Hilferuf am Neujahrstag: Leitstelle verweigert Hilfe

  • Zitat

    Bernau (MOZ) Gegen zwei Mitarbeiter der Leitstelle NordOst in Eberswalde (Barnim) ist Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gestellt worden. Sie hatten sich am Neujahrstag geweigert, einen Rettungswagen zu einer hilflosen Frau in Bernau (Barnim) zu schicken.

    Quelle: Märkische Online Zeitung


    Link: MOZ


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • "Die Entscheidung gegen einen Einsatz des Rettungsdienstes ist insbesondere dann zu treffen, wenn als Hintergrund der Anforderung alkoholisierte Personen gemeldet werden, die lediglich nach Hause gebracht werden sollen oder die ihre Wohnung nicht mehr aus eigener Kraft betreten können".


    Das steht im RD-Gesetz so wörtlich drin??? Da hat sich jemand mal echt Gedanken gemacht, cool ;-)

  • Fragt sich nur, um man das als Leitstellendisponent überhaupt beurteilen kann.
    Vorallem, wenn man einen Rettungssanitäter in der Leitung hat..

  • Vorallem, wenn man einen Rettungssanitäter in der Leitung hat..


    Das kann man leider nur vermuten, da dieses aus dem Bericht der MOZ nicht zu entnehmen ist das dieser sich auch so ggü. dem Leitstellendisponenten vorgestellt hat.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Vor allem lässt der Bericht letztlich auch eine andere Schlussfolgerung Schlussfolgerung zu... Ich jedenfalls hatte ein anderes Bild im Kopf als den bösen Disponenten, mag aber an einer gewissen Prägung liegen, was RS der FF angeht. Und der Kommentar der Leitstelle, dass der RD Betrunkene nicht nach Hause bringt, lässt einen interessanten Notruf vermuten. Ich kenne auch persönlich niemanden, der in der Situation dem Politiker seines Vertrauens anruft...


    Aber das ist natürlich spekulativ.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • ...vor allem wenn man einen Rettungssanitäter an der Leitung hat, ist für mich genau der Punkt, wo sich mir der Magen umdreht. Warum kann der Rettungssanitäter nicht selbstständig das Problem lösen? Mittlerweile kotzt mich teilweise das Anspruchsdenken unserer Kundschaft und Notrufer richtig an. Zumindest hat der Sani die Zeit und Muße gehabt, den Leitstellendisponent anzuzeigen. Ganz, ganz tolle Leistung, aber das ist bestimmt nicht so ekelig, da der aufnehmende Polizist weder kotzt noch vermutlich stinkt.


    ...was mich wiederum freut ist, das die Verantwortlichen in der Leitstelle hinter ihren Mitarbeitern stehen. Hoffentlich ändern sie nicht ihre Meinung.


    ...vielleicht sollte man sich auch darüber mal Gedanken machen, das es Leitstellenbereiche gibt, wo der Einsatz eines RTW zu einem betrunkenen Patienten bedeutet, das nun das nächste Rettungsmittel 50 Kilometer oder mehr Anfahrt zum möglichen echten lebensrettenden Einsatz nun hätte.


    ...naja, wenn den Disponenten in der Leitstelle jeder Ermessensspielraum genommen wird, dann bedeutet dies, das wir viele neue Rettungsmittel in Zukunft brauchen werden.

  • Es gibt halt betrunkene, die man nicht kennt, die sich nicht mehr helfen können.


    Schön is, wenn Freunde sich drum kümmern. Tun sie aber nicht immer.


    Liegen lassen ist keine Option, leider gibts wenig soziale Fang-netze in meiner Gegend außer Pol und RD. Also wird da einer kommen müssen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich rege mich nicht auf. Ich wollte darauf hinaus das HiLoPe nunmal zu unserem Job gehört, und solange man keine KTW disponieren kann, und wir keine Booze-Busses haben (alles aus dem Ausland ist schlecht), muss es halt der RTW sein.

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  • Hallo!


