Oberbergischer Kreis, Millioneninvestition/Personal muss fast verdoppelt werden.

  • Hi,

    nach einem Gutachten und einer massiven Einsatzzunahme wird dort in den nächsten Jahren massiv investiert. Zeitung klick

    U.a. 11zusätzliche RTW, 2 zus.NEF

    Zitat:

    Die Gründe dafür, so Dr. Ralf Mühlenhaus, Amtsleiter für Rettungsdienst, Brand- und Bevölkerungsschutz, sind auch dem Umstand geschuldet, dass viele Bürger den Rettungsdienst auch in „Bagatellsituationen“ rufen, und den Notruf als normale Dienstleistung begreifen. „Die Zahl der tatsächlichen Notfälle sind nicht so sehr gestiegen.“

    und täglich grüßt das Murmeltier:rolleyes:

    Ich finde die Zahlen recht heftig, haben wir jemand aus der Ecke und möchte der ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern.?


    Grüße Dani

    Wenn man tot ist, ist das für einen selbst nicht schlimm, weil man ja tot ist. Schlimm ist es aber für die anderen...
    Genau so ist es übrigens wenn man doof ist...

  • So ungewöhnlich finde ich das nicht. Sicherlich lässt sich das in den letzten 20-30 Jahren in Deutschland sehr oft finden. In meinen beiden Kreisen haben sich an den Standorten mit einem RTW sich diese auf mindestens zwei oder auf drei RTW am Standort verdreifacht. An einem Standort stehen sogar vier RTW. Im NEF Bereich gab es nur eine Änderung in Form einer Vorhalteerweiterung auf die Nacht. Mehr nicht. Und "gefühlt" würde ich dem Amtsleiter sogar zustimmen. Die Einsatzzahlen sind explodiert, die schweren Notfälle sind gefühlt jedoch nicht mehr geworden.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Flächenlandkreis mit "bergiger" Topographie. Bei 13 Städte und Gemeinden außer in der Kreisstadt nur je einen RTW pro Wache. Sorgt schnell dafür, dass auch außerhalb des eigenen Beritts gerettet werden muss. Zusätzlich teilweise in der Nacht die RTW noch mit KTP belegt und aus historischen Gründen einige Wachen am Krankenhaus angesiedelt. Das es da ausreichend Optimierungspotential gibt ist den Mitarbeitern seit Jahren bekannt.

    Wobei insgesamt der RD OBK schon zu einem der besseren Rettungsdienste in der Region gehört. Alleine durch die Rekommunalisierung vor einigen Jahren hat sich vieles zum positiven entwickelt.

  • Alleine durch die Rekommunalisierung vor einigen Jahren hat sich vieles zum positiven entwickelt.

    Viele sind ja Gegner einer Rekommunalisierung von Rettungsdiensten. Was genau hat sich denn (ggf. belegbar) zum positiven entwickelt? Gibt es auch Dinge, die sich negativ entwickelt haben?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Viele sind ja Gegner einer Rekommunalisierung von Rettungsdiensten. Was genau hat sich denn (ggf. belegbar) zum positiven entwickelt? Gibt es auch Dinge, die sich negativ entwickelt haben?

    ...was mich noch interessiert: Wer führt den kommunalen RD? Wie genau ist er in die öffentliche Verwaltung eingebunden?

  • RD gehört zum Amt 38 (Rettungsdienst, Brand- und Bevölkerungsschutz) Amtsleiter ist der ÄLRD.

    Für die einzelnen Bereiche (RD, Feuerwehr, Brandschutzdienststelle, Bevölkerungsschutz etc) gibt es dann noch "Abteilungsleiter" unter dem Amtsleiter (keine Ahnung, wie die genaue Bezeichnung lautet). Typischer Verwaltungsaufbau in NRW. Soweit nichts besonderes.


    Vor der Rekommunalisierung wurde der RD durch HiOrg, Krankenhäuser oder die Feuerwehr betrieben. Als letzte Kommune hat vor einigen Jahren die Stadt Radevormwald den Rettungsdienst von der Feuerwehr an den Kreis gegeben.


    Vor weg, der Rettungsdienst im Kreis hatte schon immer einen recht guten Ruf.

    Nach der Rekommunalisierung:

    - Teilweise massive Personalaufstockung und Übernahme des alten Personals, da keine Ausschreibung wurde fleißig in den Nachbarkreisen Personal abgeworben. Hier nicht selten die älteren, erfahreneren, gut bezahlten Mitarbeiter (und einige hatten trotz des "schlimmen" TVöD mehr netto).

    - konsequent einheitliche Fahrzeuge und einheitliches Design, einheitliche Fahrzeugausstattung,

    - einheitliche Ausbildung, eigene Rettungsdienstschule (in Kooperation mit einem Anbieter im Kreis),

    - Neubau von Wachen (das hat sich gezogen und war teilweise von Pleiten, Pech und Pannen geprägt, konnte der Kreis aber nichts dafür (Insolvenz Baufirma, Wasserschäden etc.))

    - Direkter Durchgriff auf Personal und Ausstattung durch den Kreis, ohne Umweg über die HiOrg


    Sicherlich ist dort nicht alles Gold was glänzt, aber gerade die fehlende Gefahr einer Ausschreibung und das sichere Gehalt nach TVöD und die damit verbundene regelmäßige Gehaltssteigerung werden als sehr positiv angesehen.

  • RD gehört zum Amt 38 (Rettungsdienst, Brand- und Bevölkerungsschutz) Amtsleiter ist der ÄLRD.

    Das ein Arzt bzw. ÄLRD Amtsleiter über einen Fachbereich ist, der auch KatS und Feuerwehr enthält, ist schon ungewöhnlich, wie ich finde. Das habe ich bisher so noch nirgendwo anders gesehen. Im Regelfall sind die ÄLRD der Abteilung RD zugeordnet oder sind als Stabsstelle vorzufinden. Aber so kann man dieses jedenfalls besser entlohnen mit A16 oder B3. Man sieht ja öfters ÄLRD-Stellenausschreibungen mit A/E 14. Das ist natürlich ein Witz, wie ich finde.


    Die genannten Gründe für ein kommunales Modell habe ich so erwartet. Ich wäre neugierig drauf, ob irgendwer schon einmal die Vor- und Nachteile zwischen einem kommunalen Modell und einem Submissions- oder Konzessionsmodell irgendwie "messbar" dargestellt hat.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Meiner persönlichen Erfahrung nach ist "messbar" schwierig. Abgesehen von Ausschreibung ja/nein und Tarifvertrag ja/nein (beides noch in unterschiedlichen Schattierung) kann man in allen Modellen Glück und Pech haben je nach Zusammenhalt der Belegschaft und Engagement der Führungskräfte.

  • Es ist unstrittig, dass die Einsatzzahlen steigen aber die Zahl der Notfalleinsätze abnimmt. Dennoch finde ich diese Aufstockung sehr heftig.


    Mich würde interessieren, ob das Problem nur mittels Vorhalteerweiterung gelöst werden soll oder ob auch Optimierungen geplant sind. Ich denke da an (bessere) Einbindung des kassenärztlichen Bereitschaftsdienstes, verbesserte Abfragealgorithmen, Gemeindenotfallsanitäter o.ä..


    98-83-1: auf der Seite des Oberbergischen Kreises habe ich nichts zur Vorhaltung von KTW o.ä. gesehen. Gibt es hier zusätzliche Fahrzeuge von privaten Anbietern oder HiOrgs? Danke

  • Über die Leitstelle werden die 16 KTW des Kreisrettungsdienstes disponiert. Diese haben über den Tag verteilt verschiedene Dienstzeiten.

    Ob Anbieter mit eigener Leitstelle im Bereich KTP unterwegs sind entzieht sich meiner Kenntnis.

    HiOrgs, z. B. DRK waren mal im KTP tätig, auch über die Leitstelle des Kreises. Nach der Rekommunalisierung war es dann nur noch eine zeitlang das DRK mit KTW und einem ITW, aber das ist meines Wissens nach immer weiter eingeschlafen und dann entfallen.


    Den KV-Notdienst erreicht man bei uns in der Region nur außerhalb der Arbeitszeiten der niedergelassenen Hausärzte. Die Notdienstpraxis hat - meines Wissens nach - auch "nur" bis 22 Uhr auf. Bleiben im Zweifelsfall nicht so viele Optionen in der Nacht.

    Angaben aber unter dem Vorbehalt, dass ich schon länger nicht mehr in der Region war.

  • Ich finde es vor allem spannend, dass der TNA in NRW landesweit verpflichtend kommen soll, aber anstatt diesen direkt jetzt einzuplanen (und so ggf zumindest NEFs zu sparen) macht man es wie immer. Klingt als ob länger keine korrekte Bedarfsplanung durchgeführt wurde und das nun alles auf die Füße fällt - wäre nicht der erste Landkreis. Innovativ klingt aber anders. Nur mehr Fahrzeuge hat so gut wie noch nie etwas besser gemacht...

  • Die Gründe dafür, so Dr. Ralf Mühlenhaus, Amtsleiter für Rettungsdienst, Brand- und Bevölkerungsschutz, sind auch dem Umstand geschuldet, dass viele Bürger den Rettungsdienst auch in „Bagatellsituationen“ rufen, und den Notruf als normale Dienstleistung begreifen. „Die Zahl der tatsächlichen Notfälle sind nicht so sehr gestiegen.“

    Die Gründe hierfür sind, dass man mit einem Systemkern aus den 70er Jahren, versucht, die Herausforderungen des Jahres 2021 zu lösen, bei vollkommen veränderten Rahmenbedingungen. Und die einzige Lösung, die man aus dem Hut zaubert ist: mehr Autos, mehr Personal. Im Jahr 2026 wird man sich dann wundern, warum die Einsatzzahlen um weitere 20 bis 25 Prozent gestiegen sind. Mal sehen, was dann die Lösung sein wird. Ich hab da so eine Idee...

  • Die Gründe hierfür sind, dass man mit einem Systemkern aus den 70er Jahren, versucht, die Herausforderungen des Jahres 2021 zu lösen, bei vollkommen veränderten Rahmenbedingungen. Und die einzige Lösung, die man aus dem Hut zaubert ist: mehr Autos, mehr Personal. Im Jahr 2026 wird man sich dann wundern, warum die Einsatzzahlen um weitere 20 bis 25 Prozent gestiegen sind. Mal sehen, was dann die Lösung sein wird. Ich hab da so eine Idee...

    Warum sollte man es denn anders handhaben? Wird doch vieler Ortes so gemacht - mehr Fahrzeuge, mehr Personal. *Ironie aus* Bis man dann feststellt, dass gutes Personal Mangelware ist.

    Ich verstehe einfach nicht, warum man nicht schaut, wie es andere Bereiche/Landkreise organisieren, bspw. Gemeinde-Notfallsanitäter o.s.ä., Telenotarzt, kassenärztlicher Bereitschaftsdienst.
    In Dänemark ist auch nicht alles Gold was glänzt, aber man macht sich Gedanken. So wurde z.B. die Abfragequalität zwischen den Disponenten verglichen - Paramediciner vs. Gesundheits- und Krankenpfleger. Es zeigte sich bei der Gruppe der PM ein Rückgang der Einsätze, somit der Hospitalisierungen und schlussendlich Kostenersparnis. Die Region Kopenhagen ist dabei, ein System ähnlich des Gemeindenotfallsanitäters aufzubauen - u.a. aufgrund des Personalmangels und dem teilweisen Ausfall von Rettungsmitteln (es fehlen wohl 60 Retter alleine in Region H). Andere Regionen erweitern die Kompetenzen und fahren die NEF-Vorhaltung zurück - bspw. Region Sjælland: 2 NEF für knapp 840000 Einwohner auf 7273km² Fläche.


    Natürlich kann man nicht alles 1:1 übertragen, aber man könnte seine Augen und Ohren mal über die Grenzen des eigenen Bereiches schweifen lassen.
    Ich werde die Entwicklung im Oberbergischen Kreis mal verfolgen, wird spätestens beim nächsten Bedarfsplan spannend.

  • In Dänemark ist auch nicht alles Gold was glänzt, aber man macht sich Gedanken. So wurde z.B. die Abfragequalität zwischen den Disponenten verglichen - Paramediciner vs. Gesundheits- und Krankenpfleger. Es zeigte sich bei der Gruppe der PM ein Rückgang der Einsätze, somit der Hospitalisierungen und schlussendlich Kostenersparnis.

    In Deutschland sind doch nur NFS auf den Leitstellen? Da müsste man sich doch mal fragen, wieso es in Deutschland so viele Bagatelldispositionen gibt.

  • In Deutschland sind doch nur NFS auf den Leitstellen? Da müsste man sich doch mal fragen, wieso es in Deutschland so viele Bagatelldispositionen gibt.

    Die Antwort darauf dürfte relativ klar sein. Keiner hat die Eier (bzw. darf die Eier haben) etwas zu entscheiden, was ab und an schief gehen kann.

  • In Deutschland sind doch nur NFS auf den Leitstellen?

    Entweder RettAss plus Feuerwehr-Truppführer oder mittlerer feuerwehrtechnischer Dienst, der den RS inkludiert (so in den ILS BW). Es würde mich wundern, wenn die Anforderungen in den Ländern, in denen der Rettungsdienst stark von der Feuerwehr geprägt ist, die medizinischen Anforderungen höher wären.

  • Die Antwort darauf dürfte relativ klar sein. Keiner hat die Eier (bzw. darf die Eier haben) etwas zu entscheiden, was ab und an schief gehen kann.

    Richtig. Deswegen ist die Qualifikation weniger der ausschlaggebende Punkt.


    Entweder RettAss plus Feuerwehr-Truppführer oder mittlerer feuerwehrtechnischer Dienst, der den RS inkludiert (so in den ILS BW). Es würde mich wundern, wenn die Anforderungen in den Ländern, in denen der Rettungsdienst stark von der Feuerwehr geprägt ist, die medizinischen Anforderungen höher wären.

    In RLP ist der NFS vorgeschrieben, das wird in den meisten anderen Ländern eher der Fall sein als ein Feuerwehrmann mit RS-Urkunde.

  • Die Antwort darauf dürfte relativ klar sein. Keiner hat die Eier (bzw. darf die Eier haben) etwas zu entscheiden, was ab und an schief gehen kann.

    Also ist das Damoklesschwert der Justitia das Hauptproblem? Ach stimmt, die hatte ja ne Waage...

  • In Deutschland sind doch nur NFS auf den Leitstellen? Da müsste man sich doch mal fragen, wieso es in Deutschland so viele Bagatelldispositionen gibt.

    Es wurde bereits geschrieben, es sind nicht nur NFS auf den Leitstellen. Die Gründe für die Bagatelldispositonen sind sicher auch sehr vielseitig, einige wurden auch schon genannt. Vor ein paar Jahren war ich in einem Bereich tätig, wo die Disponenten per Dienstanweisung gezwungen waren, innerhalb von 30sek ein Fahrzeug zu disponieren. Wie bitte schön, soll man da ordentlich abfragen?

    Wir haben hier z.B. den Vorteil, dass wir uns anhand der CPR-Nummer (Personennummer) des Patienten dessen RD-Journale aufrufen können oder mittels Rücksprache mit dem Arzt der Leitstelle (24h Anwesenheit) Einblick in die komplette Patientenakte bekommen, was teilweise sehr hilfreich ist. Letzteres machen die Call-Taker z.B. auch oder verbinden bei Zweifel den Patienten mit dem Leitstellen-Arzt.

    Zurück zum Thema: ich wollte mit meiner Äußerung lediglich zum Ausdruck bringen, dass an wesentlich mehr Schrauben als nur der Fahrzeug-Vorhaltung gedreht werden muss. Meistens ist dies den Leuten an der Basis durchaus bewußt, der Führungsriege dagegen nicht.

  • Zurück zum Thema: ich wollte mit meiner Äußerung lediglich zum Ausdruck bringen, dass an wesentlich mehr Schrauben als nur der Fahrzeug-Vorhaltung gedreht werden muss.

    Richtig. Aber an der Schraube "Krankenpfleger/ RS/ Feuerwehrmann disponiert Einsätze" liegt es zum ganz überwiegenden Teil in Deutschland sicher nicht. Was ich damit sagen möchte, es befindet sich schon sehr qualifiziertes Personal an der richtigen Stelle.


    Der Amtsleiter des Oberbergischen Kreises stellt doch selbst fest, dass es in seinem Gebiet einen erheblichen Anteil an "Bagatelleinsätzen" gibt. Wäre es dann nicht eher an ihm zu sagen, die Disponenten schicken nicht zu jedem Anrufer ein Fahrzeug, auch wenn der Anrufer darauf besteht, sondern der Disponent entscheidet, ob ein Rettungsfahrzeug notwendig ist oder nicht?