Fachweiterbildung "Notfallpflege"

  • Hallo zusammen,


    erstmalig werden wir aus unserem Krankenhaus eine Krankenschwester aus der Notfallambulanz im Rahmen ihrer Weiterbildung zur Notfallpflege für ein 200 stündiges Praktikum an unserer Rettungswache begrüßen dürfen.


    Nur leider hat weder die Schule, das Krankenhaus noch wir als Rettungswache für diese Art von Praktikum ein Curriculum, Berichtsheft o.ä. mit Zielsetzung.


    Habt ihr dafür Ideen bzw. liegt euch sowas vor?

  • Vorgegebene Inhalte gibt es nicht.

    Vorgeschrieben ist lediglich, dass es eine Lehrrettungswache sein muss und entsprechende Praxisanleiter zur Verfügung stehen müssen. 10% der 120 Pflichtstunden sind in Form von Praxisanleitung zu absolvieren.

    Primär in der Pflicht Inhalte vorzugeben sähe ich die Weiterbildungseinrichtung, da die Weiterbildung allerdings noch sehr neu ist wird es da einfach noch nichts konkretes geben. Pragmatisch wäre mit der Kollegen Ziele für ihren Einsatz festzulegen. Ich würde mich da an den Inhalten des RS-Wachenpraktikums orientieren.

    Ziel dieses Praxiseinsatzes ist ja weniger das Vermitteln von konkretem, fachpraktischen Wissen, sondern viel mehr der Blick über den Tellerrand, Verbesserung der Schnittstellenarbeit, schlicht das Entwickeln von Verständnis für die Tätigkeit der Kolleg:innen aus dem Rettungsdienst.

  • Ich sehe handwerkliche Fähigkeiten auch nicht primär als Praktikumsinhalt an.


    Eher Sachen wie Einsatzablauf, präklinische Patienteneinschätzung (stabiler Vs. kritischer Patient), ABCDE-Abarbeitung, Kommunikation mit Leitstelle und Krankenhäusern o.ä.

  • Nur leider hat weder die Schule, das Krankenhaus noch wir als Rettungswache für diese Art von Praktikum ein Curriculum, Berichtsheft o.ä. mit Zielsetzung.

    Schön, dass wenigstens das bundeeinheitlicher Standard ist :face_with_rolling_eyes:


    Bei uns sind auch einige vom Haus sowohl im Haus als auch im Rettungsdienst unterwegs. Da man sich kennt, kann man vielleicht etwas mehr machen, als wenn jemand total Fremdes mit dabei ist. Allerdings ist der Zeitrahmen ja tatsächlich kaum mehr als beim bisherigen RS und ohne jegliche Vorgaben auch ein wenig frustrierend für allen Beteiligten.

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    Vorgeschrieben ist lediglich, dass es eine Lehrrettungswache sein muss und entsprechende Praxisanleiter zur Verfügung stehen müssen. 10% der 120 Pflichtstunden sind in Form von Praxisanleitung zu absolvieren.

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    Kann es sein, dass das wieder Länder - spezifisch ist?

  • Wäre es dann nicht sinnvoll gewesen den RS in die Weiterbildung zu integrieren?

    Was denn davon? Der größte Teil der Theorie ist in der Pflegeausbildung mehr als abgedeckt, die meisten rettungsdienstlichen Tätigkeiten durch die eigentliche Arbeit in den Notaufnahmen ebenso (vielleicht etwas Rettungslogistik, die ist aber für die Weiterbildung auch eher nicht relevant) und das Klinikpraktikum ohnehin. Bleiben die Stunden auf dem RTW ;)

  • Wäre es dann nicht sinnvoll gewesen den RS in die Weiterbildung zu integrieren?

