EU-Verordung stellt neue Anforderungen an Landeplätze

  • Zitat

    Das Inkrafttreten der Verordnung wird nach Ansicht von
    Branchenvertretern zu drastischen Einschränkungen führen. Iris Juditzki
    von der Deutschen Krankenhaus-Gesellschaft wagt eine Prognose: "Nach
    ersten Daten die uns vorliegen, ist es möglich, dass etwa 50 Prozent der
    bisherigen Landeplätze nicht mehr wie bisher angeflogen werden können
    oder sogar wegfallen. Es drohen erhebliche Einschnitte."

    Quelle: Welt.de



    Mal eine Frage an die Insider unter uns: Ist Thema tatsächlich so brisant, oder nur medienwirksam überspitzt?

  • Ich bin zwar ein Outsider, aber die vorgeschriebenen Sicherheitsmaßnahmen klingen doch sehr vernünftig? Sicherlich wird es dafür sorgen, dass nicht jedes kleinste Haus einen HLP nach den Richtlinien stellen kann, allerdings ist auch fragwürdig, ob es das muss. Für Patienten, die dem RTH Transport bedürfen, werden sie in den wenigsten Fällen geeignet sein und einer Verlegung steht über diese merkwürdige Ausnahmeregelung mit bis zu 100 Starts und Landungen für alte Plätze doch nichts entgegen? Auch habe ich noch nirgends gelesen, dass es eine Vorgabe gibt, dass ein Patient binnen 10 - 15 Minuten ins Krankenhaus gebracht werden können muss. Es klingt für mich nach ziemlicher Panikmache aus dem schieren Entsetzen, Geld für Sicherheit ausgeben zu müssen.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • @ Johannes: unter üblichen - Pardon - Norddeutschen Gesichtspunkten mag dies richtig sein, aktuell dürften bereits viele Klinken im Schwarzwald/Allgäu/Bayerischer Wald oder alpinen Gebieten nicht mehr anfliegbar sein.

  • aktuell dürften bereits viele Klinken im Schwarzwald/Allgäu/Bayerischer Wald oder alpinen Gebieten nicht mehr anfliegbar sein


    Kliniken, die regelmäßig (über 100/ Jahr) für die Aufnahme von Patienten aus dem RTH angeflogen werden, sollten dann wohl alleine aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten entsprechende Landeplätze umrüsten/aufwerten. Ansonsten werden sie in naher Zukunft wohl keine Patienten mehr bekommen.


    Ob jetzt die Schwarzwaldklinik mit dem Parkplatz vor der Tür oder das nächste Kreiskrankenhaus mit einem ordnungsgemäßen Landeplatz angeflogen wird dürfte dann wohl eine einfache Entscheidung sein.


    Es kann nicht sein, dass wie immer Kliniken unter Bezug auf drohende Lebensgefahr, etc. Vorschriften nicht umsetzen.

  • Es kann nicht sein, dass wie immer Kliniken unter Bezug auf drohende Lebensgefahr, etc. Vorschriften nicht umsetzen.


    Das Geld kann man locker aufbringen. Man löst halt ein paar Arbeitsverträge in der Pflege auf. Kein Problem. Das Krankenhaus hat dann einen sichereren Landeplatz aber ein paar MRSA-Fälle mehr. Ist doch egal. Was ich aber nicht verstehe: woher ergibt sich der Bedarf? Ich kann mich an keine Katastrophen in Bezug auf Landeplätze in den letzten Jahrzehnten in Deutschland erinnern.

  • Hi!

    Was ich aber nicht verstehe: woher ergibt sich der Bedarf? Ich kann mich an keine Katastrophen in Bezug auf Landeplätze in den letzten Jahrzehnten in Deutschland erinnern.

    Langeweile in Brüssel? Entscheider die mal wieder keine Ahnung haben? :-P
    Wird halt wieder neben an auf der Wiese gelandet und der Rest mit dem RTW gefahren oder so.
    Und ich glaube viele Landeplätze schaffen die 100 Landungen überhaupt nicht.(und fallen somit nicht in die Umrüstpflicht oder?)
    Grüsse

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Ähnliches befürchte ich auch. Genau so albern wie diese dauernden EU-Normen bei der Rettungsdienstkleidung. Es reicht, wenn wir auf Bundesebene Geld zum Fenster rauswerfen. Auf Europaebene muß das nicht auch noch sein. Wieder ein Grund mehr diese Europawahl am Sonntag zu boykottieren.

