3-jährige Ausbildung zum Notfallsanitäter

  • Hallo,


    Ich bin seit Oktober 2014 an einer Notfallsanitäterschule, um die 3-jährige Ausbildung zu absolvieren....war vorher schon mit dem Rettungsdienst vertraut bin aber irgendwie bis jetzt echt enttäuscht... Unterricht läuft schleppend und die Lehrkräfte sind nicht die Lehrkräfte sind selbst recht planlos....


    vielleicht habt ihr ja irgendwelche anderen Erfahrungen bezüglich der Ausbildung gemacht oder gehört...


    wäre wirklich interessant ob es anderen genauso geht wie mir...


    lg

  • Tja das die ersten Durchläufe so stattfinden war ab zusehen, tröste dich es gab (muss man ja jetzt schrieben) RettAss Schulen die in 25 Jahren keinen strukturierten Ablauf hin bekommen haben und das nicht zu knapp.
    Hält sich denn die Schule an einen Lehrplan der wiederum die Lernfelder der APrV abdeckt?

  • Mich wundert gerade Bayern und Notfallsanitäterausbildung etwas. Ist das tatsächlich schon ein echter, dreijähriger Notfallsanitäterkurs oder ist das noch ein Konstrukt mit einer Rettungsassistent-Notfallsanitäter-Stufenausbildung? Das wäre interessant zu wissen. Über welchen RD bist du denn als Azubi angestellt und zu welcher Schule wurdest du geschickt.


    Die Schüler aus Kiel (Februar 2014) scheinen mit der "Modellausbildung" ganz zufrieden zu sein, von den Oktoberkursen unterschiedlicher Schulen aus Schleswig-Holstein habe ich noch nichts aus erster Hand gehört.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Geh auf eine BRK-Schule ....
    Ja sie halten sich weitestgehend an die APrV und den "Lehrplan"- wenn man des als Lehrplan auffassen will....
    es ist nur einfach schade, dass ich definitiv behaupten kann, dass ich beim RDH in viel kürzerer Zeit (4 Wochen) bei weitem mehr gelernt hab als während der gesamten bisherigen Ausbildung... Und des obwohl wir wirklich viel zu lernen hätten...
    Und obwohl ich echt spass am RD hab und den Beruf wirklich toll finde, lässt die Motivation und die Lust am lernen einfach nach...

  • Ich habe in 4 Monaten RA-Aufbaukurs mit Sicherheit gefühlt auch mehr wirklich Praxisrelevantes Wissen angeeignet als im 1. Semester im Studium... wenn die Ausbildung länger wird, werden eventuell auch mehr Grundkenntnisse vermittelt, die sich erst später zu einem großen Gesamtbild zusammenbilden. Ich würde mal nicht den Mut verlieren und abwarten. :positiv: Ansonsten kannst du hier im Forum wirklich viel Lernen, wenn du ein wenig stöberst findest du viele interessante Diskussionsverläufe mit einigen diskutierten Kontroversen, die dir durchaus helfen können dir deine eigene Meinung zu manchen Themen und Lehrmeinungen zu bilden.

  • Und obwohl ich echt spass am RD hab und den Beruf wirklich toll finde, lässt die Motivation und die Lust am lernen einfach nach...


    Warum... zuwenig Blaulicht- blingbling und Intubations- Aktion, dafür zuviel Zelle und Softskill´s ?

  • Ist das tatsächlich schon ein echter, dreijähriger Notfallsanitäterkurs oder ist das noch ein Konstrukt mit einer Rettungsassistent-Notfallsanitäter-Stufenausbildung?


    Die Frage wäre mir ganz persönlich noch wichtig. Mir war nicht bekannt, dass das BRK wirklich schon soweit ist und schon "richtig" ausbildet. Habe ich das verpasst? (Nicht falsch verstehen, das ist eine echte Interessensfrage, kein Vorwurt.)