    Die relevante Sache aus dem RS-Lehrgang, die für eine dreijährig ausgebildete Pflegekraft mit Berufserfahrung in der Notaufnahme noch neu ist, wäre das Rettungswachenpraktikum. Und das wird ja absolviert. Theoretisch ließe sich bestimmt ein Konstrukt erstellen, nach dem Praxiseinsatz die RS-Prüfungswoche zu absolvieren und dann ein RS-Zeugnis zu erhalten. Die Frage ist welchen Benefit das bringt. Wer das gerne tun möchte, wird diesen Weg gehen und sich die Teile seiner Aus- und Weiterbildung anerkennen lassen können. Für alle anderen wären das unnötige Kosten und Mühen.

  • Genau weil ja schon eigentlich alles drinn ist, wundert es mich das man das Zertifikat nicht mit eingebunden hat. Es sorgt halt doch für Stallgeruch wenn eine Krankenschwester die auch RS ist in der Notaufnahme arbeitet nach dem Motto „däs isch d Gisela, die isch au RS“. Weiter wären die Fragen die hier nach dem Praktikum gestellt wären hinfällig, da allen klar ist das es ein RS Praktikum ist.

  • Den Umgang mit Trage und Tragestuhl wird man in dem Praktikum sicher erlernen. Schaufeltrage, Spineboard, Vakuummatratze- und Schienen werden sicherlich im Einsatz nicht wie in einer Schulungssituation erklärt. Das lässt sich bei der Vorbildung aber locker an einem Tag machen.

    Die abschließende Prüfung würde es dann diesen Personen ermöglichen als RS ab und zu mal auf dem RTW zu fahren um ein "update Straße" zu bekommen.

  • Und wann kommt endlich mal die Erkenntnis, dass der Job im RD (auch als RS) nichts ist, was man einfach mal so ab und zu machen kann um ein „Update Strasse“ zu bekommen?

    Auch ein RS benötigt, neben den medizinischen Skills, Routine in technischen und organisatorischen Abläufen, Fahren mit Sondersignal usw. Das ist für GfB oder Teilzeitler manchmal schon grenzwertig. Aber nur weil ich in der Weiterbildung den RS gemacht habe, kann ich doch nicht sagen, ich setz mich mal wieder auf den RTW für ein Update.
    Ich habe nach meiner Auswanderung aus „nostalgischen Gründen“ noch ab und zu eine Schicht in D gemacht. Das ging aber ganz schnell, dass mir da die Routine gefehlt hat (obwohl ich ja denselben Job in CH nur halt unter anderen organisatorischen Bedingungen gemacht habe).
    Als „Dritter“ natürlich jederzeit, aber da brauch es wiederum auch nicht zwingend den RS für med. vorgebildete Personen.

  • Ich denke jedoch auch, dass ein NotSan, ein PAL oder auch ein RD-Ausbildungsleiter auch so ungefähr eine Vorstellung haben sollten, was sich hinter einer Fachweiterbildung Notfallpflege (oder auch A/I) stecken könnte, wenn man sich auch ein wenig für seine interdisziplinäre Arbeitsumgebung interessiert. Und wenn konkrete Anfragen für Praktikumsplätze an den Rettungsdienst gestellt werden, dann würde ich (wenn ich RD-Ausbildungsleiter oder PAL wäre) gezielt nach einem Lernzielkatalog fragen und ggf. einen engeren Kontakt mit der Ausbildungsstätte der Pflege suchen, damit ich eben den Einblick dafür bekomme den ich brauche, damit ich den Auszubildenden in der Notfallpflege die Qualität im Praktikum bieten kann, die er oder sie benötigen. Gleiche Erwartungen gibt es ja auch von unserer Seite an die Ausbildung der RettSan oder NotSan im Klinikpraktikum.


    Semi-Offtopic: Gibt es eigentlich schon irgendwelche Erfahrungen oder Regelungen zwecks Verkürzungsmöglichkeiten in der Fachweiterbildung Notfallpflege für Krankenpfleger, die auch NotSan sind? Da wäre ich ja neugierig drauf.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Und wann kommt endlich mal die Erkenntnis, dass der Job im RD (auch als RS) nichts ist, was man einfach mal so ab und zu machen kann um ein „Update Strasse“ zu bekommen?

