STEMO in Berlin bald Regelrettungsdienst?

  • Auch in Berlin sind Stroke-Unit Betten nicht unbegrenzt vorhanden und auf keinen Fall in jedem Krankenhaus. Der Ansatz, die Krankenhausstruktur zu überdenken ist gut, aber wohl eher ein Wunschtraum.
    Ich habe mir das Gefährt mal auf der Wache anschauen dürfen. Es liegt in seiner jetzigen zentralen Position nicht Ideal, weil hier die KH-Struktur "zu gut" ist.
    Stellt man es allerdings an den Rand von Berlin, sind andere Bezirke eventuell im Nachteil. Also ist es nicht abwägig bei 3,5 Millionen Einwohnern 2 oder 4 davon anzuschaffen.
    Bis jetzt lief es ja als Studienprojekt und der erste Wagen kostete einen Zweistelligen Betrag. Neuere Fahrzeuge sollen wesentlich effizienter und günstiger sein.


    Ich erinnere mich noch an einer Nachtschicht in Neukölln. Herbst, nicht besonders viel los in der Stadt. Alarm zu unklarem Notfall. Vor Ort ein älterer Herr mit ausgeprägtem Apoplex. Die nächste Stroke war entweder 3 oder 7 Minuten entfernt. Beide nicht aufnahmebereit wegen Kapazitätsproblemen. So sind wir tatsächlich bis nach Mitte in die Charité gefahren, da auch weitere im Umkreis befindliche Stroke Units nicht aufnahmebereit waren. Fahrzeit 15 Minuten (in der Nacht).


    Gruß Crash

  • 15 Minuten? Oh je...


    In 15 Minuten gibts in der Landrettung nicht mal das nächste Schild in Richtung Krankenhaus. Geschweige denn eine Stroke.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Crash hast du ne Quelle zu dem Wagen?


    Ich kann leider keine Nennen, kann aber berichten aber das die Anschaffung insgesamt 1 Millionen Euro kostet pro Fahrzeug, und dass der Unterhalt pro Jahr auch fast so viel kostet. Für 5 Millionen könnte sich Berlin mal einen modernen Rettungsdienst aufbauen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • DIe Quelle ist ein Kollege vom DRK der in Wilmersdorf gefahren ist und sich dort ausgiebig mit den Kollegen der Feuerwehr unterhalten hat. Haben dort ja auch oft zusammengearbeitet.


    Ich meinte übrigens zweistelliger Millionenbetrag. Nun wohl eher pro Fahrzeug ein einstelliger Millionenbetrag.


    15 Minuten in der Nacht sind gut, am Tage können durchaus mal 25 bis 30 daraus werden.


    Gruß Crash

  • Ich will ja nicht komisch klingen, aber wenn ich in meinem aktuellen und auch meinen beiden letzten Einsatzgebieten losfahre um einen Schlaganfall auf eine Stroke Unit zu bringen, sind 25 bis 30 Minuten eher die Untere Explosionsgrenze. Soll heißen, schneller komme ich da vielleicht in 5-10% der Fälle an.


    Von daher sind deine "Klagen" doch auf sehr hohem Niveau.

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  • Auf meiner Hauptwache fahre ich mit Sondersignal mindestens 20 Minuten in die Stroke. Ich bin immer Stolz wenn wir es ab Alarmierung in weniger als 45 Minuten schaffen.

  • Kurz zurück zum Thema Kosten: Was wäre wohl effektiver für den Patienten? 10 Millionen für 2 bis 4 STEMOs oder 10 Millionen für mehr neue anständige Rettungswagen(-standorte) und Personal?

  • Na die STEMOS natürlich. Denn nur so und wirklich NUR so, kann den armen Berlinern das leben gerettet werden. Vorher war es Dschungelmedizin und nun ist alles super. Deshalb MUSS auch noch ein 3er RTH her! :ironie:

  • Über Zeitersparnisse kann man sicherlich streiten. Bedenkt aber das mit erreichen der Zielklinik nicht sofort die Therapie beginnt. Da sind Aufnahmeprozedere, Untersuchungen, CT hochfahren, etc. bis eventuell eine Lyse gefahren werden kann.
    Dies übernimmt das Fahrzeug vor Ort und bringt einen therapierten Patienten in die Klinik auf die IMC / ITS wie auch immer.


