Private Rechnung für zwei Feuerwehrleute aus Bayern nach Hilfeleistung durch Rettungsdienst sorgte für Verärgerung

  • Eine Privatrechnung über jeweils 700 Euro, welche zwei junge Männer der freiwilligen Feuerwehr Bergheim (Augsburg) für eine Hilfeleistung durch den Rettungsdienst erhielten, sorgte beim zuständigen Bürgermeister sowie der Feuerwehr für Verärgerung.
    Die beiden Feuerwehrleute waren beim Großbrand des Klosters Maria Medingen im Einsatz, als sie aufgrund von Kreislaufproblemen durch den anwesenden Rettungsdienst und einer Notärztin untersucht wurden. Es mussten keine weiteren Maßnahmen ergriffen werden; die beiden Einsatzkräfte hatten sich nach einer halben Stunde wieder erholt.


    Nun erhielten sie eine private Rechnung für die Versorgung durch einen Notarzt. Der Dillinger Rettungsdienstleiter vermutet ein Versehen der Krankenkasse, das sich schnell aufklären lasse. Durch das Anfertigen eines Einsatzprotokolls würde die Zentrale Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst Bayern (ZAST) den Einsatz bearbeiten und direkt mit der zuständigen Krankenkasse abrechnen. Im Falle der beiden Feuerwehrleute sei die Unfallversicherung der Gemeinde zuständig, wohin der Bürgermeister der betroffenen Feuerwehrleute die Rechnung inzwischen geschickt hat.
    In der Regel würden die bayerischen Notärzte bei solchen Hilfeleistungen bei den Feuerwehrleuten allerdings gar nichts berechnen, weiß der Dillinger Rettungsdienstleiter zu berichten, sondern sich lediglich mit dem Anfertigen eines Protokolls absichern. Nur Krankentransporte würden in Rechnung gestellt. Bayern sei hier humaner, als die Nachbarn aus Baden-Württemberg, wo alles abgerechnet werden würde. Die beim Klosterbrand im Einsatz befindliche Notärztin, welche die beiden Feuerwehrleute untersuchte, könnte aus Baden-Württemberg kommen. Mit einem Notarzt aus Bayern könne der Rettungsdienstleiter über die Rechnung sprechen, mit einem Notarzt aus dem benachbarten Baden-Württemberg ginge das nicht. Dem Bürgermeister und dem Feuerwehrkommandanten hat er seine Unterstützung angeboten; den Unmut über die Rechnung könne er schon verstehen.


  • Warum ist hier jemand verärgert? Die Leistung wurde erbracht und genau dafür gibt es einen Versicherungsträger. Dass die Rechnung falsch adressiert war ist ärgerlich, aber lösbar.

    Speed is life!
    Es gibt 10 Arten von Menschen. Solche, die binär zählen können, und Solche, die es nicht können.

  • Mal vom eigentlichen Ärgernis des Bürgermeisters und der Feuerwehr abgesehen: 1.400 Euro für eine kleine Hilfeleistung abzurechnen ist schon bemerkenswert.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • 1.400 Euro für eine kleine Hilfeleistung abzurechnen ist schon bemerkenswert.


    http://www.kvmiesbach.brk.de/r…-rettungsdienst-in-bayern


    2xNotarzteinsatz abgerechnet. Das ist die Pauschale des bayerischen Rettungsdienstes für einen Notarzteinsatz.
    Da sind die Kosten für den RTW-Einsatz mit drinnen.


    Und da es sich um eine Pauschale handelt, deckt die "pauschal" die Kosten:
    2x Einsatzarzt 1/67 angegeben (internistischer Notarzteinsatz ohne Transport) --> 2x Einsatzpauschale mit dem Kostenträger verrechnet.
    Das macht dann knapp über 1400 Euro...



    P.S.:
    Die 1400 Euro gehen nicht an den Notarzt...

  • Zitat

    Mal vom eigentlichen Ärgernis des Bürgermeisters und der Feuerwehr abgesehen: 1.400 Euro für eine kleine Hilfeleistung abzurechnen ist schon bemerkenswert.


    Jemand, der im Rettungsdienst arbeitet, sollte auch in Grundzügen die Abrechnung verstehen. Und das die Einsätze pauschal berechnet werden und nicht nach Aufwand sollte dann auch klar sein, oder?
    Ich kann das absolut nachvollziehen und bin auch dafür. Wozu gibt es sonst die Feuerwehrunfallkasse?

