München: Neuroradiologen werden per Hubschrauber zum Patienten gebracht

  • Die Zeiten klingen spannend.

    Aber eine ketzerische Frage:

    Wären eine telemedizinische Befundung und Therapiebeginn mit anschliessender Verlegung (u.U. dann auch Bodengebunden, die "absolute Akutphase" ist vorbei, resp. eine Therapie eingeleitet) nicht noch schneller und der Benefit für den Patienten nochmals um einiges grösser?

    Von den Kosten für die Flüge mal ganz zu schweigen...

  • Mmh, 60 FIT-Flüge in knapp 2,5 Jahren klingt nun aber auch nicht so viel. Wie viele mussten wetterbedingt oder organisationsbedingt abgesagt werden?


    Mein Bundesland definiert Anforderungen zur Thrombektomie als Notfallverlegung mit dem Ziel, dass innerhalb von 30 min der RTH / ITH an der abgebenden Klinik gelandet ist (oder spricht ab, was generell am schnellsten geht RTW vs. RTH/ITH). Im Regelfall schaffen unsere RTH / ITH innerhalb von 90 min diese Patienten in ein entsprechendes Zentrum zu fliegen. Der einzige Punkt der hier oft Zeit verschlampt sind die Kommunikationswege zwischen Krankenhaus, örtlicher Leitstelle und der zentralen Verlegungsleitstelle. Arzt-zu-Arzt-Gespräche sind hier oft auch nicht erforderlich, wenn die wichtigsten Rahmenpunkte bekannt sind, so dass ein Start innerhalb von 10 Minuten nach dem ersten Kontakt mit dem Krankenhaus/der örtlichen Leitstelle möglich sind.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Die Zeiten klingen spannend.

    Aber eine ketzerische Frage:

    Wären eine telemedizinische Befundung und Therapiebeginn mit anschliessender Verlegung (u.U. dann auch Bodengebunden, die "absolute Akutphase" ist vorbei, resp. eine Therapie eingeleitet) nicht noch schneller und der Benefit für den Patienten nochmals um einiges grösser?

    Von den Kosten für die Flüge mal ganz zu schweigen...

    Ohne CT-Diagnostik und wahrscheinlich fast überall in Deutschland inzwischen auch teleradiologischer Befundung wird sich überhaupt kein Hubschrauber in die Luft bewegen. Erst die korrekte Diagnose indiziert die entsprechende Therapie. Auch wird bei entsprechender Indikation mit einer medikamentösen Therapie sprich Lyse begonnen. Diese stellt auch bei Thrombektomie-Indikation noch immer die Basis der Therapie dar. Von daher stellt sich die ketzerische Frage nicht.


    Die Kosten für den Eingriff bewegen sich, soweit ich das weiß, im niedrigen 5-stelligen Bereich. Da kommt es auf 500 oder selbst 1000 Euro Differenz zu einem bodengebundenen NAW-Transport nicht wirklich an. Vor allem, wenn die Krankenkassen bei der weiteren Behandlung deutlich einsparen können.

  • Beim Zeitfaktor (Patient zum Maximalversorger mit neuroradiologischem Arbeitsplatz oder Neuroradiologe ins kleine Haus) frage ich mich, ob die Strukturen vor Ort den möglichen Zeitvorteil nicht wieder auffressen.

    In einem entsprechenden Zentrum gibt es den entsprechenden Arbeitsplatz mit Material, gut geschultem Assistenzpersonal, einer Anästhesie, die das Procedere kennt und auch entsprechende Routinen, damit der Eingriff schnell abläuft (z.B. entsprechende Routinen ähnlich wie ein Schockraumalarm, der alle notwendigen Personen gleichzeitig informiert).

    In einem kleinen Haus kommt dann zwar der Neuroradiologe dazu, allerdings ist der Rest des Personals nicht so routiniert, es ist eine fremde Röntgenanlage, mit der gearbeitet wird usw. - daher würde mich eine retrospektive Analyse auch auf Ergebnisqualität und auf entsprechende Zeitmarken (z.B. Gesamtdauer bis Ende usw.) interessieren.

  • Wenn ich das richtig verstanden habe, bringt der Radiologe das spezielle Material mit, so dass sich die direkte und spezifische Assistenz sehr in Grenzen hält. Zumindest werkeln die Radiologen bei uns relativ alleine vor sich hin, wenn mal alles gerichtet und geöffnet ist.


    Die Anästhesie kann tatsächlich ein Knackpunkt sein, das kann aber auch in geübten Häusern der Fall sein. Für solche Aspekte muss es dann auch tatsächlich entsprechende SOP oder Verfahrensanweisungen geben, wenn man an einem solchen Projekt teilnimmt. Es kann natürlich nicht sein, dass der Anästhesist erst einmal eine halbe Stunde diskutiert, ob man in so einem speziellen Fall eine Arterie legt oder nicht.


    Zeitmarken können nur objektive auszuwerten sein (Ankunft, Pat. auf Tisch, Punktion usw.) Dauer oder Ende sind m.E. zu sehr abhängig von Patientenzustand/ -verhältnisse, Lokalisation, Untersucherkönnen usw.