ZitatAlles anzeigenIm Brief: Anonyme schlagen Alarm
Verfasser schreiben von Missständen in der Regionalleitstelle in Stadthagen – Kreisverwaltungen nichts bekannt
In einem anonymen Brief an Die Harke schreiben die Verfasser von Missständen bei der integrierten Regionalleitstelle Nienburg/Schaumburg in Stadthagen. Das ist die gemeinsame Leitstelle der beiden Landkreise für Rettungsdienst und Feuerwehr. Die Verfasser geben an, Mitarbeiter der Leitstelle zu sein. Es geht um Fehler bei der Alarmierung von Notarztfahrzeugen und Rettungswagen sowie um eine geplante Umstellung des Computersystems der Leitstelle.
Doch zunächst zu den Schilderungen der anonymen Briefschreiber. Sie sagen: „Wir haben seit Monaten das Problem, dass Alarmierungen unzuverlässig abgesetzt werden und wir als Disponenten dazu keinen technischen Fehlerhinweis bekommen. Die hilfesuchenden Patienten sind sozusagen darauf angewiesen, dass wir Disponenten manuell prüfen, ob der Notarzt und der Rettungswagen tatsächlich zum Patienten ausrücken.“Bei viel Betrieb in der Leitstelle sei eine solche manuelle Prüfung aber nicht möglich. „Notärzte und Rettungswagen fahren folglich nicht los, weil die Alarmierung technisch nicht abgesetzt wurde“, schreiben die Verfasser des Briefes. Die Problematik würde laut der Verfasser noch dadurch gesteigert, dass am 22. August eine neue Software Version für die Computer in der Leitstelle eingeführt werden soll. „Was normalerweise ein Fortschritt sein sollte, ist in diesem Fall die vorprogrammierte Gefährdung von Menschenleben, Hab und Gut“, heißt es in dem Brief: „Der Grund besteht darin, dass die Version 4 (die neue Version, Anm. d. Red.) komplett neu mit Daten versorgt werden muss. Im Einzelnen sind das aus beiden Landkreisen Orte, Straßen, Grenzen, Objekte, Feuerwehr, Rettunsgdienst, etc.. Also alles das, was wir benötigen, um einen Einsatz bearbeiten zu können.“ Von diesen Daten sind laut der Verfasser 30 Prozent eingepflegt, 70 Prozent fehlen. Hinzu komme eine unzureichende Schulung der Mitarbeiter. Statt 20 Stunden, wie sie der Softwarehersteller nach Angaben der anonymen Briefschreiber vorschreibt, habe es nur acht Stunden pro Mitarbeiter gegeben – und das nicht für alle Mitarbeiter. Einigen hätten gar keine Schulung absolviert, schreiben die Verfasser. Zusammenfassend schreiben die Anonymen: „Das Problem von uns Disponenten ist aktuell nicht mal mehr unsere Haftungsfrage, sondern die Tatsache, dass wir unseren Beruf ausüben, um Menschenleben zu retten. Die Arbeitsbedingungen zur Erfüllung dieser Aufgabe werden aber immer dramatischer, weil Alarmierungen seit Monaten sehr fehlerhaft sind und nun eine neue Software eingeführt wird, in welcher 70 Prozent der Landkreise Nienburg und Schaumburg nicht mit Daten versorgt sind und Disponentenkollegen noch nie mit der Software gearbeitet haben.
Quelle: Die Harke, Stand 16.08.2016