  • Diese Mafia-Strukturen des bayrischen Notarztdienstes sind gruselig ohne Ende. Eine Freundin von mir fährt im Großraum Würzburg und erzählt mir regelmäßig Geschichten, bei denen sich einem die Fußnägel hochrollen. Ein Highlight vor ein paar Wochen war, das ein ehrenamtlicher Retter sie auf das Trinkgeld ansprach, dass die Notärzte normalerweise den ehrenamtlichen Rettern geben. U.a., damit sie oft nachgefordert werden.

  • Mal vom eigentlichen Ärgernis des Bürgermeisters und der Feuerwehr abgesehen: 1.400 Euro für eine kleine Hilfeleistung abzurechnen ist schon bemerkenswert.


    Wieso? So ist das halt Wenn da Pauschalen abgerechnet werden.... Und das Geld bekommt der Betreiber des NEF....

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
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    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Jemand, der im Rettungsdienst arbeitet, sollte auch in Grundzügen die Abrechnung verstehen. Und das die Einsätze pauschal berechnet werden und nicht nach Aufwand sollte dann auch klar sein, oder?
    Ich kann das absolut nachvollziehen und bin auch dafür. Wozu gibt es sonst die Feuerwehrunfallkasse?


    Große Worte, mir zu unterstellen, ich würde die Abrechnung nicht verstehen, findest du nicht? Da die Abrechnung und die Pauschalen bundesweit differieren, ist ein Betrag von 700 Euro für den Einsatz eines Notarztes für hiesige Verhältnisse viel. Aber nun hat fakl ja bereits erklärt, dass in Bayern darin auch die Kosten für einen RTW-Einsatz enthalten sind (obwohl nicht transportiert wurde). Hier würde diese Abrechnung deutlich niedriger ausfallen, da getrennt berechnet wird.

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Bayern sei hier humaner, als die Nachbarn aus Baden-Württemberg, wo alles abgerechnet werden würde. Die beim Klosterbrand im Einsatz befindliche Notärztin, welche die beiden Feuerwehrleute untersuchte, könnte aus Baden-Württemberg kommen. Mit einem Notarzt aus Bayern könne der Rettungsdienstleiter über die Rechnung sprechen, mit einem Notarzt aus dem benachbarten Baden-Württemberg ginge das nicht.


    Im "weniger humanen" Baden-Württemberg wäre für den RTW übrigens gar nichts abgerechnet worden bei einer Hilfeleistung ohne Transport.


    :flag_of_truce:

  • Alle drei befragten bayerischen Notärzte aus meinem Freundeskreis hätten übrigens abgerechnet - Müssen Sie auch. Warum auch nicht, die GUV zahlt und fertig....

  • Im "weniger humanen" Baden-Württemberg wäre für den RTW übrigens gar nichts abgerechnet worden bei einer Hilfeleistung ohne Transport.


    :flag_of_truce:


    Der Notarzteinsatz aber sehr wohl, und auch in Bayern ist es übrigens Usus, bei entsprechenden Einsätzen eine Rechnung an die guv zu schicken.

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    James Elroy Flecker


  • Große Worte, mir zu unterstellen, ich würde die Abrechnung nicht verstehen, findest du nicht? Da die Abrechnung und die Pauschalen bundesweit differieren, ist ein Betrag von 700 Euro für den Einsatz eines Notarztes für hiesige Verhältnisse viel. Aber nun hat fakl ja bereits erklärt, dass in Bayern darin auch die Kosten für einen RTW-Einsatz enthalten sind (obwohl nicht transportiert wurde). Hier würde diese Abrechnung deutlich niedriger ausfallen, da getrennt berechnet wird.


    Wobei in Bayer alleine der RTW AFAIR gute 500€ als Pauschale bekommt, und die ZAST pro NA- Einsatz ca. 150€ an die KVB weiterleitet.
    Wie hoch ist denn Eure NEF- bzw. RTW-Pauschale?

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    James Elroy Flecker

  • Ich erkenne (als Rettungsdienstler aus Bayern) hier nur einen Fehler: Die Rechnung ging an die falsche Addresse und das kann bei der grässlichen Benutzbarkeit des ZAST-Portals durchaus mal passieren.
    Lösung: 1€ Aufwand (Brief und Porto) um die Rechnung an die GUV bzw die Gemeinde weiterzusenden. Kein grosser Tratra...


    PS: Es soll ja Kollegen geben, die wenn die Abrechnung unklar (Gemeinde, Krankenkasse, GUV Bayern, DGUV???) einfach eine Privatrechnung schreiben (i.S.v. Rechnungsaddresse ist die Patientenaddresse) wegen akuter Faulheit/Lebensvereinfachung.


