Werbeaktion des BRK Nürnberg wegen akutem Personalmangel

  • Zitat

    In DE ist der Markt an Arbeitnehmerüberlassung im Rettungsdienst ein massiv wachsender. Aber die Unternehmen haben halt das gleiche Problem wie die in der Pflege. Selbst für deutlich mehr Geld bekommt man keine Leute.


    Führt jetzt evtl bissl vom Thema weg, aber hat sich das die letzten ca. zehn Jahre tatsächlich gewandelt in D? Etwas plakativ, aber: Ich kenne es noch so, dass sich in den Zeitarbeitsfirmen alles gesammelt hat, das woanders nie einen Job bekommen hätte. Die Kollegen wurden dann noch mit nem Hungerlohn abgespeist (die Firma will ja auch noch gut verdienen) und entsprechend hoch war dann auch die Motivation.
    Wie gesagt, sehr pauschalisiert, ich weiss, aber hat sich die Situation da evtl. wirklich geändert?

  • Bei uns in der Notaufnahme wird regelmäßig mit ANÜ der Dienstplan geflickt. Aber egal, wie viel die kosten, eine zusätzliche Stelle ist trotzdem nie drin.


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  • Führt jetzt evtl bissl vom Thema weg, aber hat sich das die letzten ca. zehn Jahre tatsächlich gewandelt in D? Etwas plakativ, aber: Ich kenne es noch so, dass sich in den Zeitarbeitsfirmen alles gesammelt hat, das woanders nie einen Job bekommen hätte. Die Kollegen wurden dann noch mit nem Hungerlohn abgespeist (die Firma will ja auch noch gut verdienen) und entsprechend hoch war dann auch die Motivation.
    Wie gesagt, sehr pauschalisiert, ich weiss, aber hat sich die Situation da evtl. wirklich geändert?


    Klar, Du hast auch viele Pappköppe dabei, aber die hast Du unter den festangestellten Kollegen ja auch. Die Unternehmen, die sich auf eine Branche spezialisiert haben - konkret kann ich das zum Beispiel für die Hire a Doctor Gruppe sagen - legen durchaus wert auf Qualität bei dem von ihnen entliehenem Personal.
    Hungerlöhne in der ANÜ sind mittlerweile undenkbar. Der Verdienst ist im Gegenteil deutlich über Tarif. Die Leute die woanders nie einen Job bekamen gibt es heute ja auch nicht mehr. Selbst die werden ja mit Kusshand genommen.


    Bei uns in der Notaufnahme wird regelmäßig mit ANÜ der Dienstplan geflickt. Aber egal, wie viel die kosten, eine zusätzliche Stelle ist trotzdem nie drin.


    Das hat u.a. betriebswirtschaftliche Gründe: Leihe ich mir Personal sind es Einkaufskosten, stelle ich Personal ein, sind es Personalkosten.
    Dazu kommt, dass man ja einfach kein Personal findet, obwohl man willens wäre es einzustellen. Dann bleibt einfach nichts anderes übrig als Personal zu leihen.


  • Dem ist nichts hinzuzufügen... so eine Aktion nur im Kleinen gab es aber auch bei uns im Ländle... da war es aber nicht ein hoher Krankenstand sondern der komplette Ausstieg aus dem RD von ein paar Kollegen so wie ein Wechsel zu einer anderen HiOrg und nicht zu letzt die "Weiterentwicklung" von einigen innerhalb des Betriebs...

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • Der Einsatz von Zeitarbeitern ist durchaus im deutschen Rettungsdienst auch üblich. Allerdings gibt es da wohl regionale Unterschiede. Unter anderem die DEKRA vermittelt recht häufig Rettungsassistenten. Und es gibt auch Modelle von Teilzeitstellen mit Jahresarbeitszeitkorridor. Das lässt sich zum Beispiel ganz gut mit Studenten realisieren, die ja dann auch vertraglich gebunden sind. Die großen Atemwegsinfektzeiten fallen in der Regel ja ohnehin in die Semesterferien. Aber es ist natürlich bedeutend teurer, jemanden als hauptamtliche Kraft in Teilzeit anzustellen, mit Anspruch auf Vergütung im Krankheitsfall, Urlaub und Tarifgehalt als ihn gegen Aufwandentschädigung loszuschicken. Wenn sich wer findet, wird sich das dort auch nie ändern.


