Medizinpädagogik & Rettungsdienst

  • Hi ihr!


    Nach der Ausbildung soll für mich persönlich noch nicht Schluss sein und ich würde total gerne den MedPäd Studiengang draufsetzen.

    Nur stelle ich mir in meiner kleinen Seifenblase eine hübsche Kombination aus Fahrdienst & der pädagogischen Beschäftigung vor - wie realistisch ist das?


    Gibt es hier Kollegen und / oder Kolleginnen, die beides unter einen Hut bekommen? Wie reagieren die meisten Arbeitgeber darauf?


    Liebe Grüße!

  • Hier arbeiten viele Kollegen im Landkreis bzw. Stadtbereich als Studentische Aushilfen.


    Dies wird zum größtenteil positiv aufgenommen, da bei entsprechenden Studiengängen wie z.B. MP der Mitarbeiter schon viel mit in den täglichen Dienst integrieren kann.


    Kenne keine Negativbeispiele


    Lg

  • Wenn ich nicht 50% der Zeit im RD arbeiten würde, wie soll ich dann in meiner restlichen Zeit Schülern und Kollegen beibringen, wie die Realität aussieht? Ich sehe es eher kritisch, wenn ein Dozent überhaupt nicht mehr aktiv fährt. Und im Hinblick auf die Zukunftsaussichten - als NotSan wirst du bestimmen können, wo du wie viel Zeit verbringst, nicht der Arbeitgeber wie vor zehn Jahren.

  • Also ich kenne auch keinen Dozenten der nicht noch auf der Strasse oder in der Luft tätig ist.
    Typischerweise so 25% Einsatzdienst und 50-75% in der Schule.

    Und die einzige Dozentin, die ich kenne die nicht im Einsatzdienst tätig ist, ist derzeit 50% Mutter und 50% Lehrkraft. Ist aber die Einzige... ;-)

  • Die einzige Dozentin, die ich kenne, arbeitet zu 100% in der NotSan-Schule einer Behörde, hat aber gar keine rettungsdienstliche Ausbildung.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich habe einige Kollegen die an die Schulen gegangen sind und kenne folgende Kombination:


    100% Lehrkraft & Studium an der FernUni Bildungswissenschaften

    100% Lehrkraft & 450€-Stelle im RD (=2 Dienste)

    50% Lehrkraft, 50% Job in der Industrie, 450€-Stelle im RD

    100% Lehrkraft & 25% Stelle im RD

    100% Lehrkraft


    Es gibt also nichts was es nicht gibt - auch wenn ich persönlich mich Basti8000 seiner Meinung anschließe - man sollte als Dozent auch noch regelmäßig im Dienst sein.

  • Nach der Ausbildung sollte man, meiner Meinung nach, erst einmal ein paar Jahre Einsatzerfahrung sammeln - Bevor man Medizinpädagogik o.ä. studieren geht.


    Ich habe jetzt bereits mehrfach Dozenten in Fortbildungen erlebt die wasserfest in der Theorie waren aber selbst aus ihrem Erfahrungsschatz nichts beisteuern konnten und / oder bei Nachfragen mit praktischen Bezug überfordert wirkten.

  • .... und bitte nenn den RD nicht Fahrdienst....

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Nach der Ausbildung sollte man, meiner Meinung nach, erst einmal ein paar Jahre Einsatzerfahrung sammeln - Bevor man Medizinpädagogik o.ä. studieren geht.


    Ich habe jetzt bereits mehrfach Dozenten in Fortbildungen erlebt die wasserfest in der Theorie waren aber selbst aus ihrem Erfahrungsschatz nichts beisteuern konnten und / oder bei Nachfragen mit praktischen Bezug überfordert wirkten.


    Hier bin ich ein wenig hin und her gerissen. Ja, praktische Erfahrung ist wichtig aber manche Sachen kann man nicht beeinflussen. So habe ich neulich mit einem NotSan im 3. Lehrjahr Dienst gehabt der einfach noch keine Reanimation in seiner Ausbildung hatte. Und in meinen Bereichen hat eigentlich keiner Erfahrungen mit VU auf Autobahnen, denn in unserem Landkreis gibt es keine Autobahn.

