Köln baut den Rettungsdienst um! (SK-Verlag)

  • Hallo zusammen,


    nach Meldung des SK-Verlags soll in Köln ein Strategiepapier umgesetzt werden, über welches ein "gestuftes Notfallsystem" etabliert werden soll.

    Teil dieses Systems sind wohl die Etablierung eines eigenen Tele-Notarztsystem, Indienststellung von "Notfall-KTW", die dort wohl auch bereits erprobt wurden

    und weitere Schritte in der Leitstelle, die ein Standartisiertes Abfrageschema (SNAP?) verfolgen soll.


    Dieses Abfrageschema soll auch in der Arztrufzentrale etabliert werden, die zukünftig 24-Stunden erreichbar sein soll. Zusätzlich erfolgt ein Datenaustausch zwischen

    ARZ und ILS.


    Außerdem sind noch einige übliche Maßnahmen in RBP, wie leichte Erhöhung der RTW-Vorhaltung und Verlängerung einiger Dienstzeiten von Tages-RTW erwähnt.


    Hier der Link zum Artikel: https://www.skverlag.de/rettun…ienst-grundlegend-um.html


    Mich würde vor allem die Ausstattung und Besetzung der N-KTW interessieren, da ich diese zwar aus der rheinland-pfälzischen Heimat kenne und dort selbst besetzt habe, die Umsetzung

    aber regional stark unterschiedlich ist (siehe z.B. den Unterschied zwischen RLP und Frankfurt a.M.)


    Ansonsten hören sich die Maßnahmen für mich erstmal schlüssig und nach einer Verbesserung der Gegebenheiten vor Ort an, es ist jedoch die Frage, bis wann das umgesetzt wird.

  • Wow, welch Neuheiten...

    Gerade über die Möglichkeit jetzt doch (Notfall-)KTW einzuführen, nachdem man den qualifizierten Krankentransport komplett ausgegliedert hat, bin ich echt underwhelmed... Rettungsdienst ist eben Notfallrettung und Krankentransport...


    Hier der Link zum neuen Rettungsdienstbedarfsplan. Dort ist zu lesen, dass die Kölner KTW nur brauchbar ausgestattete KTW werden (DIN EN 1789 Typ A2) und nicht wie in FFM oder RLP ein Typ B, echter N-KTW.

  • dens

    Ich verstehe grade nicht genau wie du das meinst. Der Krankentransport war, wie ich es erlebt habe, nie 100 % ausgegliedert. Der war, zumindest kann ich mich seit 1996 dran erinnnern, delegiert an HiOrg und nach dem Öffnen des Marktes an private Anbieter ja, outgesourced ?


    Ich bin hier in Köln geboren und aufgewachsen, war jahrelang ehrenamtlich in Köln beim MHD aktiv. Kenne RA die bei sog. privaten fahren. So erlebe ich die Situatin jeden Tag. Hier in Köln ist ein Teil des qualifizierten Krankentransports immer in Händen der Hilfsorganisationen MHD und DRK. Die auch genau wie ASB und JUH RTW die auf Feuerund Rettungswachen stehen besetzt haben.

    Also alles fahren.

    Ein weiterer Teil ist delegiert an sogenannte private Anbieter z.B Accon ; Spiess KG und Ambulanz Köln. Diese halten sowohl als KTW als auch als RTW ausgestattete Fahrzeuge vor und machen hauptsächlich Verlegungs-( Uniklinik Köln )und Entlassfahrten ( Kölner Krankenhäuser). Die entsprechenden Krankenhäuser haben Verträge mit den Firmen bzw. Patienten die Regelmässig ambulant zum Arzt, Therapie müssen und nicht mobil bzw. Keimträger (nachgewiesen MRSA )sind. Bei den Privaten Anbietern fahren aber auch entsprechend der Vorgaben Fachpersonal d.h KTW RS RTW RA.

    "Jedes Ding hat drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische!" (Karl Valentin)


    "Tue erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche" ( Franz von Assisi)

    Einmal editiert, zuletzt von abbavater1998 ()

  • Ich verstehe grade nicht genau wie du das meinst. Der Krankentransport war, wie ich es erlebt habe, nie 100 % ausgegliedert. Der war, zumindest kann ich mich seit 1996 dran erinnnern, delegiert an HiOrg und nach dem Öffnen des Marktes an private Anbieter ja, outgesourced ?

