Geplante Änderung des Notfallsanitätergesetzes durch das BMG

  • Korrekt. Das kommt recht konkret aus den (meist aus dem militärischen Bereich stammenden) Studien raus. Die subjektive Leidenszeit, bzw. unterbliebene/nicht mögliche Hilfe/Analgesie. Klar machen 4-5 Stunden oder gar 1-2 Tage einen deutlicheren Unterschied, aber auch vergleichweise wenige Minuten können Patienten nachhaltig traumatisieren. Habe da zB mal eine interne ganz interessante Studie mit AWR Patienten gelesen. Die warten ja auch nicht Stunden auf ihre Schmerzmedikamente. Trotzdem scheint das bei der Gesamtbewältigung des Traumas "Operation" (waren nur elektive Patienten) einen deutlichen Unterscheid zu machen.

    Hilope. Du hast konkret und (scheinbar - auch wenn ich das nicht so verstanden habe) nur das pyhsiologische Schmerzmodell angesprochen. In den mir bekannten Modellen wir der psychischen Komponente mittlerweile aber auch ein ungefähr gleichwertiger Anteil zugesprochen. D.h. Schmerzentstehung und auch Schmerztherapie sollte immer als holistischer Ansatz betrachtet werden. Da geht übrigens wenn man mal in die Kongresse und Literatur schaut übrigens auch in der Akut-Schmerztherapie der Trend hin. Antidepressiva/Antiepileptika & andere Co-Analgetika auch shcon im AWR, bzw. der Notaufnahme. Ich finde es sinnvoll und hab selbst schon Erfolg damit gehabt (letzter Fall zB Patientin mit Beinischämie nach Knie-TEP--> Re-Kanalisierung --> Ischämie, bzw. Postischämiescchmerz. Opioide wenig effizient. Dynastat + Ketamin für die akute Shcmerzdurchbrechung und oral Lyrica. Sehr effektiv!)


    D.h, wir brauchen sicherlich nicht an jeder Ecke ein Morphin-Depot, aber wenn Hilfe eintrifft, dann sollte die auch helfen können. Und die meisten patienten mit Schwerzen rufen ja (u.a.) an, damit ihnen in punkto Analgesie geholfen wird. D.h. die Erwartungshaltung (auch die innere Erwartungshaltung) ist also klar und konkret.

  • Hilope. Du hast konkret und (scheinbar - auch wenn ich das nicht so verstanden habe) nur das pyhsiologische Schmerzmodell angesprochen. In den mir bekannten Modellen wir der psychischen Komponente mittlerweile aber auch ein ungefähr gleichwertiger Anteil zugesprochen. D.h. Schmerzentstehung und auch Schmerztherapie sollte immer als holistischer Ansatz betrachtet werden. Da geht übrigens wenn man mal in die Kongresse und Literatur schaut übrigens auch in der Akut-Schmerztherapie der Trend hin. Antidepressiva/Antiepileptika & andere Co-Analgetika auch shcon im AWR, bzw. der Notaufnahme. Ich finde es sinnvoll und hab selbst schon Erfolg damit gehabt (letzter Fall zB Patientin mit Beinischämie nach Knie-TEP--> Re-Kanalisierung --> Ischämie, bzw. Postischämiescchmerz. Opioide wenig effizient. Dynastat + Ketamin für die akute Shcmerzdurchbrechung und oral Lyrica. Sehr effektiv!)

    Ganz konkret betreue ich seit mehr als11 Jahren durchgängig bei uns in einer sicher nicht kleinen Klinik die Akutschmerztherapie sowie ganz allgemein die Schmerztherapie in unserem Haus zum größten Teil mit einer Kollegin, die das ausschließlich macht, weil das Interesse bei den anderen Kollegen dafür eher gering ausfällt. Dabei betreue ich Patienten mit akuten Schmerzen, natürlich auch postoperative, mittel- und langfristig schmerzgeplagte Patienten, vom chronischen Kopfschmerz bis zum Phantomschmerz nach Amputationen. Ich habe seit bald 3 Jahren auch die Zusatzbezeichnung "Spezielle Schmerztherapie" und lese nicht wenige Bücher und aktuelle Literatur zu diesem Thema und besuche Fortbildungen, habe so rein auf Physiologie ausgerichtete Kurse wie den Hypnosekurs Medizinische Hypnose der Schmerzgesellschaft und diverse andere belegt. Aber hey, vielen Dank für den jetzt für mich völlig neuen Denkansatz in der Schmerztherapie. Da werde ich mich direkt dazu belesen.


