Welche Notfallmedikamente und erweiterten Versorgungsmaßnahmen würdet ihr euch als NFS wünschen?

  • Hallo,


    da die Ausbildung des NFS nun soweit geregelt ist, frage ich mich jetzt schon die ganze Zeit, welche zusätzlichen Medikamente und Maßnahmen sollten für den NFS freigegeben werden?


    Ich nenne jetzt mal ein Beispiel:


    In England habe ich gesehen (Die Notärzte – Jede Minute zählt), das die RTW´s Lachgas an Bord haben. Brauchen wir das auch?


    Macht mal Vorschläge

  • Zusätzlich zur aktuellen NK der BÄK.

    Analgesie:
    Ketanest / Midazolam
    Metamizol (auch mit Butylscopolamin) (Ohne NEF alarm)
    Perfalgan
    Morphin (geht aktuell glaub ich nicht)


    Antipyretika:
    Perfalgan (ohne NEF alarm)
    Metamizol (ohne NEF alarm)


    Anaphylaxie:
    Adrenalin im / vernebelt
    Prednisolon
    (Meinetwegen H1 Blocker)


    Krampfanfall:
    Lorazepam (Ohne NEF alarm)


    Obstruktion der unteren Atemwege:
    Salbutamol vernebelt
    Atrovent vernebelt


    Obstruktion der oberen Atemwege:
    Adrenalin vernebelt


    SIRS:
    Volumen (ohne NEF)


    ROSC:
    Midazolam


    ACS:
    ASS
    Morphin (...)


    Hypertensive Krise:
    Urapidil (ohne NEF)


    (Peri) Arrest:
    Amiodaron
    Magnesium


    Eklampsie:
    Magnesium


    Bradykardie:
    Atropin oder Adrenalin


    Hypoglykämie:
    Glucose (Ohne NEF)


    CPAP bei entsprechender Symptomatik


    Cardioversion bei Bewusstlosigkeit als Folge einer SVT oder VT
    Entlastungspunktion bei Spannungspneumothorax




    Zu alle den genannten Punkten:


    Das würde ich mir so wünschen. Die wenigsten Sachen sollen ohne NEF erfolgen, meist ist also der NA auf Anfahrt, bei eigentlich allen Maßnahmen wird zumindest der Patient im Krankenhaus vorgestellt. Er wird also in jedem Fall ärztlich versorgt.


    Wer Argumentiert das gewisse Maßnahmen schon jetzt dank 34 StGB möglich sind. Das mag stimmen. Ich würde mir wünschen das diese in einen Kompetenzkatalog festgehalten werden, und dann KANN man nicht nur, sondern man MUSS auch. Es wird Zeit das wir nicht nur DÜRFEN, sondern auch wollen und MÜSSEN.


    Mir ist klar das viele das anders sehen werde, und vor allem das es anders kommen wird. Aber so stelle ich mir das vor. Viel wird erledigt vor Eintreffen des NA. Manche Sachen ohne NA. Ein Paramedicsystem kann ich dabei nicht erkennen. Ich erhoffe mir natürlich entsprechende Ausbildung und Fortbildung ehe solche Kompetenzen erlaubt wären.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ach ja, ab morgen bin ich Ski fahren, also krieg ich gar nicht mit welche Wespennester ich angestochen hab :-D

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  • Ich bin zwar kein NFS und werde auch niemals einer werden. Als Betrachter von außen allerdings finde ich es höchst fragwürdig (ich schrieb es schon mal an anderer Stelle), das in manchen Gegenden für periphervenöse Zugänge regelmäßig der Notstandsparagraph bemüht werden muss. Bevor irgend jemand von Medikamenten anfängt, gehören PVZ und Infusion juristisch unzweideutig in den Ermessensspielraum des NFS gelegt.

  • Ach ja, ab morgen bin ich Ski fahren, also krieg ich gar nicht mit welche Wespennester ich angestochen hab :-D

    Erlebst Du vielleicht heute Abend noch wenn Du noch mal reinschaust vor dem schlafen gehen :)


    Mit deiner Liste gehe ich aber mit...


  • Geht doch - https://www.drk-reutlingen.de/rd/service/gutachten.htm


    Gutachten vom Kölner Fachanwalt für Medizinrecht Prof. Dr. iur. Fehn:
    "... dass aus rechtlicher Sicht eine Analgosedierung durch Rettungsassistenten auch ohne Notarzt-Nachforderung rechtmäßig ist.
    Auch eine Analgesie mit Morphin ist demnach legitim, sofern ein Notarzt nachgefordert wird und eine telefonische Rücksprache stattfindet."


