Feldsupervisor, Für Deutschland?

  • Hi!
    Interessanter Artikel mit Punkten über Qualität,Qualitätskontrolle und "Dienstaufsichtsfunktion"
    Vielleicht kann ein österreicher Kollege das System Wien noch mal persönlich beschreiben und wie es aufgefasst wird.
    Für meine Denke wäre das eine gute Kombi mit dem "fahr mal gucken Auto" oder "First Responder".
    Allerdings höre ich schon wieder die Kollegen nach dem Anwalt und Betriebsrat schreien...


    Grüße Dani

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • Finde ich ein interessantes System. Fand es immer spannend, z.B. als NEF-Fahrer einen Einsatz mal „von aussen“ betrachten zu können. Oft fallen da Sachen auf, die man gar nicht bemerkt, wenn man direkt in die Versorgung eingebunden ist.
    Wie oben schon geschrieben könnte ich mir da eine Kombination aus FR, ELRD, Supervisor, Supporter etc. vorstellen. Dies wäre z.B. in grossen RDs auch eine interessante Zusatzfunktion für erfahrene und entsprechend geschulte Kollegen und eine Möglichkeit vom klassischen RTW, KTW, NEF mal wegzukommen.
    Muss halt auch finanziert werden...

  • Ich bin absolut dafür endlich eine erstzunehmende "EInsatzführungsfunktion" wie auch "Clinical support" Funktion in den RD einzubauen die auch wirklich vor Ort vorhanden ist.
    Letztere erfüllt der FISU.
    Von daher klares dafür-Ich würde es nur ausbauen.

  • Haben wir als Lotsen schon seit sehr vielen Jahren. Das Arbeiten unter supervision ist sogar Pflicht zum Lizenzerhalt. Ich finde die Maßnahme sehr sinnvoll. Das Wichtigste an diesem Konstrukt ist, dass die Supervisoren sehr nach soft-skills ausgewählt werden müssen. Sie sollten im Kollegenkreis allgemein anerkannt sein, als fachlich versiert gelten und ausgesprochen empathisch sein. So jemand findet dann auch bei den alten Hasen die richtigen Worte, wenn es mal etwas zu bemängeln gibt.


    Ich finde sowas zum Qualitätserhalt ausgesprochen sinnvoll. Die USA geht in der Flugsicherung sogar noch einen Schritt weiter. Man wird nicht im Live-Betrieb beobachtet, sondern es wird eine beliebige Aufzeichnung aus dem vergangenen Jahr genommen und beurteilt. Damit will man verhindern, dass man nur am Tag der Beobachtung "richtig" arbeitet und dann wieder in sein altes Muster zurückfällt.


    Im Rettungsdienst wäre so etwas nur mit einem erheblichen Mehraufwand möglich, z.B. Kameras in den Rettungswagen und einer entsprechenden Datensicherung. Und selbst dann würde die Versorgung beim Patienten nicht dokumentiert werden.
    Also ruhig erstmal den ersten Schritt vor dem zweiten machen.


    Es ist ein sehr sinnvolles Modell, dass damit steht und fällt, dass es von allen Mitarbeitern "gelebt" wird. Ähnlich wie CIRS.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • könnte man schnell umsetzen, wenn man den ELRD (in Bayern) etwas "aufbohren" würde. Viele taktische Aufgaben liegen ja schon bei ihm.


    Am besten mit dem in München früher gelebten Konzept der Schichtführer (die gibt es zwar immer noch, aber anders)

  • Laut Wiener Kollegen werden die 3 Supervisoren oft als Ersatz NEF und First Responder benutzt, da die 7 NEF für Wien einfach nicht reichen. In meinem Betrieb wird das demnächst auch eingeführt.

  • im Wallis? :rtw: :positiv:

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • Klar ist das eine schöne Idee und sicherlich sinnvoll, alles was der Qualitätssteigerung zuträglich ist sollte in Erwägung gezogen werden. Aber weiterhin bin ich der Auffassung, dass die ältere und mittelalte Generation von Rettern in Deutschland dazu nicht bereit ist. Hier wurden über Jahre Individuen großgezogen, die zu zweit alleine arbeiten. Häufig spielen die auf dem Papier erworbenen Qualifikationen noch eine bedeutende Rolle ("der ist aber nur Rettungssanitäter, wieso will der mir erklären...") und es zählt viel zu oft nicht die persönlich über Jahre erworbene Qualifikation, die Erfahrung und das angelernte Wissen.


    Dann steht plötzlich ein weiterer Kollege im Raum, der mich überwachen (oder später verpfeifen) möchte, der meint mit seinen jungen Jahren alles besser zu wissen, das geht doch nicht. Ist es in vielen Betrieben nicht noch gute Sitte, dass eben nicht nur die Kollegen zusammen auf ein Auto kommen, die auch am Wochenende zusammen im Stadion sind, nebeneinander ihre Kleingartenhütte haben oder deren Kinder zusammen im Garten spielen, während der Grill glüht? Da setzt man gewürfelte Namen gemeinsam auf das Auto, weil es einfach nur besetzt werden muss und nicht weil ich eine bessere soziale und medizinische Qualität erreichen möchte.


