ZDF - hallo deutschland vom 02.09.19 "Hausärzte-Bereitschaft im Einsatz" aus Hamburg

  • im oben genannten Beitrag wurde eine "Neuerung" gezeigt: In Hamburg müssen Patienten, die keine Krankenhausbehandlung brauchen, aber einen Arzt wünschen, nicht mehr in die Nothilfen fahren (und diese damit verstopfen), sondern es fährt ein Arzt (begleitet von einer FALK Mitarbeiterin) direkt zum Patienten nach Hause. Dieser kann über die Nummer 116117 erreicht werden. Nun ohne Ironie: Gab es bisher keinen kassenärztlichen Dienst in Hamburg, dass man hier einen eigenen Beitrag im Fernsehen bringen muss? Am besten fand ich, dass am Ende gesagt wurde, dass durch den Dienst nun die Notaufnahmen merklich entlastet sind. Kann ich, für meinen Rettungsdienstbereich nicht sagen. Wir haben Nothilfen und KVB Ärzte samt Fahrdienst und Notfallpraxen seit Jahren und beides ist an Sonn- und Feiertagen voll ausgebucht. Vielleicht kann ein Hamburger mehr dazu sagen?

  • Wir haben Nothilfen und KVB Ärzte samt Fahrdienst und Notfallpraxen seit Jahren und beides ist an Sonn- und Feiertagen voll ausgebucht. Vielleicht kann ein Hamburger mehr dazu sagen?


    Naja, moment. Bloss weil ihr trotzdem viele Einsätze habt heißt das nicht, dass sie nicht entlasten.
    ....Stell dir lieber nicht vor, was bei euch los wäre wenn es sie nicht gäbe.


  • Naja, moment. Bloss weil ihr trotzdem viele Einsätze habt heißt das nicht, dass sie nicht entlasten.
    ....Stell dir lieber nicht vor, was bei euch los wäre wenn es sie nicht gäbe.


    da hast Du natürlich recht. Ist wohl die typische Betriebsblindheit. Kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass die Hansestadt Hamburg bisher keinen ärztlichen Notdienst hatte.

  • Es gab in HH bisher schon einen KV ärztlichen Bereitschaftsdienst. Seit einer Weile gibt es den aber 24/7 und nicht mehr nur Nachts und am Wochenende. Auch gibt es nach und nach mehr Anlaufpraxen, z.t. auch an Notaufnahmen angegliedert.
    Im Zuge dessen hat die KV eine relativ große Werbekampagne gestartet.
    Das ist für den RD schon eine Besserung, wenn ein Patient nicht zum Arzt kommen kann rufen wir da unkompliziert an (oder der Patient selber) und die sind eigentlich immer innerhalb von 1-2h da. Und der Arzt kommt mit einem Einsatzfahrzeug samt Fahrer mit rettungsdienstlicher Ausbildung und Notfallausstattung. Dieser kommt derzeit von Fa. Falck.

  • Egal ob HH oder sonst ein Ballungszentrum:
    ein ärztlicher Notdienst der nur ab 19:00/20:00 Uhr und an den WE vorhanden ist...
    von Pendlerströmen/Mobilität des Arbeitsplatzes haben sehr viele anscheinend in Ärztekammern usw. noch nie-niemals etwas gehört.
    Auch eine Dienstbereitschaft die Freitags erst in den Abendstunden beginnt...Relikt aus einer Zeit, als der Landarzt seine Hausbesuche noch mit dem Mped gemacht hat.


    Mir ist klar das dies im LK "weit-weit-weg" übertrieben ist...von da wird ja dann auch gependelt.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Und der Arzt kommt mit einem Einsatzfahrzeug samt Fahrer mit rettungsdienstlicher Ausbildung und Notfallausstattung. Dieser kommt derzeit von Fa. Falck.


    Das - einen Fahrdienst für den ärztlichen Bereitschaftsdienst mit Notfallausstattung und rettungsdienstlich qualifiziertem Fahrer - gab es anderswo schon vor 25 Jahren und länger, aber natürlich nicht 24/7 und nicht überall; im Notdienstbereich nebendran kam der Arzt dann mit dem Taxi oder einem Privatfahrzeug.