    Der Krankentransport ist nicht von der ILS geführt und damit ausserhalb deren Einfluss und Disposition.
    Und in jedem Bereich wo das so ist (Berlin, Köln, Hamburg, et cetera) sehen wir dieses Problem das RTW zu jedem noch so niedrigprioren Müll geschickt werden weil man keine KTW hat und man keine Krankentransporte abgeben kann. Und jetzt wird ein ILS-geführter (N-)KTW als Riesen Innovation verkauft.
    Sorry, in Bayern ist vieles schlecht, aber an dem Punkt muss ich euch laut auslachen. Ich werde pro Schicht aufm KTW knapp unter einmal zu "Fahrt ma gucken" geschickt und auch mindestens einmal zu einem Krankentransport wo vorher noch keine äTA vorliegt. Ohne Probleme. Unsere RTW fahren genügend Schwachsinn, aber zumindest kein offensichtlichen Krankentransporte.

  • dens


    das erlebe ich etwas anders. Bei den "privaten" rufen die Krankenhäuser und Arztpraxen selber an, die HiOrg bekommen die Fahraufträge von der BF . Die HiOrg haben auch RTW auf den Feuer und Rettungswachen die im Regel-RD fahren . Die KTW stehen bei den den HiOrg selber, Fahrauftrag (Einweisungsfahrt) kommt von der BF.


    Bsp: Hausbesuch beim Pat. durch ärztlichen Notdienst. Der bestimmt KH-Einweisung. Ruft bei der BF an, die schickt einen KTW der HiOrg. Für mich ist klar das die BF die disponieren kann. Ist dann zwar nicht innerhalb 20 min. beim Pat. aber war ja schon vom Arzt gesehen.


    Und ich habe selbst schon mal die 112 gerufen, nicht Lebensbedrohlich aber musste dem Arzt vorgestellt werden. die dann einen KTW der HiOrg geschickt haben. Würde nicht funktionieren, wenn Die BF keinen Zugriff auf die Disposition hätte, oder ?

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  • Und in jedem Bereich wo das so ist (Berlin, Köln, Hamburg, et cetera) sehen wir dieses Problem das RTW zu jedem noch so niedrigprioren Müll geschickt werden weil man keine KTW hat und man keine Krankentransporte abgeben kann. Und jetzt wird ein ILS-geführter (N-)KTW als Riesen Innovation verkauft.

    Das gibt es allerdings auch in Leitstellen, die den Krankentransport selbst disponieren. Nur ist die Auslastung dieser KTW so extrem hoch (aufgrund Mangel an Sondermietwagen), dass diese quasi nicht den "Mist" weg fahren können. Daher gibt es auch bei uns NKTW. Und es werden sicher mehr werden...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Harris NRÜ : Das ist richtig da noch eine Kategorie zwischen KTW und RTW zu schaffen für die "R0"-Einsätze.

    Aber so wie Köln jetzt da auftritt und das als die bahnbrechende Neuheit zu verkaufen ist hald einfach peinlich. Sie sind mit ihrer eigenen Entscheidung jahrelang auf die Schnauze gefallen. Kein Mitleid... (Also nur für die Mitarbeiter aufm RTW die das dann ausbaden müssen.)
    Ich habe schon desöfteren Sanitätsdienst in Köln gemacht und habe da auch so meine Erfahrungen, insbesondere dann wenn es keine KTW gibt die den arztbesetzten UHS zugeordnet sind...

  • Harris NRÜ


    bei uns in Köln gibt es ja zum Glück neben den KTW der HiOrg noch die sog. "Privaten". Die entsprechend Fahrzeuge haben und von vielen KH bei Entlassfahrten aus dem stationären Bereich, von der Uniklinik Köln als Verlegungsfahrten, benutzt werden, Pat, die aufgrund wiederkehrender Behandlung transportiert werden müssen bekommen von der Krankenkassse auch die Adresse von "Privaten". Bei denen sind die Fahrzeuge, genau wie bei HiOrg und BF auch nach Din ausgestattet und personell besetzt. KTW , oft genug auch mit Vakuummatzratze, Schaufeltrage O² und AED, mit min. 1 RS und RTW mit min 1 RA. Nur da sie eben privat fahren, dürfen sie nicht weitertransoprtieren wenn es zu einer Verschlechterung des Pat zustandes kommt. Verlegung vom der Inneren eines KH in die Neurologie eines anderen KH wg. rez. Krampfanfälle. Verlegung mit RTW eines "Privaten", plötzlich (5 min. vom KH mit Neurologie entfernt) erneuter Krampfanfall Der musste stehen bleiben und auf den städtischen RTW warten, obwohl es länger dauerte zu warten, wie die Entfernung zum KH. Ich war in dem Augenblick die Betroffnene und ich habs nicht verstanden. RTW mit RA und Din Ausstattung. und die müssen 8 min auf den "Regel-RTW" warten, weil sie nicht im Bedarfsplan eingebunden sind ?

