[Hamburg] Beim Notruf 112 kommen in Hamburg bald auch private Retter


  • Ja, wobei sie ganz gut verstehen es ggf. zu umgehen.



    was eigentlich nicht sein dürfte. Als ich noch im AVR war, hat die Bischofskonferenz, mit Blick auf die Verbände in den neuen Bundesländern, mit der Aberkennung der Bezeichnung "Katholisch" und damit quasi dem Rauswurf aus der Caritasfamilie gedroht, wenn der AVR als Vertragswerk nicht eingehalten wird. Evtl. einfach mal den Ortsordinarius anschreiben.


    Auch unser User Grillmeister T hat schon mal darauf hingewiesen, dass es keine Umgehung des AVR mehr bei den Maltesern gibt.

  • Es ging mir nicht um die AVR sondern die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Da werden mitunter wilde Konstrukte gefahren.


    (Trotzdem ist die AVR sonst echt nicht ganz schlecht)


    Ausserhalb des Rettungsdienstes umgeht man aber die Mehrkosten gerne mit den Einstufungen. Ein Abteilungsleiter wird da gerne Mal als Hilfskraft der GF eingestuft.

  • Zitat

    Maximal sieben Minuten und 59 Sekunden sollen bei einem medizinischen Notfall vom Moment des Anrufs über die Rufnummer 112 bis zum Eintreffen der ersten Sanitäter vergehen. In der Praxis kommt der öffentliche Rettungsdienst aber bei dem Vorhaben, dieses Ziel möglichst oft zu erfüllen, nicht voran.


    Zitat

    Der Senat verweist auch auf die stärkere Einbindung von Wohlfahrtsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) im Rettungsdienst seit Dezember 2018. Dies habe die Zahl der vorgehaltenen Rettungswagen um 15 Prozent erhöht – man erhofft sich deshalb, dass das Acht-Minuten-Ziel in Zukunft deutlich öfter erreicht wird. Der Neuregelung war ein Streit zwischen Feuerwehr und den Hilfsorganisationen um die Einsatzverteilung vorausgegangen.


    Hamburger Abendblatt

  • Die Erreichungsgrade in Hamburg sind katastrophal, die geplante Verbesserung scheint nicht stattgefunden zu haben. Wie aus der Drucksache 22/722

    (22. Wahlperiode) vom 10.07.20 aufgrund einer schriftlichen sog. Kleinen Anfrage des Abgeordneten Dennis Gladiator (CDU) vom 03.07.20

    und entsprechender Antwort des Senats hervorgeht, ist weder beim Rettungsdienst, noch beim Brandschutz Land in Sicht. Überschrift des Schriftstücks:

    „Betr.: Weil jede Minute zählt – wie schnell kommt die Feuerwehr?“


    Für den Brandschutz sind die Erreichungsgrade von Juli 2019 (65%) sogar noch weiter gesunken, für März 2020 sind es nur noch 59%.

    Im Rettungsdienst sank die Erreichung vom 3. Quartal 2019 mit 57% bis zum 2. Quartal 2020 auf sagenhafte 52%, für das NEF sieht es im Schnitt besser aus, da stehen aktuell immerhin 88% (nach maximal 15 Minuten vor Ort) in der Statistik. In ganzen Zahlen ausgedrückt kam ein RTW in Hamburg im 2. Quartal 2020 in über 5.000 Fällen auf über 12 Minuten bis zum Erreichen des Einsatzortes.

    Da Hamburg sich gegen eine festgeschriebene Hilfsfrist entschieden hat, sind diese Zahlen ein deutliches Signal, dass ein „Weiter so!“ nicht funktionieren kann.


    Das Schriftstück liegt mir vor, zum Verlinken habe ich keine Quelle gefunden.

  • Das sind harte Zahlen!

    Ich bin leider nicht im Thema, aber gibt es mutmaßliche Gründe?

    Personalmangel, Defizite in der Vorhaltung?

  • Auf eines würde ich ein Monatsgehalt wetten: Zu viele Bagatelleinsätze.