    In BW scheint mir der Fahrdienst für den ärztlichen Bereitschaftsdienst weitgehend flächendeckend durch die Malteser betrieben zu werden?

  • Egal ob HH oder sonst ein Ballungszentrum:
    ein ärztlicher Notdienst der nur ab 19:00/20:00 Uhr und an den WE vorhanden ist...
    von Pendlerströmen/Mobilität des Arbeitsplatzes haben sehr viele anscheinend in Ärztekammern usw. noch nie-niemals etwas gehört.


    Das Argument erschließt sich mir nicht. Ein Notdienst ist für Akutfälle zuständig - er dient nicht der zeitlichen Flexibilisierung des Arztbesuchs, weil ein solcher abends, nachts oder am Wochenende besser in die persönliche Lebensplanung passt. Insofern sehe ich nicht, welchen Bezug die Zunahme von Pendlern zum Patientenaufkommen im Notdienst haben sollte. Ob Pendler oder Hausmann, wer nach Ende der üblichen Praxiszeiten einen dringlichen Bedarf an einem Arzt hat, wendet sich an den Notdienst; ist der Bedarf nicht dringlich, dann sucht er - nach Terminverainbrung - einen Arzt auf. Das kann auch der Pendler, am Wohn- wie am Arbeitsort.

  • In BW scheint mir der Fahrdienst für den ärztlichen Bereitschaftsdienst weitgehend flächendeckend durch die Malteser betrieben zu werden?


    Wenn ich mich echt entsinne, waren es nach der letzten Ausschreibung ca. 90% der Fahrdienstbereiche. Es gibt ja aber auch immer noch Selbstfahrer und einige wenige Ausnahmen, wo andere Anbieter den Zuschlag erhalten haben.

  • Das Argument erschließt sich mir nicht. Ein Notdienst ist für Akutfälle zuständig - er dient nicht der zeitlichen Flexibilisierung des Arztbesuchs, weil ein solcher abends, nachts oder am Wochenende besser in die persönliche Lebensplanung passt. Insofern sehe ich nicht, welchen Bezug die Zunahme von Pendlern zum Patientenaufkommen im Notdienst haben sollte. Ob Pendler oder Hausmann, wer nach Ende der üblichen Praxiszeiten einen dringlichen Bedarf an einem Arzt hat, wendet sich an den Notdienst; ist der Bedarf nicht dringlich, dann sucht er - nach Terminverainbrung - einen Arzt auf. Das kann auch der Pendler, am Wohn- wie am Arbeitsort.


    Diese akuten Probleme wären bspw. eine Lumboischialgie oeder auch ein sich über den Tag entwickleter Infekt der beim Aufstehen noch als "harmloser Schnupen - ich kann arbeiten" interpretiert wurde.
    Es gibt auch eine Vielzahl von Beschwerden die zwar nach der Arbeitszeit - aber nicht nach der Heimkehrzeit des Pendlers - behandelt werden können.
    Egal ob ÖPNV oder der eigene PKW...80 km (das ist so die Entfernung die ich aus mener Zeit in werksärztlichen Diensten gut in Erinnerung habe) sind da keine Seltenheit.
    Im LK sind die Notdienste eben nicht auf dem Servicelevel eines Ballungsraumes - selbst die Fahrt mit dem Rp. zur nächsten Apotheke ist da schon ein Ausflugserlebnis.

    raphael-wiesbaden


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    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Und die Frage ist ja auch nicht was die Leute tun sollten, sondern was sie tun... und ja, manchmal hat man schon den Eindruck dass die Leute mit voller Absicht abends in die Notfallpraxis gehen weil sie den Arztbesuch tagsüber nicht untergebracht haben... Ich hatte letztes Jahr 2x das Vergnügen mit meiner besseren Hälfte in die Notfallpraxis zu müssen. Mit was für subakuten Wehwehchen die Leute da zum Teil kommen, da stellen sich dir echt die Nackenhaare auf! Und falls jemand meint ich hätte da mit Absicht gelauscht, dort drin isses so brechend voll dass Diskretion einfach nicht zu realisieren ist...