    Wenn du mir jetzt noch eine konkrete Studie zeigst, die belegt, dass das 10-minütige längere Warten auf ein Analgetikum, was auf jeder Station, in jeder Ambulanz, bei jedem HA-Patient nicht zu vermeiden ist, zu jahrelangen chronischen Schmerzen führt, werde ich meine Aussagen diesbezüglich zurück nehmen.


    Und als kleiner Hinweis: Ein Therapieerfolg mit Lyrica und den meisten anderen Co-Analgetika ist im Bereich von Tagen oder eher einer Woche und mehr anzunehmen...

  • Ich sehe hier ehrlich gesagt (noch) ein Kompetenzproblem.

    Die ÄLRD könnten ja Medikamente delegieren, tun sie aber oft nicht. Warum? Weil sie Angst haben, dass es schief geht, und das v.a. bei der Analgesie völlig zu recht. Ja, es gibt viele fitte NFS, die das vermutlich hinbekommen würden. Es gibt aber leider auch die anderen...

    Liebe Leute, bedenkt bitte, ihr hier seid nicht der Durchschnitt, und unter dem Durchschnitt kommt auch noch was. Man kann halt leider nur das erlauben, womit auch der letzte keinem schadet.

    Organisiert erstmal genug Fortbildung, die auch den letzten mitnimmt, und dann reden wir weiter.

    Und genau das ist der Denkfehler. Es wird sich immer am letzten Idioten orientiert.

    Es gibt auch Kollegen im Rd, die komplikationslos auch Fenty, Beloc, Katochelamine und andere Sachen geben könnten, da sie die Erfahrung damit haben und das notwendige Können. Für die macht aber eben auch keiner eine Ausnahme. Wieso eigentlich nicht?

    In vielen anderen Ländern gibt es Kompetenz-Stufen und das geht sehr gut. Wir in D wollen aus irgendeinem irrigen Grund nur eine Stufe und orientieren uns dann an schlechtesten? Wenn ich dieses schon vorhabe, dann muss ich auch SOP für den durchschnittlichen Retter anlegen und nicht für "Sani Doof".

    Aber dann braucht es eben auch ein System, welches diese Personen rausfiltert und entsprechende Maßnahmen einleitet, wie (Nach-)Schulung, Praktika, begleitete Supervision, etc. bis hin zum entziehen der Kompetenz. Will aber keiner.

    Ich persönlich sehe da drei Gründe für:

    1.) das kostet Geld

    2.) das kostet Geld

    3.) ÄLRD haben zumeist keine Ahnung von dieser Thematik. Woher auch? Das bedeutet man müsste jemanden fragen der Ahnung von Methodik, Pädagogik und Co hat. Und das scheitert an Punkt 1 und 2.

  • Ich verstehe deinen Gedanken, nur leider sieht das deutsche System so ein Stufen-System nicht vor.

    Ich stimme dir ja zu, dass es viele NFS gibt, besonders die 3jährigen, die das vermutlich ohne Patientenschädigung hinbekommen würden. Nur leider wurde ein gefühlt ziemlich großer Anteil der „Alten“ komplett abgehängt. Die ü5-Jahre-Ergänzungsprüfung bereitet leider auch nur unzureichend auf das neue Arbeitsfeld vor. Für die 3-5-Jahre-Ergänzungsprüfung waren ja Praxisstunden vorgesehen, die hätten auf dem NEF aber deutlich mehr Sinn gemacht als auf dem RTW. Schade.

    Für mich braucht es hier erstmal Ausbildung, Ausbildung und noch mal Ausbildung. Gerne mit Praktika auf dem NEF, um unter ärztlicher Aufsicht die Wirkungen und Nebenwirkungen der Medikamente kennenzulernen. Wo wir aber wieder bei Punkt 1 und 2 wären: das kostet Geld.


    Mit dem aktuellen Ausbildungsstand gerade der älteren NFS finde ich aber gerade die Analgesie hoch gefährlich...

  • Im Gegensatz zu den theoretisch wirklich toll ausgebildeten dreijährigen NFS, haben die doofen Alten deutlich mehr Analgesien, an unterschiedlichstem Patientenpool live erlebt.

    Wirkliche Erfahrung ist gerade in der Notfallmedizin nicht zu unterschätzen und lernt man nicht während der Ausbildung.

    Bei den meisten "Alten" aus meinem Erfahrungskreis wurde nicht aus Unwissen über Nebenwirkungen oder Dosierungen nichts eigenständig appliziert, sondern weil es verboten war. So wird sich niemals Handlungskompetenz entwickeln.

    Und ich befürchte wir sind bei den Dreijährigen auf dem besten Weg den gleichen Fehler zu machen.

  • Lustiger Weise erlebe ich aktuell, rein subjektiv, viel mehr gute alte Kollegen als gute junge Kollegen.

    Es mag am anderen Bundesland liegen, aber ich bin tatsächlich nicht so begeistert wie viele andere von der 3jährigen Ausbildung hier.

  • Ganz konkret betreue ich seit mehr als11 Jahren durchgängig bei uns in einer sicher nicht kleinen Klinik die Akutschmerztherapie sowie ganz allgemein die Schmerztherapie in unserem Haus zum größten Teil mit einer Kollegin, die das ausschließlich macht, weil das Interesse bei den anderen Kollegen dafür eher gering ausfällt. Dabei betreue ich Patienten mit akuten Schmerzen, natürlich auch postoperative, mittel- und langfristig schmerzgeplagte Patienten, vom chronischen Kopfschmerz bis zum Phantomschmerz nach Amputationen. Ich habe seit bald 3 Jahren auch die Zusatzbezeichnung "Spezielle Schmerztherapie" und lese nicht wenige Bücher und aktuelle Literatur zu diesem Thema und besuche Fortbildungen, habe so rein auf Physiologie ausgerichtete Kurse wie den Hypnosekurs Medizinische Hypnose der Schmerzgesellschaft und diverse andere belegt. Aber hey, vielen Dank für den jetzt für mich völlig neuen Denkansatz in der Schmerztherapie. Da werde ich mich direkt dazu belesen.


    Wenn du mir jetzt noch eine konkrete Studie zeigst, die belegt, dass das 10-minütige längere Warten auf ein Analgetikum, was auf jeder Station, in jeder Ambulanz, bei jedem HA-Patient nicht zu vermeiden ist, zu jahrelangen chronischen Schmerzen führt, werde ich meine Aussagen diesbezüglich zurück nehmen.


    Und als kleiner Hinweis: Ein Therapieerfolg mit Lyrica und den meisten anderen Co-Analgetika ist im Bereich von Tagen oder eher einer Woche und mehr anzunehmen...

    Warum bist du so schnippisch? Ich nehme dir doch nichts weg und will dir auch keine Kompetenz oder ZB aberkennen... Zudem gehe ich nicht auf deine Person, deine Tätigkeit oder dein Können ein (das kenne ich nicht und könnte ich darüber hinaus mangels Zusammenarbeit mit dir auch nicht beurteilen), sondern ebenen auf deine Äußerungen. Und du hast bislang rein über das pyhsiologische Modell der chronischen Schmerzentstehung geschrieben - also habe ich einen weiteren Aspekt, der mir in deinen Ausführungen fehlte, ergänzt.


    Und jein. Bei chronischen Schmerzen ist das vollkommen korrekt. Bei Akutschmerzen (also vor Entstehung eines chronischen Schmerzsyndroms) habe ich da schon unterschiedliche Positionen gehört (soweit ich weiß gibt es dazu aber noch keine/wenig Evidenz). Zudem es mir ja auch eher darum ging Medikamente, die eher typisch für die chronsiche Schmerztherapie sind eben schon in der Akutschmerztherapie zu beginnen. Mit dem Ziel einer besseren und schnelleren Symptomkontrolle und eben Verhinderung von chronischen Problemen. Ist jetzt nichts für den RTW, aber eben auch für die (klinisch) Akut- und Notfallmedizin, bzw. den PFC Bereich. Und das war bei mir auch recht konkret diskriminiert ("Dynastat + Ketamin für die akute Shcmerzdurchbrechung").


