Ein NA für 250.000 Einwohner scheinbar etwas sparsam

  • Ach, seitdem ich mitbekommen habe, dass es hier eine Klinik gibt die lieber Patienten für 1-2h auf Normalstation verlegt damit sie keinen Arzt stellen muss für die Verlegung mit dem RTW (ITW gibt es im südlichen BW ja quasi nicht)...

    Solche Lösungen wie in BW und RLP sind für mich Verlegearzt-RTWs, nicht mehr (denn technisch können sie ziemlich genau das was VEF und RTW in Bayern können - auch mit entsprechender Erreichbarkeit).


    Aus meiner Sicht wäre genau das - VEF oder V-RTW System + ein echtes ITW System analog dem bayerischen System dringend notwendig.

    Aber nunja.

  • Der sehr stabile Intensiv-Patient mit vielleicht leichtem, absaugungswürdigem Sekretverhalt oder niedrigstem Noradrenalin-Bedarf wird dann aber tagsüber mit dem "ITW" gefahren, was jeder RTW locker solo machen könnte. Paradox.

    Das kann ich sogar noch toppen: GCS 15, tracheotomiert, atmet feuchte Nase, ZVK. Sonst nix...


    Letztlich habe ich hier die Situation, dass so gut wie kein zeitkritischer Patient von diesem ITW-System profitiert, weil diese schnellst möglich verlegt werden müssen oder Fahrten eben abends, nachts oder am Wochenende stattfinden. Wenn der Patient mehr als einen Perfusor benötigt, wird es schon rechtlich grezwertig, weil in den hiesigen RTW nur einer fest an der Wand verlastet ist, ein zweiter des NEF aber nicht an diesem (wie zum Beispiel bei Fresenius oder Braun) aufeinander gestapelt werden kann. Von einem dritten gar nicht zu sprechen, den gibt es schlicht nicht. Also bleibt letztlich nur die Trage als Ablageort. Die Monitore könne regelhaft keine Arterie ableiten, was bei hohen Katecholamindosen nur durch das Mitführen fremder Monitore der Kliniken auf der Trage als Lösung erscheinen lässt.

    Wir haben hier zu mindestens den Vorteil, dass alle NEF mit art. Druckmessung im Defi/Monitor ausgestattet sind sowie alle auch einen Respirator an Bord haben, die mehr als nur IPPV / CPPV können (Hamilton T1 oder Medumat Transport). Die Defi-Monitor-Einheiten und die Respiratoren sollen zwischen den beiden Rettungsdienstträgern aber vereinheitlicht werden (die, die noch Phillips MRx und Medumat Transport haben, stellen bald auf C3 und Hamilton T1 um, wie der andere Rettungsdienstbereich auch). Mehr als zwei Spritzenpumpen geht hier aber auch nicht.


    Allerdings machen wir hier auch recht häufig Verlegungen mit RTW+NEF, weil die ITW mit planbaren Transporten sehr oft ausgelastet sind und somit für dringliche Verlegungen (innerhalb von 2 Stunden) ohnehin nicht zur Verfügung stehen. Notfallverlegungen (sofort) sind auch nur mit RTH / ITH oder RTW+NEF möglich. Drei offizielle ITW für ein ganzes Bundesland sind halt etwas wenig und verursachen lange Anfahrtzeiten. Viele Transporte nach weit-weit-weg (schon mal angesprochen, Kreischa, Leezen, Bayern, usw.) binden die ITW den gesamten Tag.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Also echte Intensivtransporte sind erfahrungsgemäß immer disponabel. Die brauchen eh unfassbar viel Zeit für Vorbereitung, Material, Übergabe, Umlagern, Nachsteuern, etc... Das sind dann auch die Patienten, die von einem erfahrenen Team und einem echten ITW (da rede ich bewusst nicht vom RTW mit etwas besserer Trage und vier Perfusoren) profitieren. Wie man so etwas z.B. - sogar mit relativ adäquater Auslastung - machen kann zeigen wieder mal die Niederländer. Aber da ist das halt auch zentral organisiert.

    Das Problem mit der Bezahlung/Freistellung wurde ja schon angesprochen...

  • In dem Landkreis Harburg werden (soweit ich das Mitbekomme) idR ITW aus Hamburg geholt weil die Transporte meist dorthin gehen.

    Nur wenn eine entsprechende Dringlichkeit besteht. Planbare ITW Transporte werden aus Hannover oder Oldenburg bedient.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das kann ich sogar noch toppen: GCS 15, tracheotomiert, atmet feuchte Nase, ZVK. Sonst nix...

    Ich finde diesen blöden ÄLRD Algorithmus aus Bayern gerade nicht... ohne Pflegekraft wäre der Transport dann zwingend Arzt begleitet.

    (Tracheostoma und Absaugen...)


    (Meine Meinung sollte zwischen den Zeilen bekannt sein. ;-) )

  • die 1. sehr viel Expertise haben und 2. durchaus Bock haben und motiviert sind ein, zwei Tage im Monat mal wieder „richtig und nur“ Arzt zu sein

    Wow... 1-2 Tage im Monat mal richtig wieder Arzt zu sein. Dann brauche ich für den Dienstplan maximal 10-20 Oberärzte bzw. Chefärzte.

    ;-)


    Aber mal im Ernst: Die Aussage 1-2 Tage könnte ich mir das vorstellen, zeigt, dass niemand sagt: Das möchte ich 20 Tage pro Monat machen...

    Es ist einfach nicht der Burner entweder akademische Krankentransporte durchzuführen oder mit Halbtoten durchs versorgungstechnische Nirvana zu reisen. (Um vom einen Extrem auf das andere Extrem zu lenken.)


    Unterm Strich hilft da eines für die Psychohygiene:

    Mehr Cash pro Stunde. :)

  • Bezweifle ich stark, das es weniger Stress gibt bei mehr Geld.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Bezweifle ich stark, das es weniger Stress gibt bei mehr Geld.

    Dann nenne es "Schmerzensgeld".

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • Da wäre doch weniger Arbeitsbelastung eine bessere Lösung, statt reich und ausgebrannt oder?

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Ich finde wenig Arbeit für viel Geld am besten...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.