Akademisierung des Notfallsanitäters?

  • LAS hat übrigens eine Azubi Stelle zum APP CC aktuell ausgeschrieben

    Ich habe einen ganz einfachen Geschmack - ich bin stets mit dem Besten zufrieden.
    Oscar Wilde, irischer Schriftsteller, 1854 - 1900


    Ich prüfe jedes Angebot. Es könnte das Angebot meines Lebens sein.
    Henry Ford 1863 - 1947

  • Evtl. übersehe ich aber auch was.

    jap:

    Manche Dinge (wie HART oder TRO) sind IMHO ganz gut geregelt bei uns ohne diese Funktionen. Aber es soll aufzeigen was möglich sein kann, und wie man als AG für einen NotSan oder Paramedic attraktiv bleiben kann, auch wenn nach 10 Jahren RTW die Luft ein bisschen raus ist.


    Es geht nicht darum einzelne Funktionen zu zerpflücken. Es geht auch nicht um die massive Arbeitsbelastung dort auf die Duschl u.a. anspielt.


    es geht darum zu begreifen, dass es Optionen gibt für Entwicklung und andere praktische Rollen jenseits RTW & NEF. Das im deutschen System diese anders sein müssen liegt auf der Hand. Oder wir machen halt mit den nächsten 10 wachen, 30 MZF, und 25 NEF weiter. Der TNA wird’s richten.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • HART und TRO sehe ich für einen Retter nur dann als Alternative, wenn mental die Luft raus ist. Für einen Retter der körperlich angeschlagen ist kann so etwas eigentlich keine echte Alternative sein, zumal die Anderen in Team und auch der Patienten einen fitten Retter verdient haben.

    Sinnvoll wäre es Retter während ihrer Tätigkeit am Patienten dafür zu schulen, damit sie den Job gut machen. Dann kann man schauen wer welche Fähigkeiten und Interessen hat und diese gezielt fördern, z.B. im Bereich Höhenrettung, polizeiliche Lagen,.... Parallel dazu muss man aber schauen, dass meine seine Retter auch physisch und psychisch fit hält, damit möglichst viele es bis zur Rente schaffen. Bekommt man das hin, dann sind wir schon ein ganzen Schritt weiter wie heute.

    Hat man diese Baustelle abgearbeitet könnte man gut und gerne entsprechend interessierte Retter im Bereich Führung und Management, Logistik, Lehre,... schulen. Die entsprechenden Personen könnten dann teilweise oder komplett in die entsprechende Bereiche wechseln und so die Chance auf einen Aufstieg bzw. die Alternative zum RTW bekommen. In manchen Bereichen würde das aber bedeuten, dass Führungskräfte Verantwortung bzw. Entscheidungen abgeben müssten bzw. anstatt der FSJ bzw. 450€ Kraft jemand anderer eingesetzt und mit mehr bezahlt werden müsste.

  • Mir leuchtet nicht ein, wo die Bedarfslücke für einen BSc. NotSan ist. Wer als NotSan studieren möchte, um sich weiterzuqualifizieren, findet doch mehr als genug Angebote in Medizin, Pädagogik oder Ökonomie, je nach Interesse. Dagegen kann doch eine Übertragung der bisherigen Berufsausbildung, garniert mit einer "Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten" schlimmstenfalls nur eine Schmalspur-Akademisierung sein, mit der niemand ernster genommen wird als heute.

    Lügen ist keine Kunst. Kunst ist, anderen die Wahrheit in einem neuen Licht zu zeigen.

  • Mir leuchtet nicht ein, wo die Bedarfslücke für einen BSc. NotSan ist. Wer als NotSan studieren möchte, um sich weiterzuqualifizieren, findet doch mehr als genug Angebote in Medizin, Pädagogik oder Ökonomie, je nach Interesse. Dagegen kann doch eine Übertragung der bisherigen Berufsausbildung, garniert mit einer "Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten" schlimmstenfalls nur eine Schmalspur-Akademisierung sein, mit der niemand ernster genommen wird als heute.