    Ich glaube wirklich, dass ein Arbeitgeber, der seine Mitarbeiter gut und fair behandelt weniger Angst haben muss. Denn wenn man unter optimalen Bedingungen nicht genug Personal zusammen bekommt, ist man vor Konsequenzen recht sicher. Denn, wer sollte es denn besser machen? Wenn man aber weiß, dass andere Arbeitgeber bessere Bedingungen bieten und Personal gern abwandert... dann muss Konkurrenz natürlich sehr fürchten.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Wie gesagt, solange sich Leute finden, die sich entweder kaputtarbeiten oder das ganze mal eben schnell freiwillig machen, wird das System sich nie ändern. Der NotSan muss etwas wert werden (und das muss dem Arbeitgeber, den Kassen, aber auch den NotSan selber bewusst gemacht werden).


    Findet man aber schon jetzt nicht mehr. Das Ehrenamt im Rettungsdienst stirbt aus. Allein durch den Wegfall des Zivis gibt es einfach nicht mehr genug Sanis, die z.B. parallel zum Studium aushelfen oder zur Zeitüberbrückung sogar Vollzeit im Rettungsdienst arbeiten.
    Ich würde behaupten, dass wir zu meiner Zivizeit ca. 1/3 des Dienstplans mit solchen Leuten gefüllt hatten. Vielleicht auch nur 20%, aber auf jeden Fall waren sie ein entscheidener Faktor. Ich musste mich zwischenzeitlich selbst darüm kümmerm, überhaupt mal einen Dienst abzugreifen, weil wir so viele Ex-Zivis hatten, die in der Region studiert haben oder in den Semesterferien unbedingt mal wieder retten wollten.


    Inzwischen bin ich der einzige, der aus dieser Zeit übrig geblieben ist. Ich kann mir meine Dienste zwischenzeitlich quasi aussuchen, weil das HA Personal endlich mal ihre Überstunden abbauen muss.


    Das sich-kaputt-arbeiten ist inzwischen auch Geschichte. Gerade junge Menschen achten viel mehr auf eine Ausgeglichenheit zwischen Privatem und Beruf. Da ist kaum noch einer bereit, in seinen ohnehin wenigen freien Tagen auch noch Zusatzdienste zu machen. Und falls doch, muss es sich finanziell richtig lohnen, damit der nächste Karibikurlaub gebucht werden kann.


    Der Rettungsdienst ist bereits deutlich über den Punkt hinaus, wo man noch sagen könnte "Es muss sich bald was ändern". Die Kuh jetzt wieder vom Eis zu holen, wird ein echtes Mammutprojekt. Und ohne viel Geld lässt ich das mMn nicht bewerkstelligen.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers


  • Dort wo ich fahre, stirbt das EA auch immer mehr aus. Allerdings deswegen, weil die ganzen EA jetzt GfBler sind. Ein Mangel an RS kann ich hier nicht erkennen. Lediglich zu den Zeiten wo die neuen FSJler noch im Lehrgang sind - gleichzeitig ist ja meist auch Urlaubszeit, ist es eng mit dem Dienstplan.

  • Ganz ehrlich: Ehrenamtliche, die jetzt GfB oder 25%-Kräfte sind, sind doch eigentlich ein recht wünschenswerter Zustand. Die Leute betätigen sich und gleichzeitig hat der Dienstplaner eine flexibler Reserve. Man hat auf einer Stelle die man bezahlt sozusagen vier Leute die Zeit haben könnten. Ich sehe es bei uns wo wir viele Nicht-100%-Kräfte haben, dass es nicht gerade nachteilig ist, da gerade bei spontaneren Ausfällen mehr Leute da sind die noch einspringen könnten.

