Studie des DRK: Jeder dritte Einsatz ist kein Notfall

  • Mehr als 120 DRK-Rettungsdienste haben sich deutschlandweit an einer bisher einmaligen Studie beteiligt. Die Stichtagsabfrage ergab unter anderem, dass obwohl die Notrufnummer 112 gerufen wurde, jeder dritte Einsatz kein Notfall war. In dieser Studie zum Rettungsdienst wurde nach dem medizinischen Lagebild der Patienten, den eingesetzten Rettungsmitteln sowie Geschlecht und Alter gefragt. Die Ergebnisse dieser Studie, bei der 3.130 Fälle ausgewertet wurden, stellte DRK-Bundesarzt Prof. Dr. Peter Sefrin im Rahmen eines DRK-Symposiums am 7. Oktober in Berlin vor.


    Wichtigste gesetzliche Grundlage des Rettungsdienstes in Deutschland ist bisher die sogenannte „Krankentransport-Richtlinie“, nach der Patienten Anspruch auf die sachgerechte Verordnung einer Krankenfahrt, eines Krankentransportes oder einer Rettungsfahrt haben. Am Stichtag erfolgten jedoch nur knapp 20 Prozent der Einsätze auf Verordnung durch einen Arzt. Mehr als 80 Prozent der Einsätze wurden ohne vorherige Verordnung über die Rufnummer 112 durch die Leitstellen disponiert und bis auf wenige Ausnahmen durch Rettungswagen (RTW), bzw. durch RTW und Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) gefahren. Allerdings zeigte sich im Nachhinein, dass 34,5 Prozent gar keine echten Notfälle waren.


    Der Einsatz dieser Fahrzeuge (RTW und NEF) setzt voraus, dass die Leitstellendisponenten aufgrund ihrer Lageinformationen zu der Überzeugung gelangt sind, dass beim Patienten ein akut lebensbedrohlicher Gesundheitszustand vorliegt. Die drei häufigsten lebensbedrohlichen Erkrankungen betrafen dabei Herz-Kreislauf (46,9 Prozent), das zentrale Nervensystem bzw. Schlaganfall (20,7 Prozent) und die Atmung (15,9 Prozent). Von den Fällen ohne Verordnung waren insgesamt 42 Prozent der Patienten über 70 Jahre alt.


    Derzeit gibt es bundesweit nur zwei Quellen, um Angaben über rettungsdienstliche Leistungen zu erhalten: Zum einen die Angaben der Gesetzlichen Krankenversicherung zu den Leistungsfällen im Rettungsdienst und zum anderen die regelmäßige Replikationsstudie der Bundesanstalt für Straßenwesen mit einem derzeitigen Erhebungsturnus von vier Jahren.



    Quelle: Pressemitteilung des DRK

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Das ist in meinen Augen eigentlich ein interessanter Schnitt, denn ich hätte aus meiner Erfahrung eine höhere Quote an Nichtnotfällen getippt.


    Jetzt bin ich aber sehr gespannt, welche Schlüsse und Konsequenzen daraus gezogen werden, denn erstens ist die Entwicklung der letzten zehn Jahre durchaus bekannt, zweitens bringt die reine Kenntnis samt Studie gar nichts. Und wie ich immer gerne sage, das Problem ist der Anrufer, den können wir nicht ändern, aber der Annehmende Disponent kann ganz klar eine Verbesserung herbeiführen. Sicher auch mit einem gestärkten rechtlichen Rahmen, aber dort ist der erste Ansatzpunkt. Unabhängig der aktuell sehr unterschiedlichen Qualifikation und Erfahrung von Leitstellendisponenten muss deren Entscheidung abgesichert sein. Schickt er also den KTW zur Synkope (war doch vor zehn Jahren eher die Regel, als die Ausnahme), hat er, wenn es dann doch ein schwerwiegenderer Notfall ist, prinzipiell keine Konsequenzen zu fürchten.


    Heute schickt er aber lieber RTW und NEF, damit diese vor Ort nach unten korrigieren können. Das wiederum ist dann die sichere Entscheidung und dem Disponenten sind keine Vorwürfe zu machen. Ein KTW hat med. Material und geschultes Personal, welches in der Lage sein muss, eine erste Einschätzung zu treffen, für die üblichen FMG (fahr mal gucken) ist ein RTW und vor allem ein NEF zu kostbar.

  • Ganz im allgemeinen finde ich aber einen RTW Einsatz für eine Synkope absolut nicht unnötig..., sondern eher den Klassiker einer RTW Indikation.