  • Eine Wahl boykottieren?


    Ähm.. ja... ;-(

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Genau so albern wie diese dauernden EU-Normen bei der Rettungsdienstkleidung.

    Als Hersteller übrigens eine gute Methode, um europaweit verkaufen zu dürfen. Das macht unter Rücksicht auf den freien Warenverkehr in Europa schon eine Menge Sinn und vieles einfacher, reduziert im übrigen langfristig gesehen auch volkswirtschaftlich Kosten.


    Ob man die Normen allerdings ständig ändern muss, ist eine andere Sache.


    Unter Bezug auf die EU-Richtlinie für die Hubschrauber: Betrachte mal den Vorteil, wenn du (als Vielflieger im ITH) von Deutschland nach Belgien fliegst. Dein ITH darf auch dort landen und fliegen ohne dass du dich speziell mit belgischen Zulassungsvoraussetzungen für Landeplätze auskennen musst.


    Und unter Bezug auf die vielen EU-Normen: Dein Beatmungsanschluss vom Blasebalg passt auch in Belgien auf den Tubus des Patienten. Für dich und den Patienten ist das Leben einfacher, kostengünstiger und sicherer.

  • Das Geld kann man locker aufbringen. Man löst halt ein paar Arbeitsverträge in der Pflege auf. Kein Problem.

    Oder man berechnet das ganze einfach wirtschaftlich und sieht das ganze in Bezug auf die Spezialisierung (Traumazentrum in den Alpen) und Qualitätserhöhung als Investition, die auch Mehreinnahmen bringen kann (wenn z.B. die Schwarzwaldklinik mit der kleinen Allgemeinchirurgie, aber der tollen Kaffeemaschine in der RD-Halle, nebenan nicht umrüstet)

  • Was ich aber nicht verstehe: woher ergibt sich der Bedarf? Ich kann mich an keine Katastrophen in Bezug auf Landeplätze in den letzten Jahrzehnten in Deutschland erinnern.


    Im Bezug auf die Ausdünnung der Krankenhaus-Landschaft sowie die regional immer schwierigere Verfügbarkeit von Notarzt-besetzten Rettungsmitteln halte ich vernünftige Landeplätze schon für nicht unwichtig. Gerade im Hinblick auf die Nachtfliegerei im Rahmen von Post-Primäreinsätzen oder Sekundärverlegungen.


    Tagsüber ist es oftmals kein Problem die Wald- und Wiesenkrankenhäuser anzufliegen; das schaut aber nachts oftmals ganz anders bzw. sportlicher aus.

  • regional immer schwierigere Verfügbarkeit von Notarzt-besetzten Rettungsmitteln halte ich vernünftige Landeplätze schon für nicht unwichtig


    Falls der Eindruck entstanden ist: Ich auch nicht!


    Aber im übrigen eine Super-Gelegenheit für eine kleine Gemeinde mit einem NA-Problem auf eigene Kosten einen Landeplatz in/nahe der Stadt zu bauen. Der sorgt dann dafür, dass unter gewissen Voraussetzungen auch nachts ein ITH/RTH landen und auch wieder starten kann. Verglichen mit einem NA-Standort ist so eine Betonfläche mit ein paar Lampen und nem Feuerlöscher doch bestimmt Kleinkram.

  • Solche Angleichungen haben früher auch schon ohne EU funktioniert. Ich glaube nicht, daß der Luer-Anschluss, der Luer-Lock-Anschluß oder der konische Anschluß durch EU-Regelungen entstanden sind. Klär' mich auf, wenn ich da technikhistorisch falsch liege. Das Landen auf ausländischen Landeplätzen hat auch früher geklappt, denn es gibt trotzdem immer Ausnahmeregelungen. Das heißt, auch wenn ich in Maastricht lande, muß ich mich vorher mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machen. Und bei der Landung eines Hubschraubers sind unabhängig von Europa immer die selben Dinge zu beachten. Und was die Praxis angeht: selbst die deutschen (Dach-) Landeplätze sind nicht mal gleich: mal ist keiner da, mal ein Hausmeister, mal ein ganzer Löschzug der BF. Und diese jährlichen Erneuerungen halte ich für fraglich notwendig. Mir ist schon klar, daß die Schreibtischfunktionäre sich immer was Neues ausdenken müssen um ihre Daseinsberechtigung nicht in Frage stellen zu müssen. Aber ich finde, daß geht in vielen Bereichen zu weit. Ich denke es ist wie überall: es kommt auf die goldene Mitte an. Und die finde ich gerade im Bereich der EU in vielen Bereichen nicht getroffen.


