Ärztemangel trifft Reiterverein - Für Sanitätsdienst bezahlen?

  • Im schönen Schwarzwald hat man Probleme Sanitäter und Ärzte für ein Reitturnier zu finden, obwohl man ganz viel zu Essen bekäme. Die Vorsitzende befürchtet jetzt, den Sanitätsdienst gar bezahlen zu müssen, für 35,-€ pro Stunde (und pro Einsatzkraft?).


    http://www.schwarzwaelder-bote…59-8d6a-9622aa4387be.html

  • Selten so einen Stuss gelesen.


    Zumindest in meiner Gegend ist es üblich, dass die den San-Dienst durchführende Hilfsorganisation mit dem Veranstalter einen Vertrag vereinbart, der natürlich auch die Bezahlung regelt, d.h. als Dienstleister auftritt - immerhin entstehen hier ja auch Kosten.


    Eine Möglichkeit ist natürlich, für regelmäßige Events von Vereinen ein festes Team inkl. Grundausstattung zu formieren. So kann man sich z.B. für kleinere Veranstaltungen den Sanitätsdienst sparen.


    LG


    Max

  • Was kann man sich eigentlich unter "Arzt in Rufbereitschaft" im Zusammenhang mit einer Reitveranstaltung vorstellen? Meine Definition und tägliche Praxis zum Thema Rufbereitschaft: Wenn man mich braucht, dann ruft man mich an. Ich arbeite meinen hygienischen und sozialen Algorithmus ab, setze mich ins Auto oder in die öffentlichen Verkehrsmittel und steuere meine Dienststelle an. Das kann 60 bis 90 Minuten dauern! Und der Rubel rollt dabei (Pauschale+135%+ggf. Zeitzuschläge)...


    Gruß


    P.S. Es gibt wohl kaum langweiligere Dinge wie ein Sanitätsdienst auf einem Reittunier. Mit ner Bratwurst kann man mich da auch nicht hin locken...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Selten so einen Stuss gelesen.


    Zumindest in meiner Gegend ist es üblich, dass die den San-Dienst durchführende Hilfsorganisation mit dem Veranstalter einen Vertrag vereinbart, der natürlich auch die Bezahlung regelt, d.h. als Dienstleister auftritt - immerhin entstehen hier ja auch Kosten.


    In meiner Gegend ist das auch üblich, allerdings machen sich auch die wenigsten durchführenden Hilfsorganisationen über Themen wie Gemeinnützigkeitsstatus (insbesondere bei Stundensätzen von 35 Euro), Haftung und den Sinn von Hilfsorganisationen Gedanken. Genauso wie darüber, ob die meist verwendeten Standardverträge eigentlich AGB-gerecht gestaltet sind und welchen Anforderungen Rechnungen genügen müssen, wenn man schon meint, welche schreiben zu müssen. Ganz zu schweigen davon, ob von den 35 Euro auch Geld seinen Weg zu den Aktiven findet und damit für alle Beteiligten noch einkommensteuerliche Fragen auslöst. So viel zum Thema Stuss.


    Generell kann ich die Dame verstehen. Offenbar scheint sich die unsägliche Kommerzialisierung des Lebens gerade auch in ihrem Umfeld zu steigern. Mir leuchtet nicht ein, warum eine Hilfsorganisation ihre satzungsgemäßen Aufgaben nicht aus Vereinsmitteln bestreitet. Es wäre etwas völlig anderes, den Veranstaltern des Reitturniers mal bei einem freundlichen Gespräch zu verdeutlichen, dass man sich selbst auch irgendwie finanzieren muss und dass Menschen mit Pferden sich sicher eine Spende leisten können.

  • In meiner Gegend ist das auch üblich, allerdings machen sich auch die wenigsten durchführenden Hilfsorganisationen über Themen wie Gemeinnützigkeitsstatus (insbesondere bei Stundensätzen von 35 Euro), Haftung und den Sinn von Hilfsorganisationen Gedanken. Genauso wie darüber, ob die meist verwendeten Standardverträge eigentlich AGB-gerecht gestaltet sind und welchen Anforderungen Rechnungen genügen müssen, wenn man schon meint, welche schreiben zu müssen. Ganz zu schweigen davon, ob von den 35 Euro auch Geld seinen Weg zu den Aktiven findet und damit für alle Beteiligten noch einkommensteuerliche Fragen auslöst. So viel zum Thema Stuss.


    Generell kann ich die Dame verstehen. Offenbar scheint sich die unsägliche Kommerzialisierung des Lebens gerade auch in ihrem Umfeld zu steigern. Mir leuchtet nicht ein, warum eine Hilfsorganisation ihre satzungsgemäßen Aufgaben nicht aus Vereinsmitteln bestreitet. Es wäre etwas völlig anderes, den Veranstaltern des Reitturniers mal bei einem freundlichen Gespräch zu verdeutlichen, dass man sich selbst auch irgendwie finanzieren muss und dass Menschen mit Pferden sich sicher eine Spende leisten können.


    Deinem ersten Absatz würde ich auch noch zustimmen wollen.