    Ansonsten hat Daniel es ganz gut beschrieben. Eine viel tiefergehende Ausbildung erfordert viel mehr Grundlagen. Grundlagen erlernen ist immer etwas ermüdend, aber wie gesagt, aber oft notwendig.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • ""Und obwohl ich echt spass am RD hab und den Beruf wirklich toll finde, lässt die Motivation und die Lust am lernen einfach nach...""


    Dann hast du wohl die falsche Entscheidung getroffen.
    Lese ich jedenfalls aus deinen Worten

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • Vielleicht gibt man äskulapia ja erst einmal die Möglichkeit, etwas detaillierter darzulegen, warum sie den Unterricht "schleppend" und "planlos" findet und ihr der Spaß am Lernen vergangen ist.


    Es soll ja allen Unkenrufen zum Trotz durchaus auch Rettungsdienstschulen geben, an denen der Unterricht tatsächlich unterirdisch ist und man die Zeit mehr "absitzt", statt etwas Sinnvolles (wozu selbstverständlich auch Grundlagen gehören) zu lernen.


    Ich finde es ehrlich gesagt mehr als arrogant hier stante pede Blaulichtgeilheit und Profilneurose zu unterstellen oder generell die Eignung für die Notfallsanitäterausbildung abzusprechen.

  • Zitat


    Es soll ja allen Unkenrufen zum Trotz durchaus auch Rettungsdienstschulen geben, an denen der Unterricht tatsächlich unterirdisch ist und man die Zeit mehr "absitzt", statt etwas Sinnvolles (wozu selbstverständlich auch Grundlagen gehören) zu lernen.


    Ich bin zwar gerade nicht an einer RD Schule aber sitze gerade eine solch unterirdische Lehrveranstaltung ab bis 10 Uhr... Das bereitet extreme Freude.

  • Um mal ein bisschen Verständnis in die Situation zu bringen, kann ich noch einmal kurz meine Erlebnisse in der Krankenpflege-Ausbildung zu Papier bringen. Dabei handelt es sich ja auch um eine dreijährige Ausbildung, die ähnlich bis gleich aufgebaut ist, so wie jetzt der Notfallsanitäter. Das finde ich auch gut, dass die Ausbildung nach und nach aufeinander aufbaut. Die RettAss-Ausbildung, von der Struktur und Dauer, hatte mich nie wirklich überzeugt. Ich war seit Beginn meiner Krankenpflegeausbildung schon immer als dritter Mann auf den Rettungsmitteln RTW und NEF an den örtlichen Rettungswachen rund um mein Lehrkrankenhaus mitgefahren. Hier habe ich das selbstständige Arbeiten, vor allem Entscheidungen zu treffen und Verantwortung übernehmen, gelernt. Sogar mehr wie in der Krankenpflege, wo grundsätzlich wegen alles Rücksprache gehalten werden musste. Ich war zu Beginn meines dritten Ausbildungsjahres als Krankenpflegeschüler massiv gefrustet. Ich fragte mich, warum ich so mit Wissen vollgestopft werde (Anatomie, Physiologie, Krankheitslehre, Arzneimittellehre, usw.), ich dieses Wissen in der überwiegenen Anzahl überhaupt nicht brauchte. Bis dahin bestand meine Tätigkeit hauptsächlich aus grundpflegerischen (Waschen, Betten machen, Lagerung, "Füttern", usw.) sowie hoteldienstlichen Tätigkeiten ("ach, können sie mir noch ne Flasche Wasser bringen", "was für einen Tee hätten sie denn gerne"). Wirklich kranke Menschen, die auch ein wenig mehr fachpflegerischen Aufwand benötigten, gab es kaum. So waren diese Tätigkeiten auch kaum zu verrichten. Das nächste Problem war, dass die fachpflegerischen Tätigkeiten auch immer mehr auf die Ärzteschaft abgewälzt wurden, ja sogar das pflegerische Lehrziel "periphere Venenpunktion und Blutentnahme" im dritten Ausbildungsjahr in Frage gestellt wurde! Und dann? Dann kam meine Intensiv- und Anästhesiepflegezeit. Mein Leben hatte plötzlich wieder einen Sinn! Endlich kranke Menschen! Endlich mein Fachwissen abrufen! Ich schrieb ja bereits einmal, dass ich das Glück hatte, wesentlich mehr Zeit in der Intensiv- und Anästhesiepflege zu verbringen wie dieses sonst Pflegeschüler machen. Ich habe es genossen. Und ja, zum Schluss der Ausbildung konnte ich einige Dinge dann auch besser verknüpfen. Vielleicht ist das die Moral der Geschichte, dass man mit etwas Geduld an die Sache gehen muss. Irgendwann kommt die Zeit, dann will man von Dir plötzlich alles wissen. Man fängt immer klein an, auch in den ersten Wochen meiner Krankenpflegeausbildung passierte zunächst nicht viel. Die RettSan und RettAss-Ausbildung ist sehr kurz, man hat kaum Zeit alles wichtige zu vermittelen. Daher ist hier der Druck größer (gewesen) alles so schnell wie möglich in die Köpfe rein zu stopfen. Vielleicht kommt daher das Gefühl, die Langeweile. Der NotSan hat nun in der dreijährigen Ausbildung (hoffentlich) nun die Zeit, die der RettAss schon vor 20 Jahren verdient hätte!


