SWR betrifft: Warten bis der Arzt kommt. - Noch eine Doku über Notaufnahmen am Limit. Sehenswert.


  • https://youtu.be/zUFwrcMpB4M


    Hier wird die Notaufnahme des Oberschwabenklinikums in Ravensburg und die Thematik der Überlastung, u. a. durch Bagatellfälle, Ärztemangel, etc. recht gut, realistisch und sachlich beleuchtet. Einige Ausflüge zu Einzelfällen, der KV und Experten.
    Thematisiert wird auch die Idee, Leitstellen strukturell zu verändern.


    Ich finde: Sehenswert

  • Ich finde persönlich das in der Doku vorgestellte System der Portalpraxis sehr gut. Ob dergleichen flächendeckend möglich ist, wage ich zu bezweifeln.


    Die Notaufnahmeärztin ist mir sehr sympathisch! Nimmt kein Blatt vor den Mund und sagt in feinstem Schwäbisch, was Sache ist :-)

  • Ich finde persönlich das in der Doku vorgestellte System der Portalpraxis sehr gut. Ob dergleichen flächendeckend möglich ist, wage ich zu bezweifeln.

    Ja. Sehr.

    Die Notaufnahmeärztin ist mir sehr sympathisch! Nimmt kein Blatt vor den Mund und sagt in feinstem Schwäbisch, was Sache ist

    Bayrisch. Nicht schwäbisch. :nein:
    Muss ne Gastarbeiterin sein. :-D

  • Ich finde persönlich das in der Doku vorgestellte System der Portalpraxis sehr gut. Ob dergleichen flächendeckend möglich ist, wage ich zu bezweifeln.


    Wenn man sieht was die Meisten vor einer Niederlassung scheuen, nämlich die Personalverantwortung, unternehmerisches Risiko und die Interaktion mit den Krankenkassen, dann liesse sich das glaueb ich gut lösen indem die dort arbeitenden Allgemeinärzte einfach Angestellte des Krankenhauses sind. Aus meinem Erleben und dem was man so aus den Journalien erfährt gibt es schon einige denen die Kombination allgemein-/hausärztlichen Arbeiten aber ohne eigene Praxis zusagt, was man dort ja wunderbar könnte. Dazu müsste das Klinikum ja nur entweder zwei Ärzte für den Tagesbetrieb einstellen oder etwa viereinhalb für den 24/7-Betrieb.


    (Rosarote Einhornwelt Ende...)

  • Hahahahahaha.


    But muh Kassensitze and muh KV!!!! :diablo: :diablo:

  • As is said: Rosarote Einhornwelt...


    On topic:
    Wobei bei den Interviewten zum Grund ihrer Anwesenheit leider eindeutige Nicht-NFA-pflichtige Patienten und solche die zwar nicht so dringlich sind aber doch ins KH gehören (zB Teerstuhl bei Z.n. Colo) vermischt wurden, obwohl die Aussage ja eigentlich sein wollte/sollte, dass die Fussläufigen denen es gut geht nicht da hin gehören.

  • Das Problem ist halt das mittlerweile dauerhafte und massive Versagen des ambulanten Systems, eben nicht nur im Notfall. Ich kenne Hausarztpraxis die nur noch 5 Notfalltermine pro Tag anbieten - ansonsten wartest du 3-5 Wochen. Andere (so z.B. mein HA) sind an einzelnen Wochentagen gar nicht geöffnet.
    (Zur Ehrenrettung meines HA: Weil er Heimarzt ist - der ist sonst jung und motiviert, ehemaliger RDler :D )


    In meinem Oberzentrum nehmen nur noch einige wenige Praxen (derzeit 2 wenn ich mich nicht irre) überhaupt neue Patienten auf.
    Damals in Magdeburg - einer Landeshauptstadt- konnte ich, zugegebenermaßen im Winter, gar keinen Hausarzt finden der neue Patienten aufnahm.
    Am Ende habe ich resigniert und bin 22km aus der Stadt heraus zum Hausarzt gefahren.


    Die Notfallpraxis kannst du absolut vergessen, da diese sowieso nur am WE offen haben. Die 116117 ist nur abends/nachts verfügbar, ist aber auch so relativ egal, da ein einziger Arzt für einen Flächenlandkreis mit Fahrzeit vom einen zum anderen Ende zum anderen von über 60min in einer Nacht auch maximal 5-6 Patienten sieht - Und dementsprechend wird alles was geht an die Klinik verwiesen, v.a. wenn man es irgendwie an Fachärzte abschieben kann.