    Vielleicht in ein paar Jahren, dann wenn die Kommunikation und das soziale Leben nicht mehr nur in den Prüfungen abgefragt werden, sondern auch gelebt werden. Dann kann das System wieder besser werden, sich weiter entwickeln und Qualität liefern. So ein Schritt zum falschen Zeitpunkt kann die Idee für Jahre zerstören.

  • Der Einwand ist gut, allerdings ist auch die Frage maßgeblich, wie das Kontrollsystem gestaltet wird. In meinem Job gibt es so ein System seit einigen Jahren und es ist nach anfänglichen Befürchtungen durchaus bewährt, denn es funktioniert nicht stumpf nach dem System Kontrolle -> Abweichung -> Anschiss, sondern kennt Abstufungen in den erforderlichen Maßnahmen (von "Beratung" vor Ort über interne Schulungsmaßnahmen bis hin zur Meldung bei der Aufsichtsbehörde). Die Kontrolle erfolgt außerdem durch Kollegen aus der Praxis, nicht durch Schreibtischtäter, sie sind immer zu zweit unterwegs (einer von der eigenen Firma, einer vom Wettbewerb) und gehören für diese Funktion einem unabhängigen e.V. an, der durch alle am Markt tätigen Organisationen betrieben wird.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Bei einigen Kollegen würde ich es mir sehr wünschen, wenn denen regelmäßig von versierter Stelle auf die Finger gesehen würde.
    Grundsätzlich stehe ich einem solchen System sehr offen gegenüber, es muss aber einen klar abgesteckten Rahmen geben und der Wunsch nach Verbesserung da sein.


    Hier an der Uni wurden die Morbidity-and-Mortality-Meetings der Notfallmedizin wieder abgeschafft, weil es wohl regelmäßig zur Hexenverbrennung ausartete. Damit ist niemandem geholfen.

  • Klar ist das eine schöne Idee und sicherlich sinnvoll, alles was der Qualitätssteigerung zuträglich ist sollte in Erwägung gezogen werden. Aber weiterhin bin ich der Auffassung, dass die ältere und mittelalte Generation von Rettern in Deutschland dazu nicht bereit ist. Hier wurden über Jahre Individuen großgezogen, die zu zweit alleine arbeiten. Häufig spielen die auf dem Papier erworbenen Qualifikationen noch eine bedeutende Rolle ("der ist aber nur Rettungssanitäter, wieso will der mir erklären...") und es zählt viel zu oft nicht die persönlich über Jahre erworbene Qualifikation, die Erfahrung und das angelernte Wissen.


    Dann steht plötzlich ein weiterer Kollege im Raum, der mich überwachen (oder später verpfeifen) möchte, der meint mit seinen jungen Jahren alles besser zu wissen, das geht doch nicht. Ist es in vielen Betrieben nicht noch gute Sitte, dass eben nicht nur die Kollegen zusammen auf ein Auto kommen, die auch am Wochenende zusammen im Stadion sind, nebeneinander ihre Kleingartenhütte haben oder deren Kinder zusammen im Garten spielen, während der Grill glüht? Da setzt man gewürfelte Namen gemeinsam auf das Auto, weil es einfach nur besetzt werden muss und nicht weil ich eine bessere soziale und medizinische Qualität erreichen möchte.


    Vielleicht in ein paar Jahren, dann wenn die Kommunikation und das soziale Leben nicht mehr nur in den Prüfungen abgefragt werden, sondern auch gelebt werden. Dann kann das System wieder besser werden, sich weiter entwickeln und Qualität liefern. So ein Schritt zum falschen Zeitpunkt kann die Idee für Jahre zerstören.


    So etwas einzuführen ist natürlich immer schwierig, weil es mit teils starken Veränderungen für das Personal einhergeht. In der Luftfahrt ist sowas auch erst durch große Katastrophen gekommen, wo man erkannt hat, dass eine regelmäßige Beobachtung sinnvoll ist. Es war also ein durchaus harter Weg bis zum heutigen System.


    Nun gibt es im Rettungsdienst selten die großen Katastrophen mit mehreren hundert Toten, wodurch auch der Druck nach Veränderungen nicht so groß sein wird. Trotzdem halte ich das Supervisions-Konzept sehr sinnvoll, wenn man es richtig anpackt und durchführt. Diese dritte Person hat dann im Einsatz im Grunde auch keine Funktion, außer die des Beobachters (Ausnahmen darf es bei entsprechender Indikation natürlich geben). Und wichtig ist eben nicht nur die fachliche, sondern auch die menschliche Eignung.

    “When I was a boy and I would see scary things in the news, my mother would say to me, "Look for the helpers. You will always find people who are helping.”


    • Fred Rogers

  • Und dann ist das leider auch noch eine Frage des Geldes, schließlich muss diese 3. Person ja auch bezahlt werden. Und wenn ich mr anschaue was alles im jetzigen RD an der Kostenübernahme scheitert, dass ist das leider noch ein weiter Weg.


    Eddy

  • "Nun gibt es im Rettungsdienst selten die großen Katastrophen mit mehreren hundert Toten, wodurch auch der Druck nach Veränderungen nicht so groß sein wird."


    Wenn alle Krankenhäuser vermeidbare Todesfälle jährlich offenlegen müssten....

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947