    "Jedes Ding hat drei Seiten: eine positive, eine negative und eine komische!" (Karl Valentin)


    "Tue erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst du das Unmögliche" ( Franz von Assisi)

  • Ich habe keine Ahnung wo du diese Infos her nimmst, aber selbstverständlich gibt es in Köln auch KTW und auf diese hat die Leitstelle auch Zugriff und kann sie disponieren.
    Des weiteren sind NKTW selbstverständlich etwas neues, denn Köln setzt damit das europäische Modell von der Krankenbeförderung bis hin zur Intensivverlegung (sogar mit Hubschraubern) als erste Großstadt in D um. Das ist jetzt schon mal einen Artikel in einem Fachmagazin wert.

  • Ich habe keine Ahnung wo du diese Infos her nimmst, aber selbstverständlich gibt es in Köln auch KTW und auf diese hat die Leitstelle auch Zugriff und kann sie disponieren.
    Des weiteren sind NKTW selbstverständlich etwas neues, denn Köln setzt damit das europäische Modell von der Krankenbeförderung bis hin zur Intensivverlegung (sogar mit Hubschraubern) als erste Großstadt in D um. Das ist jetzt schon mal einen Artikel in einem Fachmagazin wert.

    Die einhelligen Aussagen aller Kölner bei Diensten bisher und auf Twitter war: Leitstelle Florian Köln kann und/oder darf bisher keine Einsätze, die sehr niederprior also (quasi) Krankentransporte sind aber noch keine äTA/Transportschein haben, an die Krankentransportanbieter abgeben.

  • Die einhelligen Aussagen aller Kölner bei Diensten bisher und auf Twitter war: Leitstelle Florian Köln kann und/oder darf bisher keine Einsätze, die sehr niederprior also (quasi) Krankentransporte sind aber noch keine äTA/Transportschein haben, an die Krankentransportanbieter abgeben.

    Das ist aber etwas vollkommen anderes als


    Der Krankentransport ist nicht von der ILS geführt und damit ausserhalb deren Einfluss und Disposition.
    ...

    Und abgesehen davon ist das formal auch durchaus richtig.

    Ein Patient, der nicht durch eine qualifizierte Kraft eingestuft worden ist ist erst mal potentiell "schlimm krank" bis zum Beweis des Gegenteils. Hier ist es mitunter ausgesprochen schwierig eine Begründung für zu finden wieso ich dann nur einen KTW entsende.

    Diese Lücke jetzt schließen zu wollen - und ich betone das nochmal: als Großstadt mit einer siebenstelligen Einwohnerzahl - auf organisatorisch und rechtlich sichererem Boden ist doch erst einmal nur begrüßenswert.


    Im übrigen Sitz seit Jahren dort schon auf der Leitstelle ein Arzt, der auch jetzt schon sowohl von der Leitstelle natürlich, als auch vom Rd als Ansprechpartner genutzt werden kann, wenn es medizinische und /oder organisatorische Probleme gibt.

    Dies also auszubauen in Richtung Tele - Notarzt ist, wie ich finde, nachvollziehbar, da ja auch vom Land NRW so gewollt.

    Das erklärt Herr Prof. Dr. Dr. Lechleuthner aber auch gerne und regelmäßig auf diversen Symposien. Und was seine Präsenz diesbezüglich angeht ist er recht rege unterwegs.


    Zusammengefasst:

    KTW gibt es und sie werden gebraucht.

    NKTW kommen um akute Transporte durchzuführen.

    RTW werden entlastet.


    Ob das funktioniert weiß ich nicht. Aber einen Versuch ist es wert. Und da darf man dann auch mal drüber schreiben.

  • Zitat

    Ein Patient, der nicht durch eine qualifizierte Kraft eingestuft worden ist ist erst mal potentiell "schlimm krank" bis zum Beweis des Gegenteils. Hier ist es mitunter ausgesprochen schwierig eine Begründung für zu finden wieso ich dann nur einen KTW entsende.