    Die erneute "Explosion" der Diskussion hatte ihren Grund vermutlich in der Sachlage der Akademisierung der Pflege und der Geburtshilfe (Hebammen), denke ich. Dort hatte Deutschland (Luxemburg und Österreich) sich bisher erfolgreich durch geschummelt um den Beschluss der Europäischen Union vor fast 20 Jahren, die eben festgelegt hatte, bestimmte Gesundheitsberufe zu akademisieren. Das Feuer ist auf den NotSan übergesprungen.


    Parallel dazu muss man aber schauen, dass meine seine Retter auch physisch und psychisch fit hält, damit möglichst viele es bis zur Rente schaffen.

    Ich finde es jedoch utopisch zu denken, dass der Rettungsdienst mit Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, mit den heutigen Möglichkeiten, es schafft, einen NotSan bis zum 67 Lebensjahr (bald eher bis zum 68 oder 69 Lj) fit zu halten. Das wird vor der Erfindung des Anti-Schwerkraft-Tragetuches und einem Raumschiff Enterprise Corpuls 4 im iPhone Format mMn nicht funktionieren. Mit den heutigen Möglichkeiten und dem aktuellen Alltag im Beruf läuft es aktuell auf eine Rentenkürzung hinaus, da (fast) niemand das reguläre Renteneintrittsalter überhaupt erreichen wird bzw. gezwungen sein wird, vorzeitig in Rente zu gehen. Bis auf wenige Ausnahmen trifft das z.Zt. auch auf alle meine Kollegen im Angestelltenverhältnis zu. Während meine verbeamteten Kollegen mit 60 die Sause machen, haben viele Kollegen im Angestelltenverhältnis in den letzten Jahren ihr reguläres Renteneintrittsalter nicht erreicht. Diese sind i.d.R. einige Jahre zuvor schon nicht mehr dienstfähig und hangeln sich durch oder müssen Abschläge in Kauf nehmen. Und diese Kollegen haben es noch "gut", da für diese noch das 63Lj bzw. geringfühig länger gilt. Die müssen noch gar nicht bis 67. Und was haben/hatten alle gemeinsam? Alle haben 15-20 Jahre Rettungsdienst und 20 Jahre Leitstelle auf dem Buckel und sind kaputt. Düstere Aussichten, finde ich...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Mir leuchtet nicht ein, wo die Bedarfslücke für einen BSc. NotSan ist. Wer als NotSan studieren möchte, um sich weiterzuqualifizieren, findet doch mehr als genug Angebote in Medizin […]

    hast du da mal drei Beispiele für mich?

    Genau das gibt es nämlich AFAIK eben nicht.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Während meine verbeamteten Kollegen mit 60 die Sause machen, haben viele Kollegen im Angestelltenverhältnis in den letzten Jahren ihr reguläres Renteneintrittsalter nicht erreicht.

    Sorry, das mag auf deine Kollegen in der ILS zutreffen (und damit auch auf Dich). Die reguläre durchschnittliche Lebenserwartung eines BFlers liegt, unabhängig der Studie, unterhalb des aktuellen Renteneintrittsalters eines Angestellten.

  • Das sind ja keine drei Beispiele für medizinische Studiengänge die NotSan nutzen können um sich weiterzuentwickeln.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Das sind ja keine drei Beispiele für medizinische Studiengänge die NotSan nutzen können um sich weiterzuentwickeln.

    Wieso denn das nicht? Eine abgeschlossene Berufsausbildung ist doch kein Hindernis bei der Zulassung zum Studium. Und allemal vermitteln die klassischen Studiengänge erheblich breiteres Wissen als eine akademisierte Berufsausbildung, schon, weil sie mit ganz anderem Anspruch antreten. Das ist unter dem Strich für die Interessenten auch deshalb besser, weil sie dann nicht auf das Rettungswesen festgelegt sind.