    Auch ein RS benötigt, neben den medizinischen Skills, Routine in technischen und organisatorischen Abläufen, Fahren mit Sondersignal usw. Das ist für GfB oder Teilzeitler manchmal schon grenzwertig.

    Ich finde, dass die RettSan Ausbildung in Deutschland generell auf den Prüfstand gehört. Hier werden den RettSan auf den KTW öfters heimbeatmete Patienten anvertraut, die von Weaningstationen in Pflegeheime verlegt werden sollen. Damit rechtlich alles in Ordnung ist, werden die RettSan crash-mäßig in das Heimbeatmungsgerät eingewiesen und dann geht die Post ab. Ob die RettSan jedoch überhaupt wissen, was sie da tun steht auf einem anderem Blatt. Aufmucken tut jedoch keiner, weil es bezüglich dieser Regelung schon genug Theater in der Vergangenheit gab. Ob das jedoch immer so sinnvoll ist? Ich bin nicht mehr davon überzeugt, dass die Ausbildungslänge und die Inhalte für den RettSan noch zeitgemäß sind. Auch der RettSan Plus nicht (Entsprechende Erfahrungen mit Überforderungen auf den NKTW sind mir da noch in Erinnerung). Das sollte man anpacken. Ich vermute jedoch, dass dann Aufgrund eines "drohenden Zusammenbruchs des erweiterten RD / KatS" ein Aufschrei aus der Ecke der Hiorgs zu erwarten ist, weil man dem Ehrenamt dann die letzte rettungsdienstliche Qualifizierungsmöglichkeit nimmt. Das ist mir jedoch egal, dafür müssen halt auch Lösungen gefunden werden.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Kann man als NotSan die Fachweiterbildung Notfallpflege eigentlich auch erreichen?

    Dazu fehlt jedoch die Grundqualifizierung als Krankenpfleger*in. Die Fachweiterbildungen in der Pflege bauen auf dieser Grundlage auf. Ich würde daher nein sagen. Grundsätzlich könnte man jedoch die Idee einer Fachweiterbildung für NotSan arbeiten, z.B. für den Intensivtransport. Das hatte ich ja schon einige Male hier angesprochen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Das ist mir jedoch egal, dafür müssen halt auch Lösungen gefunden werden.

    Prima, ich freue mich auf deinen Vorschlag, wie man die Ausbildungen in der präklinischen Daseinsfürsorge (also RD/KATS/BS) reformieren kann so das diese auf dem jetzigen Stand bleibt, idealer weise noch besser wird.

  • Ich habe nicht gesagt, dass ich die Patentlösung dafür habe. Ich sagte, dass auch dafür Lösungen gefunden werden müssen. Eine Lösung könnte sein, dass man den RettSan in der derzeitigen Form dem KatS überlässt und für den Rettungsdienst eine einjährige Ausbildung, analog oder ähnlich der Ausbildung in der Krankenpflegehilfe, aufbaut.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Prima, ich freue mich auf deinen Vorschlag, wie man die Ausbildungen in der präklinischen Daseinsfürsorge (also RD/KATS/BS) reformieren kann so das diese auf dem jetzigen Stand bleibt, idealer weise noch besser wird.

    ich glaube die Diskussion um die RS Ausbildung haben wir hier schon öfter geführt.
    Eine grundsätzliche Trennung der Vorraussetzungen für RD und KatS stünde für mich da im Vordergrund. Der jetzige RS kann ja für alles ausserhalb des RD bestehen bleiben (EA SanDienst, KatS, FR etc.).
    Für eine verantwortliche Tätigkeit im RD könnte man darauf aufbauend entsprechende Weiterbildungen anbieten (ggf. auch modular um die Ausbildung auch „nebenher“ zu ermöglichen, so dass man z.B. auf ein Jahr Ausbildung ähnlich dem TS in CH kommt).


    PS: Harris hat parallel fast dasselbe geschrieben, sorry :)