    Bei dem zweiten Teil fällt es mir schwer.
    Auch die Veranstalter eines Reitturnieres machen das nicht für Luft und Liebe und kassieren Geld (und zwar nicht wenig) von Sponsoren, nehmen Eintritt, gelegentlich auch Standgebühren von Imbissbudenbetreibern, nicht zu vergessen die Nenngebühr und und und...
    Die Kommerzialisierung hat im Reitsport schon lange Einzug gehalten.


    Wenn ich da also als DRK/ASB/MHD....... meinen RTW mit entsprechendem Fachpersonal und natürlich der normgerechten Beladung hinstelle finde ich es nicht falsch dem Veranstalter diese Kosten in Rechnung zu stellen.
    Es ist schließlich keine non-profit Geschichte wie der Fackelumzug des örtlichen Kindergartens.


    Ob das allerdings 35 Euro/Helfer/Stunde sein muss ist noch eine andere Baustelle.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Naja, man wird wohl zwischen lokalem Reittunier (Verlustgeschäft, oder zumindes kein Profit) und "professionellem" Reittunier (ab Verbandsebene - oder wie auch immer das bei denen heißt) unterscheiden. Erstere werden üblicherweise Probleme haben sowas zu finanzieren, letztere weniger.

  • Da hast du natürlich Recht.
    Ich habe jetzt mal von "großen Springturniers vom 15. bis 18. Mai" auf eine eher professionelle Veranstaltung geschlossen.


    Und von der Anzahl an Wettbewerben und Prüfungen: guggst du

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  • Lässt sich leider so nicht sagen: es kommt auf den Ausrichter an. Das kann auch bei großen Turnieren mit internationaler und professioneller Besetzung ein kleinerer "lokaler" Reitverein sein. Gerade im Bereich der Vielseitigkeit ist das zum Beispiel so. Die Reiterszene ist da sehr heterogen. Es kommt auf viele Faktoren an: Sponsoren, Startgelder, Besucher, Eigenleistung etc....

  • Zumindest in Niedersachsen sehen die Statuten des Reitverbandes vor, dass bei Einladungsturnieren ein Arzt oder RD-Personal vor Ort sein muss. Nach unserer Erfahrung wird von den Turnierrichtern zunehmend kontrolliert, dass dies auch der Fall ist und nicht wie üblich der ortsansässige Arzt im Notfall von seiner Terasse geholt wird.
    In dem Fall, dass kein Arzt da ist, weil keiner Lust hat, sich zum Spass Pferdehintern anzukucken, stellen wir also einen RettSan. Dieser ist gerade bei Springturnieren dann auch für primäre Versorgung zuständig. Nach einigen Todesfällen und Polytraumen durch Stürze ist für mich nicht einsichtig, warum bei Turnieren alles Geld kostet, aber die Übernahme einer solchen Verantwortung für lau passieren soll. Also lassen wir uns den Retter gesondert bezahlen, wenn auch nicht so üppig. Das Geld kommt dann aber auch zum grössten Teil den Helfern zugute, nur ein kleiner Anteil geht an den Verband.
    Die Veranstalter schlucken das weitestgehend problemlos, ein Arzt käme ihnen deutlich teurer...

  • Lässt sich leider so nicht sagen: es kommt auf den Ausrichter an. Das kann auch bei großen Turnieren mit internationaler und professioneller Besetzung ein kleinerer "lokaler" Reitverein sein. Gerade im Bereich der Vielseitigkeit ist das zum Beispiel so. Die Reiterszene ist da sehr heterogen. Es kommt auf viele Faktoren an: Sponsoren, Startgelder, Besucher, Eigenleistung etc....


    Ah das mag sein.
    Ich hab zwar schon etliche Reitturniere besucht und betreut (z. B. Verdiana) aber zugegebenermaßen hatte ich von diesen Veranstaltungen (vielleicht auch voreilig) auf die breite Masse geschlossen - immerhin waren sich alle Turniere in ihrer professionellen Ausrichtung doch sehr ähnlich (inkl. Turnier(tier)ärzte, RTW, manchmal NEF etc.)


    Trotzdem denke ich, dass eine Dienstleistung (wie der SanDst) bei einem solchen Turnier zumindest soweit vom Veranstalter finanziert werden muss, dass eine Kostendeckung bei der HiOrg möglich ist.
    Es ist Mitgliedern der HiOrgs vermutlich auch schwer zu erklären warum der Reitverein ein Turnier ausrichtet und damit im schlimmsten Fall nur seine Unkosten deckt und zeitgleich die HiOrg Förderer da noch mitfinanzieren in dem die Kosten für Gerät und Material einfach mal geschenkt werden.

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  • Mal abgesehen davon wie hoch die Aus- und Fortbildungskosten für einen RettSan sind. Das ist für kleinere HiOrgs finanziell durchaus eine Herausforderung.


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  • Ich hab mir auch schon den Hintern aufm Reitturnier plattgesessen mit RTW(RA und RS) und einem Hausarzt aus Buxtehude... Meine RS war be Pferdenarrin und hat mir mal die Regeln erklärt... Was mein AG dafür bekommen hat weiß ich nicht, ich wurde dafür normal entlohnt.


    Kurz vor Feierabend ist sogar was passiert...


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  • Die Anforderungen für das Personal sind unterschiedlich geregelt. Auch wenn es wenig Vorschriften für das Sanitätspersonal gibt, ist ein Arzt oft vorgeschrieben. dabei geht es nicht nur um eine ärztliche Versorgung, sondern auch um eine Begutachtung. Bei internationalen Vielseitigkeitstunieren ist zum Beispiel eine nach jedem Sturz eine ärztliche und tierärztliche Vorstellung von den internationalen Verbänden vorgeschrieben. Mit englischsprachigen Formularen.

  • Also hier am Niederrhein gibt es das Problem schon lange und ich kann auch gut nachvollziehen, dass es für Hiorgs schwierig ist zu allen Zeiten entsprechendes Personal zu stellen, zumal die Reitturniere ja teilweise auch werktags schon laufen...
    Die Folge ist, dass private Firmen teilweise diese Dienste übernommen haben. Ich habe auch schon das eine oder andere Turnier begleitet sowohl für eine Hiorg (bezahlt) als auch für einen Privaten. 35€ wurden dafür aber sicherlich nicht kassiert.

  • Die Anforderungen für das Personal sind unterschiedlich geregelt. Auch wenn es wenig Vorschriften für das Sanitätspersonal gibt, ist ein Arzt oft vorgeschrieben. dabei geht es nicht nur um eine ärztliche Versorgung, sondern auch um eine Begutachtung. Bei internationalen Vielseitigkeitstunieren ist zum Beispiel eine nach jedem Sturz eine ärztliche und tierärztliche Vorstellung von den internationalen Verbänden vorgeschrieben. Mit englischsprachigen Formularen.


    Wobei es nach meiner Information fuer den Ausrichter nicht verpflichtend ist, einen Arzt nach rettungsdienstlichen Massstaeben einzuteilen.
    Hier ergibt sich fuer die Vereine den Vorteil, dass die Aufgabe durch ein Vereinsmitglied wahrgenommen werden kann, der halt Mediziner ist.
    Rufbereitschaft bedeutet hier einfach die Alarmierung des Tages Arztes per Handy, der sich halt irgendwo auf dem Turnierplatz aufhaelt.


    WI und Umgebung hat relativ viele Reitvereine und -turniere.
    Traditionell an Pfingste n gibt es eine Veranstaltung, die internationalen Charakter hat.
    Hier ist auch eine Besetzung mit Rtw + NA notwendig - die Anforderungen sind hier, wie auch bei allen anderen Grossveranstaltungen in den letzten Jahren (erheblich) gestiegen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich finde 35€/h normal - allerdings unter der Annahme, dass dem Rettungssanitäter ein Kollege und ein KTW zur Seite gestellt werden.


    Stundensatz bei uns (in etwa):
    8€ - Sanitäter
    12€ - RS
    15€ - RA
    15€ - Führungskräfte
    50€ - KTW
    80€ - RTW


    Fahrzeuge die ersten 4 h voller Stundensatz, danach nur noch knapp 10€/h.
    Macht bei meiner Rechnung bei 12h: ((8€+12€)x12 + 4x50€ + 8x10€)/12h ≈ 40 €/h (wohlwollend abgerundet)

  • Wenn ich nicht dieses Jahr in die Schweiz zum Mitgliedertreffen reisen dürfte wäre ich wieder auf einem der Reitturniere die wir regulär betreuen. Ich persönlich hab hier auch schon alles erlebt von der Reanimation bis zum Insektenstich vor 3 Monaten.
    Ich kenne es auch so wie Ra-wi beschrieben hat. Reitsport ist traditionell nun mal ein teurer Sport und im Verein gibt es nicht selten einen Arzt (im Vorstand), der diesen Passus erfüllt. TIerärzte sind regelmäßig vor Ort, die bekommen gerüchteweise um die 500 Euro pro Tag. Das ist aber für einen ganzen Tag, teilweise am Wochenende mit mobiler Röntgenanlage und zuständig für die Voruntersuchung auch sicherlich nciht zu viel verlangt.


    Zu unserer Bezahlung halte ich es gerne mit den Worten unseres alten Chefs: "In Zeiten knapper Kassen müssen auch wir schauen wo wir bleiben, aber wir greifen auch keinem nackten Mann in die Tasche. Und bis jetzt haben wir immer eine Einigung gefunden." Und das war auch so. Man hat sich immer geeinigt. Und sei es, dass bei Renovierungsarbeiten geholfen wurde, bei KFZ-Instandsetzungen, Sachspenden,... Wir sind bis jetzt gut damit gefahren.

  • Zitat

    Wenn ich nicht dieses Jahr in die Schweiz zum Mitgliedertreffen reisen dürfte wäre ich wieder auf einem der Reitturniere ...


    Du hast die bessere Wahl getroffen, in der Schweiz ist Pferd "Rosssteak" sehr beliebt.