    Mit dem Landeplatz ist es leider in der Praxis nicht so einfach. Es geht nicht nur um Feuerlöscher & Co.: der Dachlandeplatz der Uni Essen ist z.B. wieder seit langem wegen solcher Umbaumaßnahmen geschlossen. Ein sehr aufwendiger RTW-Shuttle ist notwendig. das führt dazu, daß wir aktuell die Uni Essen bei Primärtransporten meiden. Das ist nicht patientenorientiert. Und bei den regelmäßigen Änderungen kommt das immer wieder vor.

  • das schaut aber nachts oftmals ganz anders bzw. sportlicher aus.


    Das ist ziemlich subjektiv. Und nebenbei sind gerade diese Häuser paradoxerweise von den Ausnahmeregelungen betroffen. Ich hätte ja Verständnis, wenn zweimal im Jahr ein Hubschrauber wegen solcher Landeplätze zu schaden kommt. Das ist aber nicjt so. Deshalb frage ich mich: woher kommt der Bedarf, außer aus der Theorie??? Die meisten "Unfälle" passieren bei Außenlandungen und das aufgrund menschlicher Fehler (RTW gegen Rotorblatt). Und nicht am Krankenhaus.

  • Man könnte auch argumentieren, dass es nicht immer erstmal zur Katastrophe kommen muss bevor dann endlich was verändert wird.


    Ich bin aber in der Materie überhaupt nicht sachkundig...

  • Man könnte auch argumentieren, dass es nicht immer erstmal zur Katastrophe kommen muss bevor dann endlich was verändert wird.


    Solche Weitsicht habe ich mir schon öfter mal an Kreuzungen gewünscht. Da müssen aber erst mehrere Menschen sterben, bis eine Ampel gebaut wird. Aber wenn gar nichts passiert, kann man ja durchaus Maßnahmen in Frage stellen. Man sollte vielmehr für eine Entbürokratisierung in Europa sorgen und überhaupt erstmal eine bidirektionale grenzüberschreitende Luftrettung zu schaffen, bevor man sich über gemeinsame Landeplätze Gedanken macht.

  • Deshalb frage ich mich: woher kommt der Bedarf, außer aus der Theorie???

    Im übrigen eine nicht zu verachtende Frage, die allgemein im Bereich der Normen und Richtlinien zu stellen ist.


    Da ich zufällig noch Mitglied in einem Normungsgremium bin, erlebe ich immer wieder, wie theoretisch mögliche Gefährdungsfälle als Anlass genommen werden sollen, eine Normänderung durchzusetzen (quasi als Aktivitätsnachweis zur eigenen Existenzberechtigung). Was aber immer auf der Strecke bleibt, ist die Frage, ob diese theoretisch mögliche Gefahr tatsächlich in der Praxis auftritt, bzw. sehr naheliegend ist.

  • Zitat

    Entbürokratisierung in Europa sorgen

    @Ani: Dann solltest Du morgen bei der Europawahl McAllister wählen, da er ja genau das versprochen hat! Außerdem braucht der arme Junge nach seinem Versagen in Niedersachsen ja auch eine neue Aufgabe...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • @Ani: Dann solltest Du morgen bei der Europawahl McAllister wählen, da er ja genau das versprochen hat! Außerdem braucht der arme Junge nach seinem Versagen in Niedersachsen ja auch eine neue Aufgabe...


    Gruß

    Oder halt jemanden der uns nicht in Form von TTIP einen wirklichen bürokratischen Supergau bescheren will :mauer: .


    Übrigens fact am Rande: Die ach so bürokratische EU hat (oder hatte zumindest bei meinem letzten Besuch in Brüssel vor drei Jahren) weniger Verwaltungsbeamte als die Stadt München!

  • Übrigens fact am Rande: Die ach so bürokratische EU hat (oder hatte zumindest bei meinem letzten Besuch in Brüssel vor drei Jahren) weniger Verwaltungsbeamte als die Stadt München!


    Jetzt mach doch die Allgemeinplätze nicht mit Fakten kaputt!!! :stop: