Kassel: Wehrloser Syrer in Flüchtlingsunterkunft von Sanitäter geschlagen

  • Das ist ein Zitat aus dem Initialen Aufmacher-Artikel dieses Fadens..

    Und deswegen kann man den Titel nicht ändern?

    :rtw: "Rettungsdienst" sind die Typen, die zu einem kommen, wenn man etwas getan hat, wofür man eigentlich zu dämlich ist. :rtw:

  • Wobei man auch da vorsichtig sein muss - ich kenne Kollegen die ähnliche ÜS/Urlaubsberge vor sich her schieben, aber das liegt im wesentlichen an alten Verträgen und die Zahlen sind über 15-20 Jahre angesammelt.


    (Was betriebswirtschaftlich übrigens große Scheisse ist...)

    Ich lese den Artikel so, dass es Urlaub plus viele Überstunden waren. Und Überstunden sammelt man schnell in beachtlicher Menge (mit in der Theorie allen rechtlichen Konsequenzen, wie Überschreitung Höchstarbeitszeit, zulässige Wochenarbeitszeit, fehlende Ruhezeiten etc. Das betrifft nicht den konkreten Fall!!!)


    Wieder ein erschreckendes Beispiel der Pressearbeit der deutschen Medienlandschaft.

    Verwundert nehme ich auch das Verhalten der Hilfsorganisation als Arbeitgeber zur Kenntnis.

  • Ein Arbeitgeber hat auch Verantwortung für seine Mitarbeiter. Wenn der Mitarbeiter bisher nicht aufgefallen war und jahrelang beschäftigt wurde, warum kann man diesen nicht erst einmal freistellen um das Ergebnis der Ermittlungen und des Strafverfahrens abzuwarten, um diesen dann zu kündigen, wenn er schuldig ist? Nun ist der Mitarbeiter rehabilitiert, sein Leben jedoch zerstört. Vielleicht ist der Arbeitgeber (und das System) auch an der (Stress) Reaktion mit schuld, da die Arbeitsbedingungen (Belastung, Ausnutzung, Überstunden, usw.) nicht (mehr) stimmen? Hat der Arbeitgeber das vielleicht einmal evaluiert? Nööö? Okay, hängt ihn höher…


    Nur damit das nicht falsch verstanden wird: Ich fand die Reaktion auch nicht in Ordnung. Allerdings habe ich mit dem Opfer, der auch Täter ist, wenig Mitleid, sofern dieser nicht psychisch krank ist. Wer sich wie ein Arschloch benimmt bekommt ggf. auch mal was aufˋs Maul…

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ein Arbeitgeber hat auch Verantwortung für seine Mitarbeiter. Wenn der Mitarbeiter bisher nicht aufgefallen war und jahrelang beschäftigt wurde, warum kann man diesen nicht erst einmal freistellen um das Ergebnis der Ermittlungen und des Strafverfahrens abzuwarten, um diesen dann zu kündigen, wenn er schuldig ist? Nun ist der Mitarbeiter rehabilitiert, sein Leben jedoch zerstört.

    Es gibt Fehler, die wenig entschuldbar sind oder die eine zweite Chance verdienen. Gewalt zähle ich dazu, der dortige ASB sieht das genauso. Was strafrechtlich kein Problem darstellt, muss ich in meinem Betrieb dennoch nicht tolerieren.


    Vielleicht ist der Arbeitgeber (und das System) auch an der (Stress) Reaktion mit schuld, da die Arbeitsbedingungen (Belastung, Ausnutzung, Überstunden, usw.) nicht (mehr) stimmen? Hat der Arbeitgeber das vielleicht einmal evaluiert? Nööö? Okay, hängt ihn höher…

    Das wurde hier ja schon diskutiert, dass es ein Alarmsystem in dieser Hinsicht geben sollte. Andererseits ist der gute Mann 45 Jahre, da sollte eine gewisse Eigenverantwortung gegeben sein, wenn die psychische Belastung so eklatant hoch ist, dann man bei Stress auch mal zum Schlag ausholt. Die Stellensituation scheint ja nicht so schlecht gewesen zu sein, wenn er direkt eine neue antreten konnte.

    Dass das Ganze von der Bildzeitung medial ausgeschlachtet und er an den Pranger gestellt wurde, dafür kann der Arbeitgeber nichts. Anderseits sollte man sich heute gegenwärtig sein, dass man außerhalb der eigenen vier Wände immer gefilmt werden und sich sehr schnell im Intranet wiederfinden kann.


    Und: Wenn das nicht gefilmt worden wäre, wäre dieser Vorfall irgendwie gemeldet worden? Hätte er sich freiwillig für sich einem Anti-Aggressionstraining unterzogen oder hätte dem Arbeitgeber die vorhanden Probleme gemeldet, damit dieser auch hätte reagieren können? Da glaubt doch wohl niemand ernsthaft daran?


    Nur damit das nicht falsch verstanden wird: Ich fand die Reaktion auch nicht in Ordnung. Allerdings habe ich mit dem Opfer, der auch Täter ist, wenig Mitleid, sofern dieser nicht psychisch krank ist. Wer sich wie ein Arschloch benimmt bekommt ggf. auch mal was aufˋs Maul…

    Wie sich die Rechtfertigung liest, wurde die Situation erst durch die Einsatzkräfte so eskaliert. Worin die Hilfsbedürftigkeit des Flüchtlings lag, geht aus dem Text nicht hervor. Aber ganz offensichtlich wollte dieser nicht behandelt und schon gar nicht transportiert werden. Dennoch wurde er körperlich angegangen. Dass er sich dann wehrt, würde ich als nachvollziehbar ansehen und nicht als "Arschloch-Verhalten". Und, dass Uniformen in anderen Ländern durchaus ein negativ belegt sind und mitunter eine Gefahr darstellen, sollte sich auch hierzulande herum gesprochen haben.

  • War Gewalt gegen Sachen nicht in Ordnung?

    Ich wüsste nicht, dass ich Gewalt gegen Sachen für gut befunden habe, schon gar nicht, wenn jemand direkt so nah an dieser Sache liegt, dass dieser jemand getroffen werden könnte oder halb von der Trage fällt.

  • Welches denn? Dass man keinen gewalttätige Mitarbeiter beschäftigen möchte?

    Die Aussage finde ich durchaus problematisch.

    Auf die Trage schlagen - während eine Person darauf liegt - bzw. eine Angriffsbewegung in Richtung einer Person ist sicherlich nicht in Ordnung. Wobei ich es menschlich nachvollziehen kann, wenn ich mehrfach beleidigt oder bespuckt werde.

    Wobei ich das "auf die Trage schlagen" in der Rangliste weniger schlimm finde als das medikamentöse "Ruhigstellen".


    In erster Linie erwarte ich von einem Arbeitgeber, dass er sich neutral vor seinen Arbeitnehmer stellt und abwartet, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen. Kündigen ist immer leicht, zeigt aber nur, dass der Arbeitgeber sich vor seiner eigenen Verantwortung drückt.

  • Und, dass Uniformen in anderen Ländern durchaus ein negativ belegt sind und mitunter eine Gefahr darstellen, sollte sich auch hierzulande herum gesprochen haben.

    Ist sicher richtig. Und es ist auch richtig, dass viele Personen, die wir als problematisch empfinden, ganz viele und auch drastische Gewalterfahrungen machen mussten und deshalb anders "ticken" als wir uns das vielleicht wünschen würden.
    Dennoch gelten hier unsere Spielregeln. Wie weit uns unsere falsch verstandene Toleranz bringt, sehen wir ja jeden Tag.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • ...
    Dennoch gelten hier unsere Spielregeln. Wie weit uns unsere falsch verstandene Toleranz bringt, sehen wir ja jeden Tag.