    Das hat Berlin ja gelöst. Die standardisierte Abfrage nach SNAP (ProQA) erlaubt die Disponierung von "KTW" (in Berlin leider RTW-B), oder gar den Verweis auf den KV Dienst (inzwischen mit Schnittstelle). Und das in einer 3,5 Millionenstadt :)



    Übrigens ist eines der Vorschläge von Spahn ja, das eben die Leitstellen KTW entsenden können, und die Ärztliche Bescheinigung dazu entfällt, wenn durch die Leitstelle mit der Abfrage zum Entschluss kommt, ein KTW wäre von nöten. Ich finde das gut.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ein Patient, der nicht durch eine qualifizierte Kraft eingestuft worden ist ist erst mal potentiell "schlimm krank" bis zum Beweis des Gegenteils. Hier ist es mitunter ausgesprochen schwierig eine Begründung für zu finden wieso ich dann nur einen KTW entsende

    Dann müssten wir aber um diese Logik weiterzuspinnen auch immer einen Notarzt mit entsenden.
    Kann man machen, ist aber Ressourcenverschwendung...
    Wenn die Fähigkeiten des NotSan ausreichen, warum einen Notarzt schicken?
    Wenn die Fähigkeiten eines RettSan ausreichen, warum einen NotSan schicken?

  • Das hat Berlin ja gelöst. Die standardisierte Abfrage nach SNAP (ProQA) erlaubt die Disponierung von "KTW" (in Berlin leider RTW-B), oder gar den Verweis auf den KV Dienst (inzwischen mit Schnittstelle). Und das in einer 3,5 Millionenstadt :)



    Übrigens ist eines der Vorschläge von Spahn ja, das eben die Leitstellen KTW entsenden können, und die Ärztliche Bescheinigung dazu entfällt, wenn durch die Leitstelle mit der Abfrage zum Entschluss kommt, ein KTW wäre von nöten. Ich finde das gut.

    Ich auch. Hat darüber keiner berichtet? ;-)


    Dann müssten wir aber um diese Logik weiterzuspinnen auch immer einen Notarzt mit entsenden.
    Kann man machen, ist aber Ressourcenverschwendung...
    Wenn die Fähigkeiten des NotSan ausreichen, warum einen Notarzt schicken?
    Wenn die Fähigkeiten eines RettSan ausreichen, warum einen NotSan schicken?

    Echt jetzt?

  • Das hat Berlin ja gelöst. Die standardisierte Abfrage nach SNAP (ProQA) erlaubt die Disponierung von "KTW" (in Berlin leider RTW-B), oder gar den Verweis auf den KV Dienst (inzwischen mit Schnittstelle). Und das in einer 3,5 Millionenstadt :)

    Das war die Leitstelle, die wegen fehlerhafter Disposition nach standardisierter Abfrage zu einer sechsstelligen Schadensersatzzahlung verurteilt wurde, oder? :saint:

  • Auch wenn dabei ein wenig Ironie im Spiel ist, so war der Vorfall weit vor SNAP und den KTW-B (und auch der RTW-C) in Berlin. Oder?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das war die Leitstelle, die wegen fehlerhafter Disposition nach standardisierter Abfrage zu einer sechsstelligen Schadensersatzzahlung verurteilt wurde, oder? :saint:

    das war die Leitstelle, die den Disponenten nicht in die Mangel nahm, weil die Abfrage gemäß SNAP war. Das ist doch genau das, was der Disponent möchte?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • das war die Leitstelle, die den Disponenten nicht in die Mangel nahm, weil die Abfrage gemäß SNAP war. Das ist doch genau das, was der Disponent möchte?

    Etwas detaillierter:


    wir wissen alle, 100% Sicherheit gibt es nicht. ABer eben genau richtig ist doch, dass die Behörde dann den "Fehler" verantwortet, und das nicht den Disponenten ausbaden lässt. Die Arbeitnehmer wissen, wenn sie gemäß SNAP arbeiten, dann sind sie "in Sicherheit" (soweit dies möglich ist).

    Harris NRÜ : wie findest du das als Disponent?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Nach den Urteilsgründen erfolgte die Disposition über eine standardisierte Notrufabfrage, die zum Code "6C1A" geführt habe. Geschehenszeitpunkt war Oktober 2007.

    Ach so. Ich hatte das so in Erinnerung, dass das noch vor SNAP war.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.