Jan Waldorf - du schreibst, dass sich der rettungsdienstliche Alltag NICHT mit SOP bewältigen lässt (sinngemäss, sonst korrigiere mich bitte).
Jetzt möchte ich, nach meinem Verständnis, die SOP als eine unverrückbare Anweisung definieren, im Gegensatz zu einem Algorithmus, der einen „roten Faden“ darstellt und situationsbedingte Abweichungen zulässt.Ich selber arbeite mit beiden Systemen, so haben wir eine SOP „Abbruch einer Reanimation ohne ärztliche Präsenz“. Diese habe ich zu befolgen. Ansonsten arbeite ich mit Algorithmen (in diesem Falle modifizierte SMEDREC) und diese ermöglichen mir eigentlich alle gängigen Situationen (legal) zu bewältigen, mit einem situativen Freiraum.
Ich würde dir (wenn ich dich richtig verstanden habe) zustimmen, dass SOP (ähnlich wie in den USA) nicht die Lösung sind, aber vernünftig aufgestellte Algorithmen funktionieren zu 98%.
Ich bin ebenfalls der Meinung, das eine SOP keine Behinderung meiner Arbeit darstellt. Oben wurde das Beispiel der Hypertonie bereits gebracht.
Die SOP Hypertonie ist so breit gefächert, dass es mir in fast allen Fällen erlaubt ist einen kritischen Druck zu senken. Nur halt nicht in den Fällen, wo das Präparat (hier Urapidil) kontraindiziert ist. Dies deckt aber 95% meiner Einsätze mit einem solchem Patienten ab.
Ebenso SAA Schmerz. Ich habe mehrere Präparate, ich darf frei wählen. Natürlich muss ich damit rechnen gefragt zu werden, warum ich bei diesem einen Fall Medikation X gegeben habe. Aber ich habe keine rechtlichen Folgen zu erwarten. Auch schaut in den Aufnahmen niemand mehr komisch, wenn ich einen Pat. analgosediert einliefere. Mit Ausnahme der älteren Pflegekräfte, weil die es 20 Jahre anders kennen. Aber selbst hier ist die Sache mittlerweile angekommen.
Ich glaube, dass die Gesetztesänderung uns für die Maßnahmen außerhalb einer SOP im lebensbedrohlichen Zustand hilft. Es geht um Maßnahmen, welche aus meiner Sicht vor Ort Ultima Ration sind und ich mir diese zutraue oder eine SOP eben nicht das nötige leistet, was nötig wäre um den Patienten jetzt zu helfen (Bei uns vllt. SOP Anaphylaxie, β2-Sympathomimetika bei uns nur durch NA.) .
Ich bin auch noch unsicher, aber nach Michaels Darstellung bin ich mittlerweile etwas entspannter. Ich warte noch auf die angekündigten Rechtsgutachten, bin aber guter Dinge. Vielleicht habe ich es auch alles falsch verstanden, wer weiß.
Was jetzt gefordert werden muss, und wo ich am meisten genervt von bin, ist dieses Denken auf der lokalen Arbeitsebene. Es gibt hier einige ÄLRD um uns herum, da dürfen die Kollegen so gut wie nix. In anderen Kreisen sind die Landes-SOP 1:1 umgesetzt. Da weiß man wenigstens was kommt und was wer darf.
Hier muss eine Einheit her. Der NFS soll ja eigentlich bundesweit gleich ausgebildet sein...