    Zudem man sich im klaren sein muss (was viele nicht sind, du wirst es mit deinem Hintergrund sicherlich entsprechend einordnen), was Co-Analgetika sind und das da eben nicht nur um Pregabalin oder Duloxetin geht. Stichwort Opioidfreie Anästhesie und Co..


    Was diene Forderung nach Studien angeht, wie gesagt, es geht nicht um 10min, aber es geht um deutlich kürzere Zeiträume als man eben teilweise denkt - auch eben aufgrund der psychologischen/emotionalen Komponente. Spannend in dem Zusammenhang auch Studien, die die Auswirkung von Regionalverfahren auf die Entwicklung von chronischen Schmerzen, bzw. Schmerzstärke im AWR/Analgetikagebrauch untersucht haben. Hier geht es ja auch um vergleichweise kurze Eingriffe (gerade im Bereich der UC/Ortho/PC), zudem ist praktischerweise (in Kombination mit einer Vollnarkose) der psychologische Bereich des erlebten Traumas, bzw. erduldeten Schmerzes ausgeschaltet. Signifikante Unterschiede ließen sich trotzdem nachweisen.


    Um es zusammenzufassen: Es geht sicherlich nicht um Minuten, aber man sollte auch vergleichsweise kurze Zeiträume nicht unterschätzen. Zumal es einfach unethisch ist Menschen länger als nötig Schmerzen leiden zu lassen. Und das auch RFP effiziente und komplikationsfreie Analgesie betreiben kann (von peripheren Analgetika über Ketamin bis hochpotenten Opioiden wie Fentanyl) ist auch in Deutschland schon seit Jahrzehnten erlebte Realität. Klar braucht man entsprechende Aus- und regel. Fortbildung, klar braucht man Überwachung und Kontrolle - aber das bestreitet auch niemand. Was ich allerdings nicht verstehe, was du da ein Problem mit hast. Denn es ist ja nicht erst zu beweisen, es ist schon lange Realität (nur halt nicht überall).

    Oder reden wir auch aneinander vorbei und du hast gar kein Problem damit??

  • Klar, wenn ich mich hinstelle und sage, "Frau Müller, ich könnte Ihnen jetzt sofort helfen, ich habe alles vorbei, ich darf es aber nicht. Jetzt müssen wir nutz- und hilflos 10 Minuten unnötigerweise warten. Was für eine echt miese Situation für Sie und mich!" hinterlässt der Einsatz bei Patienten natürlich einen anderen Eindruck, als wenn ich sage, "Frau Müller, wir bereiten alles vor, nehmen Sie an den Monitor, geben Ihnen schon einmal Sauerstoff, bis der Arzt mit dem Schmerzmittel gleich eintrifft."


    Ich denke ich weiß wie ich strukturiert am Patienten bis zur Analgesie hinarbeite und empfinde diesen Absatz als sehr anmaßend meiner Arbeit gegenüber, schon weil es impliziert dass ich so arbeiten würde wie in Satz1 von dir dargelegt.


    Aber nein, der Patient ruft wegen Schmerzen an - die Leitstelle baut einen Einsatz ohne Notarzt daraus. Das nimmt aber nicht die Pflicht von mir das Schmerzlevel auf ein für den Patienten tolerables Niveau zu senken. (und ja, da sind durchaus auch Maßnahmen wie Lagerung, Kühlung, Immobilisation bzw. Schienung, Verband und Empathie auch dabei und führen gar nicht selten zum Erfolg)


    Ich werde allerdings nicht neben einem Patienten sitzen bleiben und auf den Notarzt warten - nur damit der zeitverzögert eine Analgesie durchführt die durchaus auch in meinem Kompetenzniveau beschrieben ist. Es ist schön dass ich hier jetzt nicht mehr mit dem Strafgesetzbuch argumentieren muss sondern mit einem Erlaubnisparagraf arbeiten darf. Ich mache das eigenständig und voll verantwortlich, gerne diskutiere ich das auch vor Gericht aus - wird aber wohl wieder mal nie passieren, so wie unter dem alten Paragraf ebenfalls, außer ich baue großen Bockmist - davor kann mich dann aber nichts bewahren.