    Ein dritter RTH? Nunja, die Einsatzzahlen des Chr. 31 würden dies zulassen. Der ITH Chr. Berlin ist ja eher im Umland anzutreffen und in der Stadt eher selten gesichtet

  • Mich wundert es ein bischen, dass es mit ähnlicher Argumentation noch kein STEMI-Mobil mit mobilem Herzkatheterlabor gibt.
    :playboy:

  • Crash 51:


    Du sagst damit im Grunde genommen nur:


    - die Kommunikation zw. RTW/NEF mit der LS und der LS mit der Zielklinik funktioniert nicht
    - klinikinterne Strukturen sind chronisch insuffizient und desorganisiert


    und wir reden nicht über die Ortschaft Kleinkleckersdorf im Landkreis Irgendwo.
    In Berlin scheint m.E. doch noch eine Mauer zu bestehen (zumindest in einigen Köpfen) :mauer:

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Bedenkt aber das mit erreichen der Zielklinik nicht sofort die Therapie beginnt. Da sind Aufnahmeprozedere, Untersuchungen, CT hochfahren, etc. bis eventuell eine Lyse gefahren werden kann.


    Das ist genau der Punkt, den ra-wi völlig richtig bemerkt hat. Das ist ja kein Problem mangelnder Ressourcen sondern suboptimaler Abstimmungen/Kommunikationen zwischen Rettungsdienst ggf. inkl. Notarzt und der Zielklinik.
    Statt hier Millionen in irgendwelche komischen STEMO zu investieren sollte man mal drüber nachdenken ob man zum einen der Klinik ein wenig Vertrauen in die rettungsdienstliche (Verdachts)Diagnose beibiegt oder - wenn nötig - das rettungsdienstliche Personal in adäquater (Verdachts)Diagnosestellung ausbildet.
    Ansonsten kommt nämlich tatsächlich demnächst noch das was fakl schon sagt:

    Mich wundert es ein bischen, dass es mit ähnlicher Argumentation noch kein STEMI-Mobil mit mobilem Herzkatheterlabor gibt.


    Dies übernimmt das Fahrzeug vor Ort und bringt einen therapierten Patienten in die Klinik auf die IMC / ITS wie auch immer.


    Das ist für mich überhaupt gar kein Grund für so einen Hobel. Denn dann kommt demnächst noch wer und will kein ACS-Mobil sondern auch gleich noch einen Sattelschlepper mit Polytrauma-Ausrüstung. So von wegen "Golden Hour of Shock" und so.
    Nicht das der Polytrauma-Patient im Berliner Berufsverkehr wichtige Zeit verliert und so.

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  • Genau auf den Punkt gebracht. Das STEMO kann nur so effektiv sein, wenn Kommunikation und klinikinterne Strukturen mangelhaft sind. Und das dann wahrscheinlich leider nicht nur beim Stroke. Eine Stroke-Anmeldung hatte z.B. in meinem letzten RD Bereich in D (als Stroke Units gerade so langsam erst etabliert wurden) schon zur Konsequenz, dass der (stabile) Patient direkt unter Umgehung der Notaufnahme ins CT ging ( übrigens der STEMI auch direkt ins Coro). Wenn ich mich vor Ort dann auf absolut notwendige Massnahmen beschränke (10mins) bin ich idR in max 25 mins im CT und die Therapie startet nach 30min. Klar dass es instabile Patienten gibt, wo das nicht funktioniert (aber das wird dann mit dem STEMO wahrscheinlich auch schwierig). Eine optimale Abstimmung zwischen RD und Klinik, sowie das Bewusstsein für eine schnelle Behandlung (kein "Rumspielen" vor Ort) und in der Klinik (dafür gibts ja Stroke Units eigentlich) macht in meinen Augen diese ja doch nicht grad billige Investition unnötig. Das Geld würde in anderen Bereichen sicher einer grösseren Patientengruppe mehr helfen... Bzw. müssten dann konsequenterweise ein mobiles Coro, wieder ein mobiler OP (innere Blutungen) etc. auf den Strassen unterwegs sein.

  • @Bloodwyn76:
    aufgrund einer Diskussionsthematik hier im Forum halte ich die 24-stündige Vorhaltung eines Sonder-NAW für urologische Notfälle für zwingend notwendig :-D

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Zumal man bei vernünftigen Strukturen in allen Stroke-Units in Berlin bestimmt in der Lage wäre, auch den vierten und fünften Patienten gleichzeitig adäquat zu behandeln. Oder kommen dann die Reserve-STEMO noch zum Einsatz.


    Eddy

  • Mal ganz böse:
    Lysefenster hin oder her. Ein Rettungsdienstbereich, welcher ohne EKG und geeignetem Ampullarium, ohne NIV und Spineboard einen RTW ausstattet hat ganz, ganz andere Probleme und sollte vielleicht erst diese angehen...

  • Es gibt ja jetzt ein paar NotSan-RTW in Berlin...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Wieviele von den nicht-NotSan-RTW man wohl aufrüsten und wieviele Kollegen man weiterbilden könnte für das Geld..?

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!