• Ok, und jetzt mal Butter bei die Fische: Mike, hast du so einen Kurs in irgendeiner Rolle mal persönlich gesehen, gehalten, hospitiert, konzipiert oder wie hast du dir dieses devastierende Urteil gebildet? Ich hoffe nicht in einem reinen Gedankenspiel am Schreibtisch. Übrigens gibt's gerade hier im Forum sehr viele Leute, die sehr regelmäßig völlig legal über rote Ampeln fahren, auch wenn das nicht jedem Verkehrsteilnehmer gefällt. Nur um mal in deinem Bild zu bleiben.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

    Einmal editiert, zuletzt von Johannes D. ()

  • Ok, und jetzt mal Butter bei die Fische: Mike, hast du so einen Kurs in irgendeiner Rolle mal persönlich gesehen, gehalten, hospitiert, konzipiert oder wie hast du dir dieses devastierende Urteil gebildet?

    Davastierende Urteil?


    Ideologische Argumentation?



    Es tut mir leid, es kann wohl nicht überraschen, dass ich auf dieses Niveau keine Lust habe.
    Ich habe lediglich gesagt, dass man nicht zwei Buchstabenkurse gemäß deren Curriculum vermitteln kann, und gleichzeitig im 80h Kurs das 80h Curriculum adäquat vermitteln kann. Das war keine Wertung der Qualität. Und dass ihr Kurse kennt wo das gemacht wurde beweist nix.



    Mir ist auch unklar, wieso das so emotional für euch ist. Wie dem auch sei, wenn der Ton nicht passt, ist das Thema für mich an dieser Stelle fertig.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich kenne den Kurs selbst nicht. Ich finde aber das Urteil, dass es nicht möglich sei - und damit quasi betrogen wird, devastierend. Und ich glaube, dass die Emotionalität nicht auf meiner Seite liegt, ich möchte tatsächlich nur wissen, woher du deine Infos hast. Weil du auf mich sehr emotionalisiert gewirkt hast und für mich tatsächlich der Besuch eines solchen Kurses langfristig ein Thema sein wird. Da werte ich gern Informationen auf ihre Zuverlässigkeit aus. Und da spielt es einfach eine Rolle, ob du am Schreibtisch aufgrund innerer Überlegungen und vielleicht emotionalen Beweggründen sagst, dass das nicht gehen kann und alles Mist ist. Oder ob du eventuell als Dozentenkollege an einem Kurs mitgewirkt hast, und tatsächlich weißt, dass Standards nicht eingehalten werden. Von daher bleibt meine Frage bestehen und ich versichere dir, dass du den Ton da lediglich reininterpretierst.

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  • Also das Muster-Curriculum der Bundesärztekammer sieht 15 Stunden für traumatologische Notfälle und 22,5 Stunden für alles von Reanimation über Internistische und neurologische Notfälle bis hin zur Psychiatrie vor.


    Wenn man ITLS und AHA ACLS mit zusammen 32 Stunden unterbringt, dann bleiben rechnerisch 5,5 Stunden für:


    Neurologie (60 min)
    Bewusstseinsstörungen (45 min)
    Psychiatrie und Krisenintervention (90 min)
    Intoxikation und Drogen (75 min)
    Respiratorische Notfälle (60 min)
    Gastrointestinale Notfälle (30 min)
    Geriatrie (45 min)
    Stoffwechselstörungen (45min)


    Mit einem Zeitumfang von 7,5 Stunden


    Also mit kleinen Abstrichen und ein bisschen Augenmaß passt das schon, zumal man vielleicht auch Punkte wie CRM oder Airway-Management mit den Kursen als abgedeckt ansehen kann.
    Ich finde es jedes Mal wieder spannend, wie minimal die Anforderungen an den Notarzt sind, und umso besser, wenn man etablierte Kurskonzepte einbindet, die für eine einheitliche Sprache mit dem Rettungsdienstpersonal sorgen

    Einmal editiert, zuletzt von olleHoop ()

  • Also mit kleinen Abstrichen und ein bisschen Augenmaß passt das schon, zumal man vielleicht auch Punkte wie CRM oder Airway-Management mit den Kursen als abgedeckt ansehen kann.


    Genau dieser Teil macht mich skeptisch. Ich glaube nicht das der ITLS Part einem zukünftigen Notarzt alles beibringt was nachher von ihm verlangt wird (exemplarisch nenne ich mal die Thoraxdrainage).
    Noch dazu ist die Zielgruppe des ITLS-Kurses notfallmedizinisch vorbelastetes Personal. Mann kann in Notarztkursen eben nicht voraussetzten das jeder im Umgang mit Schaufeltrage und Vakuummatratze geübt ist.
    Also lass ich entweder etwas unter den Tisch fallen oder komme mit meinem Zeitansatz nicht hin.