    Ääähhh... Vollkommen neutral und ohne die was unterstellen zu wollen, aber magst du den Satz vielleicht etwas präzisieren? Denn kann man sonst falsch deuten, finde ich.

  • Ja, das ist geeignet, missverstanden zu werden.

    Es kommt immer wieder vor, dass zugunsten des lieben Friedens darauf verzichtet wird, dass "unsere Spielregeln" im Kleinen durchgesetzt werden. Dadurch entsteht oft der Eindruck, dass man Gesellschaft/Staat nach Belieben auf der Nase herumtanzen kann. Siehe dazu auch meine Fassungslosigkeit beim Fall des Reichsbürgerbäckers in Erbach.


    Schönes Buch zum Thema: "Klartext zur Integration" von Ahmad Mansour.

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    Einmal editiert, zuletzt von Alrik ()

  • Dennoch gelten hier unsere Spielregeln. Wie weit uns unsere falsch verstandene Toleranz bringt, sehen wir ja jeden Tag.

    Wie genau lauten denn die Spielregeln in diesem Fall? Wenn der Sanitäter sagt, es geht ins Krankenhaus, dann geht es ins Krankenhaus, notfalls auch mit Polizei und Gewalt?

  • Nein, das meine ich gar nicht, das war gar nicht so sehr auf diesen speziellen Fall gemünzt.
    Aber wenn du so willst: Liegt eine Eigen- oder Fremdgefährdung vor, dann muss halt was passieren, ist ja nicht neu. Aber das rechtfertigt natürlich alles nicht den dokumentierten Ausraster.

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  • Wobei ich es menschlich nachvollziehen kann, wenn ich mehrfach beleidigt oder bespuckt werde.

    Ganz ehrlich, das finde ich seit der rechtfertigenden Darstellung menschlich nachvollziehbar, wenn ich gegen meinen Willen körperlich angegangen werde.

    Außerdem geriet er nur in den Spuckbereich, weil er der Polizei bei der Überwältigung geholfen hat. Das ist schlicht nicht die Aufgabe des Rettungsdienstes, zumindest kann ich mich nicht daran erinnern, dass dies Bestandteil der Ausbildung wäre. Dass dann als Grund eines Ausrasters anzuführen, ist schon beinahe grotesk.

    In erster Linie erwarte ich von einem Arbeitgeber, dass er sich neutral vor seinen Arbeitnehmer stellt und abwartet, bis alle Fakten auf dem Tisch liegen. Kündigen ist immer leicht, zeigt aber nur, dass der Arbeitgeber sich vor seiner eigenen Verantwortung drückt.

    Ein Gespräch mit entsprechender Möglichkeit der Gegendarstellung hätte sicher stattfinden sollen, das ist korrekt. Allerdings, und das geht aus der nachfolgenden Aussage des ASB-Chefs hervor, wäre die Kündigung auch unter Berücksichtigung der Umstände dennoch aufrecht erhalten geblieben bzw. wurde unabhängig vom strafrechtlichen Verfahren aufrecht erhalten.


    Zitat

    Der Sanitäter habe bewusst gegen das sechs Zentimeter dicke Schaumstoffkopfteil der Trage geschlagen, um ein Zeichen zu setzen. Er habe dem Patienten damit zu verstehen geben wollen, dass jetzt Schluss sei.

    Nein, sorry, so etwas geht einfach nicht. Medizinisches Personal hat nicht unter Androhung von Gewalt andere Menschen zu disziplinieren. Wer so etwas macht, gehört da nicht hin. Da bleibe ich dabei. Und ob er übermüdet oder überreizt war, oder ob ein Tag zuvor die Mutter gestorben war, spielt dabei keine Rolle.

  • Aber wenn du so willst: Liegt eine Eigen- oder Fremdgefährdung vor, dann muss halt was passieren, ist ja nicht neu.

    Das ist korrekt. Ob eine Gefährdung in irgendeiner Art überhaupt vorlag, lässt mich am selbst geschilderten Ablauf sehr zweifeln.