    Ganz ehrlich? Selbst als Person die das System ja nun kennt - Ich war in den letzten 12 Monaten auch 2 Mal in der Nothilfe. Denn es war klar, dass "drei Tage warten" keine Alternative war. Nun weiß ich ggf. eher was ich habe oder habe einen groben Verdacht. Das weiß der Laie aber nicht. Und dann wundert sich irgendwer?

  • Zitat


    Wenn man sieht was die Meisten vor einer Niederlassung scheuen, nämlich die Personalverantwortung, unternehmerisches Risiko und die Interaktion mit den Krankenkassen, dann liesse sich das glaueb ich gut lösen indem die dort arbeitenden Allgemeinärzte einfach Angestellte des Krankenhauses sind. Aus meinem Erleben und dem was man so aus den Journalien erfährt gibt es schon einige denen die Kombination allgemein-/hausärztlichen Arbeiten aber ohne eigene Praxis zusagt, was man dort ja wunderbar könnte. Dazu müsste das Klinikum ja nur entweder zwei Ärzte für den Tagesbetrieb einstellen oder etwa viereinhalb für den 24/7-Betrieb.


    (Rosarote Einhornwelt Ende...)


    Ob die Kliniken das dürfen? Damit meine ich die Übernahme einer hausärztlichen Versorgung. Die Kassen sind hier sehr streng.
    Eine Möglichkeit wären MVZ. Scheint auch für große Konzerne interessant zu sein. Diese könnte man räumlich bei den Kliniken oder mit erweiterten Öffnungszeiten auch auf dem "Land" ansiedeln. Die Ärzte sind imho angestellt.
    Evtl.könnten auch die Kommunen/Kreise als Betreiber in Frage kommen.


    Gesendet von meinem SM-J330F mit Tapatalk

  • Zitat


    Ganz ehrlich? Selbst als Person die das System ja nun kennt - Ich war in den letzten 12 Monaten auch 2 Mal in der Nothilfe. Denn es war klar, dass "drei Tage warten" keine Alternative war. Nun weiß ich ggf. eher was ich habe oder habe einen groben Verdacht. Das weiß der Laie aber nicht. Und dann wundert sich irgendwer?


    Stimme Dir zu. Ich würde sogar noch weiter gehen und die Apotheken dazu nehmen. Diese schimpfen über die Internetapotheken, zeichnen sich aber durch nicht mehr zeitgemäße Öffnungszeiten aus (am Samstag 12:00 unter der Woche 18:00). Dazu kommen im Notdienst Fahrwege von 10 km einfach (in einer Großstadt!).


    Gesendet von meinem SM-J330F mit Tapatalk

  • ..hier gibt es eine einzige Apo die MO-SA bis 20 Uhr auf hat (weil sie muss - sie ist Teil eines Einkaufzentrums)
    ..Du glaubst gar nicht wie die Apotheker gegen selbige wettern.

  • Stimme Dir zu. Ich würde sogar noch weiter gehen und die Apotheken dazu nehmen. Diese schimpfen über die Internetapotheken, zeichnen sich aber durch nicht mehr zeitgemäße Öffnungszeiten aus (am Samstag 12:00 unter der Woche 18:00). Dazu kommen im Notdienst Fahrwege von 10 km einfach (in einer Großstadt!).


    Das verstehe ich jetzt nicht recht. Wenn ich außerhalb der Geschäftszeiten sofort ein Medikament brauche, wird mir eine Internetapotheke nicht helfen können. Und auch dann, wenn mir die Öffnungszeiten nicht ausreichen, wird mir die Internetapotheke nicht helfen können; sie liefert immer später, als die Apotheke das nächste Mal wieder öffnet.

  • Zitat

    Das verstehe ich jetzt nicht recht. Wenn ich außerhalb der Geschäftszeiten sofort ein Medikament brauche, wird mir eine Internetapotheke nicht helfen können. Und auch dann, wenn mir die Öffnungszeiten nicht ausreichen, wird mir die Internetapotheke nicht helfen können; sie liefert immer später, als die Apotheke das nächste Mal wieder öffnet.