    Und zu guter letzt: gerade das Thema Airwaymanagement ist nicht allein durch einen ACLS Kurs zufriedenstellend abdeckbar. Aber eigentlich ist es das gar nicht...


    CAVE: ich möchte explizit nicht die Qualität einzelner Kurse in Frage stellen.

    Manchmal ist das Blatt zwischen den Zeilen auch einfach nur weiß.

  • Auch wenn ich jetzt wahrscheinlich gleich an den Pranger gestellt werde, ich finde eh nicht, dass man einem jungen Arzt ohne notfallmedizinische Vorkenntnisse in 80 h Notfallmedizin beibringen kann. Egal ob mit zertifizierten Kursen oder eigenem Curriculum. Entweder die Leute haben ne gute Vorbildung, dann ist der Kurs ne gute Wiederholung und „Strukturgeber“, oder sie haben eben noch nicht so viel Vorerfahrung, dann werden sie aber danach auch nicht fit für die Straße sein...
    Meiner Meinung nach gehört die ganze Fortbildung Notfallmedizin massiv verlängert, incl. Anästhesiepraktikum, ZNA-Praktikum und deutlich längerer Hospitationszeit auf dem NEF. Sonst werden immer wieder Fragen kommen a la „mit was können wir denn bei diesem Patienten Narkose machen?“... ähm... ja....

  • Ich persönlich finde 80 Stunden auch extrem kurz. Allerdings ist weniger der Kurs, denn die Zulassungsvoraussetzungen hier die Schwelle. Wer ein halbes Jahr Intensivstation gemacht hat, sollte solche Fragen im Prinzip nicht stellen. Allerdings gibt's da das Ding mit Theorie und Praxis.

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  • Es sind ja auch 6 Monate chirurgische Notaufnahme ausreichend um den Kurs besuchen zu dürfen. Und auf gar nicht mal so wenigen Intensivstationen macht nur die Anästhesie die Notfallnarkose.
    Ich glaube nicht, dass jemand ernsthaft behaupten würde, dass 80 Stunden eine adäquate Ausbildung darstellen.
    Aber ich habe auch keine Hoffnungen, da sich da was tun wird

  • Wenn man bedenkt, dass häufig genug "der kleine Kurs" noch anerkannt wird... nein, da habe ich auch keine Hoffnung.

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  • Es gab doch mal ne Fachkunde "Rettungsdienst" oder so ähnlich. Und mittlerweile sollte eigentlich die Zusatzbezeichnung "Notfallmedizin" mit Kurs, klinischer Tätigkeit und Einsatzerfahrung verbreitet sein. Aber anscheinend gibt es immer noch "Altfälle"

  • Es gibt noch ÄK, die die FK Rettungsdienst erteilen und bei denen es möglich ist, damit auf einem arztbesetzten RM zu arbeiten. Ebenso können dies alle tun, die früher die FK erhalten haben, als es die Zusatzbezeichnung noch nicht gab.
    Der Unterschied ist wie schon ganz richtig angedeutet, dass bei der ZB etwas höhere Voraussetzungen als bei der FK gelten, ebenso dürfen die NÄ mit FK niemanden für die ZB zum Hospitieren mitnehmen. Eigentlich.


    Das Problem ist wie so oft das System der verschiedenen Ärztekammern - jede hat eine eigene Weiterbildungsordnung. Analog dazu gibt es für jedes Bundesland ein eigenes RD-Gesetz.

    Einmal editiert, zuletzt von DocJojo ()

  • Es gab doch mal ne Fachkunde "Rettungsdienst" oder so ähnlich. Und mittlerweile sollte eigentlich die Zusatzbezeichnung "Notfallmedizin" mit Kurs, klinischer Tätigkeit und Einsatzerfahrung verbreitet sein. Aber anscheinend gibt es immer noch "Altfälle"


    Allerdings hat das keinen Einfluss auf den Kurs – der ist in allen fällen 80 Stunden, Von daher weiß ich nicht, was dieser „kleiner Kurs“ sein soll.
    Der Fachkundenachweis Rettungsdienst kann meines Wissens nach noch in Nordrhein-Westfalen gemacht werden, von den formalen Anforderungen Unterscheidet er sich nicht Wesentlich von der Zusatzbezeichnung, erfordert allerdings keine Prüfung. Kurioser finde ich allerdings, Dass es doch noch Bundesländer gibt, in denen ein „geeigneter Arzt“ ausreichend ist, um als NA eingesetzt zu werden

  • Richtig ist: der Kurs ist der eben jener 80h Kurs
    Weniger richtig: die FK fordert von allem ein bissl weniger: weniger WB Zeit (18 vs 24 Monate) weniger Einsätze zur Hospitation (10 vs.50)sind da vor allem zu nennen.