  • Und du hast bislang rein über das pyhsiologische Modell der chronischen Schmerzentstehung geschrieben - also habe ich einen weiteren Aspekt, der mir in deinen Ausführungen fehlte, ergänzt.

    Weil es langsam ermüdend wird. Wenn ich die hier herbei konstruierten Zusammenhänge lese, dann weiß ich nicht, ob ich lachen oder weinen soll, dann wird man auch mal schnippisch. Wie sprechen über die akuteste Akutschmerztherapie im Bereich von nicht einmal 30 Minuten. Wenn eine unmittelbare Nicht-Behandlung von Schmerzen egal ob auf physiologischer, psychologischer, sozialer oder spiritueller Ebene häufig und signifikant zu chronischen Schmerzen führen würde, würden weltweit die meisten Menschen mit eben diesen chronischen Schmerzen durch die Gegend laufen. Die Geschichtsbücher wären voll, dass ein Großteil der Menschheit chronisch schmerzgeplagt gewesen war. Das ist aber nicht der Fall. Das liegt daran, dass schon alleine durch physiologische Prozesse Schmerzen und deren Genese wieder beenden bzw. deutlich absinken lassen. Deswegen betone ich die physilogische Komponente. Die Psyche hat in diesem Zusammenhang eine untergeordnete Rolle, auch wenn sie natürlich Schmerzen verstärken oder abschwächen kann.


    Zudem es mir ja auch eher darum ging Medikamente, die eher typisch für die chronsiche Schmerztherapie sind eben schon in der Akutschmerztherapie zu beginnen. Mit dem Ziel einer besseren und schnelleren Symptomkontrolle und eben Verhinderung von chronischen Problemen. Ist jetzt nichts für den RTW, aber eben auch für die (klinisch) Akut- und Notfallmedizin, bzw. den PFC Bereich. Und das war bei mir auch recht konkret diskriminiert ("Dynastat + Ketamin für die akute Shcmerzdurchbrechung").

    Pauschal erst einmal alle mit Analgetika zu versorgen ist genauso kontraindiziert, wie eine Unterversorgung. Die Medikamente, die hier zur Anwendung kommen, haben fast alle einen erheblich zentral wirksamen Anteil und sollten unter Vorsicht angewandt werden. Einen 20-Jährigen, den man mal prophylaktisch mit diversen antineuropathaischen Co-Analgetika eingestellt hat, entlässt man dann nicht einfach mal so nach ein paar Tagen.


    Deine angesprochene Medikation ist jetzt keine Wundermaßnahme, sondern lediglich die Anwendung für die Schmerztherapie zugelassener Medikamente, analog zu häufig notwendigen Opiat-Rotationen. Umgangssprachlich könnte man auch sagen, man hat eben was anderes ausprobiert. Das ist in der Schmerztherapie aber gängig und zulässig bzw. meistens auch nötig.


    Was diene Forderung nach Studien angeht, wie gesagt, es geht nicht um 10min, aber es geht um deutlich kürzere Zeiträume als man eben teilweise denkt - auch eben aufgrund der psychologischen/emotionalen Komponente. Spannend in dem Zusammenhang auch Studien, die die Auswirkung von Regionalverfahren auf die Entwicklung von chronischen Schmerzen, bzw. Schmerzstärke im AWR/Analgetikagebrauch untersucht haben. Hier geht es ja auch um vergleichweise kurze Eingriffe (gerade im Bereich der UC/Ortho/PC), zudem ist praktischerweise (in Kombination mit einer Vollnarkose) der psychologische Bereich des erlebten Traumas, bzw. erduldeten Schmerzes ausgeschaltet. Signifikante Unterschiede ließen sich trotzdem nachweisen.

    Natürlich spielt die Kommunikation und der Umgang mit Patienten eine erhebliche Rolle für den Therapieerfolg, Stichwort Placebo-Effekt (positiv gemeint). Wenn ich dem Patienten einfach kurz sage, nehmen Sie das Oxycodon zwei mal am Tag, wird das deutlich weniger einen Effekt haben, als wenn ich mir für ihn ernsthaft Zeit nehme, ihm richtig zuhöre, seine Schmerzgeschichte mit ihm bespreche, Lösungsvorschläge anbiete, unter denen er wählen kann, ich ihm die Wirkung der Medikamente ausführlich erläutere. Hier kann ich vermutlich mit dem Bruchteil der Dosis zum ersten Vorgehen auskommen und dennoch eine deutlich stärkere Schmerzreduktion erreichen.