    Woran machst du also die Praxiserfahrung fest? An Jahren, an Einsätzen, nach einer Liste an Dingen die man erlebt haben muss? Und wer legt das fest? Und wenn ich nie einen MANV 50 erlebt habe, darf ich dann das Vorgehen nicht ausbilden weil mir der Praxisbezug dazu fehlt?


    Um es abzukürzen: Natürlich ist die Praxis wichtig, aber ich sehe keinen Grund wenn man seine Erfahrungen weiterhin neben einem Studium sammelt. Und meine Erfahrung zeigt mir, das junge Dozenten gerade von älteren Kollegen sehr oft kritisch gesehen werden und dann auch nach Schwachstellen gesucht wird.

  • Hier bin ich ein wenig hin und her gerissen. Ja, praktische Erfahrung ist wichtig aber manche Sachen kann man nicht beeinflussen. So habe ich neulich mit einem NotSan im 3. Lehrjahr Dienst gehabt der einfach noch keine Reanimation in seiner Ausbildung hatte. Und in meinen Bereichen hat eigentlich keiner Erfahrungen mit VU auf Autobahnen, denn in unserem Landkreis gibt es keine Autobahn.

    Woran machst du also die Praxiserfahrung fest? An Jahren, an Einsätzen, nach einer

    Ich habe während meiner gesamten RettAss Ausbildung nicht eine einzige Reanimation gehabt. Null. Warum? K.a., wohl immer "Glück" gehabt.

    In der ersten Woche meiner Tätigkeit als RettAss habe ich 6x reanimiert.

    Ich kenne Kollegen die in 20 Jahren Tätigkeit noch keine Geburt hatten. Meine Frau war in all den Jahren ihrer Tätigkeit auf keinem schweren VU, obwohl sie an einer Hotspot-Wache saß.

    Umgekehrt hatte ich am Wochenende eine Reanimation. Unter Covid-Vollschutz, in einer Wohnung wo wir zu viert grade so reingepasst haben und das Material im Treppenhaus lagern mussten. Und es lief top. Tolle Reanimation. Ein Kollege ist seit 3 Monaten RS, der NA hat nachher zugegeben das es trotz längerer Tätigkeit als NA seine erste präklinische Rea war und insgesamt seine erste seit mehreren Jahren. Hätte mir aber auch erzählen können es wäre seine 150te gewesen.

    Worauf ich hinaus will: Dieses "Einsatzerfahrung sammeln" kann ich nicht mehr hören. NICHTS ist so subjektiv wie die Einsatzerfahrung im Rettungsdienst. Wir kriegen kaum Feedback zu unseren Einsätzen, wir haben, grade wenn wir neu sind, kaum jemanden außer das eigene Wachgeschwätz als Rückkanal unserer fachliche Tätigkeit, strukturierte Rückmeldungen aus den Kliniken existieren in Deutschland quasi nicht.

    Und das ist einfach keine Grundlage.


    Ich persönlich empfinde es tatsächlich eher schwierig wenn "altgediente" Kollegen unterrichten - denn oft wird das zu sehr durchsetzt von eigenen Kriegsgeschichten, eminence based medicine und subjektiven Erfahrungen. Und das ist mehr als suboptimal.

  • .... und bitte nenn den RD nicht Fahrdienst....

    Ich habe auch erst vor ein paar Jahren gelernt, dass Fahrdienst ungleich Rettungsdienst ist, da der Fahrdienst z.B. Kunden mit PKW, Van oder Rollitransportern durch die Gegen fährt. Aber in der Rettungsdienstfirma in der ich Fahre wird bis heute in Fahrdienst und nicht Fahrdienst unterschieden, denen in diesem Kontext bedeutet das nur die Trennung in Einsatzdienst und andere Tätigkeiten. Daher hätte ich mich gefreut, wenn du auch kurz erklärt hättest warum dich das stört, denn hier wäre das für keinen ein Problem ;-)

  • Ich persönlich empfinde es tatsächlich eher schwierig wenn "altgediente" Kollegen unterrichten - denn oft wird das zu sehr durchsetzt von eigenen Kriegsgeschichten, eminence based medicine und subjektiven Erfahrungen. Und das ist mehr als suboptimal.

