London: Kameras an Rettungsdienstpersonal und in Rettungswagen sollen Übergriffe reduzieren

  • Um die Anzahl der Übergriffe auf Rettungsdienstpersonal zu reduzieren, könnten künftig kleine Kameras an der Einsatzkleidung sowie in Rettungswagen zum Einsatz kommen - so jedenfalls schlägt es aktuell Roger Evans, Mitglied der Greater London Authority und Sprecher für Verbrechensbekämpfung vor. Derzeit laufen landesweit ähnliche Projekte bei der Polizei.
    Einer aktuellen Erhebung zufolge gibt es täglich vier Übergriffe auf Rettungsfachkräfte des London Ambulance Service (LAS); die Kosten für den Einsatz von Kameras lägen deutlich unter den Kosten, die durch den Ausfall des Personals aufgrund der Übergriffe entstünden.


    Ein Sprecher des LAS betonte, dass man zwar bereits über den Einsatz von Kameras nachgedacht hat, letztlich jedoch zu dem Schluss gekommen sei, dass das Verhältnis zwischen dem Personal und den Patienten auf Vertrauen und einem großen Respekt vor Diskretion beruht. Der Einsatz von Kameras würde dieses Verhältnis untergraben. Gleichwohl würde man überlegen, wie man das Personal schützen könne.



  • Eine Zeitlang verfügten unsere RTW über Kameras im Patientenraum. Diese Bilder wurden nicht aufgezeichnet und dienten nur der "Überwachung" durch den Fahrer. Ich persönlich empfand das immer sehr angenehm zu wissen, was im Patientenraum gerade passiert.
    Und ja, der Kollege kann auch seine Stimme erheben, um mir bescheidzugeben, ich fand es so trotzdem angenehmer, als immer nur einen minimalen Ausschnitt im Rückspiegel zu sehen. Leider werden unsere RTW jetzt nicht mehr so ausgestattet.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Leider werden unsere RTW jetzt nicht mehr so ausgestattet.


    Gibt es dazu eine Begründung bzw. wie wurde die Kamera allgemein unter den Kollegen aufgenommen? Und wurden die Patienten in irgend einer Form (z.B. Aufkleber) darüber informiert, dass sich eine Kamera an Bord befindet?

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.


  • Gibt es dazu eine Begründung bzw. wie wurde die Kamera allgemein unter den Kollegen aufgenommen? Und wurden die Patienten in irgend einer Form (z.B. Aufkleber) darüber informiert, dass sich eine Kamera an Bord befindet?


    Keine Begründung.
    Eine diesbezügliche Befragung des Einsatzdienstpersonals ist mir auch nicht erinnerlich.
    Eine Information der Patienten fand nicht statt.
    Allerdings ist gerade zu dem letzten Punkt zu sagen, dass die Bilder - wie gesagt - nicht aufgezeichnet wurden und im Endeffekt nur das Bild, welches der Kollege im Patientenraum hat in das Fahrerhaus übertragen wurde. Dies auch nur bei Bedarf, die Bilder ließen sich über den Rückfahrmonitor darstellen, sofern durch einen der Kollegen gewünscht. Das Ganze ausschließlich in Echtzeit und ohne Möglichkeit der Speicherung.

    Alle sagten: "Das geht nicht!". Dann kam einer, der wusste das nicht und hat es einfach gemacht.

  • Unsere RTW haben Innenraumkameras und seit zwei Jahren auch aussen. Bei jedem Türschliessen weist ein Tonband darauf hin das Bildaufnahmen stattfinden, ebenso gibt es 3 große Aufkleber.
    Die Aufnahmen sind 256bit verschlüsselt und können nur zur Strafverfolgung oder zur Mitarbeiterentlastung benutzt werden. Dazu müssen zwei board members und unser Datenschutzbeauftragter ihre pins am PC eingeben.

  • Wir haben die von ihm-al beschriebenen Kameras auf sämtlichen RTW, inkl. der Reservefahrzeuge. Ich finde das sehr angenehm, zum einen um im Zweifel schnell auf ein Geschehen reagieren zu können, zum anderen um meine Fahrweise noch schneller an die Situation im Patientenraum anzupassen. Ich mache mir aber auch tatsächlich Hoffnungen, dass meine Aussage vor Gericht mehr wert ist, wenn ein Kollege irgendeiner Straftat bezichtigt wird, sofern ich nicht aussagen muss, dass ich das Geschehen auf einer Kamera und nicht auf einer winzigen Ecke im Spiegel beobachtet habe. Insbesondere wenn Kollegen aussagen können, dass ich diesen Monitor stur bei jedem Transport, auch bei jeder KBF nutze. Bei neueren Fahrzeugen ist eine Tonübertragung ebenfalls möglich. Zusätzlich ist der Monitor, da er Nachts weniger blendet als das grelle Licht bei geöffnetem Zwischenfenster (diese sind bei uns stark getönt).