    You know as well as I do decisions made in real time are never perfect. Don't second-guess an operation from an armchair. [Noah Vosen]

    Oldschool EMS. The Gold Standard of Ass Kickin'!

  • Dazu müsste man wissen, wann genau die Hilfsfrist beginnt? Mit der Einsatzentscheidung? Mit Notrufeingang? Mit Status 3? Da wären dann einige Faktoren, die die Hilfsfrist negativ beeinflussen werden. Je nach dem können 8 Minuten ziemlich knapp werden...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Nun ja, wem solche Einsätze nicht passen, könnte ja auch Paketdienstbote werden. [\Sarkasmus]

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Was aber nicht bedacht wird, ist der Umstand mit Corona. Um einer Kontaminationsverschleppung vorzubeugen, gab es einige Veränderungen. Strikte Trennung zwischen Schwarz/Weiß. Umziehen kostet natürlich Zeit. Zudem beginnt die Rechnung aber Eröffnung eines Einsatzes. Durch das disponieren kommt es da auch zu Zeitverzögerungen.

  • Was aber nicht bedacht wird, ist der Umstand mit Corona. Um einer Kontaminationsverschleppung vorzubeugen, gab es einige Veränderungen. Strikte Trennung zwischen Schwarz/Weiß. Umziehen kostet natürlich Zeit. Zudem beginnt die Rechnung aber Eröffnung eines Einsatzes. Durch das disponieren kommt es da auch zu Zeitverzögerungen.

    Für welchen Zeitraum im Jahr 2019 ist das die passende Ausrede? :/

  • Dafür natürlich nicht. Was mir aber so auffällt, ist das zum Teil sehr häufige vergessen vom Status 4. Und zum Teil sind manche Reviere einfach hoffnungslos unterbesetzt. Da hat die „Verstärkung“ durch die Hi-Orgs wenig gebracht, die Verteilung war einfach sinnlos. In ein Revier mit 8-10 Einsätzen pro 24h noch 2 Rtws zu platzieren, geht ja so schon gegen den Verstand. Fraglich ist auch, in wie weit die Fahrten ohne SoSi eingerechnet sind. Zu Stoßzeiten ist man schnell 20-30 Minuten unterwegs. Da wird sehr wahrscheinlich kaum bis gar nicht differenziert. Aber man muss ja zu jedem Anruf einen Rtw schicken...

  • ...Aber man muss ja zu jedem Anruf einen Rtw schicken...

    Nein, das muss man nicht! Es ist leider gelebte Praxis dies so zu praktizieren - und sich dann wundern, dass erst die Einsatzzahlen ins Unermessliche steigen gefolgt von Frustration beim Personal, welches dann irgendwann fehlt. Anderen Ortes wird der ärztliche Bereitschaftsdienst (besser/stärker) eingebunden oder Projekte mit Gemeinde-Notfallsanitätern ins Leben gerufen. Ergo: nicht jeder Anruf muss mit einem RTW bedient werden.

    In Hamburg gibt es doch schon lange Theater in Hinsicht auf den Rettungsdienst. Wenn ich mich recht erinnere: NFS, die die erlernten Maßnahmen nicht anwenden dürfen, Fehlen existentieller Medikamente (Cordarone) und RTW's die nur mit AED ausgestattet waren (oder war letzteres in Berlin (?)).


    Auch mit zusätzlichen Fahrzeugen der HiOrg's wird sich das grundsätzliche Problem des Hamburger Rettungsdienstes nicht lösen lassen. Es bedarf einer gründlichen Analyse mit entsprechendem Maßnahmeplan. Aber gerade im öffentlichen Dienst, lebt man ja gerne das bekannte "Weiter so!" und verschleißt sich neuen Dingen.

  • Aber gerade im öffentlichen Dienst, lebt man ja gerne das bekannte "Weiter so!" und verschleißt sich neuen Dingen.

    Aber hey, wird nicht immer gebetsmühlenartig gefordert das der Rettungsdienst in staatliche Hand gehört, weil dann alles besser wäre? Das passt jetzt aber nicht zusammen.....