    Hat jemand das ganze Gutachten ? Würde mich über eine PN/Email freuen...

    "Wer einen Fehler begeht, ohne dessen Ursache zu beheben, hat schon einen zweiten gemacht!" Sinngemäß nach Konfuzius (551 - 479 B.C.)

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  • Hmmm... Mike, Amiodaron bei nicht Herzstillstand würde ich mal rausnehmen, ebenso wie das Paracetamol. Auch Adrenalin bei bradycardie finde ich etwas abwegig. Zu einem Krampfanfall der medikamentöse Behandlung bedarf, sollte definitiv ein NEF rollen. Für die cardioversion bei GCS 3.Patienten müsste es sehr strenge Richtlinien geben um sicher zu stellen das es notwendig ist.
    Gerade instabile Patienten mit SIRS sollten einen Arzt auf der Anfahrt haben. Der NFS kann ja gerne mit Volumen starten aber ärztlich gibt es dann doch bessere Möglichkeiten. CPAP nur bei GCS 14+ Patienten, falls wirklich nötig, gibt genug Komlikationen. Magnesium? Warum?
    Was die hypertensive Krise oder hypertonie generell betrifft gibt es genug Evidence das schnelles, agressives Behandeln gar nicht so notwendig ist.
    Viel Spass beim Skifahren.

  • Analgesie:
    Ketanest / Midazolam
    Metamizol (auch mit Butylscopolamin) (Ohne NEF alarm)
    Perfalgan
    Morphin (geht aktuell glaub ich nicht)


    Naja...müssen es unbedingt so viele sein?


    Antipyretika:
    Perfalgan (ohne NEF alarm)
    Metamizol (ohne NEF alarm)


    Für welches präklinische Notfallbild? Fieberkrampf beim 35-jährigen?


    ACS:
    ASS
    Morphin (...)


    Heparina nicht?


    Bradykardie:
    Atropin oder Adrenalin


    Schon mal Adrenalin gegeben? Vielleicht wäre hier Noradrenalin eher angebracht per Perfusor bevor ich mit Kanonen auf Spatzen schieße. Aber so oder so fehlt hierfür sicherlich 95%+ des RPF schlicht die Erfahrung um so feinfühlig in den Kreislauf einzugreifen...


    Eklampsie:
    Magnesium


    Fraglich wer so etwas schon mal gesehen hat. Auch hier fehlt sicherlich schlicht die Erfahrung.


    CPAP bei entsprechender Symptomatik


    ...was vermutlich auch 95%+ des RPF nicht mal richtig erkennen würden.


    Cardioversion bei Bewusstlosigkeit als Folge einer SVT oder VT


    Bei so einem Notfallbild wirst du wohl eher auch einen pulslosen Patienten haben...wo wieder der ERC-Algorythmus greift.


    Ich finde diese Diskussion momentan recht müßig, da es noch nicht einmal ein Curriculum zum NFS gibt, geschweigedenn schon eine einzige Person welche die Berufsbezeichnung "Notfallsanitäter" führen darf. Die Landesgesetze sind auch noch lange nicht angepasst. Alles in allem also Maßnahmen, welche uns frühestens in 2-3 Jahren beschäftigen werden.
    Im Gegenzug aber bestätigte sich gestern ein Gerücht, dass auf einer Nachbarwache von uns die 6h-Schicht (!) eingeführt wurde und die Betten abgeschafft wurden. Hiermit will man dann einen neuen Tarifvertrag erpressen und so die Wochenarbeitszeit von 39 auf 48h erhöhen. Natürlich ohne Mehrausgleich. Ein einziger Kollege ist gewerkschaftlich organisiert, der Rest natürlich nicht. Aber auch die Gewerkschaft sagt, dass momentan leider alles rechtens läuft.
    Anderenorts werden Kollegen mit 1.500€ brutto vergütet oder haben absolut unzureichende Ausstattung. Das sind Dinge die uns aufregen sollten, denn sie geschehen JETZT! Aber hey...wofür hier eine Lobby bilden? Is ja nicht so cool wie Medikamente rumspitzen oder nasal "Medikamente welche sogar Laien geben dürfen" in einer Krampf-Nachschlafphase zu verabreichen. Solche Fälle wo wir nichts tun dürfen sind Raritäten, und der Großteil hat trotzdem die Eier die notwendigen Schritte zu tätigen.
    Und ich bin nicht im Skiurlaub, also Feuer frei!