    @Ani: Das was du da erzählst scheint nicht die Regel zu sein (Ich kenne mindestens 7 Landkreise in BY in denen es so nicht ist...).
    Es mag sein, dass du die bayerischen Struktur nicht magst oder suboptimal findest, aber dem gesamten(!) bayerischen Notarztdienst kriminelle(!) Strukturen zu unterstellen finde ich frech.
    Wäre ja genauso wie als würde ich, weil ein paar freelancende Anästhesisten steuermässig tricksen und betrügen, der gesamten Ärzteschaft unterstellen sie wären ein kriminellen Haufen von Mördern und Betrügern (auch den Dermatologen).

  • Diese Mafia-Strukturen des bayrischen Notarztdienstes sind gruselig ohne Ende. Eine Freundin von mir fährt im Großraum Würzburg und erzählt mir regelmäßig Geschichten, bei denen sich einem die Fußnägel hochrollen. Ein Highlight vor ein paar Wochen war, dass ein ehrenamtlicher Retter sie auf das Trinkgeld ansprach, dass die Notärzte normalerweise den ehrenamtlichen Rettern geben. U.a., damit sie oft nachgefordert werden.


    Nur weil du den bayerischen Notarztdienst nicht magst (vielleicht, weil die Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten für Freelancer dort nicht so gut sind, wie anderswo?) dort alle als kriminell zu bezeichnen, ist schon starker Tobak, insbesondere, wenn mir (und ich bin in Bayern in 8 unterschiedlichen Beteichen als N A tätig gewesen) entsprechende Dinge nie untergekommen sind...


    Ach übrigens, wo wir gerade bei subjektiv gefärbten Vorurteilen sind: Rent a Doc und ähnliches sind bekanntermaßen alles nur Sozial- und Steuerbetrüger....

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  • Zitat


    Große Worte, mir zu unterstellen, ich würde die Abrechnung nicht verstehen, findest du nicht? Da die Abrechnung und die Pauschalen bundesweit differieren, ist ein Betrag von 700 Euro für den Einsatz eines Notarztes für hiesige Verhältnisse viel. Aber nun hat fakl ja bereits erklärt, dass in Bayern darin auch die Kosten für einen RTW-Einsatz enthalten sind (obwohl nicht transportiert wurde). Hier würde diese Abrechnung deutlich niedriger ausfallen, da getrennt berechnet wird.


    Aber gleich zu sagen, dass 1400? für zwei Patienten bemerkenswert (ich habe es als Synonym für Frechheit gesehen) sei, sehe ich als gewagt an. Wenn ich sowas lese, habe ich nunmal den Gedanken, da hat jemand das Abrechnungssystem und wie die Zahlen entstehen, nicht verstanden. Sorry, aber das ist meine Meinung.

  • 1400 EUR für zwei Patienten bemerkenswert finden ist jetzt irgendwie nicht so bemerkenswert finde ich.
    Aber erklär mir ruhig mal das System bitte.

    The reason I talk to myself is because I’m the only one whose answers I accept. George Carlin

  • https://www.verkuendung-bayern…0/heftnummer:21/seite:786
    §37

    Zitat

    (2) 1Aus den bei der Zentralen Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst in Bayern eingehenden Einnahmen erhalten die Zentrale Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst in Bayern, die Leistungserbringer und die Zweckverbände für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung für die Kosten des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst regelmäßige zeitnahe Teilzahlungen auf ihre mit den Sozialversicherungsträgern vereinbarten oder rechtskräftig festgesetzten voraussichtlichen Kosten sowie sonstige mit den Sozialversicherungsträgern vereinbarte Entgelte. 2Auszahlungen dürfen nur bis zur Höhe der von den Sozialversicherungsträgern in den Kostenvereinbarungen anerkannten Kosten geleistet werden. 3Die Zentrale Abrechnungsstelle für den Rettungsdienst in Bayern kann im Einvernehmen mit den Sozialversicherungsträgern für die Kosten der Mitwirkung von Ärzten im Rettungsdienst eine von den Sätzen 1 und 2 abweichende Vereinbarung mit der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns treffen.


    Diese Pauschale finanziert den Rettungsdienst komplett.
    Das bedeutet, dass damit auch der RTW auf der Landwache mit 1 Einsatz pro 24 h finanziert wird.


    Da gibt es ja bundesweit ganz unterschiedliche Modelle:
    https://www.drk-wb.de/download-na.php?dokid=16256