  • Die Synkope war ein Beispiel, das mir gerade eingefallen ist. Du kannst dir doch aussuchen, was immer du möchtest, es gibt für jedes Notfallbild den Patienten, der danach mit dem Rad zur Klinik fahren könnte und den, der geflogen werden muss. Aber genau diese Differenzierung scheint nicht mehr regelhaft vorgenommen zu werden. Ich habe zwar noch nie in der Leitstelle gesessen, aber ich sehe die Auswirkungen sehr regelmäßig, wenn ich RTW fahre. Und ich KANN mir nicht vorstellen, dass die Mehrzahl der Disponenten lieber den KTW schicken würde, wenn er nicht sicher ist, ob es wirklich vital gefährdend ist, aber dann doch (weil es ja sicherer ist) den RTW disponiert.


    Und wie Hilope schon sagte, es fängt doch schon unten an. Der Liegewagen fährt die Taxipatienten, der KTW die Liegewagenpatienten, der RTW die KTW Patienten und wenn es ganz schlimm ist, kommt das NEF zur Unterzuckerung. Ein Disponent, der (außer bei groben Verfehlungen, die in die Richtung des Vorsatzes gehen) für seine Entscheidungen, eine Klasse tiefer zu schicken, nicht belangt wird bzw werden kann, der schickt mit Sicherheit eher mal wieder einen KTW, als sofort einen RTW. Wir sind vor 14 Jahren als Zivis mit dem KTW teils mehr Notfälle gefahren, als ich heute mit dem RTW transportiere. Und ganz ehrlich, wenn ich mir einen Arm breche, tut das weh und es sollte ganz schnell die Rettung kommen - dann schicke ich halt nen KTW mit Alarm, dafür sind die Lampen ja oben drauf. Wenn vor Ort festgestellt wird, dass der Arm nur gebrochen ist, weil er mittem am Knochen abgerissen ist und jetzt an einer anderen Stelle rumliegt, dann sollte die KTW Besatzung eine ordentliche Erstversorgung stattfinden lassen und dann den RTW und den Arzt zum Mitreisen bestellen. Und nagel mich jetzt nicht wieder auf den abben Arm fest, ich hoffe, der Sinn dahinter wird deutlich.

  • Gibt es doch längst seit vielen Jahren. Nennt sich First Responder. Der darf auch gerne mal von der FF/BF mit kommen. Gucken ob´s schlimm blutet können die auch.


    Die First Responder, die ich kenne, sind nicht fachlich qualifiziert (und werden auch nicht dafür eingesetzt), um eine vernünftige Ersterhebung durchzuführen. Sie dienen lediglich dazu, Erste-Hilfe Maßnahmen durchzuführen, bis der richtige Rettungsdienst kommt.


    Ein qualifizierter First Responder könnte erstens deutlich mehr Maßnahmen durchführen (wenn es denn sein muss), aber primär tatsächlich eine Lagemeldung und Nachforderung/ Evaluierung vor Ort durchführen. Ich will jetzt keine Wunschliste aufmachen, aber die Einführung eines solchen Fahrzeugs/ Personal sollte durchaus mal angedacht werden, wo jetzt gerade eh 16 Landesgesetze mehr oder weniger umgeschrieben werden. Obwohl... dann dauert es nochmal ein paar Jahre mehr :mad_1:

  • Ich will jetzt keine Wunschliste aufmachen, aber die Einführung eines solchen Fahrzeugs/ Personal sollte durchaus mal angedacht werden, wo jetzt gerade eh 16 Landesgesetze mehr oder weniger umgeschrieben werden.

    Mir ist mindestens ein Bundesland bekannt, welches im Rahmen der Neufassung des LRDG durchaus darüber nachdenkt, eine weiteres Rettungsmittel einzuführen. Allerdings wissen wir ja, dass Mut zur Innovation nicht gerade die Stärke der Verantwortlichen in diesem Bereich ist.

  • Es gab in Berlin die Idee zwei vers. qualifizierten RTWs die vers. Aufgaben hätten.


    Der Senat wollte dies aber nicht.



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Hi!

    Klärt die Unwissenden unter uns mal auf?

    Ich stelle mir da einen "Notfalleinsatzfahrzeug" ähnlich eines NEF vor, ein qualifizierter RettAss oder dann NFS, vielleicht hat der noch ne Verbindung zu einem Klinikarzt..und der fährt mal gucken....
    Grüsse

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Hi!

    Mit ECMO an Bord?

    na klar!! hab mich schon für den Lehrgang angemeldet. :blum1:
    Grüsse :prost:

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...