REFORM DER NOTFALLVERSORGUNG - Krankenkassen wollen den Rettungsdienst entmachten

  • Artikel in der Neuen Osnabrücker Zeitung


    Zusammenfassung: Auch die Björn-Steiger-Stiftung mischt sich ein. Nachdem Niedersachsen und Bremen sich gegen die geplante Reform gestellt haben, mahnt Pierre-Enric Steiger, Präsident der Stiftung, sich nicht an regionale Leitstellen zu klammern und "Kirchturmpolitik auf dem Rücken der Patienten" zu betreiben.
    Er sagt, dass Deutschland mit acht modernen und fachlich gut aufgestellten Leitstellen super aufgestellt wäre. Die überzogene Anspruchshaltung der Bürger, bei der für jeden Pups angerufen werde, sei mitverantwortlich für die Überlastung des Rettungsdienstes. In Österreich habe die Zentralisierung der Leitstellen den RD massiv entlastet, hier werde nur noch bei jedem vierten Call ein Fahrzeug entsandt.

    Einmal editiert, zuletzt von Sposmoker ()

  • Und in AT gibt es nur noch eine Leitstelle?
    Und wo kommt der glaube her das einen Leitstelle für 10 Mio Einwohner billiger und besser ist als eine für 1 Mio? Gibt es da valide Daten?
    P.S.
    Wir haben eine föderale Struktur im GG, auch wenn das der ein oder andere blöd findet.

  • Ich glaube NÖ144 hat einen guten Weg eingeschlagen mit Emergency Nurses an der 1450 und über Struktur der 144

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • Und in AT gibt es nur noch eine Leitstelle?
    Und wo kommt der glaube her das einen Leitstelle für 10 Mio Einwohner billiger und besser ist als eine für 1 Mio? Gibt es da valide Daten?
    P.S.
    Wir haben eine föderale Struktur im GG, auch wenn das der ein oder andere blöd findet.

    Und genau genau das ist es, wovor gewarnt wird - eine ablehnende Haltung von Anfang an.


    15 Jahre ist es her, als ich RAiP in Niedersachsen war. Natürlich stand dann auch ein Besuch der Leitstelle an - mit einem Disponenten. Es war nicht selten, dass der Disponent ein menschliches Bedürfnis verspürte und dann das Telefon der 112 mal für mehrere Minuten nicht besetzt war. Ich hoffe, dass es heute anders ist. Aber aufgrund dieser Erfahrung kann ich z. B. überhaupt nicht nachvollziehen, dass man an vielen kleinen LS festhalten will anstatt diese sinnvoll zusammenzulegen.


    Auch interessant ist das Engagement der BSS inden letzten Wochen - nachdem mehr Fahrt in das Thema kommt, springen Sie auf. Wo waren denn all deren Bemühungen in den letzten Jahren. Ich vergaß, in China.


    In Dänemark gibt es 5 Leitstellen, jede Region unterhält eine. Es läuft auch recht gut, Verbesserungen sind durch digitale Rückmeldungen zu jedem Einsatz auch schnell umzusetzen. Bei den Calltakern handelt es sich um Rettu ungsdienstfachpersonal analog RA/NFS bzw. studierte Kranken- und Gesundheitspfleger. Die genaue Zahl hab ich nicht mehr im Kopf: entweder wird jeder 10. Anruf beschickt oder jeder 10. Anruf wird rausgefiltert. Ich glaube eher letzteres.
    Die genannte Anzahl von "8" für Deutschland, finde ich nicht ausreichend und auch problematisch, z. B. bei Technikausfall, etc..


    Der Umbau des Rettungsdientes bzw. der Klinik Landschaft ist das eine. Das andere ist eine sinnvolle Aufklärung der Bevölkerung, wer wann wofür zuständig ist. Die Region Syddanmark tut dies regelmäßig über socialmedia, unterstützt durch Printmedien etc.. So gab es z. B. vor der Sommerzeit ein Video, wann bei einem Wesen-/Bienenstich der RD zu rufen ist und dass nicht jeder Stich eine Indikation darstellt.


    Es bleibt spannend...

    Einmal editiert, zuletzt von Thimi ()

  • 15 Jahre ist es her, als ich RAiP in Niedersachsen war. Natürlich stand dann auch ein Besuch der Leitstelle an - mit einem Disponenten. Es war nicht selten, dass der Disponent ein menschliches Bedürfnis verspürte und dann das Telefon der 112 mal für mehrere Minuten nicht besetzt war. Ich hoffe, dass es heute anders ist. Aber aufgrund dieser Erfahrung kann ich z. B. überhaupt nicht nachvollziehen, dass man an vielen kleinen LS festhalten will anstatt diese sinnvoll zusammenzulegen.


