Rettungsdienst in Teilzeit neben Ausbildung?

  • Hallo zusammen,


    meine Situation ist sicherlich nicht alltäglich, aber ggfs. hat der ein oder andere ja eine Idee, ob meine Planung realisierbar wäre.


    Ich habe ein abgeschlossenes Studium, auf das ich ab Anfang 2018 mit einer (nicht rettungsdienstlichen) 5 jährigen Teilzeitausbildung (~15h/Woche + 1-2 Wochenenden pro Monat) gerne aufbauen würde. Da die Ausbildung enorm kostspielig ist und nicht vergütet wird, würde ich diese gerne berufsbegleitend absolvieren. Da mich die Medizin und der Rettungsdienst seit jeher faszinieren, würde ich sehr gerne in den nächsten Monaten zunächst die Ausbildung zum RS machen, um dann ggfs. in Teilzeit neben meiner bevorstehenden Ausbildung Geld zu verdienen.


    Mein Ziel wäre es also, in den nächsten Monaten die RS Ausbildung zu absolvieren und ab 2018 meine Teilzeitausbildung (hat nichts mit dem Rettungsdienst zu tun) berufsbegleitend für die nächsten 5 Jahre zu beginnen. In diesen 5 Jahren würde ich entsprechend gerne als Rettungssanitäter in Teilzeit arbeiten.


    Ist so etwas realisierbar?
    Finden sich Teilzeitstellen als Rettungssanitäter?
    Finden sich ÜBERHAUPT Stellen als Rettungssanitäter oder sind die Leute nur auf der Suche nach Rettungsassistenten (respektive inzw. Notfallsanitätern)?


    Ich hoffe, mein komplizierter Text ergibt trotzdem einen Sinn

  • Stellen werden sich finden, der Verdienst ist nur nicht so lukrativ.
    Wäre es nicht sinnvoller mit Deinem Studium Geld zu verdienen?
    "Medizin" kannst Du auch ehrenamtlich z.B. Rahmen einer Bereitschaft oder SEG machen.

  • 1) Ist so etwas realisierbar?
    2) Finden sich Teilzeitstellen als Rettungssanitäter?
    3) Finden sich ÜBERHAUPT Stellen als Rettungssanitäter oder sind die Leute nur auf der Suche nach Rettungsassistenten (respektive inzw. Notfallsanitätern)?

    Zu 2) und 3) definitiv ja, aber regional unterschiedlich. Dennoch herrscht generell Personalmangel, egal ob RS, RA oder NFS. Allerdings ist der Verdienst für die Anzahl der Stunden die man kloppt, ziemlich bescheiden, vor allem als RS.


    Zu 1) Ob es realisierbar ist musst du dir ausrechnen. Rettungsdienst heißt Schichtdienst. Eine Halbtagsstelle heißt in der Regel 24 Stunden pro Woche dem Arbeitgeber zur Verfügung stehen, auch Nachts. Das kann ein 24h Dienst sein, 2 12-Stundendienste oder aber auch mal 3-4 Tage pro Woche mit weniger Stunden.

  • Mit meinem Studium (Psychologie) ist es "nur" mit Master-Abschluss recht schwierig bis nahezu unmöglich eine Stelle/Teilzeitstelle zu finden. Dazu ist man (sofern man nicht in der Forschung tätig sein möchte, was auch wiederum realistisch gesehen nur mit Promotion geht) auf eine Zusatzqualifikation (Psychotherapeutenausbildung) angewiesen. Diese möchte ich in Teilzeit auf 5 Jahre verteilen.


    Mit Hinblick auf die Ausbildung wäre es natürlich "sinnvoller" im Berufsfeld zu bleiben, was aber aus o.g. Gründen recht aussichtslos ist. Man findet schlichtweg keine Stellen. Die Tätigkeit im Rettungsdienst ist sicherlich, insb. als RS, nicht all zu gut vergütet, würde mich aber immerhin durch die Ausbildung tragen, ohne mich mit zehntausenden Euro zu verschulden. Außerdem ist diese vermutlich durchaus besser bezahlt (und etwas flexibler) als verschiedenen geringfügigen Beschäftigungen nachzugehen.