    Edit: Medizinisch ist natürlich nur einer davon, die beiden anderen haben die Tätigkeit in der Ausbildung oder in der Unternehmensleitung vor Augen. Aber einmal Medizin reicht ja auch, denke ich.

    Lügen ist keine Kunst. Kunst ist, anderen die Wahrheit in einem neuen Licht zu zeigen.

  • Wieso denn das nicht?

    weil ich, wenn ich Medizin lerne, mich nicht beruflich weiterbilde, sondern einen neuen, anderen Beruf erlerne.


    Es geht doch um Entwicklungsmöglichkeiten für meine berufliche Tätigkeit.

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  • Das sind ja keine drei Beispiele für medizinische Studiengänge die NotSan nutzen können um sich weiterzuentwickeln.

    Was soll denn dabei herauskommen? Ein halbes Medizinstudium? Expertenstatus in der Behandlung von Erkrankungen/ Verletzungen im polizeilichen Zusammenhang?


    Was genau ist das Ziel bei einem medizinischen Studiengang, außer, dass jemand mit einer Ausbildung ein Studium im selben Beruf dranhängen kann?


    weil ich, wenn ich Medizin lerne, mich nicht beruflich weiterbilde, sondern einen neuen, anderen Beruf erlerne.


    Es geht doch um Entwicklungsmöglichkeiten für meine berufliche Tätigkeit.

    Aber das kann doch nicht der einzige Grund sein, Studiengänge ins Leben zu rufen?

  • weil ich, wenn ich Medizin lerne, mich nicht beruflich weiterbilde, sondern einen neuen, anderen Beruf erlerne.


    Es geht doch um Entwicklungsmöglichkeiten für meine berufliche Tätigkeit.

    Ja, das stimmt. Und genau das meinte ich: Ich halte ein Studium für etwas grundlegend anderes als eine Berufsausbildung. Erst recht nicht für eine Weiterbildung in dem Sinne, wie man den Begriff normalerweise versteht. Sondern eine grundlegend andere Qualifikation.


    Entwicklungsmöglichkeiten im Rettungswesen sind begrenzt. Für Leitungspositionen muss man kein "besserer" NotSan sein (was auch immer "besser" dann heißen würde). Management muss ungefähr verstehen, was die Fachkräfte tun, aber nicht alle das können - dafür gibt es ja die Fachkräfte. Bei Lehrkräften an Berufsfachschulen gilt das mit gewissen Einschränkungen, aber auch da wäre nicht derjenige richtig, der am besten Patienten versorgen kann, sondern der, der Patientenversorgung am besten erklären kann.


    Wer studieren möchte, soll das unbedingt machen. Das ist eine tolle Sache. Aber eine zwingende Verbindung mit dem NotSan gibt es nicht.

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  • Ich glaube es ist möglich Expertise zu erlangen in einem Teilbereich der Medizin, ja. Ob das die PA sind, oder die Kardiotechniker, oder international mancherorts eben die Paramedics.


    Den Unterschied, den ich in der Notfallmedizin sehe, ist der, dass die Nische des Medizinischen schon durch die studierte Notärzte besetzt ist. Kardiotechniker gab es vorher nicht und bei den Paramedic-Systemen gibt es kein äquivalentes Notarzt-System, so dass es hier Freiräume gab und gibt, die besetzt werden konnten und können. Warum ein Studium zwingend ein anderes ablösen soll, erschließt sich mir nicht.



    Eine Vertiefung des Fachwissen, eine Befähigung zu weiteren Maßnahmen oder ein Schritt in Richtung Forschung


    Das gibt es schon in jeglicher Hinsicht: Im medizinischen Bereich das Medizinstudium, in der Aus-/ Fort-/ Weiterbildung in pädagogischen Studiengängen, für das "Rettungswesen" diverse Studiengänge vom "Rettungsingenieur" bis zum Katastrophenschutz o.Ä. und für den ökonomischen Bereich diverse Managementstudiengänge.