    Naja, wir können auch von einem Extrem ins andere verfallen: ich denke, keiner möchte mehr diese kleinen RLST, in denen nachts nur einer hockt und der eben auch mal ausfallen kann. Diese Leitstellen dürfte es aber nicht mehr allzu viele geben.
    Die Mehrzahl der Leitstellen, die ich kenne, sind ILS für eine größere Region, d.h. sind auch nachts mit mehreren Disponenten besetzt, die sich gegenseitig vertreten können.


    Auch wenn ich das Argument mit der Ortskenntnis ("Disponent kennt jeden Stein und jede Milchkanne") nicht teile, da dies schon in kleinen Leitstellen fast unmöglich ist, sehe ich aber den Vorschlag mit insgesamt acht Leitstellen als nicht zielführend an, da hier bundeslandübergreifend gearbeitet werden müsste. Selbst eine ILS pro Bundesland ist in vielen Flächenbundesländern m.E. nicht ideal, auch im Hinblick auf gegenseitige Vertretung bei Technikausfall etc.

  • Aber aufgrund dieser Erfahrung kann ich z. B. überhaupt nicht nachvollziehen, dass man an vielen kleinen LS festhalten will anstatt diese sinnvoll zusammenzulegen.


    "Sinnvoll" erscheint mir der entscheidende Begrif zu sein. 8 Leitstellen für 16 Bundesländern wirkt eher wie das umgekehrte Extrem der Einmann-Leitstellen.


    In Dänemark gibt es 5 Leitstellen, jede Region unterhält eine.


    Das wären - rein nach Einwohnerzahl - dann 10 für Baden-Württemberg. Das scheint mir eine sinnvollere Zielgröße zu sein als eine halbe. (Und 37 Leitstellen müssen es ziemlich sicher nicht sein, wenn die Polizei mit 12 bzw. 13 FLZ rumkommt.)


    Die genannte Anzahl von "8" für Deutschland, finde ich nicht ausreichend und auch problematisch, z. B. bei Technikausfall, etc..


    Man sollte auch nicht ausblenden, dass es sich idR um ILS handelt, die also auch für die Feuerwehren zuständig sind, und was bei einer Unwetterlage mit dem Anrufaufkommen passiert ...

  • Tag!


    Bei einer Unwetterlage wird, je nach Konzept, auch wieder auf die Lokale Ebene zurück gegeben.
    Hier wird durch die ILS nur der Anruf angenommen, priorisiert durch das Stichwort und dann zurück an die lokale Wache weiter gegeben.
    Diese disponieren dann ihre Einsatzmittel selbst - natürlich durch die ILS nachvollziehbar, welches EM in welchen Einsatz disponiert ist.


    Daher sollte dies auch bei weniger aber größeren ILS funktionieren.


    Die Zusammenlegung auch inkl. 116 117 ist aus meiner Sicht nur folgerichtig. Es müssen dann anhand einer strukturierten Abfrage sichergestellt werden, das auch der KV Dienst entsprechend disponiert wird.
    Und das ein KT auch mal 90 min dauern kann!! Das ist hier meist das Problem, warum man auch tagsüber einen KT mit dem RTW fährt, weil der Disponent zu ungeduldig ist.

  • Also dass 8 Leitstellen allein für 16 Bundesländer einfach wegen der Gesetzgebungsunterschiede schwachsinnig ist dürfte klar sein. Und das Leitstellen unter 3 Disponenten in der Nacht irgendwie auch ned sinnvoll sind auch...
    Nur: Wo liegt dann die goldene Mitte?
    Meines Bauchgefühls nach bei etwa einer betreuten Grossstadt (zB Frankfurt, Berlin oder Ähnliches) oder bei mehreren Landkreisen bei etwa 1 bis 1,5 Mio Einwohnern. Da kann man dann zB beim Personalstamm auch mal einen grösseren Einsatz einem eigenen Disponenten geben ohne dass der Rest leidet etc.

  • Zitat


    Die Zusammenlegung auch inkl. 116 117 ist aus meiner Sicht nur folgerichtig. Es müssen dann anhand einer strukturierten Abfrage sichergestellt werden, das auch der KV Dienst entsprechend disponiert wird.


    Die 116117 über die ILS zu disponieren halte ich ebenfalls für eine gute Idee und habe grundsätzlich - weitgehend aus der Außensicht - auch den Eindruck, dass das in BW habt zu okay funktioniert.

  • Bei einer Unwetterlage wird, je nach Konzept, auch wieder auf die Lokale Ebene zurück gegeben.
    Hier wird durch die ILS nur der Anruf angenommen, priorisiert durch das Stichwort und dann zurück an die lokale Wache weiter gegeben.
    Diese disponieren dann ihre Einsatzmittel selbst - natürlich durch die ILS nachvollziehbar, welches EM in welchen Einsatz disponiert ist.


