Sind Ärzte in deutschen Notaufnahmen zu schlecht ausgebildet?

  • Notarzt klagt über schlecht ausgebildete Ärzte in Notaufnahme




    Zitat

    Wer in der Notaufnahme landet, möchte schnelle und fachkundige Hilfe. Diese bekommt man dort aber nicht immer, meint Falk Stirkat, ein Notarzt aus Erlangen. Er ist immer wieder erschrocken, wie wenig Wissen den Ärzten in den Notaufnahmen vermittelt wird. Er mahnt eine Zusatzausbildung in Notfallmedizin an, um keine Patienten mehr unnötig zu gefährden.


    Quelle und ausführlicher Text: http://www.nordbayern.de/nuern…-in-notaufnahme-1.3432483

  • Ich durfte mit dem besagten Herren auch schon zusammenarbeiten. Höflich ausgedrückt ist dieser Herr sehr von sich, seinen Ansichten und seinen Fähigkeiten überzeugt.
    Gerade ihm jetzt eine Plattform zu bieten, tut der Sache, hinter der er steht und die vielleicht (ohne Wertung!) sogar richtig ist, garantiert nicht gut.

  • So oder so ist der Spaß aber auch dem System geschuldet. Was will ich denn erwarten, wenn der frisch aprobierte Arzt nach 3 Monaten Stationsdienst Innere alleine Nachtschichten unter Mitbetreuung der Ambulanz machen soll und die Ambulanz nur kennt, weil er da mal 3 Wochen lang den zuständigen Ambulanz-Arzt (so es überhaupt einen eigenen Arzt für die Ambulanz gibt) begleitet hat, so der ihn denn rechtzeitig angerufen hat, damit der auch von seiner Station runter kommen kann?
    Zudem gibt es auch noch so etwas wie eine persönliche Neigung. Auch wenn es zur Ausbildung gehört um bspw. Internist zu werden muss einem Ambulanz nicht unbedingt Spaß machen. Hierunter wird auch der Arbeitseifer sicherlich nicht gefördert.

  • Ausbildung in den Krankenhäusern zur Zeit echt Glücksache. Wenn ich sehe, wie die Oberärzte in der Anästhesie im OP von Saal zu Saal rennen um die größten Katastrophen zu verhindern, bin ich froh, daß ich das hinter mir habe. Ausbildung gerne, aber wenn dann richtig. Und das ist leider an allen neuralgischen Stellen im Krankenhaus so. Gerade die Notaufnahme ist immer wieder ein großes Problem. Die Kräfte werden halt dort gebündelt, wo man sie am meisten braucht: in den geldbringenden Abteilungen. Das sind der OP und die Funktionsbereiche. Notaufnahme, Station und Notarztdienst haben keine Lobby.

  • Was will ich denn erwarten, wenn der frisch aprobierte Arzt nach 3 Monaten Stationsdienst Innere alleine Nachtschichten unter Mitbetreuung der Ambulanz machen soll


    Und deswegen hat der Mann auch irgendwie Recht. Schlecht ausgebildet bedeutet nicht unbedingt "dumm".
    Schlecht ausgebildet bedeutet halt Assistenzarzt mit 3 Monaten Berufserfahrung.


    Allerdings ist dies meiner Meinung nach nicht das richtige Forum für diese Diskussion.


    Was Rettungsdienstpersonal unter "Notfallmedizin" versteht ist nicht die Notfallmedizin, die man in einer Notaufnahme benötigt.
    Komplexe internistische Krankheitsbilder benötigen in den ersten 24h eine andere Therapie als die, die man im Notarztkurs lernt...

  • Umso schlimmer, wenn's schon an der Schnittstelle hakt.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Leider verhindert der Kommerz oftmals viele wichtige Reformen und Verbesserungen.

    Du bist echt der Coolste. :)

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich würde es nicht schlechte Ausbildung nennen, sondern halt zu wenig. Denn der frisch approbierte Jungarzt muss ja nicht unbedingt schlecht ausgebildet sein. Nur sind ein paar Monate Klinikerfahrung nicht ausreichend für die Notaufnahme. Schon gar nicht, wenn meist kein erfahrerner (Fach)Arzt in der Nähe ist (der auch noch Zeit hat zu lehren).
    Ich bin weiterhin der Meinung, dass auch Abteilungen wie ZNA/ITS und Co gute und wichtige Ausbildungsstaionen für junge Ärzte sind. Aber halt nicht unbedingt für absolute Berufsanfänger und schon gar nicht zu den momentan üblichen "Ausbildung"Bedingungen. Damit tut man weder den Patienten, noch den Ärzten einen Gefallen.