  • Und die Frage ist ja auch nicht was die Leute tun sollten, sondern was sie tun... und ja, manchmal hat man schon den Eindruck dass die Leute mit voller Absicht abends in die Notfallpraxis gehen weil sie den Arztbesuch tagsüber nicht untergebracht haben...


    Natürlich. Es erscheint mir allerdings nicht der beste Weg zu sein, sich daran anzupassen, was die Leute tun.

  • Du hast halt oft einfach keine andere Chance. Mir ist es mittlerweile ehrlicher Weise auch egal.


    Beispiele?
    Wenn ich auf Dienstreise krank werde (ist mir in den letzten 2 Jahren 2x passiert) hast du gar keine andere Chance als in die Notfallpraxis zu stiefeln. Es ist schlichtweg unmöglich einen "Notfall-Hausarzttermin" ( oder gar einen Hausbesuch zu kriegen) in einer fremden Stadt zu kriegen (beide Male probiert, in einem Fall hat das Hotel mehr als 50 Ärzte angerufen)


    Ebenso hast du keine Chance wenn deine Symptome über den Tag kommen und du am gleichen Tag Hilfe brauchst, erst Recht wenn du als Berufspendler vielleicht noch ne Stunde länger brauchst um wieder "daheim" zu sein.
    Ich habe jedenfalls noch keine Praxis erlebt die nachmittags "Notfallsprechstunde" hat, quasi alle haben vormittags ihre Notfalltermine.
    Oftmals reicht schon wenn du am Tag der Erkrankung den Fehler machst länger zu schlafen.


    Dabei habe ich noch Glück, mein Hausarzt ist in der Notfallversorgung recht engagiert. Es gibt hier Praxen die genau 5 Notfalltermine pro Tag anbieten. Haste halt Pech gehabt.
    Gleichzeitig ist "Praxen wechseln" schlicht nicht drin, die Leute sind froh wenn sie überhaupt noch eine Hausarztpraxis finden.
    Dort wartest du dann aber halt auch für den Normaltermin 3 Wochen.


    Von daher: Aus meiner Sicht kann die gesamte "Notfallversorgung" bei den Hausärzten abgeschafft werden, dann gibts es halt Termine beim eigenen Hausarzt nur noch mit 3 Wochen Voranmeldung. Und alles andere wandert in die Notfallpraxis die wirklich 24/7 offen ist.
    Ich werfe mittlerweile keinem mehr vor in die Notfallpraxis zu gehen,solange der Zustand der hausärztlichen Akutversorgung so ist wie er ist.

  • Hm. Ich bin in den letzten 10 Jahren 4x umgezogen. 1x eher kleinere Studentenstadt, 1x Großstadt (im Osten), 1x Peripherie um boomende Unistadt und zuletzt eher ländlich. Ich hab noch nie nach einem neuen Hausarzt suchen müssen. Konnte immer sofort kommen (habe nie im Vorfeld gesucht, sondern erst wenn ich einen gebraucht habe) und wurde problemlos als neuer Patient aufgenommen. Und ich habe nie am Telefon die Medizinstudent/Kollege Karte gezogen und wurde auch nie gefragt wie ich versichert bin..
    Scheint also durchaus sehr unterschiedlich zu sein.


    Ich persönlich würde wenn ich beruflich unterwegs, im Urlaub, etc bin aber auch eine Notfallpraxis (sofern uhrzeitlich verfügbar) und sonst eine Notaufnahme aufsuchen. Was auch sonst...