    Daher sollte dies auch bei weniger aber größeren ILS funktionieren.


    „Nur“ den Anruf annehmen wird der Sache nicht gerecht. Genau das massive Anruferaufkommen ist eben genau das was der ILS (selbst mit 16 Disponenten im Dienst) beim Unwetter immer die Karten legt. Die Weitergabe an die örtlichen ELOs ist dabei das eigentliche „nur“ beim Unwetter.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Keine Frage. Ich verstehe auch die Problematik.
    Aber wir haben gerade bei Unwetterlagen immer ein Missverhältnis zwischen Anruferaufkommen und Disponenten.
    Eine größere LST kann hier vermutlich mehr bewirken, als eine aktuelle LST. Und ja, 8 ILS für das Bundesgebiet sind zu wenig. Alleine für NRW braucht es davon schon 4-8. Natürlich nur aus dem Bauch geschätzt.... Und wenn dann noch die 116 117 dazu kommt, weiß wer wie groß die Dispo da eigentlich ausgelegt ist aktuell?


    Die Anrufe müssen aus meiner Sicht, aber ich hab nur die Erfahrungen aus Kaffee trinken im Dispo Raum, regional entsprechend differenziert und vorgesichtet werden.
    Wäre eine Annahme mit kurzer Abfrage ob medizinisches Problem respektive MiG Lage, und wenn nicht, Warteschlange zu Unwetter Disponenten, eigentlich sinnvoll? :)

  • Leitstellen für größere Bereiche sind kein Problem
    Siehe andere Millionen Städte oder Zürich
    Auch macht es Österreich vor die 144 und die 1450 zusammen anzubieten

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947


  • Etwa 10 Leitstellen in BaWü fände ich auch in Ordnung. Welchen Weg man da gehen kann, zeigt ja der RD Bereich Bodensee-Oberschwaben der aus den drei Leitstellen Sigmaringen, Bodensee und Ravensburg zusammengelegt wurde. Während im ersten Schritt die Leitstelle Sigmaringen komplett in Ravensburg integriert wurde, wurde die aus dem Bodenseekreis technisch auf die selben System angepasst und die MItarbeiter entsprechend geschult. Jetzt hat man eine Leitstelle mit zwei Standorten, welche somit auch eine technische Redundanz bedeuten. Zwischen 22-6 Uhr ist aktuell nur ein Standort besetzt.


    Auch bei der 144 in NÖ gibt es meines Wissens nach verschiedenen Standorte. Daher muss man unterscheiden ob man mit einer Leitstelle meint das es einen Standort gibt, oder eine Struktur an verschiedenen Standorten.

  • Aber wir haben gerade bei Unwetterlagen immer ein Missverhältnis zwischen Anruferaufkommen und Disponenten.

    Genau deshalb passte Dein „nur“ nicht.


    Wäre eine Annahme mit kurzer Abfrage ob medizinisches Problem respektive MiG Lage, und wenn nicht, Warteschlange zu Unwetter Disponenten, eigentlich sinnvoll? :)

    Ggf. ja. Problem ist dabei nur, dass nicht alle Unwettereinsätze disponibel ist, sondern einige davon eine hohe Dringlichkeit haben. Letztendlich muss man dann den Einsatzort und das Ereignis trotzdem abfragen, damit die Dringlichkeit eingeschätzt werden kann.


    Letztendlich fehlen in den meisten Leitstellen Reservepersonal, dass aus der Bereitschaft innerhalb von 2-3 Minuten am Telefon sitzen kann. Im Regelfall findet man diese nur in Leitstellen, die an eine Berufsfeuerwehr angebunden sind (24 Std. Leitstelle mit Bereitschaftsanteilen). Zusätzlich müssen Leitstellen so dimensioniert werden, dass eine große Anzahl von Notabfrageplätzen und einige Sonderleitplätze vorhanden sind, Personal in der Bereitschaft vorgehalten wird, es eine Art „Freiwillige Feuerwehr“ für die Leitstellenunterstützung gibt (wie die UG ILS in Bayern) und es eine ELR-Anbindung zum Stab des Kreises und der Gemeinden gibt (also alle Stäbe gute Stabssoft- und Hardware haben). Nur so ist es mMn möglich plötzliche, kurzfristige und planbare Groß- und Flächenlagen in der Leitstelle effektiv abzuarbeiten. Bieten können das jedoch nur die wenigsten.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Soweit ich korrekt informiert bin können sich die Leitstellen Aargau, Luzern und Solothurn zusammenschließen, somit könnte man Größere Lagen abfangen und Ausfälle können abgefangen werden


    Das können die Nördlichen Leitstellen in BRD auch, oder?


    Dortmund kann mit de ELW3, der Reserveleitstelle an der FRW2 und der FF Funk auch schnell agieren, oder?


    Es ist also vieles möglich

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947