    Nein, bei akuten Problemen nicht. Wenn ich aber zu meinem HA oder Zahnarzt gehe, die zweimal die Woche bis 19:00 Uhr auf haben, diese ein Medikament verschreiben, muss ich in die Notapo inklusive Zulagen und gehe danach noch zu REWE oder dem Bäcker meines Vetrsuens zum Einkaufen. Als Berufstätiger haben 90% der Apotheken nach Arbeitsende schon 1,5h geschlossen. Das ist nicht zeitgemäß.


    Gesendet von meinem SM-J330F mit Tapatalk

  • Zitat

    Ob die Kliniken das dürfen? Damit meine ich die Übernahme einer hausärztlichen Versorgung. Die Kassen sind hier sehr streng


    Wir haben natürlich ein anderes System, aber in der Schweiz betreiben sowohl öffentliche, wie auch private Krankenhäuser Notfallpraxen.
    Teilweise auch ausgelagert in den Innenstädten. Vielleicht wäre das ein Modell.

  • Und notfalls macht das die klinikumsketteneigene Portalpraxis-Betriebs-GmbH, deren Geschäftsführer hald nur der Schwippschwager der Klinikumsleitung ist. Ihr versteht aber doch was gemeint ist:


    Die Ärzte die in den so geschaffenen Portalpraxen arbeiten haben genau die Belastungen die, die Meisten bei der Niederlassung scheuen (Klopperei mit KV und KKen und unternehmerisches Risiko/Handeln) eben nicht. (Und es gibt genügend die haus-/allgemeinärztlich arbeiten wollen nur eben ohne die genannten Belastungen.)

  • Als Berufstätiger haben 90% der Apotheken nach Arbeitsende schon 1,5h geschlossen. Das ist nicht zeitgemäß.


    Das kann man so sehen - man kann aber auch der Auffassung sein, dass man die Besorgung eines Medikaments - wie auch andere Besorgungen - entsprechend mit der Arbeitszeit koordinieren kann. Die Fälle, in denen weder im Schichtdienst noch in Gleitzeit gearbeitet, dürften überschaubar sein.


    Und die Ausdehnung der Arbeitszeit mag zeitgemäß sein - wünschenswert ist sie nicht. (Im Übrigen auch nicht sinnvoll; denn wenn alle Händler und Dienstleister "zeitgemäß" länger öffnen oder die Öffnungszeiten nach hinten verschieben, haben wir wieder dasselbe Problem: die Kunden müssen dann eben auch arbeiten.)

  • Und notfalls macht das die klinikumsketteneigene Portalpraxis-Betriebs-GmbH, deren Geschäftsführer hald nur der Schwippschwager der Klinikumsleitung ist.


    Immer in der Hoffnung, dass man dabei §§ 299a, 299b StGB im Blick hat, wenn die Portalpraxis im Zweifel auch einweisen soll ...


    Die Ärzte die in den so geschaffenen Portalpraxen arbeiten haben genau die Belastungen die, die Meisten bei der Niederlassung scheuen (Klopperei mit KV und KKen und unternehmerisches Risiko/Handeln) eben nicht. (Und es gibt genügend die haus-/allgemeinärztlich arbeiten wollen nur eben ohne die genannten Belastungen.)


    Ja, das Modell "MVZ" scheint sich zunehmend anzubieten, auch abseits von Portalpraxen.

  • Ich hatte vor ein paar Wochen eine Nierenkolik. Ich kenne das Spielchen eigentlich schon, da die Steine i.d.R immer recht klein sind.
    Aber nach 5 Stunden Wartezeit beim ÄBD habe ich es dann doch nicht mehr ausgehalten. Und die Kollegen sollten nicht zu mir kommen, sondern ich war in der Praxis am Krankenhaus und diese Wartezeit ist hier Standard. Ich kann also die Menschen verstehen, wenn sie dann in die Notaufnahmen "flüchten".

  • Vielleicht könnte man mal darüber nachdenken, ob wirklich Jeder, der mal einen Tag krank ist, so eine behämmerte Krankschreibung braucht. Und ob man in einem Reha Antrag wirklich auf fünf Seiten drei mal das gleiche per Hand eintragen muss. Wie überall im Gesundheitssystem wird halt auch die Zeit der Hausärzte mit Schwachsinn verdamelt.

  • Mal was anderes: Es gibt ja das Triage-Entgelt für Kliniken die ärztlich sichten lassen und dann den Patienten abweisen.


    Kennt jemand eine Klinik die das nutzt? Wenn ja wie erfolgreich?