Hinter fast der Hälfte der Notrufe stecken Lappalien

  • Zitat

    Die RKiSH hat in einer Studie mit der Fachhochschule Kiel festgestellt, dass die demografische Entwicklung erst der zweitwichtigste Grund für das steigende Anrufe-Aufkommen sei. Die größere Rolle spielten organisatorische Veränderungen wie etwa bei niedergelassenen Ärzten und Kliniken sowie soziale Faktoren wie das erhöhte Anspruchsdenken. Letzteres macht Stephan Bandlow, Abteilungsleiter der Rettungsleitstelle Elmshorn, gerade an jungen Anrufern fest: „Die Erwartung ist dieselbe wie beim Pizza-Dienst – dass ohne weitere Nachfrage geliefert wird.“

    Zum ganzen Artikel: http://www.shz.de/regionales/s…lappalien-id15689901.html

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    “The electric light did not come from the continuous improvement of candles.” - Oren Harari

  • Manche Studien sind genau so wie manche Bedarfspläne. Frag den Leitstellendisponenten, der kann Dir sagen wo noch ein RTW hin muss oder nicht. Oder wo der Schuh drückt...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Der hat keine Ahnung, der hat nicht studiert.



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    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Stimmt, da war ja was... :-D

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  • Manche Studien sind genau so wie manche Bedarfspläne. Frag den Leitstellendisponenten, der kann Dir sagen wo noch ein RTW hin muss oder nicht. Oder wo der Schuh drückt...

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  • Stimmt. Aber die RTW kommen nach dem Gutachten fast immer trotzdem dahin, wohin man das zuvor gesagt hat. Aber der Kreis ist danach um ein paar Euronen leichter... :-D

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  • Ist das der Deming Vong Kreis her?



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  • Aber die RTW kommen nach dem Gutachten fast immer trotzdem dahin, wohin man das zuvor gesagt hat. Aber der Kreis ist danach um ein paar Euronen leichter... :-D


    Gelegentlich gibt es halt weniger RTW. Aber nach ein paar Jahren und mehreren Hunderttausend wird oft ein Zustand hergestellt, der der Ausgangslage ziemlich ähnlich ist.

  • Gelegentlich gibt es halt weniger RTW. Aber nach ein paar Jahren und mehreren Hunderttausend wird oft ein Zustand hergestellt, der der Ausgangslage ziemlich ähnlich ist.

    Ich habe nur Anfang der 2000er mal erlebt, dass die KTW deutlich weniger wurden. Der Zugang zu einem qualifizierten Krankentransport wurde deutlich erschwert, die Krankentaxen sind wie die Pilze aus dem Boden geschossen. Mittlerweile hören Hilfsorganisationen sogar damit schon wieder auf, weil sich ein Betrieb von Sondermietwagen sich einfach nicht mehr lohnt. Die KTW nehmen wieder zu. Mittlerweile ziehen auch die wieder ordentlich an. Die RTW haben sich, seit ich dabei bin (1994), immer mehr vermehrt. Und wir langen tatsächlich immer ganz richtig mit unserem Gefühl, bevor der neue Bedarfsplan raus kam, wo es mehr RTW geben wird. Aber natürlich gab es auch mal Überraschungen. Nur die NEF, die bleiben tapfer seit mehr als 20 Jahren gleich. Und die Studie hat sicher nicht unrecht, dass viel Mist dabei ist. Das brauche ich hier sicher niemanden erklären. Aber wenn die Kollegen wüssten, was für ein Mist schon am Telefon ausgesiebt wird, würden sie vielleicht anders denken über ihre "vielen" Mist-Fahrten. Aber das Thema hatten wir schon einige Male. Und auch die Frage, was man dagegen tun könnte. Der Eindruck der Meldung bestätigt aber auch mein Gefühl: Die Hilflosigkeit und die Erwartungshaltung nimmt immer mehr zu.