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich glaub des kam falsch rüber... Ich bin keinesfalls "blaulichtgeil" oder ähnliches und ich bin auch nicht zu faul um Grundlagen zu erlernen! Ganz im Gegenteil ich will lernen!!! Gerade weil ich noch nicht viel Erfahrung hab. Deswegen bin ich ja so enttäuscht! Ich komm nach den Schulblöcken an die Wache und kann definitiv behaupten auf der schule nichts gelernt zu haben.


    Wir reden über Philosophen wie kant und Themen wie homofaber oder homo oeconomicus.... und des in einem ausmaß, dass man meint man würde philosophie studieren. ohne jeglichen bezug zum rd.
    wäre es dagegen nicht sinnvoller gerade am anfang Grundlagen wie beispielsweise richtiges Blutdruckmessen, Infusionen herrichten, bz messen oder richtiges funken zu lehren? Ich meine des sind doch alles echt wichtige Grundlagen die man gerade in der Praxis braucht und die an sich echt schnell erklärt wären.... ich war echt froh, dass ich schon vor der Ausbildung beigebracht bekommen hab!
    Ich finde einfach dass vieles breit getreten wird und an anderen stellen kommen wichtige Sachen einfach zu kurz...
    Weiß nicht obs an der schule liegt oder am Lehrplan, vll nehm ich des auch einfach zu ernst...
    ich werd schon sehen wie es sich weiterhin entwickelt...;)

  • praktische Ausbildung an der Schule:
    da sprichst Du ein spannendes Thema an


    wie viel Praxis soll an der Schule unterrichtet werden?
    ist dazu nicht die Rettungswache da?
    ist da nicht ggf. mehr Zeit da?


    wir nehmen bei uns aktuell die praktischen Teil-Prüfungen (im Betrieb) nach Vorgaben (an Hand von OSCE) der Rettungsdienstschule ab


    allerdings bin ich nicht in Deutschland

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • Ich komm nach den Schulblöcken an die Wache und kann definitiv behaupten auf der schule nichts gelernt zu haben.