    Gegebenenfalls muss ich einmal beim derzeitigen Leistungsträger hier vor Ort vorsichtig nachhören, wie dort meine Chancen unter den obigen Bedingungen stehen.


    Besten Dank schon einmal für die Antworten!


    PS: der aktuelle Träger hat ein 24h-System. Meine Ausbildung wäre unter der Woche 2 Tage Arbeit und eben 1-2 Wochenenden pro Monat. Die restlichen Tage stünden entsprechend für 24h Dienste zumindest theoretisch frei.

  • Ich mache quasi genau das, was dir vorschwebt, ich finanziere mein Studium mit einer Teilzeitstelle als RS.
    Grundsätzlich war es für mich nie ein Problem eine Stelle zu bekommen, alle Arbeitgeber haben sich über flexible Aushilfskräfte gefreut.
    Die Bezahlung ist natürlich eher mittelprächtig, ich z.B. habe einen Festlohn und bekomme keine Schichtzuschläge, das macht es natürlich für den Arbeitgeber attraktiv.


    Ganz zur Not könnte man sich auch erstmal mit einer Stelle bei einem privaten Krankentransportunternehmen begnügen.


    Kurzum: ich bin mir fast sicher, dass du als RS Lohn und Brot bekommst. Ich persönlich finde es auch als Nebenjob deutlich "entspannter" als beispielsweise kellnern und bin sehr zufrieden.


    Die Frage ist halt, ob du mit deiner Vorqualifikation nicht etwas besseres findest könntest.

  • Erst einmal vielen Dank für die ganzen Antworten. Das gibt mir zumindest schon einmal einen kleinen Lichtblick darauf, dass mein Plan nicht vollends absurd war^^


    Solche Stellen, wie du bodo#3 sie schilderst, wären natürlich ideal. Natürlich halte ich auch nach etwas Vergleichbarem Ausschau. Hier in der Region findet man allerdings leider im Umkreis von 100km kaum bis nie solche Stellen und hat gleichzeitig eine ungleich höhere Anzahl von Konkurrenten. Meine praktische Tätigkeit werde ich ggfs. tatsächlich in einer der LVR-Kliniken ableisten. Eventuell ergibt sich auch im Rahmen der Ausbildung dann zu einem späteren Zeitpunkt eine Nebentätigkeit in meinem eigentlichen Berufsfeld.


    Aber mein Motto lautet, immer einen Plan B, C und D zu haben :-) Die Tätigkeit des Rettungsdienstes sehe ich auch nicht als Lückenfüller an. Tatsächlich hatte ich einige Zeit sogar über einen kompletten Berufswechsel hin zum Notfallsanitäter nachgedacht. So hätte ich eine Verzahnung von beiden Wegen.


    Ich werde mich einmal schlau machen, wie es um die Rettungswache im Umkreis bestellt ist (Ende des Jahres findet vermutlich wieder ein Wechsel des Trägers statt) und dort konkret die Situation ansprechen.


    Vielen Dank an Alle!

  • Ich kenne selbst einen Psychologen, der genau das getan hat, was dir vorschwebt. Das war 2005 in deutlich schwierigeren Arbeitsmarktverhältnissen für Arbeitnehmer als heute. Dennoch ist Vorsicht geboten. Schau dir die Region an, in der du arbeiten willst. Während mancherorts "Aushilfen" normale Teilzeitverträge haben wie jeder Hauptamtliche und Tarifentgelt erhalten, sind es andernorts nur Organisationen die erwarten, dass man ehrenamtlich für eine Aufwandsentschädigung fährt, die zumeist noch deutlich unter dem Mindestlohnniveau liegt. Natürlich gibt es jede erdenkliche Zwischenstufe. Es hilft also nur vorher zu schauen, wenn man davon ausgehen kann, dass du wegen der Psychotherapeutenausbildung mehr oder minder ortsgebunden bist.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Wir haben eine Menge Studenten die als Teilzeitkräfte arbeiten. Auch ein RS bekommt mittlerweile als Anfänger mit 2400 ein vergleichsweise gutes Gehalt. Es ist fast unmöglich keine Stelle mit Kusshand zu bekommen.