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

    Einmal editiert, zuletzt von Harris NRÜ () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Manchmal muss man sich ein Herz fassen und an entsprechender Stelle vortragen, was man denkt und nicht nur im Forum und in der Pause bei den Kollegen mosern :secret: Hier im Forum sind schon viele gute Dinge entstanden, die auch den Weg gefunden haben, aber das ist noch lange nicht ausreichend, das merkt man jeden Tag wieder, wenn man im Rettungsdienst unterwegs ist.


    Und nur am Rande eine kleine Anekdote in der Hoffnung nicht wieder den Verlauf nachhhaltig zu verändern: Nach einem nächtlichen Einsatz ohne Indikation (ist halt im 24er noch nerviger als bei 8 oder 12 Stunden Diensten) rief ich mal die Leitstelle an und fragte sehr höflich, was denn der Werdegang dieses Hilfeersuchens war und wieso wir da auflaufen mussten. Der Disponent sagte, dass er die Anrufer schon seit 90 Minuten immer wieder angewiesen hat, ein Taxi zu rufen und nicht wiederholt den Notruf zu wählen - bis es irgendwann dann doch so weit war, einen RTW zu schicken. Ereignis und Meldung stimmten in diesem Fall vollkommen überein - mit dem Knie gegen Tischtennisplatte gelaufen.

  • Ich arbeite dran! Bissel Geduld bitte... ;-)

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich fände es einen guten Ansatz, dort präsent zu sein, wo die Leute zuerst hingehen: Google.


    Eine fachlich qualifizierte Seite, die stets als 1. Treffer auftaucht, valide Informationen liefert und konkrete Anlaufstellen für verschiedene Anliegen in der Nähe liefert.


    Am Besten noch mit der Möglichkeit eines Life-Chats idealerweise mit einem Arzt.


    Derzeit gelangt man primär zu netdoktor oder sogar gute-frage.de, liest etwas von Herzinfarkten, Aortenaneurysma oder Hirntumor und bekommt schnell den Eindruck, dass akut eine Abklärung notwendig ist.


    Dazu ist vielen Leuten ist die Existenz von ärztlichem Notdienst, Bereitschaftspraxen oder der Taxizentrale :flag_of_truce: unbekannt und in ihrer Hilflosigkeit wenden sie sich eben an die Nummer für Kummer.


    Durch großflächige Kampagnen ist es in den letzten Jahren ja sehr erfolgreich gelungen, das Bewusstsein für Schlaganfälle und Herzinfarkte zu schaffen, nun muss das für Anlaufstellen außerhalb der Notfallversorgung geschehen und diese in ihren Zeiten auszubauen.


    Zusätzlich sollte es ohne großen bürokratischen Aufwand möglich sein, die Taxikosten von der KK erstattet zu bekommen.
    Es kann doch nicht sein, dass man sich Wochen im Voraus um die Genehmigung einer ambulanten Fahrt kümmern muss, 500€ für einen RTW beim umgeknickten Fuß aber anstandslos bezahlt werden.

  • "Musst Du brechen oder auf das Klo - wähle 19222"

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Es gibt auch Info-Telefonnummern der Krankenkassen, diese werden sogar gut genutzt. Ich möchte gar nicht wissen, was da auch alles aussortiert wird.

    "Alle Menschen müssen sterben", meinte Boileau einst am Hofe Ludwigs XIV.
    Als der Sonnenkönig ihn darauf scharf ansah, korrigierte sich
    Boileau sofort: "Fast alle Menschen, Sire, fast alle!"

  • Und wenn die zweite Anlaufstelle nach google das vernünftig regeln würde?



    Kleiner Tipp: Eine oft benutzte Abkürzung dafür ist ILS...


    Die 2. Anlaufstelle ist meistens schon zu spät. Wenn ich mich schon im Internet belesen habe, dass meine stechenden Rückenschmerzen neben der Muskelverspannung auch von einem Herzinfarkt herrühren könnten, dann ist das jetzt meine Angst, und alles andere was da steht habe ich auch plötzlich. Stirn ist schweißig, die Atmung ist irgendwie auch nicht so doll, wenn ich so dran denke und der mit Opas Messgerät ermittelte Blutdruck ist mit 160sys ja auch super hoch...
    Hier kann der Disponent doch nur von einem Notfall ausgehen, wenn er ein konkretes Hilfeersuchen ablehnt und damit falsch liegt steht er zurecht im Schussfeld der Justiz.