  • @ Monschi,


    ..hmm, das eine hat mit dem anderen wohl weniger zu tun. Die Medikamentenauswahl von M1K ist gar nicht schlecht und deckt im Großen und Ganzen die Notfälle ab, die täglich mit oder ohne Notarzt vom Rettungsdienst gemeistert werden müssen.


  • Sorry, du hast natürlich recht! Aber Supra finde ich auch falsch, dabei bleibe ich.


    Supra ist da aber das Medikament der Wahl...


    Und ich bin auch der Meinung, dass ein persistierender, d.h. medikamentebedürftiger Krampfanfall eines Notarztes bedarf. Schließlich muss man auch eskalieren können...

  • Wie oben schonmal gesagt, wäre ja schon mal viel gewonnen, wenn ein venöser Zugang mal OFFIZIELL in der Kompetenz des NFS läge ohne die Notwendigkeit der NA-Alarmierung.


    Und dann wär ja mit ein paar wenigen Medis schon ganz viel gewonnen:


    - Analgesie: BTM (solo wenn wirksam) meines Erachtens zukünftig ein Muss, da gut steuerbar mit wenig NW (notfalls halt mit Gesetzesänderung); evtl. Ketamin (solo wenn wirksam)
    - ASS, Nitro für ACS (solo, NA-Alarm bei STEMI, instabilem Pat.)
    - Adrenalin für Bradykardie, Anaphylaxie und Rea (mit NA-Alarm); Evtl. Atropin für niedergradige hämodynamisch wirksame AV-Blockierungen
    - Antiemetika (solo bei Bedarf)
    - Benzos für Krampfanfall (1x solo, sonst NA) und notwendige Sedierung
    - Salbutamol/Atrovent für Asthma, COPD (solo wenn wirksam)


    Ausserdem: Pacer und Cardioversion für lebensbedrohliche Arrhythmien (mit NA-Alarm); Larynxtubus evtl. Intubation (wie bisher, natürlich auch mit NA-Alarm)


    Das wären jetzt knapp zehn Medikamente, mit denen der NFS bei entsprechender Ausbildung viele Alltagseinsätze solo machen könnte (Analgesie, Übelkeit, Atembeschwerden) und bei vielen nicht-alltäglichen kritischen Patienten bei Bedarf auch ohne NA Leben retten könnte. Die Antipyretika würde ich jetzt auch als nicht so wichtig erachten (Ausnahme das klassische Paracetamol rektal für die Kiddies).

  • Meinst du Supra per se oder in der Hand des RFP?


    Ich finde, dass die Erfahrung beim RFP einfach nicht ausreicht um eine Bradykardie hiermit einzufangen. Insbesonders aus der Hand halte ich es für zu unberechenbar.Bei der Rea ist es selbstverständlich einzusetzen.

  • Zitat

    Ich finde, dass die Erfahrung beim RFP einfach nicht ausreicht um eine Bradykardie hiermit einzufangen. Insbesonders aus der Hand halte ich es für zu unberechenbar.Bei der Rea ist es selbstverständlich einzusetzen.


    Alternative wär nur der Pacer. Auch gut, gehört sowieso mit rein ;-)

  • Zum Krampfanfall:


    Ich kenne es so das es meistens wenig zu tun gibt bei diesem Stichwort. Der Patient ist postiktal oder wieder wach. Sollte er mal doch krampfen, kann man den Krampf unterbrechen. Sollte das nicht gehen kann man natürlich den NA nachfordern. Gerne kann man den auch schon nachfordern wenn man sieht das der Pat. tatsächlich noch oder wieder krampft.


    Zum Adrenalin:


    Es ist nunmal das Medikament, wenn das mit Atropin nicht klappt. Der Patient soll ja auch nicht damit nachhause entlassen werden, sondern über die Runden gehalten werden bis der NA eintrifft. Wenn man das entsprechend verdünnt (1mg in 100ml NaCl) kann man auch recht vorsichtig damit umgehen.


