehreren Mitarbeitern eines Dienstleistungsunternehmen in St. Gallen waren.

  • Zitat

    Ich selber habe die Deutschfeindlichkeit in einem Hotel/Restaurant erlebt, als wir mit mehreren Mitarbeitern eines Dienstleistungsunternehmen in St. Gallen waren.


    Könnte es sein, dass jemand aus dieser Truppe zur Kellnerin "ich bekomme ein Bier!" oder "bringen Sie mir ..." gesagt hat ?
    Klar werdet ihr da angeraunzt.

  • Nein, wir wurden ignoriert, bzw. erst nach den anderen Gästen bedient. Und das auch sehr mißmutig. Das zog sich den ganzen Abend so durch. Allerdings bezog sich das nur auf eine Servicekraft. Trotzdem ist so was in einem professionelles Dienstleistungsgewerbe in einer Stadt mit internationalem Verkehr nicht angebracht. Übrigens auch nicht, wenn man: "Ich bekomme ein Bier!" gesagt hätte. Wir haben ja keine russische Orgien gefeiert oder Hotelzimmer zerstört. So entgingen dem Restaurant jedenfalls zehn weitere Abendessen und das entsprechende Trinkgeld. Wenn man sich das leisten kann...

  • Allerdings bezog sich das nur auf eine Servicekraft. (...) Übrigens auch nicht, wenn man: "Ich bekomme ein Bier!" gesagt hätte.


    Ich frage mich gerade, wann ich zuletzt eine schweizerische Kellnerin gesehen habe. Nicht umsonst gibt es den Witz, das ein Schweizer macht, wenn ein Deutscher und die Kellnerin Streit haben: Nichts, wir mischen uns nicht in innerstaatliche Probleme ein ! Übrigens ist "...ich bekomme..." tatsächlich ein Affront. Egal, schade, dass du so einen Eindruck gewinnen musstest.


    Was das vorher gesagt betrifft, so muss man bedenken, dass die Schweiz kein "Deutschland light" ist. Hier gibt es andere Vorgehensweise, ein anderes Verhalten in den Klinken und ein anderer Umgang miteinander. Ich habe in drei Kliniken in der Schweiz gearbeitet. Einige (wenige) Ärzte, meist die Unerfahrenen, haben dem Pflegepersonal erst mal Einmischung in ärztliche Angelegenheiten untersagt - das läuft hier nun mal anders, oder benutzen den Imperativ - NO GO ! Das sind dann Personen, die nicht nur von Schweizern gemieden werden, sondern auch von etablierten Deutschen. Allerdings habe ich jede Menge Ärzte und Pflegepersonal kennen lernen dürfen, die sich sehr intensiv mit den Eigenheiten des Landes befasst haben, von denen wollen die meisten nicht mehr zurück.


    Ich schiebe hier die Schuld gar nicht allein auf die deutschen Ärzte, falls dies so rüber kommen sollte, möchte ich dies dementieren. Es gibt Vorbehalte gegen Deutsche in der Schweiz, so wie es die selben Vorbehalte von Schwaben gegenüber Badenern, von Bayern gegenüber allen Anderen gibt.

  • Es gibt Vorbehalte gegen Deutsche in der Schweiz, so wie es die selben Vorbehalte von Schwaben gegenüber Badenern, von Bayern gegenüber allen Anderen gibt.


    Ich lasse diesen leicht beschönigenden Vergleich einfach mal so stehen.

  • Mag sein, Ani, dass ich das -aus deiner Sicht - beschönigt sehe. Ich stehe auch zu meinem Land, da muss ich um Nachsicht bitten !

  • Kurz noch zum ursprünglichen Vorwurf der Ortskenntnis: Die Schweiz kennt - noch - bis nächstes Jahr - den Ambulanzchauffeur: das sind oftmals Fahrer, die seit Jahrzehnten in ihrem Bereich fahren, denen sagt man nicht "wohin", sondern "zu wem". Leider verschwinden diese Personen, ich habe selber mit Chauffeuren gearbeitet, die seit 30 Jahren nur in diesem RD-Bereich gearbeitet haben. Ich habe noch nie so viele Nebensträsschen kennen lernen dürfen, wie mit denen.
    Auf die Bezeichnung "Chauffeur" haben die übrigens sehr viel Wert gelegt.

  • securo: Die geilsten Chaffeure sind immer die, die im Hauptberuf Bus fahren =-)
    Aber mal ernsthaft: Diese Gattung der alten Chaffeuere stirbt -leider- aus... Das niemand -selbst ein junger Schweizer- mit denen konkurieren kann ist auch klar.. aber ich denke das die angesprochene Empörung, grade weil sie ja von extern kam andere Gründe hatte.