  • Leider verhindert der Kommerz oftmals viele wichtige Reformen und Verbesserungen.


    Stimmt, speziell wenn Missstände angeprangert werden, nur um dann selbst die kostenpflichtige Lösung dafür anzubieten. Auf das die Kasse klingle.


    Ich empfehle sich einfach mal darüber zu informieren, wer der Interviewpartner ist….

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Ich empfehle sich einfach mal darüber zu informieren, wer der Interviewpartner ist?.


    Die Kommentare unter dem Artikel sprechen ja schon eine deutliche Sprache. Auch wenn der Artikel ein durchaus vorhandenes Problem anspricht, scheint die Intention seitens des Interviewten zumindest fragwürdig.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Du bist echt der Coolste. :)


    ...nein, nur realistisch.


    Zitat

    Stimmt, speziell wenn Missstände angeprangert werden, nur um dann selbst die kostenpflichtige Lösung dafür anzubieten. Auf das die Kasse klingle.


    ...oh, richtig, das haben wir in der der Gesundheitssparte Rettungsdienst auch! Es gibt leider viele Methoden fett Kohle zu scheffeln und trotzdem nichts positives zu bewegen.

  • Es ist schon witzig, das es ein Gesetz in jedem Bundesland gibt, wer und wo mit welcher Qualifikation in einem RTW sitzt..... Die Besetzung einer ZNA aber niemanden interesiert.

  • Es gibt keine gesetzlich vorgeschriebene ZNA. Deshalb kann es keine vorgeschriebene Besetzung geben. Für die ärztliche Behandlung gibt es auch gesetzliche Grundlagen, die aber nicht personengebunden sind, sondern sich an Versorgungsstandards orientieren.

  • Wir haben das hier auf allen RD-Fahrzeugen: ISBN: 978-3-9814201-4-2
    Heißt TipDoc Emergency.Eine bebilderte Kommunikationshilfe.
    War eigentlich dafür gedacht, sich mit ausländischen Patienten verständigen zu können, die es bei uns zu Hauf gibt.
    Schließlich arbeite ich, wo andere Urlaub machen. :biggrin_1:
    Wurde inzwischen umfunktioniert, um die Patientenübergabe in der ZNA zu erleichtern. :scare3:


    Klingt vielleicht lustig, ist es für die Patienten aber meist nicht.


    Über Ausbildung braucht man sich da keine Gedanken machen, wenns schon an der Sprache mangelt.
    Den Sprachtest in Ba-Wü für ausländische Ärzte bestehen auch 2 trainierte Chincillas.

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  • Ich hatte den Artikel ehrlich gesagt in der Lokalpresse gesehen, aber nach der dortigen Überschrift "Manche Kliniken fahren wir gar nicht erst an", war mir die Lust leider vergangen, weiterzulesen... Habe mich nun doch dazu hinreissen lassen und muss sagen, ich hätte besser daran getan, ihn nicht zu lesen... Ich möchte mir nicht anmassen, über die Ausbildung von Ärzten zu diskutieren, dennoch halte ich folgende Passagen für äußerst kritisch (wenn nicht lächerlich)...


    "Was bedeutet das für Sie als Notarzt?

    Stirkat:

    Es gibt Kliniken, die wir bei bestimmten Symptomen eher nicht anfahren,
    weil sie für die Behandlung des entsprechenden Leitsymptoms einfach
    nicht gut genug aufgestellt sind. Da hat das Patientenwohl absolute
    Priorität."


    --> ergibt für mich absolut keinen Zusammenhang mit der Ausbildung der Ärzte, sondern viel eher mit der Klinikstruktur...

    "Wie ist denn die Situation in Nürnberg?

    Stirkat:

    Die ist glücklicherweise ausgesprochen gut. Der dortige Chefarzt achtet
    sehr auf eine fundierte Ausbildung seiner Ärzte und setzt sich auch für
    eine breite Notfallausbildung ein. Hier gibt es eine separate Klinik
    nur für Notfall- und Intensivmedizin. Aber das ist eine absolute
    Ausnahme."