  • 2400


    Das ist tatsächlich - ohne jemandem zu nahe treten zu wollen - für einen angelernten Hilfsarbeiter ein guter Verdienst, wenn man bedenkt, dass das Einstiegsgehalt für Gesundheits- und Krankenpfleger bei gut 2600€ liegt und das für die Gesundheits- und Krankenpflegeassistenz bei ~2200€. Ungelernte Pflegehelfer (darunter zählen auch Leute mit irgendwelchen Lehrgängen) beginnen bei ~2100€.

  • Ich finde auch bei 13,20€/h, die mein "nebenbei" Arbeitgeber zahlt gibt es schlechtere Nebenjobs für Studenten. Zuzügl. Feiertagszulagen, Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld anteilig, sowie Einzahlung in die Betriebsrente.
    Wird hier auch sehr flexibel gehandhabt mit der Einbteilung der Dienste.

  • Ich sehe irgendwie nicht, warum ein hauptamtlicher Mitarbeiter in Teilzeit nicht den selben Anspruch auf die genannten Leistungen und einen üblichen Tariflohn entsprechend seiner Eingruppierung haben sollte, nur weil er auch noch studiert. Ich weiß, ich interpretiere den Subtext von Jensemann hier vielleicht etwas zu weit, aber ein wenig schwingt das doch mit und man hört es leider ständig "für einen Studenten ist das doch gut". Letztlich macht der Mitarbeiter doch aber die selbe Arbeit und hat die selben Pflichten, entsprechend hat er auch die selben Ansprüche.


    Ich bin jedenfalls froh, dass ich ein Arbeitsverhältnis habe, in dem ich weiterhin ein normaler Mitarbeiter bin für den der bei uns übliche Tarifvertrag gilt.

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  • Moin Johannes!
    Da bin ich voll deiner Meinung. Und so ist es bei mir ja auch. Ich bin ganz normal eingruppiert nach AVR. Einziger Kompromiss, den ich gemacht habe ist, dass ich als RS eingestellt bin, weil der AG nur KTW besetzt. Kann man drüber diskutieren, muss man aber nicht unbedingt. Dafür hab ich nur 2 Km zur Wache und eine RA Tätigkeit in der Nachbarstadt käme mit Fahrtkosten netto auf weniger raus.
    Was ich sagen wollte und das war doch auch die Fragestellung: Es gibt schlechtere Nebentätigkeiten, um als Student sein Geld zu verdienen.

  • Ich habe einfach im ersten Studium zu oft gehört "Du bist doch Student, da sind 7 Euro pro Stunde ohne Zulagen doch super!". Der tiefsitzende Groll darüber bricht manchmal noch aus mir raus. Nimm's nicht persönlich. :prost:

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  • Bitte vergiss nicht dass, falls noch nicht vorhanden, evtl ein LKW-Führerschein noch bezahlt werden möchte. Geh doch einfach mal zu den Wachen und frag, ob sie Teilzeit - Sanis beschäftigen. Mein Arbeitgeber ist zum Beispiel gegen Teilzeitler. Und die andere Frage ist, wie flexibel bist du in deiner Ausbildung? Montag bis Mittwoch frei? Oder jeden Nachmittag?

    "Alle Menschen müssen sterben", meinte Boileau einst am Hofe Ludwigs XIV.
    Als der Sonnenkönig ihn darauf scharf ansah, korrigierte sich
    Boileau sofort: "Fast alle Menschen, Sire, fast alle!"

  • Ich finde deinen Gedanken ziemlich gut. Für die relativ simple RS-Ausbildung ist das Gehalt nicht verkehrt und der Job bringt Spaß. Aufgrund der längeren Schichten, gerade bei 24-h Diensten hast du auch genug Zeit zum lernen. Bei mir hatte ich auf Arbeit sogar reichlich Zeit, das geht aber nicht überall. Schau dich aber nach einem gescheiten Arbeitgeber um. Selbst als RS muss man momentan nicht alles annehmen und hat eine gewisse Verhandlungsgrundlage.