  • Aber hey, wird nicht immer gebetsmühlenartig gefordert das der Rettungsdienst in staatliche Hand gehört, weil dann alles besser wäre? Das passt jetzt aber nicht zusammen.....

    Ich weiß, dass es oft gefordert wird. Ich habe auch nicht gesagt, dass es zwingend anders sein muss. Nur beweist Hamburg ja, dass es in staatlicher Hand nicht optimal läuft - soll nicht bedeuten, dass die HiOrg's es unter den aktuellen Bedingungen wesentlich besser gestalten können.


    Zur staatlichen Hand: seit wir in Dänemark vom"bösen" Privaten durch die Region übernommen wurden, fehlen mir monatlich ca. 400-450 Euro netto. Wenn auch aus anderen Gründen, gehe wechsle ich jetzt wieder zu einem Privaten.

  • Nein, das muss man nicht! Es ist leider gelebte Praxis dies so zu praktizieren - und sich dann wundern, dass erst die Einsatzzahlen ins Unermessliche steigen gefolgt von Frustration beim Personal, welches dann irgendwann fehlt. Anderen Ortes wird der ärztliche Bereitschaftsdienst (besser/stärker) eingebunden oder Projekte mit Gemeinde-Notfallsanitätern ins Leben gerufen. Ergo: nicht jeder Anruf muss mit einem RTW bedient werden.

    In Hamburg gibt es doch schon lange Theater in Hinsicht auf den Rettungsdienst. Wenn ich mich recht erinnere: NFS, die die erlernten Maßnahmen nicht anwenden dürfen, Fehlen existentieller Medikamente (Cordarone) und RTW's die nur mit AED ausgestattet waren (oder war letzteres in Berlin (?)).


    Auch mit zusätzlichen Fahrzeugen der HiOrg's wird sich das grundsätzliche Problem des Hamburger Rettungsdienstes nicht lösen lassen. Es bedarf einer gründlichen Analyse mit entsprechendem Maßnahmeplan. Aber gerade im öffentlichen Dienst, lebt man ja gerne das bekannte "Weiter so!" und verschleißt sich neuen Dingen.

    Das man nicht zu jedem Pups einen Rtw schicken muss, weiß ich. Es ist hier leider gelebte Praxis.Das Problem sitzt da leider oben. So wie die Notrufannahme abläuft, kann auch eigentlich ein dressierter Affe den Job machen. Mit den Aeds verwechselst du was. Auf den Rtws befindet sich der C1 und C3. Aber wie man es sich vorstellen kann, sind die Freigaben mager. Der große Punkt ist halt leider die Masse an älterem Personal.

  • Ich weiß, dass es oft gefordert wird. Ich habe auch nicht gesagt, dass es zwingend anders sein muss. Nur beweist Hamburg ja, dass es in staatlicher Hand nicht optimal läuft - soll nicht bedeuten, dass die HiOrg's es unter den aktuellen Bedingungen wesentlich besser gestalten können.



    Da sind 2 mir sehr wichtige Punkte zum Thema staatlich oder in öffentlicher Hand drin versteckt: Gewaltenteilung und Rahmenbedingungen.


    Wenn derjenige, der für die Umsetzung verantwortlich ist, auch die Regeln festlegt wird es schwierig.

    In Stadtstaaten ist der Weg zwischen Landesgesetz und Feuerwehr natürlich besonders kurz


    Wenn die Rahmenbedingungen so geschaffen sind, dass sie primär die Nachteile aus öffentlicher Hand und Privatwirtschaft kombinieren, wird es ebenfalls schwierig.

  • Nein, das muss man nicht! Es ist leider gelebte Praxis dies so zu praktizieren - und sich dann wundern, dass erst die Einsatzzahlen ins Unermessliche steigen gefolgt von Frustration beim Personal, welches dann irgendwann fehlt.

    Schon einmal (für längere Zeit in einer deutschen) Feuerwehr- und Rettungsleitstelle gearbeitet? Könnte es vorstellbar sein, dass auch die Frustration des Leitstellenpersonals seit Jahren ins Unermessliche steigt?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.