    @Ani: Ich kenne das auch, dass die Deutschen unter sich bleiben..Es liegt aber imho weniger an den Vorurteilen auf schweizer Seite sondern eher daran das es aufgrund der kulturellen Gemeinsamkeiten schlichtweg einfacher ist (und die entsprechende Masse ist ja mittlerweile vorhanden). Es ist für einen Deutschen eben schwieriger mit einem Schweizer eine Freundschaft aufzubauen als mit einem anderen Deutschen... (Wobei meine schweizer Freunde sagen es sei für einen Schweizer genauso schwierig :D :D )


    Wenn man nicht den Fehler des "Deutschland light" macht, bereit ist sich auf die andere Arbeitsweise und v.a. Arbeitsethik einzulassen und den gelegentlichen blöden Spruch weg stecken kann ist es durchaus schön dort zu arbeiten und zu leben...
    (Persönlich habe ich aus der Schweizer Zeit übrigens mehr Schweizer Freunde als deutsche Freunde behalten..)


    Es ist Schade, dass du so schlechte Erfahrungen gemacht hast, aber ich denke ein n=1 stellt keine repräsentative Menge dar... (Übrigens ist mit selbiges in BaWü, 5km hinter der Landesgrenze zu Bayern, auch passiert :D Leute gibts). Denn dann machst du den selben Fehler der in der Schweiz zu den Vorurteilen führt: Du nimmst einzelne schlechte Erfahrungen dafür her um Vorurteile die du mal gehört hast zu bestätigen...
    Denn das muss man auch sehen: Es gibt auch Deutsche die sich in der Schweiz aufführen wie sonstwas... Ich bin schon beim Danner an der Kasse gestanden und hab überlegt ob ich flüchten soll weil sich die beiden "Landsleute" vor mir derartig daneben benommen haben...


    (Anbei: Du hättest in deinem Beispiel vermtl. die selbe Behandlung erhalten wenn du aus dem Tessin oder der Romandie gewesen wärst... Oder nur aus dem Aargau... der Kantönligeist ist manchmal "interessant" und ist weniger Germano als Xenophobie..)


    Wie gesagt: Es gibt definitiv "antideutsche", rassistische und xenophobe Menschen in der Schweiz. Ist so, hat jeder der in der Schweiz arbeitet erlebt. Aber sie sind bei weitem nicht so gravierend wie angenommen wird. Und sie sind kein Grund deswegen das gesamte Land über einen Kamm zu scheren..das ist nämlich fast das selbe Level.

    Einmal editiert, zuletzt von krumel () aus folgendem Grund: Securos Beitrag vergessen..

  • Mir ist schon klar, daß es sich erstmal um einen Einzelfall handelt und damit nicht zwangsläufig repräsentativ sein muß. Warum Du allerdings dann nach dieser Feststellung selber zu Einzelbeispielen greifst, ist mir nicht klar. Die eidgenössische Fremdenfeindlichkeit war mir übrigens schon vorher bekannt. Das Ereignis hat uns lediglich diesen Umstand als Beispiel aus dem Alltag vor Augen geführt. Mit unseren Kunden, dem Rettungsdienst und der ZNA des dortigen Klinikum hatten wir keine Probleme. Im Gegenteil. Du kannst mir glauben, daß ich sehr differenziert an solche Dinge rangehe.


    Wer sich für über die Fremdenfeindlichkeit in der Schweiz, speziell der Deutschfeindlichkeit, ein Bild machen will, kann die entsprechenden Tags googlen und sich selber eine Meinung bilden. Beiträge findet er dazu massig.

  • Hallo,


    Was ich eher bedenklich finde, fasst der zuständige Vorgesetztt hier gut zusammen:


    Zitat

    Studer: «Was mich ernsthaft beunruhigt, ist, dass die Kommunikation zwischen den Rettungskräften nun über die Presse läuft. Von der Wenslinger Feuerwehr haben wir so weit ich weiss noch nie etwas zu hören bekommen.»


    Spricht nach meiner Sicht ja nicht für ein vertrauensvolles Miteinander...


    Viele Grüße,
    Thomas

  • Und die, die ich kenne, die da geblieben sind verbringen ihre Freizeit meistens mit anderen Deutschen, bzw. haben im Arbeitsumfeld (Pflege, ärztlicher Dienst) einen großen Anteil an deutsche Arbeitskollegen. Wenn man unter sich bleibt, hat man natürlich eine andere Sichtweise.

    Ist es nicht das, was wir unseren Fremden hier immer vorwerfen? :flag_of_truce:



    securo: Für mich ist es immer noch befremdlich wie es in Deutschland normal sein kann "Ich krieg 3 Schrippen" zu sagen, ohne das die Bäckerin die Dinger dem Kunden an den Kopf schmeißt....

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.