    Eine Aufzeichnung der Daten ist nicht möglich, Hinweise sind nicht vorhanden. Die Kamera selbst ist nicht unbedingt versteckt, es sieht aus wie eine große schwarze Webcam über dem Apothekerschrank. Einmal hat mich ein Patient danach gefragt, ich habe ihm erklärt, dass es der Anpassung der Fahrweise und der schnellen Reaktion auf mögliche Notfälle dient. Dies hat er mit großem Verständnis aufgenommen, Bedenken gab es nicht. Es ist letztlich die gleiche Technik, die auf größeren Rettungsfahrzeugen (ITW / Schwerlast RTW) üblich ist, wenn es eine vollständig abgetrennte Fahrerkabine gibt.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Wir haben die von ihm-al beschriebenen Kameras auf sämtlichen RTW, inkl. der Reservefahrzeuge. Ich finde das sehr angenehm, zum einen um im Zweifel schnell auf ein Geschehen reagieren zu können, zum anderen um meine Fahrweise noch schneller an die Situation im Patientenraum anzupassen. Ich mache mir aber auch tatsächlich Hoffnungen, dass meine Aussage vor Gericht mehr wert ist, wenn ein Kollege irgendeiner Straftat bezichtigt wird, sofern ich nicht aussagen muss, dass ich das Geschehen auf einer Kamera und nicht auf einer winzigen Ecke im Spiegel beobachtet habe.


    Dann müsste es Kameras in jedem Untersuchungszimmer im Krankenhaus oder in der Hausarztpraxis geben. Eine sehr zweifelhafte Atmosphäre.


  • Dann müsste es Kameras in jedem Untersuchungszimmer im Krankenhaus oder in der Hausarztpraxis geben. Eine sehr zweifelhafte Atmosphäre.


    Im KH oder einer Arztpraxis hat man im Zweifel wesentlich leichter die Möglichkeit eine dritte Person zu beteiligen. Ich denke man weis die Technik erst richtig zu schätzen wenn man sich gewissen Vorwürfen gegenüber gestellt sah.

  • Im KH oder einer Arztpraxis hat man im Zweifel wesentlich leichter die Möglichkeit eine dritte Person zu beteiligen.


    Eigentlich nicht. Die dritte Person im RTW sitzt doch im selben Fahrzeug nur durch eine Wand mit Fenster getrennt. Näher geht es kaum.

  • Wenn eine Patientin behauptet, ich hätte ihr im Behandlungszimmer an die Brüste oder sonst wohin gelangt, stehe ich erst mal genau so dumm da. Da können noch zehn oder mehr Personen vor der Tür rumstehen.

  • Weswegen es in vielen Häusern und auch z.B. Gyn-Praxen nicht nur Usus, sondern teilweise sogar Dienstanweisung ist, dass entsprechende Untersuchungen nur in Anwesenheit einer Schwester/weiteren weiblichen Person durchgeführt werden.


    Ich wüsste nicht warum man eine solche Möglichkeit ungenutzt lassen sollte, zumal sie für den Patienten nur Vorteile bringen kann..

  • Genauso ist es VK. Das die Aussagen eines Kollegen selbst durch Blickmöglichkeit in den Spiegel ignoriert werden wissen wir ja nun.

  • Ich möchte aber auch nach 'ner Verlegung hinten im RTW mal in Ruhe und unbeobachtet in der Nase bohren können... :-(

  • Ich möchte aber auch nach 'ner Verlegung hinten im RTW

    du sitzt hinten?? bei uns steigen die NA wie selbstverständlich vorn ein wenn wir zu langsam sind :-P

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Frage eigentlich nur ich mich, ob Kameras wirklich Straftaten oder Übergriffe verhindern? :scratch_one-s_head:


    Ich weiß nicht ob das ohne Einschränkungen übertragbar ist, aber es gibt einige Studien mit Polizisten aus den USA, die sehr deutlich sowohl einen Rückgang der Beschwerden gegen Polizisten, als auch der Übergriffe auf Polizisten aufzeigen. Anlass zur Vermutung, dass es funktioniert hat man also. Auch wenn man so ein teures Projekt im RD natürlich sinvoll im Rahmen einer Studie durchführen sollte. Sonst bleibt es bei Vermutungen ;-)

  • Frage eigentlich nur ich mich, ob Kameras wirklich Straftaten oder Übergriffe verhindern? :scratch_one-s_head:


    Der Sinn der Kamera ist erstmal, stattgefundene Übergriffe leichter aufklären, zu bestrafen und Opfer entschädigen zu können. Für ein blaues Auge macht es keinen Unterschied, ob der Angreifer später vor den Kadi muss, für die Psyche aber ganz ungemein. Dass daraus eine abschreckende Wirkung folgen könnte und so eine Straftat vielleicht auch mal ganz verhindert wird, ist nur ein schöner Nebeneffekt.

  • Ich weiß nicht ob das ohne Einschränkungen übertragbar ist, aber es gibt einige Studien mit Polizisten aus den USA, die sehr deutlich sowohl einen Rückgang der Beschwerden gegen Polizisten, als auch der Übergriffe auf Polizisten aufzeigen. Anlass zur Vermutung, dass es funktioniert hat man also. Auch wenn man so ein teures Projekt im RD natürlich sinvoll im Rahmen einer Studie durchführen sollte. Sonst bleibt es bei Vermutungen ;-)


    Polizei und medizinischer Bereich sind eher nicht vergleichbar.