    Die Märkische Oderzeitung berichtet aus meiner Erfahrung heraus oft sehr einseitig und mit wenig Hintergrundwissen. Her lässt der Redakteur auch wieder eine Fragen im Raum offen. Zum Beispiel wie diese Ex-Bundestagsabgeordnete ins Spiel kam. Dieses Mal übertrifft sie sich wieder selber mit negativer Berichterstattung über den Rettungsdienst in der Region.
    Der namentlich genannte Ersthelfer ist einem Kollegen von mir bekannt und bestätigte dessen engagierte Arbeit im Krankentransport Berlin und als FF'ler in Bernau. Das Ihm nichts anderes in den Sinn kam als den Rettungsdienst zu rufen liegt wahrscheinlich daran das es sonst wenig Optionen gab. Wir können von außen nicht den wirklichen Zustand der Patientin beurteilen und uns deshalb eigentlich auch kein Urteil bilden. Dennoch vermute ich eine gewisse unsicherheit des Ersthelfers und ein ebenso verkorkstes Anspruchsdenken an die Rettung.
    Da in Berlin leider so gut wie alles und jeder mit einem RTW und ebenso mit KTW transportiert wird, hat der Ersthelfer dies auch zum Anlass genommen die Leitstelle anzurufen. Wir wissen auch nicht wie sich der Ersthelfer vorgestellt hat. DIe MOZ berichtet nur von seiner Quali als RS und wir wissen leider auch wer manchmal alles eine solche Quali besitzen kann.
    Der Disponent hat vermutlich richtig gehandelt, hätte aber sicher gleich die Option der Polizei wählen sollen. Trotz der beschränkten Resourcen in brandenburg hätte ein Streifenwagen die Situation gleich abklären können. Wenn dann eine Transportindikation festgestellt wird durch Polizeibeamte, ist die Anforderung eines RTW (ohne SoSi) gerechtfertigt. Schlussendlich ist die Dame dann auch in ein KH gekommen und konnte vermutlich ihren Rausch weiter ausschlafen.


    Bleibt festzuhalten das der Ersthelfer durchaus richtig gehandelt hat, jedoch ein verkorkstes Anspruchsdenken hat und vermutlich auch ein übersteigertes Selbstbewusstsein (wegen der Anzeige). Wir dürfen nicht vergessen das die Tage kalt sind trotz fehlender Minustemperaturen und das viel zu oft weggeschaut wird.


    Damit möchte ich mich wieder im Forum zurückmelden!
    Ich versuche mich jetzt wieder öfters zum Schreiben zu zwingen. Zumindest zu Themen die meine Region betreffen.


    Gruß Crash

  • Schön, dich wieder hier zu lesen! Willkommen zurück!

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  • Ich diskutiere mit KEINEM Anrufer herum, der mir eine betrunkene bzw. hilflose Person (vor allem in der Öffentlichkeit) meldet. Wenn ich aufgrund einer glaubhaften Schilderung der Meinung bin, die Person braucht medizinische Hilfe, fährt ein RTW oder KTW an. Diese Entscheidung teile ich dem Anrufer natürlich auch mit. Glaube ich, dass die Person eher ein Fall für die Polizei ist oder habe ich aktuell kein Rettungsmittel frei, sage ich dem Anrufer eben, dass ich Hilfe schicke oder dass wir uns um die Person kümmern und verständige primär die Helfer mit den blau-silbernen Transportern. Das klappt bei uns ganz gut und vermeidet Diskussionen mit dem Anrufer, denn der ist erst mal beruhigt weil Hilfe zugesichert wurde. Wenn die Polizei dann wirklich der Meinung ist, dass der RD erforderlich ist, fordert sie den eben nach (und ist dann hoffentlich auch verfügbar). Eines ist aber auch klar - wenn kurzfristig keine Streife verfügbar ist, muss ich selbstverständlich irgendein Rettungsmittel hinschicken, auch wenn ich vielleicht genau weiß, dass das eigentlich nix für uns ist.

  • Stimme ich Dispoman zu. Mache ich ebenso.
    Auch wenn es nicht zufriedenstellend ist.
    Aber das ist nicht unsere aufgabe. Primär.


    Gesendet von meinem GT-I9100G

  • Wir wisse nicht wie das Gespräch beim Notruf verlaufen ist und welcher Wortlaut fiel. Ich kann mir schon gut vorstellen, dass der Ersthelfer deutlich betonte das die Dame alkoholisiert war und deswegen einen RTW will. Die Dame könnte genausogut auch gewollt haben das man sie nach Hause bringt. Jedenfalls wäre das eine Möglichkeit, da die MOZ auf den Bezug auch eine Textstelle aus dem Brandenburgischen Rettungsdienstgesetz zitiert.


    Gruß Crash