    Ich finde, die präklinische Notfallmedizin wird recht stiefmütterlich behandelt in Deutschland, und verdient eine andere Aufmerksamkeit. Daraus ergibt sich für mich auch der Bedarf, in diesem Bereich Personal (Notärzte und Retter) breiter aufzustellen


    Das mag dein subjektiver Eindruck sein, den ich nicht nachvollziehen kann. Es gibt jährlich Veröffentlichungen sicher im dreistelligen Bereich alleine an deutschsprachigen Paper. Alle medizinischen Verlage und Journals veröffentlichen notfallmedizinische Beiträge in ihren jeweiligen Fachzeitschriften, jede Fachgesellschaft veröffentlicht notfallmedizinische Beiträge in ihren Publikationsorganen. Alle Fachgesellschaften, die an der Präklinik teilnehmen, haben eigene notfallmedizinische Fachgruppen und Sektionen, die sich explizit mit der notfallmedizinischen Forschung auf ihrem Gebiet beschäftigen.

    Ich hatte das schon einmal geschrieben, dass ich für besser hielte, wenn Spezialisten auf ihrem Gebiet forschen und nicht ein "Allrounder" der immer nur eine Teilkompetenz für das Forschungsgebiet haben kann.


    Und es bleibt trotz allem Wiederwillen dabei, dass breit erforschte Anwendungen aus anderen (klinischen) Bereichen, nicht alle noch einmal unter präklinischen Gesichtspunkten erforscht werden müssen. Das schließt natürlich nicht aus, dass, wenn man Lücken oder gravierende Unterschiede erkennt, diese nicht näher zu beleuchten.

  • Dagegen kann doch eine Übertragung der bisherigen Berufsausbildung, garniert mit einer "Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten" schlimmstenfalls nur eine Schmalspur-Akademisierung sein, mit der niemand ernster genommen wird als heute.

    Aber genau das ist doch der Markt der ganzen neuen "Hochschulen".

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Also darf ganz ketzerisch gefragt werden, ob dort weniger Qualität und dafür mehr Selbstwertgefühl vermittelt wird?

    Ach, ich weiß nicht. Also, fragen darf man natürlich eine ganze Menge, wir leben ja zum Glück in einem freiheitlichen Staat. Aber mir persönlich wäre das unterschwellig zu polemisch.


    Ich möchte niemandem unterstellen, dass er an den bewussten Einrichtungen nichts lehren oder lernen will. Und ich mag den Optimismus, der ja auch darin steckt. Solche Haltungen sind gut, das fehlt an vielen Stellen, gerade im Rettungswesen gefällt mir das. Und ich finde auch gut und unterstützenswert, wenn jemand sein Wissen vergrößert und seinen Horizont verbreitert. Da möchte ich nicht falsch verstanden werden.


    Ich meine nur, dass das mit Akademisierung wenig zu tun hat. Natürlich kann eine Art wissenschaftspropädeutische Fachschule der Grundstein für eine wissenschaftliche Ausbildung sein. Das wäre gut. Aber eine Notwendigkeit sehe ich nicht, jedenfalls nicht mit dem Argument, es mangele an Möglichkeiten, sich akademisch zu qualifizieren. Ich glaube eher, dass wir viel zu viele Schmalspurtitulationen haben. Auch im berufsbildenden Bereich übrigens.


    Für die Forschung im Bereich des Rettungswesens braucht man m.E. auch keine spezialisierten Studiengänge. Das Feld ist interdisziplinär, und wer forschen gelernt hat, kann sich ihm widmen. Das passiert ja auch schon.

    Lügen ist keine Kunst. Kunst ist, anderen die Wahrheit in einem neuen Licht zu zeigen.