    --> Naaaaaaaajaaaa.... Über die Ausbildung der Ärzte kann ich auch hier recht wenig sagen, nur weil es eine "Klinik für Notfall- und Intensivmedizin" gibt, die wahnsinnig groß und toll ist und es so regelmäßig in die Medien schafft, ist hier aber sicher nicht alles besser...
    Letzten Endes gehören zum Klinikum Nürnberg die Einrichtungen Klinikum Nürnberg-Süd und -Nord- und wie der Name vermuten lässt, liegen beide an den quasi entgegengesetzten Enden der Stadt. Noch lange nicht alles, was im Süden ankommt bleibt auch dort - geschweige dessen, "man könne dort alles hinbringen"- ganz im Gegenteil fühlt man sich dort teilweise zu Höherem berufen und nur für DEN Notfall zuständig- schließlich versteht sich das Klinikum Nürnberg als Haus der Maximalversorgung und möchte das entsprechende Potenzial in der Behandlung auch ausschöpfen (aber egal, das nur btw, weil ich mich erst gestern wieder darüber aufregen musste). Eine Fehldiagnose zwischen einer "aufgeplatzten Halsschlagader" und einem (leider kann sich der Notarzt nicht zwischen einem Schlaganfall und einem Herzinfarkt entscheiden...) was-auch-immer wird sich so oder auch durch unentwegte Krankentransporte auf dem Klinikgelände (entweder im Klinikum Nürnberg-Nord oder noch viel schöner direkt in Erlangen) vor der stationären Aufnahme eines Patienten und auf der Suche nach der "richtigen" Aufnahmestation für den Patieten sicherlich nicht ausschließen lassen....

  • Nix als PR für den guten Mann und seine tollen Kurse. Das Problem sind nicht die jungen Ärzte, sondern die fehlende Supervision durch erfahrene Ärzte und das stiefmütterliche Dasein von vielen Notaufnahmen. Wenn es den FA für (innerklinische) Notfallmedizin gäbe, dann wäre alles besser? Glaube ich nicht, dann würden halt Jungassis für Notfallmedizin in der NA rumspringen und es gäbe genausowenig "Silberrücken" die dort supervidieren wie jetzt auch. Abgesehen davon wage ich zu bezweifeln, dass man den Bedarf mit Ärzten für Notfallmedizin wirklich decken könnte. Karrieremässig wäre der nämlich eine ziemliche Sackgasse. Niederlassung? Geht nicht. Chefarztposten gäbe es nur wenige (in den wenigen großen Häusern wo die NA eine eigenständige Klinik ist), Endstation Oberarzt in einer NA für immer und ewig, mag einige geben die das gut finden, dürfte aber die Minderheit sein. Ein letztes Argument gegen den FA Notfallmedizin: wie sollen eigentlich die Kollegen der Chirurgie und Innere die Beurteilung von Notfallpatienten lernen wenn das bald auch eine Subspezialisierung ist. Ich möchte ausserhalb des Krankenhauses dann von keinem Internisten oder Chirurgen behandelt werden, der nie in der Notaufnahme gestanden ist und keinerlei Erfahrungen mit dem "unvorsortierten Patientengut" hat.

  • Mabuse. Ich bin ja auch kein Fan des DEGINA-Facharztes, aber du übertreibst auch ein bisschen. Die Notfallmedizin würden vllt. den OA und einen WB-Assi stellen.. die restlichen Arbeitstiere kämen selbstverständlich auch wie bisher rotationsmäßig aus den anderen Kliniken. Also nicht nur schwarz und weiß ;-)
    Egal..wird es eh nicht geben. Hoffe aber die ausgehandelte Weiterbildung kommt bald mal...

    Always be prepared!

    Einmal editiert, zuletzt von VK-Retter ()

  • Mabus. Ich bin ja auch kein Fan des DEGINA-Facharztes, aber du übertreibst auch ein bisschen. Die Notfallmedizin würden vllt. den OA und einen WB-Assi stellen.. die restlichen Arbeitstiere kämen selbstverständlich auch wie bisher rotationsmäßig aus den anderen Kliniken. Also nicht nur schwarz und weiß ;-)
    Egal..wird es eh nicht geben. Hoffe aber die ausgehandelte Weiterbildung kommt bald mal...


    Woher stammt Deine Gewissheit und wenn es so wäre, wozu braucht es dann den FA Notfallmedizin? Das gibt doch nur wieder komplettes Kompetenzgerangel.

    Einmal editiert, zuletzt von dr.mabuse ()