    Generell muss ich allerdings ehrlicherweise sagen, ich würde eigentlich abgesehen von einer sepzialisierten Notfallpraxis (Auge, Kind, Zahn, etc) NICHT in eine Notfallpraxis gehen und habe Familie und Freunden auch schon aktiv davon abgeraten. Dafür habe ich mit denen leider beruflich und privat schon zu viel erlebt. So lange es da keinen durchgesetzten Mindeststandard an sprachlicher und beruflicher Qualifikation (und tatsächlicher Fähig-/Fertigkeit) gibt halte ich das bei allem was nicht eh bis Montag warten kann häufig für gefährlicher als nützlich. Aber das ist ein anderes Thema...

  • Das ist halt das Problem in diesen Notfallpraxen, jeder niedergelassene Hausarzt muss da ne bestimmte Anzahl an Schichten dort drin machen. Je nachdem wer grade da ist wenn man hingeht kann man Glück haben, oder auch nicht...


    Nen Hausarzt zu finden war für mich ehrlicherweise auch noch nie ein Problem, und ich bin auch schon mehrfach umgezogen. Zugegeben, ich hatte seit ich bei meinen Eltern ausgezogen bin auch nie einen festen Hausarzt... wenn ich krank bin such ich mir Telefonnummern von Hausarztpraxen raus und frage in welcher ich heute noch kommen kann... und mehr als 3 hab ich noch nie anrufen müssen...
    Ein deutlich größeres Problem war da einen neuen Frauenarzt zu finden, den frau ja nun mal braucht wenn sie in festen Händen ist...

  • Ich bin in den letzten 10 Jahren 4x umgezogen. 1x eher kleinere Studentenstadt, 1x Großstadt (im Osten), 1x Peripherie um boomende Unistadt und zuletzt eher ländlich.


    Ist leider in vielen Teilen eben ein Problem.
    In der ostdeutschen Großstadt in der ich vor meinem Umzug in die Provinz lebte gab es in vielen Stadtvierteln gar nix mehr, v.a. in den zentrumsnahen Teilen.
    Hieß du musstest in die peripher gelegenen Stadtteile ausweichen (und auch dort suchen gehen). Mittlerweile aber wohl deutlich besser geworden was man so hört.


    In der ostdeutschen Kleinstadt in der ich davor gewohnt habe gab es generell kaum noch Praxen, davon hat nur eine Praxis neue Patienten angenommen, drei weitere nur mit "Warteliste" bzw. wenn man jemanden kannte.


    Freunde von mir in der hessischen Provinz berichten im Prinzip das gleiche. One-way zur nächsten Praxis die neue Patienten nimmt 23km.


    Hier in der badisch-württembergischen Provinz gibt es wohl aktuell auf 80k Einwohner nur zwei Praxen die neue Patienten nehmen. (Wobei beide nicht schlecht sind, dass muss man anmerken)


    Das Problem ist halt die Altersstruktur der Praxen. Neben der Tatsache, dass viele Praxisbetreiber einfach generell vor der Rente stehen (bzw. grade hier auch oft bereits aufgrund der Sonderregelungen über das geplante Alter hinaus sind) und nur noch jemanden zur Übernahme der bestehenden Praxis suchen und nicht finden stellt auch die geplante Auslastung oftmals ein Problem dar. Beide ostdeutsche Praxen in denen ich war hatten weniger als 20h effektive Öffnungszeit pro Woche. Das dabei natürlich nur sehr geringe Patientenzahlen bei "rum kommen" ist auch klar.
    Das Phänomen ist aber bekannt und wird bei den KVen und Krankenkassen ja auch zunehmend thematisiert.


    Fachärzte gehen hier übrigens interessanter Weise. Wenn es nicht grade Hämatologie und Rheumatologie ist, sind die Wartezeiten ertragbar bis sehr gut. HNO kriegst du in 3 Tagen nen Termin, Gyn wohl in anderthalb Wochen, Neuro in 3 Wochen.


    Ebenso sind die Notdienstärzte eigentlich fast alle ertragbar (mir fällt nur eine Ausnahme ein. Wobei der für den Patienten gar nicht mal schlecht ist, nur für alle um ihn rum ne Katastrophe). Sind halt die normalen Hausärzte+einige Fachärzte.


    Es ist halt am Ende vor allem eins: Regional stark unterschiedlich.

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