    Du sagtest ja schon, dass Du vor Beginn Deiner NotSan-Ausbildung bereits Kontakt mit dem Rettungsdienst hattest. Ich weiß natürlich nicht wie umfangreich dieser Kontakt war, aber vielleicht fühlst Du Dich aktuell auch unterfordert, weil Du eben schon einige Dinge gesehen, gelernt und gemacht hast? Mir erging es ähnlich, als ich kurze Zeit nach meinem Krankenpflegeexamen zur RettSan-Ausbildung geschickt wurde. Theorie war als frischer Krankenpfleger natürlich ein Klacks für mich, die praktische Seite kannte ich auch schon gut, weil ich als Krankenpflegeschüler die drei Jahre während der Ausbildung über immer als dritter Mann auf RTW und NEF mitgefahren bin (sagte ich ja schon mal), sowie ich mich auch im KatS (Fw und SEG) eingebracht habe. Der Umgang mit der Fahrtrage, Vakuummatratze, Luftkammerschienen, usw., war mir so natürlich auch schon recht bekannt. Ich war somit in der RettSan-Ausbildung auch recht unterfordert, was sich erst wieder mit dem RettAss eingestellt hatte. Vielleicht liegt es ja tatsächlich an Deiner "Vorschädigung" und Motivation (die natürlich super ist, keine Frage)? Ähnliches kenne ich und höre ich auch von Azubis die bei einer Berufsfeuerwehr einen Grundausbildungslehrgang absolvieren und zuvor recht aktiv in der freiwilligen Feuerwehr waren. Es wiederholt sich auch dort alles, nur halt intensiver.


    wäre es dagegen nicht sinnvoller gerade am anfang Grundlagen wie beispielsweise richtiges Blutdruckmessen, Infusionen herrichten, bz messen oder richtiges funken zu lehren? Ich meine des sind doch alles echt wichtige Grundlagen die man gerade in der Praxis braucht und die an sich echt schnell erklärt wären....

    Ich würde behaupten, dass ein einer fundierten Ausbildung praktische Fähigkeiten unbedingt mit den theoretischen Hintergrundwissen zusammenhängen sollte (muss). In der Krankenpflegeausbildung wurde z.B. die s.c. und i.m. Injektionen erst im 2. Ausbildungsjahr vorgenommen und umgesetzt, nachdem die anatomischen, physiologischen und krankhaften Vorgänge rund um die Haut, Komplikationen, Hygiene, usw., abgearbeitet waren. Das macht bei anderen Dingen dann sicher auch Sinn, wie z.B. Blutdruck messen, usw. Ich will das nicht alles kaputt reden, aber vielleicht liegt die Wahrheit da irgendwo in der Mitte.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Spontan würde ich meinen, dass dir das Lernen in Lernfeldern noch Schwierigkeiten bereitet. Vermutlich bist du das Lernen in Fächern gewohnt, was jedoch in der NotSan-Ausbildung nicht mehr stattfindet. Was du auf keinen Fall machen darfst ist, die Ausbildung mit deinem Rettungshelfer-Lehrgang zu vergleichen. In diesem hast du innerhalb kürzester Zeit die wichtigsten Grundlagen für die (Hilfs-)Tätigkeit im Rettungsdienst an die Hand bekommen. Nun aber absolvierst du eine 3-jährige, anspruchsvolle Ausbildung, welche dir das Handwerkszeug für eine eigenverantwortliche, verantwortungsvolle Arbeit vermitteln muss. Gib dir und deiner Ausbildung einfach etwas Zeit.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Wobei ich mich allerdings auch wundere, weshalb man Kant, Homo faber und die Theorie des Homo oeconomicus an einer Rettungsschule bespricht. Ist das üblich?

  • Das habe ich mich auch gefragt. Ich dachte, es könnte vielleicht auch nur eine Art Metapher für das schwadronieren über völlig falsche Themen sein?

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • Zitat

    Wobei ich mich allerdings auch wundere, weshalb man Kant, Homo faber und die Theorie des Homo oeconomicus an einer Rettungsschule bespricht. Ist das üblich?


    Finde ich jetzt auch komisch. Ich wurde damit bisher nur im mir aufgezwungenen Deutsch LK beglückt...

  • Finde ich jetzt auch komisch. Ich wurde damit bisher nur im mir aufgezwungenen Deutsch LK beglückt...


    Ich würde mal nicht davon ausgehen, dass hier Max Frischs großartiger Roman gemeint war, sondern eher der hier:
    http://de.m.wikipedia.org/wiki/Homo_faber_(Anthropologie)


    J. :hi: