Rettungsdienst im MOL übernimmt Ärztlichen Notdienst

  • Zitat

    Es konnte der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KV) offenbar gar nicht schnell genug gehen. Während die Bürger bislang gar nicht informiert wurden, ging bei den betreffenden Ärzten am Montag dieser Woche ein zweiseitiger Brief ein, in dem sie über "Veränderungen im allgemeinen ärztlichen Bereitschaftsdienst" unterrichtet wurden. Starttermin für die Neuerungen ist der kommende Dienstag. Im Raum Seelow sowie in der Märkischen Schweiz werden dann jene Bereitschaftsdienste nicht mehr von den niedergelassenen Ärzten gemacht, sondern von der kreiseigenen Rettungsdienst Märkisch-Oderland GmbH, sprich: vom Notarzt. Ab 1. November folgen die Regionen Bad Freienwalde, Wriezen, Neuhardenberg und Letschin. Im Rest des Kreises, also im berlinnahen Bereich, bleibt alles beim Alten.


    http://www.die-mark-online.de/…l-ansicht/dg/0/1/1200699/
    (gefunden im Medi-Learn-Forum)

  • Ja, da hat sich mein Arbeitgeber was ganz tolles einfallen lassen. Es soll wohl ein 2-jähriges Pilotprojekt sein. Die Freude über das Ganze hält sich jedoch bei den betroffenen Mitarbeitern und Notärzten ziemlich in Grenzen. Weiterhin darf der KV-Dienst ja wohl nur durch Fachärzte durchgeführt werden. Wie man die jeweiligen NEF also ohne den Einsatz von Assistenzärzten besetzen will, ist mir ein Rätsel. Gerade bei den betroffenen NEF gibt es immer wieder Probleme mit der ärztlichen Besetzung. Außerdem sind die Wartezeiten auf ärztliche Hilfe im Oderbruch schon lang genug. Dieser Quatsch wird das Ganze nur verschlimmern. Ein Glück, dass ich im berlinnahen Raum arbeite und wohne...Das Ganze ist in meinen Augen zum Scheitern verurteilt.

  • Ich wüsste jetzt nicht wo ich in einer meiner letzten 12 Stunden NEF Schicht neben den 10 Notarzt-Einsätzen noch die 20 KV-Dienstfahrten unter gebracht hätte? Der Doc wäre dann eh schreiend weg gelaufen und nie wieder aufgetaucht :D

  • Weiterhin darf der KV-Dienst ja wohl nur durch Fachärzte durchgeführt werden. Wie man die jeweiligen NEF also ohne den Einsatz von Assistenzärzten besetzen will, ist mir ein Rätsel.


    Ist schon irgendwie zum Schmunzeln, das der KV-Dienst von Fachärzten durchgeführt werden muss und der Notarztdienst von Assistenzärzten übernommen werden kann. Aber ist ja nicht nur bei euch so.

  • Möglicherweise gibt es da entsprechende Regelungen. Im Kammerbereich Westfalen-Lippe kann de KV-Dienst auch (vertretungsweise) von Nicht-Fachärzten durchgeführt werden.

  • Stelle ich mir sehr kräftezehrend vor, kann man bei kassenärztlichen Notdienst Angelegenheiten trotzdem als NEF weg alarmiert werden?


    Wird sich um eine 100%ige Auslastung summieren, oder`?

  • Jetzt ist das Mehrzweckfahrzeug-System bereits beim NEF angekommen ... na dann cheers.


    Ich stell mir grad vor, ich werd dort von nem Auto überfahren, und der einzige RTW ist gerade bei einer Dialysefahrt und das NEF bei der Mandelentzündung...


    :pardon:

  • Ich wüsste jetzt nicht wo ich in einer meiner letzten 12 Stunden NEF Schicht neben den 10 Notarzt-Einsätzen noch die 20 KV-Dienstfahrten unter gebracht hätte? Der Doc wäre dann eh schreiend weg gelaufen und nie wieder aufgetaucht :D


    Zwei Quizfragen: wie groß sind in der fraglichen Gegend die Notdienstbezirke und steht jetzt das Geld aus der Notdienst- Umlage der Kassenärzte in voller Höhe für diese neue Lösung parat? Das könnte dann glatt für ein zusätzliches NEF reichen, und schon sieht die Rechnung womöglich ganz anders aus. Aber der Presseartikel spricht ja von "Synergieeffekten", das klingt in der Tat eher nach "selbes Auto, mehr zu tun".

