Notarzt in Neu-Ulm - Wieso viele Schichten nicht mehr besetzt werden können

  • https://www.swp.de/suedwesten/…WZt2bsF7r2ifLqb_8BTjCIEOc



    Zitat

    Eine Änderung im bayrischen Rettungsdienstgesetz belastet Notärzte im Kreis Neu-Ulm schwer. Ist eine schnelle und adäquate Versorgung noch gewährleistet?

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Bemerkenswert das der zitierte Arzt glaubt," Notarzt" könne man qualitativ neben dem Praxisbetrieb mal eben mitmachen. Ich glaube hier sehen einfach ein paar Niedergelassene ihre Felle davon schwimmen.

    Alle getätigten Aussagen stellen meine private Meinung dar und stehen in keinem Zusammenhang mit meiner beruflichen Tätigkeit.

  • Bayern, wo wir sind ist vorne..... :mauer:

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • .... und nur vorne kann man bremsen.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Dass Selbstfahrer im Jahr 2019 nicht mehr state of the art sind, gehe ich völlig d‘accord. Aber kann wirklich keiner von Euch nachvollziehen, dass eine Notärzteschaft, die tlw. jahrzehntelang die Dienstpläne von zu Hause oder von der Praxis aus gestemmt hat, nicht begeistert ist nun auf einmal Bereitschaftsdienst auf einer Wache leisten zu müssen? Und was ich eigentlich bodenlos finde, ist dass ein Leistungserbringer das dann umstellt, ohne sich vorher ernsthaft Gedanken zu machen, wie man das ganze dann ohne die Verprellten stemmen kann, sondern mal nen halben Monat einfach als Springerdienste ausschreibt. Tolle Wurst, und so überraschend.

  • Naja, man hat 2016 angekündigt umzustellen (weil man es muss). Und die KVB-Ärzteschaft ist für die Erbringung verantwortlich - es obliegt nicht dem Rettungszweckverband hier einzugreifen. Ihm sind wortwörtlich die Hände gebunden da die KV den Vorgriff hat.
    Wenn selbige nicht leistet muss der Zweckverband gemeinsam tätig werden.
    Die KV wiederrum verweist zu Recht auf die Vorlauf-Zeit und lässt sich nicht erpressen.

  • Dass Selbstfahrer im Jahr 2019 nicht mehr state of the art sind, gehe ich völlig d‘accord. Aber kann wirklich keiner von Euch nachvollziehen, dass eine Notärzteschaft, die tlw. jahrzehntelang die Dienstpläne von zu Hause oder von der Praxis aus gestemmt hat, nicht begeistert ist nun auf einmal Bereitschaftsdienst auf einer Wache leisten zu müssen? Und was ich eigentlich bodenlos finde, ist dass ein Leistungserbringer das dann umstellt, ohne sich vorher ernsthaft Gedanken zu machen, wie man das ganze dann ohne die Verprellten stemmen kann, sondern mal nen halben Monat einfach als Springerdienste ausschreibt. Tolle Wurst, und so überraschend.

    Ich stelle die Frage mal anders: Kann sich keiner der Notärzte vorstellen, dass man im Rahmen der Qualitätssicherung/-steigerung das System optimieren muss? Aus meiner Sicht ist dies wieder Jammern auf hohem Niveau, da man seine Felle davon schwimmen sieht. Warum sollte es nicht möglich sein, parallel Dienste als Notarzt zu leisten? Es funktioniert doch in vielen anderen Bereichen auch.
    Ich kann auch nicht verstehen dass man versucht, seine Position mit Hilfe öffentlicher Medien zu vertreten aber nicht genannt werden will. Wenn man für etwas kämpft, muss man auch dafür gerade stehen. "Viele Kollegen würden doch eh in wenigen Jahren in den Ruhestand gehen" - und was ist mit den Kollegen, die bei einer Verlängerung der bisherigen Regelung in ein paar Jahren betroffen wären und doch eh in wenigen Jahren in den Ruhestand gehen würden?


    Ja, es ist schon bodenlos, im Dezember 2016 mit allen Beteiligten ein Gespräch geführt zu haben um auf die Umstellung darauf aufmerksam zu machen. Ebenfalls ist es bodenlos, die lang angekündigte Umstellung mit Zustimmung aller Beteiligten nach 2,5 Jahren Vorbereitungszeit umzusetzen. *Ironiemodus aus*


    Aus meiner Sicht ist das Vorgehen eine gut nachvollziehbare und vor allem richtige Entscheidung.