    Die ÄK Nordrhein vergibt die FK daher nicht mehr, Westfalen Lippe allerdings schon.

    Einmal editiert, zuletzt von DocJojo ()

  • Richtig ist: der Kurs ist der eben jener 80h Kurs
    Weniger richtig: die FK fordert von allem ein bissl weniger: weniger WB Zeit (18 bis 24 Monate) weniger Einsätze zur Hospitation (10 bis.50)sind da vor allem zu nennen.


    Die ÄK Nordrhein vergibt die FK daher nicht mehr, Westfalen Lippe allerdings schon.


    Naja, lese dir das mit den Einsätzen noch mal genau durch, für die Fachkunde sind zehn tatsächlich lebensbedrohende Zustände gefordert, die auch selbstständig behandelt wurden. für die Zusatzbezeichnung 50 Einsätze Unabhängig des Krankheitsbildes und des Schweregrades. Von daher kommt man eigentlich auf eine ähnliche Anzahl begleitender Einsätze, um 50 pauschal oder 10 lebendsbedrohende zu haben. Tendenziell braucht man daher für die Fachkunde sogar mehr Fahrten


    Zitat


    III. Nachweis von mindestens 10 Einsätzen im Notarztwagen oder Rettungshubschrauber, bei denen lebensbedrohliche Erkrankungen oder Verletzungen unter der unmittelbaren Leitung eines erfahrenen Notarztes, der über den Fachkundenachweis Rettungsdienst verfügt, behandelt wurden

  • Die Formulierung ist bekannt. Wenn das dort so gelebt wird, ist es ja auch recht.
    Die Realität sah aber wie es die FK hier noch gab vollkommen anders aus. Damals wie heute haben Abteilungsleiter keinen Bock, Ärzte länger als notwendig als Dritte mitfahren zu lassen. Da war jede Blutdruckentgleisung, jede Analgesie , also quasi alles bis auf Fehleinsatz ein zählender Einsatz.
    Nicht von ungefähr hat man das ja bei der ZB auf pauschal 50 Einsätze erhöht. Und selbst da kann man ja meistens nicht von sinnvoller Einsatzpraxis für die neuen NÄ hinterher sprechen. Daher ist z.B. die NaSim 25 Geschichte ja auch ein sinnvoller Schritt in die richtige Richtung.

  • Naja, lese dir das mit den Einsätzen noch mal genau durch, für die Fachkunde sind zehn tatsächlich lebensbedrohende Zustände gefordert, die auch selbstständig behandelt wurden. für die Zusatzbezeichnung 50 Einsätze Unabhängig des Krankheitsbildes und des Schweregrades. Von daher kommt man eigentlich auf eine ähnliche Anzahl begleitender Einsätze, um 50 pauschal oder 10 lebendsbedrohende zu haben. Tendenziell braucht man daher für die Fachkunde sogar mehr Fahrten


    Die Fehlalarmierungsquote bei Notarzteinsätzen liegt also bei über 80%?

  • Ach kommt schon... ihr streitet euch um den ITLS Kurs...


    ATACC ist doch cooler... ;-)




    Aber mal im Ernst:


    Eigentlich sollte man froh sein, dass sich Personal nach einem standardisierten Curriculum fortbildet. Das man dann "neidisch" oder "missgünstig" auf irgendwelche Zertifikate blickt ist ehrlich gesagt schade. Mir bedeutet das Papier relativ wenig und es ist auch keine formale Voraussetzungen für irgendeine Tätigkeit.
    Wichtiger ist, dass Personal gewisse Kompetenzen besitzt. Da ist der Kurs ein Grundriss und die tägliche Praxis das Fundament dieses Bauprojektes.

  • Die Fehlalarmierungsquote bei Notarzteinsätzen liegt also bei über 80%?


    Nein, aber ein Pseudokrupp, Analgesie bei BS-Vorfall oder Extremitätentrauma, hypertensive Entgleisung, ... sind zwar durchaus Notarztindikationen, nicht aber lebensbedrohlich. Ich habe vor meiner Zusatzbezeichnung auch die Fachkunde erworben und hab knapp 60 Stück gefahren bis ich auf die 10 lebensrettenden kam. Daher hab ich auch geschrieben, dass es (zumindest wenn man es Ernst nimmt) der Unterschied zu 50 Einsätzen insgesamt kaum vorhanden ist.