  • Ganz ehrlich: Ehrenamtliche, die jetzt GfB oder 25%-Kräfte sind, sind doch eigentlich ein recht wünschenswerter Zustand. Die Leute betätigen sich und gleichzeitig hat der Dienstplaner eine flexibler Reserve. Man hat auf einer Stelle die man bezahlt sozusagen vier Leute die Zeit haben könnten. Ich sehe es bei uns wo wir viele Nicht-100%-Kräfte haben, dass es nicht gerade nachteilig ist, da gerade bei spontaneren Ausfällen mehr Leute da sind die noch einspringen könnten.

    Auch wenn ich aus dieser Diskussion raus sein wollte, möchte ich hierfür doch "danke" sagen. Der Ansatz mit GfB-Kräften ist sehr gut, aus mehrfacher Hinsicht. Hätte der besagte KV die Anzeige so gestaltet, wären die Reaktionen ganz sicher auch anders ausgefallen. Ich denke aber, dass er sich mit diesem Aufruf mehr selbst geschadet hat, als dass dieser hilft.

  • Wenn man keine freien Stellen hat, kann man auch keine 25% Stellen vergeben. Das wird dort das Problem sein offensichtlicherweise. Die haben sicherlich zumindest ausreichend Personal, wenn es aber krank im Bett liegt hilft es hald nichts.

  • Ganz ehrlich: Ehrenamtliche, die jetzt GfB oder 25%-Kräfte sind, sind doch eigentlich ein recht wünschenswerter Zustand. Die Leute betätigen sich und gleichzeitig hat der Dienstplaner eine flexibler Reserve. Man hat auf einer Stelle die man bezahlt sozusagen vier Leute die Zeit haben könnten. Ich sehe es bei uns wo wir viele Nicht-100%-Kräfte haben, dass es nicht gerade nachteilig ist, da gerade bei spontaneren Ausfällen mehr Leute da sind die noch einspringen könnten.


    Ich glaube, dass ganz viele MA im Rettungsdienst, die aktuell noch als „Ehrenamtluche“ bezeichnet werden, schon ganz lange keine mehr sind. Vermutlich ist der Begriff einfach Tradition, oder er wird genutzt, weil die Übungsleiterpauschale für die Bezahlung genutzt wird. Aber wirklich kostenlos ist doch schon lange vorbei.


    Ob dann tatsächlich Tariflohn bezahl wird/werden muss ist nochmal eine andere Diskussion.



    Eddy

  • ch glaube, dass ganz viele MA im Rettungsdienst, die aktuell noch als ?Ehrenamtluche? bezeichnet werden, schon ganz lange keine mehr sind. Vermutlich ist der Begriff einfach Tradition, oder er wird genutzt, weil die Übungsleiterpauschale für die Bezahlung genutzt wird. Aber wirklich kostenlos ist doch schon lange vorbei.


    Bei der JUH gab es eine Empfehlung das alles was Geld für Zeit bekommt SFN = Streuerfreie Nebentätigkeit zu benennen. Ehrenamt sollte nur das sein wo es kein Geld für Zeit gibt. Das hat auch bis zur Einführung des Mindestlohngesetzes in meinem Umfeld gut funktioniert. Dann hat irgendwann eine Frau Nahles in ein Gesetz schreiben lassen das für Ehrenamtliche der Mindestlohn nicht gilt ohne den Begriff "Ehrenamt" auch nur irgendwie zu definieren. Seit dem steht auf den SFN Abrechnungen etwas von Vergütung Ehrenamtlicher Tätigkeit. --> Wir haben hier in der JUH einen deutlichen Rückschritt für den Begriff Ehrenamt.


    P.S. wir haben im RD "Aushilfen" und keine "Ehrenamtlichen"

  • Ehrenamtliche, die jetzt GfB oder 25%-Kräfte sind, sind doch eigentlich ein recht wünschenswerter Zustand. Die Leute betätigen sich und gleichzeitig hat der Dienstplaner eine flexibler Reserve.