    Das spricht übrigens dafür, dass man auch im Rettungsdienst mit einem sehr empathischen, weniger auf schnelle Medikamentengabe fixiertem Vorgehen auch ohne Opiate etwas erreichen kann. ;)

  • ich gebs auf :/

    Hier werden ständig Sachen vermengt. Wenn die Schmerztherapie eine Notarzt-Indikation darstellt, dann muss die Leitstelle auch einen schicken. Sonst ist sie für den Zeitverlust verantwortlich.

    Ich werde allerdings nicht neben einem Patienten sitzen bleiben und auf den Notarzt warten - nur damit der zeitverzögert eine Analgesie durchführt die durchaus auch in meinem Kompetenzniveau beschrieben ist. Es ist schön dass ich hier jetzt nicht mehr mit dem Strafgesetzbuch argumentieren muss sondern mit einem Erlaubnisparagraf arbeiten darf. Ich mache das eigenständig und voll verantwortlich, gerne diskutiere ich das auch vor Gericht aus - wird aber wohl wieder mal nie passieren, so wie unter dem alten Paragraf ebenfalls, außer ich baue großen Bockmist - davor kann mich dann aber nichts bewahren.

    Aber genau das ist eben sehr strittig. Nur weil du das so siehst oder empfindest, bedeutet das nicht, dass es auch gesetzlich richtig ist.

  • Im Gegensatz zu den theoretisch wirklich toll ausgebildeten dreijährigen NFS, haben die doofen Alten deutlich mehr Analgesien, an unterschiedlichstem Patientenpool live erlebt.

    Wirkliche Erfahrung ist gerade in der Notfallmedizin nicht zu unterschätzen und lernt man nicht während der Ausbildung.

    Natürlich ist ein Vergleich eines Anfang zwanzigjährigen frischen NFS nicht mit einem zu vergleichen, der seit 20 Jahren im Beruf und immer up-to-date ist. Den Vergleich, den man anstellen muss, ist der frische RettAss mit dem frischen NFS. Und da wird der frische NFS, sofern er die Ausbildung angemessen absolviert hat, den RettAss deutlich schlagen.

  • Hier werden ständig Sachen vermengt. Wenn die Schmerztherapie eine Notarzt-Indikation darstellt, dann muss die Leitstelle auch einen schicken. Sonst ist sie für den Zeitverlust verantwortlich.

    eben nicht. Es gibt durchaus die Situation, dass sich eine Verletzung nach einem nach 2c deligierbarem Schmerz anhört am Telefon (Es ist ja nicht Aufgabe der ILS eine komplette Anamnese zu erheben) - sich vor Ort aber nicht so darstellt.


    Bestes Beispiel ist da die in Bayern bestehende Delegation zur isolierten Extremitätenverletzung - Die ILS Hört: "Ich glaube ich habe mein Arm gebrochen, bitte schicken sie mir jemanden, das tut sehr weh."


    ILS schickt einen RTW, dieser stellt vor Ort fest, dass der Algorithmus "Isolierte Extremitätenverletzung" nicht durchführbar ist, weil wir in der Körperlichen Untersuchung leider eine Begleitverletzung finden und so die Delegation nicht mehr greift.


    und Schwups ist man in der Situation dass man eigtl. mit der Analgesie starten kann, aber jetzt erst ein Notarzt angefordert wird. Diese Zeit wird kein verantwortungsvoller Notfallsanitäter Däumchendrehend vergehen lassen. Natürlich sind von dir und mir angesprochene Maßnahmen wie ein empathischer Umgang mit dem Patienten und umfassende non-invasive Maßnahmen zu diesem Zeitpunkt auch bereits durchgeführt. Und das ist - meiner Meinung und auch der Meinung gängiger Juristen nach alter Rechtslage möglich (eben über die Rechtfertigung des §34) und nach neuer Rechtslage ab jetzt erlaubt.