  • Aber kann wirklich keiner von Euch nachvollziehen, dass eine Notärzteschaft, die tlw. jahrzehntelang die Dienstpläne von zu Hause oder von der Praxis aus gestemmt hat, nicht begeistert ist nun auf einmal Bereitschaftsdienst auf einer Wache leisten zu müssen?


    Die SanHelfer, die in den 80er Jahren von zu Hause aus den RTW besetzt haben (während der Hauptamtliche auf der Wache auf sie gewartet hat) waren auch nicht begeistert, als das System geändert wurde.
    Die 520-h-RS waren auch empört, dass sie nicht mehr als 1. Mann auf dem RTW (und NEF-Fahrer) eingeteilt werden durften.
    Die jetzige RAs ...


    Die Zeiten ändern sich nun mal und wir können heute nicht die Herausforderungen von morgen mit Konzepten von gestern angehen.

  • Zitat

    Die jetzige RAs ...


    .... sind auch diejenigen, die eine Neugestaltung des Berufsbilds gefordert haben.
    Der Vergleich hinkt.

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  • Gegenwind war zu erwarten bei dem Thema :-)

    Zitat

    Naja, man hat 2016 angekündigt umzustellen (weil man es muss). Und die KVB-Ärzteschaft ist für die Erbringung verantwortlich - es obliegt nicht dem Rettungszweckverband hier einzugreifen. Ihm sind wortwörtlich die Hände gebunden da die KV den Vorgriff hat.
    Wenn selbige nicht leistet muss der Zweckverband gemeinsam tätig werden.
    Die KV wiederrum verweist zu Recht auf die Vorlauf-Zeit und lässt sich nicht erpressen.


    Ich rede ja auch vom Leistungserbringer, ergo der KVB. Ankündigen kann man viel, das bringt aber nix, wenn die alten Leistungsträger zu den Bedingungen nicht mitziehen. Grundproblem ist auch in meinen Augen tatsächlich die KVB. Ich habe auch nur begrenzten Einblick als im Notarztdienst der KVB geduldeter Klinikarzt, aber dass die Selbstverwaltung (auch) in diesem Bereich an vielen Standorten nicht funktioniert ist für alle im bayerischen Rettungsdienst Beteiligten offensichtlich. Ohne jetzt tiefere Kenntnisse über Neu-Ulm zu haben kann es doch nicht angehen, irgendwann mal eine tiefgreifende Änderung anzukündigen, von der völlig klar ist, dass sie von den bisherigen Ärzten abgelehnt wird, ohne einen Plan B in der Tasche zu haben, wie der Sicherstellungsauftrag gewährleistet wird. Und das Ärztebashing geht mir tierisch auf die Nerven, wenn ich will, dass der Niedergelassene den Notarztdienst leistet, kann ich nicht verlangen, dass er seine Praxis währenddessen zusperrt und sich auf eine Wache hockt. Dann muss ich mir vorher Gedanken machen, wer diesen Dienst abdecken soll.
    Und wer ein bestehendes, möglicherweise nicht optimales, aber laufendes System ändern will, muss vorher erstmal eine bessere Alternative organisieren, bevor er das Alte abschafft.

  • Bayern, wo wir sind ist vorne..... :mauer:


    Alles wird gut, der örtliche Ableger der Staatspartei Schalttisch ein:


    https://www.swp.de/suedwesten/…AexlYWZnVo7ynO_Zuy4A9BYN0

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Dass Selbstfahrer im Jahr 2019 nicht mehr state of the art sind, gehe ich völlig d‘accord. Aber kann wirklich keiner von Euch nachvollziehen, dass eine Notärzteschaft, die tlw. jahrzehntelang die Dienstpläne von zu Hause oder von der Praxis aus gestemmt hat, nicht begeistert ist nun auf einmal Bereitschaftsdienst auf einer Wache leisten zu müssen?

    Nein.

  • Kleine Korrektur. Ich kann es nachvollziehen, aber an fehlender Begeisterung darf die Umsetzung nicht scheitern.Schon gar nicht mit 3 Jahren Ankündigungsfrist.
    So meinte ich das.