    Unter Eminenz-basierten Vorgehensweisen würde ich auch die „Tipps & Tricks“ einordnen, die nicht zwingend den gültigen Guidelines widersprechen. Und die können durchaus wertvoll sein. Es ist nur wichtig, dass sie als solche klar gekennzeichnet werden.

  • Egal wie es wo genannt wird, der Rettungsdienst, so wäre mein gewünschtes Selbstverständnis, ist ein medizinisch und sozial herausfordernder Arbeitsplatz. Patienten in die Klinik bringen ist ein Teil der Arbeit, hoffentlich nicht die definierende Tätigkeit. Dementsprechend ist Fahrdienst kein adäquater Begriff für die Tätigkeit.


    Ausführlich genug? :)

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich kenne Kollegen die in 20 Jahren Tätigkeit noch keine Geburt hatten. Meine Frau war in all den Jahren ihrer Tätigkeit auf keinem schweren VU, obwohl sie an einer Hotspot-Wache saß.

    Es macht jedoch einen Unterschied, ob ich einzelne Bereiche noch nicht real erlebt habe oder aber das gesamte Spektrum.


    Ich kann die Vorbehalte bzgl. "mach erst einmal Erfahrung, bevor du mitreden kannst" nachvollziehen und kann diese auch nicht ab, weil sie meistens von Leuten kommen, die auf dem Stand von vor 20 Jahren sind und ihren fehlenden theoretischen Backround durch "die Praxis" auszugleichen versuchen.


    Es bringt jedoch nichts, von dem Wunderwerk der CPAP-Maske und deren Segen für den Patienten zu berichten, wenn ich das Ding nicht einmal bei einem luftnötigen Patienten angelegt habe, und der, trotz aller richtig befolgten Maßnahmen, sie vor Panik von sich reißt, oder man sie einfach nicht dicht bekommt, weil man sie immer nur an "Normgesichtern" angelegt hat.


    In der Schmerztherapie gibt es super Leitlinien, die ich auch immer alle befolge, und wenn ich zur Kontrolle komme, ist der Erfolg Null. Trotz Umstellung, Maximaldosisbereich, Begleittherapie, Multimodalität usw. Aber solche Erfahrungen muss man einfach machen, weil man sonst Jahre ein völlig unrealistisches Bild vermittelt.


    Das sind, wie von dir korrekt gesagt, subjektive Eindrücke, die aber einen wirklich guten Ausbilder, der die Materie beherrscht und nicht nur weiß, einfach mit ausmachen.

  • Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass ein guter Ausbilder/Dozent/Lehrer eine gesunde Mischung aus profundem Fachwissen und einer Portion praktischer Erfahrung, garniert mit einem Klecks didaktischer Fähigkeit mitbringen sollte.

  • Ich lehne mich mal aus dem Fenster und behaupte, dass ein guter Ausbilder/Dozent/Lehrer eine gesunde Mischung aus profundem Fachwissen und einer Portion praktischer Erfahrung, garniert mit einem Klecks didaktischer Fähigkeit mitbringen sollte.

    Und davon abgesehen sollte eine vernünftige Bildungseinrichtung zu Beginn und dann in unregelmäßigen Abständen immer wieder den Dozenten im Unterricht begleiten, beobachten, entsprechende Gespräche führen und die Feedbacks (ob mündlich oder schriftlich) ordentlich auswerten, einordnen und mit den Dozenten durchsprechen. Wenn alle Teilnehmer zufrieden sind, geht das schnell und kann bei einem Tee auch angenehm sein. Häufig fallen Geschichtenerzähler, ganz egal wie alt oder erfahren, doch schnell auf, wenn darauf geachtet wird.