    Eine flexible Reserve würde ich das nicht nennen. Auch bei uns wurden aus einigen "EA" nun GfB-Kräfte. Wie zuvor auch nennen diese dem Dienstplaner ihre Termine, wann sie Zeit und Lust haben, zu arbeiten. Das geht ja auch nicht anders, da sie nach wie vor einem anderen Hauptberuf bei einem anderen Arbeitgeber nachgehen. Theoretisch wären sie als Arbeitnehmer allerdings nach tatsächlichem Bedarf einzuteilen...

    Knüpfe dich nicht an Geringes, es zieht dich ab und hinab, fügt dir Geringeres zu.

  • Ganz ehrlich: Ehrenamtliche, die jetzt GfB oder 25%-Kräfte sind, sind doch eigentlich ein recht wünschenswerter Zustand. Die Leute betätigen sich und gleichzeitig hat der Dienstplaner eine flexibler Reserve. Man hat auf einer Stelle die man bezahlt sozusagen vier Leute die Zeit haben könnten. Ich sehe es bei uns wo wir viele Nicht-100%-Kräfte haben, dass es nicht gerade nachteilig ist, da gerade bei spontaneren Ausfällen mehr Leute da sind die noch einspringen könnten.


    25% Stellen kann man regulär im dienstplan einplanen. GFBler und ähnliches oft nicht. Die Flexibilität die immer angepriesen wird, fehlt den Leuten oft, die sind ja nicht ohne Grund selten auf dieser Arbeit. Durch die Abgaben die man als AG dennoch hat, ist das GFB Konstrukt nicht so richtig gut.


    Die vielen Leute, die ja einspringen könnten, sind oft woanders gebunden, gleichzeitig steigen die laufenden Kosten (Aus und Fortbildung, Bekleidung, Training, Personalgespräche, Verwaltungsaufwand, ärztliche Untersuchungen) für die Firma. Ich arbeite ja selber als GfB und bin dankbar um die Möglichkeit, weis aber, dass das Konstrukt im RD nicht so wahnsinnig toll ist.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Dort wo ich fahre, stirbt das EA auch immer mehr aus. Allerdings deswegen, weil die ganzen EA jetzt GfBler sind. Ein Mangel an RS kann ich hier nicht erkennen. Lediglich zu den Zeiten wo die neuen FSJler noch im Lehrgang sind - gleichzeitig ist ja meist auch Urlaubszeit, ist es eng mit dem Dienstplan.


    Seltsam bei uns im Laden heißt es immer GfB rentiert sich nicht für den Betrieb. Da würde man drauf legen... lieber zahlt man höhere EA Beträge...

    "...Was Sie brauchen haben Sie und was Sie nicht haben brauchen Sie auch nicht.."

  • GfB sind, wenn man sie rechtskonform beschäftigt, tatsächlich sau teuer für den Betrieb. Pro Stunde gerechnet gerne mal das doppelte vom HA.

  • Solange du unter der Grenze der Übungsleiterpauschale bleibst sind „EA-Kräfte“ finanziell natürlich super, da du ja gar keine Abgaben hast. Also brutto = netto. Auch verwaltungstechnisch ist das easy, du musst ja keinen Arbeitsvertrag .... ausfertigen. Das ganze hat für beide Seiten wenig bindenden Charakter, das ist Vor- und Nachteil zugleich.


    Allerdings bist du bei der Anzahl der Dienste bei einer vernünftigen Stundenvergütung schnell am Limit, was ja aber auch im Sinne des Erfinders ist.


    In unserem Verband nennen sich diese MA übrigens „NB-Kräfte“, was wohl nebenberuflich bedeutet. EA-Kräfte sind in unserem Verband laut Definition tatsächlich ohne Vergütung.


    Eddy

  • Du hast auf die Stunde gerechnet deutlich höhere Sozialabgaben, zusätzlich hast du die gleichen Fixkosten (Jahresfortbildung, der "persönliche" Anteil der PSA, Kosten für die Einarbeitung, etc.) wie ein HA.
    Kombiniere das mit einer deutlich höheren Fluktuation (was deine Kosten an PSA und Einarbeitung wieder erhöht) und dem leicht höherem Krankenstand und schon hast du die Rechnung beisammen.