So, Enstchuldigung, es war nicht meine Absicht, hier jemand zu nahe zu treten. Es ist richtig, ich habe kein Semester Medizin studiert (was ich, hätte ich noch mal die Wahl, vermutlich ändern würde) und kenne das Studium nur vom Hörensagen (in meinem Fall von zwei Ärztinnen in meiner Familie sowie hauptsächlich meinem Neffen, der gerade im PJ ist).
Umgekehrt siehst du es aus der Warte der Anästhesisten - wären alle Notärzte Anästhesisten, würde ich dir sofort und uneingeschränkt Recht geben. Aber:
Das Medizinstudium schafft erst einmal Generalisten: Jeder am Ende approbierte Student soll die notwendige Basis haben, sich in die Richtung weiterzuentwickeln, die er sich wünscht. Das kann Anästhesist sein - aber auch Mikrobiologe. Entsprechend kann man auch schon während des Studiums entsprechende Prioritäten setzen (Gehe ich in jede Vorlesung oder lerne ich nur kurz vor der Klausur das nötigste? Wo mache ich meine Famulaturen? Welches PJ-Wahlfach wähle ich?).
Und auch die zwei Jahre Weiterbildungszeit bis zum Notarztschein können sehr unterschiedlich geprägt sein. Hier hat z.B. der Anästhesist, der so ziemlich ab dem ersten Tag unter Supervision notfallmedizinisch relevante Tätigkeiten ausübt, einen Vorsprung vor z.B. dem Unfallchirurgen, der bis weit ins dritte, vierte Jahr seiner Facharztweiterbildung Stations- und Ambulanzarbeit verrichtet - und vor allem kaum internistisch, neurologisch, pädiatrisch oder psychiatrisch tätig wird (was aber geschätzte 85% der präklinischen Notfallpatienten ausmacht).
Insofern bleibe ich auch bei meiner Einschätzung: Ein acht Jahre in der Breite ausgebildeter Notarzt ist einem drei Jahre auf Notfallmedizin fokussiert ausgebildetem Notfallsanitäter nicht per se überlegen. Er kann es sein, wenn er bereits im Studium das entsprechende Interesse aufbrachte und auch in seiner Weiterbildung entsprechend tätig war - aber dies ist kein Automatismus.