    "Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde sein zu können, muss man vor allem ein Schaf sein. "

  • Hast du zufälliger Weise einen größeren Automobilkonzern in deiner Nähe? Die suchen ziemlich regelmäßig Hilfsarbeiter, die jeden Tag die gleiche Schraube festziehen. Nicht besonders spannend, vom Verdienst aber deutlich mehr als RS und du musst vorher kein Geld investieren.


    Studentische Aushilfen gehen hier teilweise mit über 2000 Euro Netto im Monat nach Hause. Ich bin mir sicher, dass sich da auch in Teilzeit etwas organisieren lässt.


    Unterschätze die Belastung im Rettungsdienst nicht. Ich kenne viele, die sich neben einer andere Tagesbeschäftigung (Studium, Ausbildung, Beruf) noch die Nächte auf der Wache um die Ohren hauen, in der Hoffnung, dass die Nacht ruhig bleibt und sie ein bisschen Schlaf können. Das kann man vielleicht mal ein Jahr machen, aber keine fünf. Da bleibt deine Gesund auf der Strecke. Ich habe das selbst mal ein Jahr gemacht und mir ging danach gar nicht gut.


    Ich will es dir nicht schlecht reden, weil eigentlich ist das eine tolle Nebenbeschäftigung. Aber wenn neben einer anderen Tätigkeit die Dienste irgendwann zum "muss" werden, weil die Kohle rangeschafft werden muss, bleibt die Gesundheit auf der Strecke. Das solltest du dir gut überlegen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

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  • Hast du zufälliger Weise einen größeren Automobilkonzern in deiner Nähe? Die suchen ziemlich regelmäßig Hilfsarbeiter, die jeden Tag die gleiche Schraube festziehen. Nicht besonders spannend, vom Verdienst aber deutlich mehr als RS und du musst vorher kein Geld investieren.


    Da würde ich ja lieber für die Hälfte des Geldes als RS arbeiten.

  • Da würde ich ja lieber für die Hälfte des Geldes als RS arbeiten.


    Ich schlage es doch nur als Option vor. Man kann sich einen "netten Nebenverdienst" woanders leichter verdienen als im Rettungsdienst. Vor allen Dingen, wenn man noch die RS Ausbildung dazu rechnet.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Ich schlage es doch nur als Option vor. Man kann sich einen "netten Nebenverdienst" woanders leichter verdienen als im Rettungsdienst. Vor allen Dingen, wenn man noch die RS Ausbildung dazu rechnet.


    Ich hatte vor meiner studentischen Tätigkeit im Rettungsdienst zwei weitere Aushilfstätigkeiten, bei denen ich jeweils mehr verdient habe als dann im Rettungsdienst (als RS), bei beiden musste ich nicht viel können (Telefonmarktforschung und Apothekenkurierdienst). Bei beiden musste ich mich allerdings jedes Mal überwinden hinzugehen und habe die Minuten bis zum Arbeitsende gezählt. Rettungsdienst hat mich erheblich mehr gefordert, ich habe mich im Rettungsdienst erheblich weiterentwickelt und vor allem hat Rettungsdienst fast immer Spaß gemacht. Auch für weniger Geld: ich würde mich als Studentenjob immer wieder für den Rettungsdienst entscheiden.


    Zitat

    Unterschätze die Belastung im Rettungsdienst nicht. Ich kenne viele, die sich neben einer andere Tagesbeschäftigung (Studium, Ausbildung, Beruf) noch die Nächte auf der Wache um die Ohren hauen, in der Hoffnung, dass die Nacht ruhig bleibt und sie ein bisschen Schlaf können. Das kann man vielleicht mal ein Jahr machen, aber keine fünf. Da bleibt deine Gesund auf der Strecke. Ich habe das selbst mal ein Jahr gemacht und mir ging danach gar nicht gut.


    Und was diesen Absatz angeht: Man kann im Rettungsdienst vielleicht nicht mehr so viel schlafen, wie es früher einmal war, aber die Wahrscheinlichkeit ist vermutlich immer noch höher als in den allermeisten anderen Jobs. Meine beiden oben genannten Tätigkeiten waren jedenfalls anstrengender - an 12- oder gar 24-Stunden-Schichten hätte da keiner gedacht...