    Natürlich gibt es immer wieder Ärzte die meinen die Arbeit von studierten Juristen auch noch nebenbei ausführen zu können und ihre Meinung in den Äther zu blasen. Nur Erfolg haben die dabei selten.

  • Natürlich ist ein Vergleich eines Anfang zwanzigjährigen frischen NFS nicht mit einem zu vergleichen, der seit 20 Jahren im Beruf und immer up-to-date ist. Den Vergleich, den man anstellen muss, ist der frische RettAss mit dem frischen NFS. Und da wird der frische NFS, sofern er die Ausbildung angemessen absolviert hat, den RettAss deutlich schlagen.

    Das ist mir schon klar und meine Aussage bezog sich auf Saphiras Aussage, dass sie im Moment die Dreijährigen für kompettener hält als ein "Großteil" der Alten, was eigenständige Analgesie angeht. Das sehe ich durchaus anders.

  • Gegen eine sehr insuffiziente Abarbeitung einer Notrufmeldung kann vermutlich auch das beste Gesetz nichts ausrichten.

    Muss nicht unbedingt an einer insuffizienzten Abfragen liegen sondern an der typischen Fehlallokation der NEF's. Meine Leitstelle ist recht "trigger-happy" was NEF Alarmierung angeht und es deshalb häufig vorkommt, dass der NA 20 Minuten Anfahrzeit hat weil das zuständige NEF bei Patienten ist, die eig keinen NA benötigen.

    Aber da drehen wir uns wieder im Kreis und wurde alles schon tausendmal durch diskutiert.

  • Das ist mir schon klar und meine Aussage bezog sich auf Saphiras Aussage, dass sie im Moment die Dreijährigen für kompettener hält als ein "Großteil" der Alten, was eigenständige Analgesie angeht. Das sehe ich durchaus anders.

    Es freut mich wirklich für euch, wenn ihr es geschafft habt, die Alten mitzunehmen. Hat hier leider nicht geklappt. Ich weiß nur nicht, ob bei uns die 3jährige Ausbildung so gut ist, oder die Fortbildung so schlecht, da ich keinen Vergleich zu anderen Bundesländern habe. Fakt ist aber, ich würde mich von fast allen jungen NFS behandeln lassen, aber nur von ner handvoll der Alten...


    Die bayerische 1c/2c-Schulung fand ich persönlich auch völlig fürn A..... Da ging es nur um die rechtlichen Rahmenbedingungen, auf die delegierten Medikamente wurde überhaupt nicht eingegangen, da dies ja schon Inhalt der NFS-Ausbildung war. Bei den 3jährigen ja, bei der ü5-Ergänzung kaum.


    Klar hat man nach 30 Jahren Berufserfahrung so einige Analgesien gesehen. Aber hat man sich auch gemerkt, wie viel von was der Doc bei welcher Symptomatik und Konstitution des Patienten gespritzt hat, und wie der Patient da drauf reagiert hat? Einige interessierte Leute bestimmt, aber viele sicher auch nicht, weil man selbst darf es ja eh nicht. So viel zum Thema Berufserfahrung...


    Zum Thema Antiemetika, da wurde ich auch nicht nur einmal vom Doc explizit gefragt, ob wir außer Vomex noch was anderes dabei haben, ohne dass es eine für mich klare Kontraindikation für das Vomex gegeben hätte. Ganz so einfach scheint die Sache für mich nämlich nicht...

  • Mit dem aktuellen Ausbildungsstand gerade der älteren NFS finde ich aber gerade die Analgesie hoch gefährlich...

    Das finde ich ziemlich anmaßend. Meine Kollegen wenden die gleichen, umfangreichen Algorithmen an wie ich (nach Vollausbildung) auch. Und wenn ich mit denen Fahren darf, dann empfinde ich das nicht als hoch gefährlich.

  • Zum Thema Antiemetika, da wurde ich auch nicht nur einmal vom Doc explizit gefragt, ob wir außer Vomex noch was anderes dabei haben, ohne dass es eine für mich klare Kontraindikation für das Vomex gegeben hätte. Ganz so einfach scheint die Sache für mich nämlich nicht...

    Das dürfte daran liegen, dass nicht jedes Antiemetikum für jede Ursache der Übelkeit effektiv ist.