    Zum SIRS:


    Die allermeisten SIRS Patienten bringe ich auch heute mit O2 und Volumen in die Klinik. Und auch heute hole ich einen NA wenn der Patient kritisch ist. Daran ändert sich doch nix. Nur das ich vlt. auch mal überprüft werde, ob ich SIRS Kriterien kenne und verstehe.


    Monschi:
    Jetzt schlepp doch nicht den Dreck der anderen Threads hierher. Hier gab es eine explizite Fragestellung, und diese habe ich versucht zu beantworten. Es geht also nicht um Heißdüsen. Du scheinst per se etwas dagegen zu haben, das sie dir gestattet, aber dann zerpflücke bitte nicht meinen Post.
    Antipyretiker: Patienten mit über 40°C Fieber, das kann man senken. Schlaganfallpatienten haben ein schlechteres Outcome wenn sie zu warm sind. Das wären zwei Gründe.
    Zur Eklampsie: was soll ich da sehen? Eine hochschwangere mit entsprechender Vorgeschichte krampft. Man zieht Magnesium auf, und spritzt es in einen venösen Zugang.
    Zu den Schmerzmitteln: Vers. Schmerzen kann man mit Vers. Mitteln gut bändigen, auch hat jedes Mittel seine vor und Nachteile. Eine kleine Auswahl finde ich nicht verkehrt.
    Zu Cardioversion: Wenn er pulslos ist, wissen wir ja was zu tun ist, aber wenn nicht, sollten wir eingreifen können. Und wenn das im Maßnahmenkatalog steht, dann werde ich da hoffentlich auch entsprechend aus und fortgebildet.


    Zuletzt Monschi: Das heute aktuell viele RFP mit dieser Liste nicht umgehen könnten steht außer Frage. Es geht ja auch darum was irgendwann sicher angewendet werden soll. Nicht was heute der Assistent in die Hand gedrückt kriegt.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Zitat

    Zuletzt Monschi: Das
    heute aktuell viele RFP mit dieser Liste nicht umgehen könnten steht außer Frage. Es geht ja auch darum was irgendwann sicher angewendet werden soll. Nicht was heute der Assistent in die Hand gedrückt kriegt.

    ...es sind aber auch nicht wenige Rettungsassistenten, die ein Teil der Medikamente bereits jetzt schon bei notwendigem Bedarf einsetzen.

  • Ein toller Wunsch-Thread :clapping:


    Adrenalin in 10 µg-Schritten finde ich persönlich -aus der Hand - ein ganz nettes Medikament für die Bradykardie - vor allem auch, bis der Supra-Perfusor gerichtet ist. Für Parasympatholytika gibt es ja rein physiologisch Grenzen, wo sie einfach nicht wirken können.
    Ob man vom zukünftigen NFS einen Noradrenalin-/Supra-/Dobutamin-Perfusor erwarten kann wage ich zu bezweifeln - das geht meiner Ansicht zu weit. Die nötige Erfahrung wird nur ein Bruchteil der NFS haben, und (beispielsweise) Supra "titriert nach Wirkung" reicht in vielen Fällen bis zum Eintreffen des NA aus. Wenn man sich teilweise die Probleme beim Aufziehen einer normalen Perfusorspritze mit einer gewissen Konzentration anschaut, dann sind wir da noch ein wenig weit davon weg...


    Wenn wir von einem wirklichen SIRS sprechen, dann ist das für mich nach wie vor eine NA-Indikation, außer man ist vor Eintreffen des NA in einer entsprechenden Klinik.


    Magnesium würde ich auch nicht unbedingt für nötig erachten, zudem die Einsätze wo ich es wirklich vermisst habe an einem Finger abzählbar ist.


    Perfalgan bräuchte ich auch nicht unbedingt "draußen", vielleicht wäre Novalgin/Buscopan noch ganz nett.


    Bei dem ganzen Medikamententhema kommt natürlich wieder der Faktor "Schulung" und "Erfahrung sammeln" in den Mittelpunkt, sonst streichen wir am besten wieder die meisten. Wie sieht es eigentlich mit Flumazenil/Naloxon aus?


    Was ich gerne als Standard hätte (und aus meinen Bereichen auch nicht anders kenne): Infusionslösungen

  • ...es sind aber auch nicht wenige Rettungsassistenten, die ein Teil der Medikamente bereits jetzt schon bei notwendigem Bedarf einsetzen.



    Aber das Thema hatten wir schon woanders. ;-)