    Einmal editiert, zuletzt von der_Tobi ()

  • Gibt's denn nun mal ein Feedback von MOL Menschen dazu?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ganz großer Quatsch. Die meisten Notärzte sind nicht ausreichend qualifiziert um einen KV Dienst gut abzuleisten (bevor jetzt Protest kommt: Arbeiten im allgemeinemmedizinischen Niedrigprävalenzbereich lernt man nicht im Krankenhaus, oder in der Notfallmedizin), wahrscheinlich wird die Zahl unnötiger Krankenhauseinweisungen steigen, umgekehrt sind sie weniger verfügbar für ihr eigentliches Kerngeschäft nämlich die Rettung. Der einzige Vorteil der sich ergibt, wäre in den (wenigen) Fällen gegeben in denen fälschlicherweise ein Notfall über den KV Dienst läuft, dieser vermeintliche Vorteil wird aber wahrscheinlich durch die steigende Fehlversorgung und Auslastung des NEF konterkariert.
    Insgesamt Blödsinn das Konzept. Sinnvoll fand ich ein Konzept in dem der KV Hausbesuchsdienstdienst von einem RA und einem abgespeckten NEF begleitet wurde, da konnte man dank der Begleitung auch in den seltenen echten Notfällen schon mal adäquat handeln (was sonst als Arzt/Ärztin alleine schon an der Manpower scheitert, ausserdem hatte es den Nebeneffekt, dass gerade Kolleginnen nicht tief in der Nacht ganz alleine unterwegs waren), aber der Dienst lief eben parallel zu den RD-strukturen.

  • Moin,


    da ich derartige Fahrzeuge auch einmal gesehen habe, mal eine etwas vom Thema abweichende Frage: Wie war die Zusammenarbeit auf einem derartigen Fahrzeug mit einem RettAss? Wie war die Motivation des Kollegen? Wie sah das Tätigkeitsfeld beim normalen KV Einsatz aus?


    Viele Grüße,
    Johannes

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • @Johannes: ich habe in verschiedenen Bundesländern und Städten KV Dienst gemacht, die Strukturen sind sehr unterschiedlich, oft fährt man alleine durch die Gegend, was je nach Einsatzort/zeit und Erkrankung schon mal recht unangenehm werden kann. Das System mit einem RA zusammen zu fahren war echt richtig gut, die Zusammenarbeit war super. Der Kollege hat schon mal den ganzen administrativen Quatsch wie Kärtchen einlesen und Rezepte vorschreiben etc. gemacht, in der Zwischenzeit hat man den Patienten halt untersucht. Wenn ein Hausbesuch sich mal als Notfall herausstellte, dann hatte man schon mal ein bisschen mehr Equipment als gewöhnlich (EKG, Defi, O2, etc.) und vor Allem (viel wichtiger): der Kollege konnte medizinisch mitarbeiten (Medis aufziehen, RR messen, Monitoring, Vebände etc.). Auch vorteilhaft war, dass man immer zu zweit war, der KV Bezirk war städtisch mit viel sozialen Problemen, da war es ganz nett nicht nachts um 4 im sozialen Brennpunkt alleine aufzukreuzen. Ein weiterer Vorteil war der RA bei notwendigen Einweisungen, da durch den RD-bezug die Kommunikation mit den Krankenhäusern und der Leitstelle einfach parallel anlaufen konnte während man sonst als Dienstarzt alleine deutlich länger braucht bis man den ganzen organisatorischen Kram erledigt bekommt. Zur Motivation des RD-personals kann ich nicht viel sagen (habe sie nicht befragt), es wirkten aber die meisten nicht unglücklich damit und es machte wie gesagt Spaß zusammen zu arbeiten.
    Fazit: für mich war es das beste System, aber nur weil es eben parallel lief. Leider, leider nur in wenigen KV bezirken so umgesetzt.