    Eine Info-Seite mit Chat oder ähnlichem ist da unverbindlicher, es kann eher eine Beratung stattfinden, wenn der Patient sich meldet, weil er Rückenschmerzen hat, nicht weil er denkt, dass er einen Herzinfarkt hat.


    Zum anderen ist die 112 eine Notrufnummer und sollte es auch bleiben. Nicht auszudenken, wenn man mit der laufenden Reanimation für 3 Minuten in der Warteschlange hängt, weil der Disponent Aufklärungsarbeit leistet, dass man an Brechdruchfall als 19-Jähriger schon nicht versterben wird.
    Außerdem halte ich Disponenten, wie Rettungsdienstmitarbeiter generell, aktuell nicht für qualifiziert in der Ab- und Aufklärung bei Nicht-Notfallpatienten.
    Die ganze Ausbildung und auch der Erfahrungsschatz drehen sich um Notfallbilder, und auch differentialdiagnostisch denkt man an andere Notfälle. Durch die sehr geringen Zeiten in der Notaufnahme und ohne Einblick in die ambulante Medizin kennt man einfach unfassbar viele Krankheitsbilder nicht.
    Unsere Neurologie bekommt mehrere Schlaganfall-Schockräume im Jahr mit Patienten, die an einer peripheren Facialisparese leiden. Wenn das RTW-Team aufgeklärt wird sind die Augen immer groß.



    Hier sind erfahrene niedergelassene Ärzte und Pflegekräfte weitaus besser geeignet, während sie bei der Behandlung von Notfallbildern oft bescheiden abschneiden.
    Spannend finde ich Konzepte in England, die auf Community nurses oder speziell weitergebildete Senior Paramedics setzen.
    Auch die ambulante Pflege könnte Rettungsdienst und niedergelassene Ärzte massiv entlasten, wenn man außerhalb der Grundpflege Kompetenzen ausbilden und zusprechen würde. Aber das schweift jetzt wohl sehr weit ab!


    Ich war im Frühjahr im Rahmen einer Famulatur einen Monat in einer allgemeinmedizinischen Praxis. Auch wenn die spannende Medizin oft woanders stattfindet, so war dieser Einblick unglaublich interessant und bereichernd, gerade im Bezug auf die Tätigkeit im Rettungsdienst. Man sieht viel, lernt viel und versteht vieles danach besser.
    Wer die Möglichkeit hat sollte in meinen Augen unbedingt mal einen Blick über den Tellerrand werfen. Anstatt der x-ten Woche Anästhesie und der Maslow'schen Bedürfnispyramide oder der Staatordnung der BRD hätte ich 80 Stunden Hausarztpraxis oder Bereitschaftspraxis auch für die NotSan-Azubis gut gefunden.

    Es gibt auch Info-Telefonnummern der Krankenkassen, diese werden sogar gut genutzt. Ich möchte gar nicht wissen, was da auch alles aussortiert wird.


    Sicherlich ein Anfang, aber die Erreichbarkeit beschränkt sich auf die Kernarbeitszeit und welche Qualifikation hat das Personal?

  • Zitat

    Anstatt [...] Staatordnung der BRD hätte ich 80 Stunden [...]


    Da könnte man ruhig noch 80 Stunden draufpacken, dann würde vielleicht nicht so viel wirres Zeug unreflektiert nachgeplappert.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Gelegentlich gibt es halt weniger RTW. Aber nach ein paar Jahren und mehreren Hunderttausend wird oft ein Zustand hergestellt, der der Ausgangslage ziemlich ähnlich ist.

    Nicht vergessen, diese Rückkehr zum Status quo dann als Quantensprung in der Öffentlichkeit zu verkaufen. :biggrin_1: