Fehler in Schönheitsklinik: Koma nach falscher Infusion

  • Einen ähnlichen Fall wie in Bielefeld gab es in Mainz, bei dem erneut unklare Anordnungen, nicht vorhandene Beschriftungen und letztlich eine defizitäre personelle Ausstattung zu einem fatalen Ausgang geführt haben.


    Fehler in Schönheitsklinik: Koma nach falscher Infusion


    Zitat

    Nach einer Schönheitsoperation hat sich in Mainz ein schwerer Fehler ereignet. Die Klinik, der operierende Arzt und eine Medizinstudentin sollen nun haften. Der Fehler zeigt Parallelen zu einem Fall in Bielefeld.


    Zitat

    In einem Urteil vom 15. April hat das Landgericht Mainz nun entschieden: Die Klinik, der operierende Arzt und die Studentin müssen für den Fehler haften (Az.: 2 O 266/11). In welcher Höhe, soll nach einer weiteren Beweisaufnahme festgelegt werden. Der Ehemann verlangt Schadensersatz von mehr als 800 000 Euro für die Pflege seiner Frau.


    Zitat

    Das Urteil des Landgerichts Mainz ist noch nicht rechtskräftig. Neben dem zivilrechtlichen Verfahren wird derzeit auch die strafrechtliche Relevanz des Vorfalls überprüft. Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Körperverletzung eingeleitet.

  • Propofol in einer NaCL? Ist das so gängige Praxis? Das höre ich ehrlich gesagt zum ersten Mal.

  • Man weis ja nicht wie weit die Stdentin war, aber eine nicht 'klare' Infusion anzuhängen unter welchen Umständen auch immer mit dem Glauben es sei nur NaCl...... Hmmmmmm.


    Ist das mit dem Propofol in der Infusion gängige Praxis? Kenne das nur aus der Hand oder dem Perfusor.

  • Gibt Notärzte die mit Propofol Dauerinfusionen zur Sedierung machen.
    Ich erinnere mich, dass Ani das mal angesprochen hat im Rahmen von Hubschraubertransporten.


    Ansonsten - wie immer - zu wenig Informationen um wirklich etwas sagen zu können außer "Hätte, hätte, Fahrradkette"

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Man weis ja nicht wie weit die Stdentin war


    Die Studentin stand vor Beginn des PJ, befand sich also im 10. Semester.


    Ansonsten - wie immer - zu wenig Informationen um wirklich etwas sagen zu können außer "Hätte, hätte, Fahrradkette"


    Das ist wahr - der Artikel ist relativ oberflächlich.
    Wer die Zeit hat, sich das Urteil genau durchzulesen, findet es hier: klick - es lohnt sich.
    Die Begründung und Schilderung finde ich sehr interessant.

  • Ich kenne eine private OP Klinik die Propofol in Ringer nutzt (nutzte?) als "TIVA".
    Auch die gleiche Infusion für mehrere Patienten (mit zwei Rückschlagventilen dran).





    Sent from my iPhone

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Zitat

    Die Studentin entscheidet sich, die angebrochene Infusion zu verabreichen, die sich noch im Operationssaal befand. Diese hat ein Etikett mit der Aufschrift „NaCl“. Allerdings ist in der Flasche nicht nur Kochsalzlösung, sondern auch das Narkosemittel Propofol. Der Inhalt ist milchig.

    Uns hat man vor Jahren bereits im Sanhelfer-Lehrgang eingeprügelt, keine Infusionen zu nutzen (vorzubereiten), die milchig sind. Da kommt schon die Frage auf, ob die angehende Ärztin da im Studium nicht richtig aufgepasst hat.


    Mir tut die arme Frau leid, die nun vermutlich den Rest ihres Lebens ein Pflegefall sein wird. Und die Angehörigen, die nun ebenfalls mit dieser schlimmen Situation leben müssen.

  • Uns hat man vor Jahren bereits im Sanhelfer-Lehrgang eingeprügelt, keine Infusionen zu nutzen (vorzubereiten), die milchig sind.


    Auf parenterale Ernährung trifft man im Rettungsdienst eigentlich eher selten... ;-)
    Daher wundert es mich schon ein bischen, welche omnipotenten Weisheiten in solchen Lehrgängen vermittelt werden.


    Einfacher wäre es vermutlich zu sagen:
    Nur anhängen, was man selbst vorbereitet hat.


    In der Praxis geht das im klinischen Alltag allerdings nicht immer. :-(
    Daher ist man eigentlich zu folgender Übereinkunft gekommen:
    Alles ordentlich beschriften und im Zweifel nachfragen!


    Keine Ahnung, ob in diesem Fall "X mg Propofol" auf der Infusion stand...
    aber milchiges NaCl ist eigentlich schon ungewöhnlich. ;-)

  • Keine Ahnung, ob in diesem Fall "X mg Propofol" auf der Infusion stand...
    aber milchiges NaCl ist eigentlich schon ungewöhnlich. ;-)


    Zitat

    Zuvor bereits hatte die Beklagte zu 4 im Hinblick auf die vermeintliche Anweisung des Beklagten zu 3 die noch am Tropf im OP hängende Infusionsflasche geholt und ins Patientenzimmer verbracht, um sie ggf. der Klägerin infundieren zu können. Die Flasche war mit „NaCl“ beschriftet, enthielt aber außer Kochsalzlösung auch Propofol, mit dem der Beklagte zu 3 die Narkose durchgeführt hatte. Der Inhalt der Flasche war milchig.

  • Als Perfusor natürlich.


    Ja, das macht dann Sinn. :-) Dachte jetzt käme mal was hausgemachtes von Ani MacGyver, MD. :mocking:

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  • GuyFawkes


    Nee nee, ganz klassisch und sicher. In der Luft mache ich keine Experimente. ;-)



    @all


    Die Verdünnung von Propofol in einer VEL ist keine übliche Praxis und ohne Infusomat potentiell patientenschädigend. Die Verwendung einer Einheit Propofol für zwei Patienten gilt inzwischen laut unserer Fachgesellschaften als kontraindiziert. Solche Berichte zeigen einmal mehr, wie risikoreich es ist, sich einer ambulanten Anästhesie in Arztpraxen zu unterziehen. Die schwarzen Schafe sind einfach immer noch überall vertreten.

  • Solche Berichte zeigen einmal mehr, wie risikoreich es ist, sich einer ambulanten Anästhesie in Arztpraxen zu unterziehen. Die schwarzen Schafe sind einfach immer noch überall vertreten.


    Absolut richtig, ich rate tatsächlich niemandem dazu. Massiver Kosten- und Zeitdruck gehen nur sehr schwer einher mit einer sicheren Narkose.

  • Der Fall war auch in unseren Tageszeitungen.
    Der zunächst mitangeklagte Anästhesist wurde nicht weiter belangt; er hätte nicht damit rechnen müssen, daß aus dem OP Material entnommen würde.


    Beklagter Arzt und beklagte Klinik sind in Personalunion; dort operiert wohl sonst niemand.
    Üblicherweise können die Patientinnen nach einiger Zeit wieder nach Hause; Übernachtungen "vor Ort" seien selten.
    Dennoch, so der Bericht, wäre es für den Operateur/Klinikbetreiber zumutbar gewesen, eine exam. Pflegekraft einzusetzen; die Medizinstudentin sei hier nicht geeignet gewesen.


    Bitte jetzt keine Lamentieren über unfähiges Pflegepersonal!
    Wer als Medizinstudent keine anderweitige Vorkenntnisse hat (Pflege, RD...) bzw. in seinen Famulaturen nichts relevantes erlebt hat und keinen sonstigen Studentenjob im med.-pfleg. Bereich hatte, ist m.E. auch noch im 10. Semester relativ unbedarft.
    Bei meinen Anamnesekursen für Studentinnen in der Uniklinik "nebenan" erlebte ich himmelweite Unterschiede; die Unterschiede beim Umgang mit mir als Übungspatient differenzierten hier erheblich.


    Nicht jede Pflegekraft kann sachgemäß ein Absauggerät bedienen.
    Nicht jeder Medizinstudent ist in der Lage, eine ordentliche Körperpflege beim nichtmobilen Patienten auszuführen.
    Nicht jeder Arzt hat ein Faible bzw. die Routine für Notfallmedizin.
    ...

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • 1,5 Millionen Euro Schadenersatz nach OP


    Zitat

    Die Patientin soll nach dem folgenschweren Behandlungsfehler bei einer Schönheitsoperation in Mainz-Finthen Schadenersatz von 1,5 Millionen Euro bekommen. Darauf einigten sich am Mittwoch die Parteien vor dem Mainzer Landgericht. Der Vergleich sieht vor, dass die Schönheitsklinik, der Geschäftsführer und eine Medizinstudentin das Geld zahlen. Wie sie die Summe untereinander aufteilen, können sie selbst entscheiden.

  • Wie sie die Summe untereinander aufteilen, können sie selbst entscheiden.


    da wäre ich gerne dabei...!! :popcorn: :prost:


    ich kenne ne institution, die sich gut mit geldverteilungen auskennt: das BAföG-Amt... die würden das sicher regeln.