  • Moin,


    herzlichen Dank für die ausführliche Schilderung. Ich hatte in Hamburg einige wenige Male mit den "ärztlichen Einsatzfahrzeugen" zusammengearbeitet und hatte mich immer gefragt, was der RA beim normalen Einsatz macht. Es klingt letztendlich sogar recht sinnvoll. Alleine durch die Stadt fahren dürfte schon ob der Menge der notwendigen Dokumentationen halbwegs unangenehm sein.


    Vielen Dank,
    Johannes

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
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    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Zitat

    Sinnvoll fand ich ein Konzept in dem der KV Hausbesuchsdienstdienst von einem RA und einem abgespeckten NEF begleitet wurde, da konnte man dank der Begleitung auch in den seltenen echten Notfällen schon mal adäquat handeln (was sonst als Arzt/Ärztin alleine schon an der Manpower scheitert, ausserdem hatte es den Nebeneffekt, dass gerade Kolleginnen nicht tief in der Nacht ganz alleine unterwegs waren), aber der Dienst lief eben parallel zu den RD-strukturen.


    Das kenne ich gleichfalls aus einer ganzen Reihe von Notdienstbezirken, wenn auch nicht zwingend mit RA, sondern RA/RS und ggf. auch RH. Eine sehr gute Lösung.


    Ich kenne auch einen Notfalldienst-/RD-Bezirk, in dem NEF und Hausbesuchsdienst gekoppelt waren, und zwar deshalb, weil der Notdienstbezirk zu groß und vor allem verkehrstechnisch schlecht strukturiert war, so dass das entsprechende Gebiet von der Notfalldienstzentrale aus kaum sinnvoll abzudecken war. Das gleiche galt Rettungsdienst sich - das NEF wurde dort schon immer über die Vorhaltung hinaus von DRK und einer Arztpraxis besetzt. Als das den Ärzten zuviel wurde, hat das NEF den Hausbesuchsdienst - mit niedriger Einsatzfrequenz - übernommen und stand so durch die Mitfinanzierung der KV auch weiterhin als NEF - mit gleichfalls sehr niedriger Einsatzfrequenz - zur Verfügung.


    Das hatte sich bewährt - aber eben auch nur deshalb, weil die Alternative "gar kein NEF" gewesen wäre.


    Generell ist es aus verschiedenen, schon genannten Gründen unsinnig, wenn das NEF den KV-Besuchsdienst übernimmt.

  • Die Begleitung des KV-Arztes durch RD-Personal ist sicherlich auch aus wirtschaftlichen Gründen vorteilhaft, da der einzelne Arzt durch die Abgabe administrativer Aufgaben an seinen Begleiter in der gleichen Zeit mehr Patienten versorgen kann.

  • Ich denke red_cap meint, dass in einer Schicht, bei der der Arzt ohne Fahrer pro Patient ca. 10min für Diagnostik & Behandlung und anschließend nochmal 5min für die Dokumentation aufbringt insgesamt weniger Patienten behandeln kann, als wenn der Fahrer den administrativen Teil weitesgehend parallel übernehmen kann.

    "Hab Geduld in allen Dingen, vor allem aber mit Dir selbst" Franz von Sales

  • Ich hab' noch nie im Kassenärztlichen Notdienst gearbeitet, aber macht das soviel aus? Was wird denn da alles so dokumentiert oder administrativ gearbeitet? Ein Rezept oder eine Einweisung kann ich ausfüllen, während ich mit dem Patienten rede. Dokumentieren und gleichzeitig mit dem Patienten reden ist Routine für einen Praxisarzt. Kennt ja eigentlich jeder, der schon mal beim Arzt war.

  • Na, ja das kann schon viel Schreibarbeit und Telefoniererei sein, so ca. 10-15 min können da schon drauf gehen. Bei ambulantem Besuch fällt an: Vertretungs/Notdienstschein und Rezept (e), das was aufhält ist vA das Ausfüllen der Patienten/Kassendaten, des Datums usw auf den Scheinen, die eigentliche Dokumentation ist schnell erledigt. Bei KH Einweusung fällt an: der Notdienstschein, der Einweisungsschein, der/die Transportscheine und die lästigen Rundtelefonate wer aufnehmen kann (das dauert am längsten). Insgesamt kann sich das schon summieren.