[Bremen] Qualifizierte Leichenschau: Senat beschließt Gesetzentwurf

  • Zitat

    Bremen wird als erstes Bundesland die qualifizierte Leichenschau einführen.
    Künftig wird jede Person, die im Land Bremen verstirbt, nach Feststellung des Todes einer Leichenschau unterzogen. Damit wird künftig bei allen Verstorbenen untersucht, ob eine natürliche Todesursache vorliegt.

    Pressestelle des Senats


    Dazu noch eine ergänzende Nachricht des Weser Kurier vom letzten Jahr.


    Sicherlich eine sehr sinnvolle Sache.

  • Welche Quote meinst du?


    Im Zeitungsartikel wird erwähnt, dass das ärztliche Personal aufgestockt werden soll. In einem Stadtstaat ist das anfangs sicher einfacher zu koordinieren, da nur eine Klinik bzw. Institut das organisiert.


  • Nun ja, auch bisher wird jeder Verstorbene in Bremen und allen anderen deutschen Ländern (und nicht nur dort) einer Leichenschau unterzogen - diese Formulierung ist daher einigermaßen daneben.


    Gemeint ist offensichtlich, dass nunmehr in jedem Fall eine gesonderte, von der Todesfeststellung getrennte Leichenschau erfolgt und diese bestimmten Personen vorbehalten ist.


    Sicherlich eine sehr sinnvolle Sache.


    Jein - das steht und fällt mit den Qualifikationsanforderungen an den Leichenschauarzt. Nur dadurch, dass jemand dazu bestimmt wird (schon erlebt: Ärzte des Gesundheitsamtes, ohne Rücksicht auf Fachrichtung und Erfahrung), wird die Qualität der Leichenschau nicht unbedingt besser.


    Wenn man hingegen tatsächlich Ärzte mit rechtsmedizinischer Zusatzqualifikation - Rechtsmediziner fehlen schon jetzt allenthalben und werden dafür daher nicht in Betracht kommen - einsetzt, ist das qualitativ ein großer Schritt nach vorne, allerdings sehr schwer umzusetzen, weil die zeitliche Belastung dann recht hoch ist und zudem eine 24/7-Bereitschaft erforderlich ist. Das eine macht eine Erledigung neben der normalen Praxis- oder Kliniktätigkeit schwierig, das andere macht dezidierte, nur für diesen Zweck vorgehaltene Ärzte teuer.

  • thh
    Im Senatsbeschluss wird ausdrücklich die qualifizierte Leichenschau genannt, was eine Unterscheidung zu der bisherigen, von jedem Arzt durchgeführten Leichenschau zum Ausdruck bringt. Das ist einerseits natürlich bitter, dass man als Arzt bisher scheinbar keine qualifizierte Tätigkeit ausgeübt hat, wenn anderseits damit die Qualität der Leichenschau deutlich gesteigert wird, würde ich das aber akzeptieren.


    Ich darf nochmals auf den mitverlinkten Zeitungsartikel verweisen. Offensichtlich sollte das Konzept schon Anfang diesen Jahr starten, verzögerte sich aber. Die Erläuterungen darin sollten wohl auch auf den jetzt gefassten Beschluss übertragbar sein.


    Zitate hieraus:


    Zitat

    bei jedem einzelnen Toten ein zweiter, speziell qualifizierter Rechtsmediziner den Verstorbenen genau untersucht,


    Zitat

    Verfahren in Eigenregie mit dem Institut für Rechtsmedizin umsetzt oder ob es eine Kooperation – auch beim Personaleinsatz – mit den rechtsmedizinischen Instituten der Universitäten Hamburg und Hannover


    Zitat

    das Personal im Institut für Rechtsmedizin mit zusätzlich qualifizierten Ärzten aufgestockt


    Zitat

    Zur Finanzierung des neuen Verfahrens sollen die Gebühren für die Leichenschau steigen,


    Von daher sehe ich alle Voraussetzungen erfüllt.

  • Ich halte das für einen sehr guten Schritt in die richtige Richtung. Und ich kann mir vorstellen, dass dadurch auch Kosten gespart werden.


    Das bisherige, angeprangerte Vorgehen muss ja nicht nur in die Richtung "vorschnell falsch "natürlich"" bedeuten, kann ja auch die andere Richtung "übertrieben vorsichtig "unklar"" bedeuten - die Situation habe ich im Rettungsdienst oft - ich kenne den Patienten, die Anamnese und die Umstände nicht, zudem habe ich als Notarzt auch einen gewissen Zeitdruck und kann nicht lange herumtelefonieren, um eine qualifizierte, valide Leichenschau mit Festlegung einer Todesart durchzuführen. Daher ist das von mir praktizierte Vorgehen meist das Kreuz bei "unklar" und Hinzuziehen der Kripo. Wenn es den Weg gäbe, die Leichenschau an einen entsprechend geschulten Kollegen zu delegieren, so kommen zumindest deutlich weniger zu vorsichtige "unklare" zustande und somit würde der ganze Apparat um Polizei, Staatsanwaltschaft ect. entlastet. Spart Geld und alle Beteiligten sind zufrieden.


    Allerdings bezweifle ich, dass diese perfide Mordserie (Intensivpatienten, absichtlich Herzstillstände herbeigeführt) dadurch eher unterbunden worden wäre