  • Dann hätte man allerdings im Vorfeld klären müssen, ob die vorhandene Notärzte überhaupt dazu bereit sind. Immerhin scheinen sie teilweise Einer Praxistätigkeit oder Ähnliches nachzugehen, was vermutlich deren Haupteinnahmequelle ist (Und man auch eine Mindestanzahl an Praxisöffnungs-Wochenstunden haben muss). Wenn man dann kurzfristig fordert, dass diese Kollegen während ihrer Notarztdienste dieser Beschäftigung nicht mehr nachgehen dürfen (festgelegter Standort an Rettungswache) Kann ich mir gut vorstellen, dass es dann für diese Kollegen bedeutet, nicht mehr am Notarztdienst teilnehmen zu wollen, Was dann zum Ausfall von Schichten führt.


    Wir kennen nicht das Modell der Finanzierung (Wie hoch ist die Bezahlung? Teilweise ist es in Bayern üblich, dass nur Einsätze bezahlt werden, nicht aber die Bereitschaftsdienst-Zeit, D.h., in einer null-Schicht gibt es gar nichts..., wir kennen nicht die Notarzt- und Einsatzdichte usw. Solche Infos wären auch sinnvoll, um wirklich alles bewerten zu können und nicht pauschal mit „die sehen ihre Felle davonschwimmen“ zu argumentieren


    Man könnte natürlich auch andersrum fragen: Warum ist es nicht möglich, zumindest zu den Sprechzeiten das Nef an der Praxis Zu stationieren, so wie es auch häufig an Krankenhäusern ist?

  • Wir kennen nicht das Modell der Finanzierung (Wie hoch ist die Bezahlung? Teilweise ist es in Bayern üblich, dass nur Einsätze bezahlt werden, nicht aber die Bereitschaftsdienst-Zeit, D.h., in einer null-Schicht gibt es gar nichts..., wir kennen nicht die Notarzt- und Einsatzdichte usw. Solche Infos wären auch sinnvoll, um wirklich alles bewerten zu können und nicht pauschal mit „die sehen ihre Felle davonschwimmen“ zu argumentieren


    Naja, das lässt sich mit einem kurzen Blick auf die Seite der KVB entkräften...

  • Man könnte natürlich auch andersrum fragen: Warum ist es nicht möglich, zumindest zu den Sprechzeiten das Nef an der Praxis Zu stationieren, so wie es auch häufig an Krankenhäusern ist?


    Gute Frage. In Bayern gibt es für die Vergütung der EA-Fahrer sogar den extra Punkt "NEF von zuhause fahren". Insofern wäre das wahrscheinlich durchaus möglich. Fraglich aber, ob dann der Arzt nicht für den Fahrer ein Zimmer bereitstellen müsste, Erhaltungsladung usw. Wer soll das zahlen, wenn es doch schon einen Ort mit Ruheraum usw gibt?Der Arzt selber?

  • Wobei die Frage nach einer zeitgemässen Qualität unbeantwortet bleibt.
    Früher war der NA für Schmerzbekämpfung und gelegentlich für eine Narkose zuständig.
    Und heute?
    Clampshell, Thoraxdrainage, ECMO, Reboa - klappt so etwas noch in diesem System?

  • Gute Frage. In Bayern gibt es für die Vergütung der EA-Fahrer sogar den extra Punkt "NEF von zuhause fahren". Insofern wäre das wahrscheinlich durchaus möglich. Fraglich aber, ob dann der Arzt nicht für den Fahrer ein Zimmer bereitstellen müsste, Erhaltungsladung usw. Wer soll das zahlen, wenn es doch schon einen Ort mit Ruheraum usw gibt?Der Arzt selber?


    Ne brauchbare Steckdose mit einem langen DEFA-Kabel und ein Carport dürften noch weniger ein Problem darstellen als in der Praxis, die zur NEF-Wache wird, eine den von den Berufsgenossenschaften und Fachgesellschaften geforderten Standards entsprechende Unterbringung zu gewährleisten.

  • Man könnte natürlich auch andersrum fragen: Warum ist es nicht möglich, zumindest zu den Sprechzeiten das Nef an der Praxis Zu stationieren, so wie es auch häufig an Krankenhäusern ist?


    Bis vor einiger Zeit gab es auch in NRW einen selbstfahrenden Hausarzt mit Arzthelferin.
    Der hatte tatsächlich vor seiner Praxis einen Carport und einen Ladestecker.