Menschenmenge behindert bei Reanimation

  • Und, noch viel schlimmer: es ist durchaus fraglich, ob harte Sanktionen überhaupt geeignet sind, eine Verhaltensänderung zu bewirken. Die soziologische und kriminologische Forschung kann das jedenfalls nicht belegen; im Gegenteil, wenn man nach entsprechenden Untersuchungen geht, erscheint eher das Gegenteil naheliegend, d.h. dass insbesondere die Vollstreckung von Freiheitsstrafe kontraproduktiv ist. (Wobei mich die Studien nicht völlig überzeugen, man kann aber jedenfalls m.E. den Forschungsstand so zusammenfassen, dass ein Benefit von Freiheitsstrafen für die Rückfallvermeidung nicht belegt ist.)

    Weil mich der wissenschaftliche Hintergrund bei solchen Diskussionen schon öfter interessiert hat: Wie funktioniert eigentlich diese Forschung? Gab es tatsächliche mal Studien, in denen Straftäter randomisiert zu harten oder leichten Strafen verurteilt wurden? Und wieso sind die Strafen z.B. in den USA deutlich strenger? Ist der Forschungsstand da ein anderer?

  • Aus genau der Tabelle, und zwar jeweils die Zeile "Taten insgesamt" (also vollendet und versucht) und "weibliche Opfer insgesamt".


    thh: Magst Du mir diese Liste einmal zusenden, von der Du sprichst? Ich habe immer noch so das Gefühl, dass wir zwei unterschiedliche Listen haben. Ich schreibe Dir dazu eine PN. Ein großer Teil der Übersichten wurden erst im April eingestellt. Diese Übersichten hatte ich im Januar noch gar nicht zur Verfügung.


    Zum Thema: Ich werde mich aus dem Thema nun etwas zurückhalten, da ich auf bestimmte Antworten keine Lust habe (nicht Deine). Und das ist keine Flucht vor der Sachlichkeit, sondern eher von der Unsachlichkeit. Was eigentlich sehr schade ist, denn das Thema ist durchaus sehr interessant, wie ich finde. Was an den von Dir genannten Beispielen, sowie auch an meinen Beispielen (die ich Dir "zu geschustert" habe), gestört hat, das Du das sehr kühl von der juristisch-sachlichen Seite gesehen hast. Dieses ist sicher so, da würde ich Dir als Jurist auch nicht widersprechen wollen, jedoch ist die andere Seite (soziologisch, psychisch, emotional) nicht ganz so einfach. Eine Abwertung auf eine juristische Bagatelle kann für die betroffene Person durchaus katastrophal sein. Nur darum ging es mir. Der gesellschaftliche Umgang ist häufig das, was Opfern von sexueller Gewalt das Leben schwer macht, diese hast Du gut in Deinem Beitrag Nr. 18 beschrieben. Aber nun zur PN...


    Gruß

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Was an den von Dir genannten Beispielen, sowie auch an meinen Beispielen (die ich Dir "zu geschustert" habe), gestört hat, das Du das sehr kühl von der juristisch-sachlichen Seite gesehen hast. Dieses ist sicher so, da würde ich Dir als Jurist auch nicht widersprechen wollen, jedoch ist die andere Seite (soziologisch, psychisch, emotional) nicht ganz so einfach. Eine Abwertung auf eine juristische Bagatelle kann für die betroffene Person durchaus katastrophal sein.


    Emotional kann ich dich gut verstehen, jedoch glaube ich, dass es eine grosse Errungenschaft unseres "römischen Rechtes" ist (bin nur juristischer Laie, sorry), dass Verurteilungen auf Grund von einer Abwägung der Fakten der Anklage und der Verteidigung erfolgt. Ein Richterspruch, der nur "der Forderung der Allgemeinheit" folgt, wird ein fatales Ende finden. Sehr schnell hat man, ohne abgewogen zu haben, einen Schuldigen ausgemacht (Beispiele hierfür gibt es auch in der jüngeren Vergangenheit), man sucht einen ***** zum Aufhängen.

  • Emotional kann ich dich gut verstehen, jedoch glaube ich, dass es eine grosse Errungenschaft unseres "römischen Rechtes" ist (bin nur juristischer Laie, sorry), dass Verurteilungen auf Grund von einer Abwägung der Fakten der Anklage und der Verteidigung erfolgt. Ein Richterspruch, der nur "der Forderung der Allgemeinheit" folgt, wird ein fatales Ende finden. Sehr schnell hat man, ohne abgewogen zu haben, einen Schuldigen ausgemacht (Beispiele hierfür gibt es auch in der jüngeren Vergangenheit), man sucht einen ***** zum Aufhängen.


    Da gebe ich Dir (auch) völlig recht. Aber bitte nicht "nur" emotional verstehen. Ich meine das durchaus sachlich, dass aufgrund gesellschaftlicher Grundlagen (Rollenverhältnisse, Bagatellisierung) sexuelle Gewalt für ein Opfer durchaus ein Problem ist. Nicht nur psychisch. Mir ging es darum dieses im Vergleich zur juristischen Bewertung zu beleuchten.


    Mmh, jetzt schreibe ich ja doch wieder. Aber für heute mache ich Platte. Sofazeit!

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Weil mich der wissenschaftliche Hintergrund bei solchen Diskussionen schon öfter interessiert hat: Wie funktioniert eigentlich diese Forschung?


    Ich bin kein Soziologe (gottseidank!) und kann daher wenig qualifizieres dazu beitragen - unter anderem wird man aber wohl Rückfallquoten vergleichen, ggf. auch verschiedene Systeme.


    Ich will auch nicht sagen, dass mich die soziologische und kriminologische Forschung überzeugt; ich stehe im Gegenteil den Ergebnissen sehr kritisch gegenüber. Aber man muss jedenfalls zugestehen, dass es umgekehrt jedenfalls keinen Beleg für die Wirksamkeit von Freiheitsstrafen oder harten Strafen überhaupt gibt. Das macht man eben so, weil man es schon immer so gemacht hat, und - jedenfalls historisch - auch deshalb, weil begangenes Unrecht durch Strafe gesühnt wird. Unser Sanktionssystem ist aber jedenfalls nicht das Ergebnis einer in irgendeiner Weise wissenschaftlich abgesicherten Wirksamkeitsuntersuchung.


    Gab es tatsächliche mal Studien, in denen Straftäter randomisiert zu harten oder leichten Strafen verurteilt wurden?


    Das kann ich mir kaum vorstellen. :)


    Und wieso sind die Strafen z.B. in den USA deutlich strenger? Ist der Forschungsstand da ein anderer?


    Ich glaube nicht - da ist einfach die Mentalität eine andere. (Und wenn die strengeren Strafen Wirkung zeigen würden, dann müssten eigentlich die Gefängnisse irgendwann einmal leerer werden. Oder jedenfalls die Mordraten sinken.)