Zu wenig Notfallsanitäter in Heidelberg und Rhein-Neckar

  • https://www.swr.de/swraktuell/…Yl67YqwKai4GUD6MwcmeN9738


    Zitat

    Landesweit fehlen hunderte Männer und Frauen im Rettungsdienst. Die Folge: Überstunden und Doppelschichten für diejenigen, die da sind. An Nachwuchs mangelt es aber nicht.

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • ….. sondern an zukunftsweisenden Konzepten.

    Jehova!


    Aber das war doch schon immer so!

    Das haben wir ja noch nie so gemacht!

    Da könnte ja jeder kommen!

    ...mit Legenden ist das so eine Sache...
    ...manche sind wahr... 8)

  • Welche Möglichkeiten seht ihr denn im einzelnen Betrieb (natürlich in dem Rahmen der aktuellen Finanzierung) um dem Entgegen zu wirken? Welche Perspektiven kann ein Betrieb schaffen?

  • Dass junge und motivierte Kollegen länger als 10 Jahre bleiben?


    Neben basalen Dingen (gute Dienst- und Urlaubsplanung, Tariflohn, betriebliche Gesundheitsförderung und Altersvorsorge, moderne Ausrüstung und Fortbildung über das Soll hinaus sowie Wasser und WLAN auf den Wachen) sehe ich da in der Tat sehr wenig Spielraum. Hier ist „das System“ gefordert.

    Wenn man halt regelhaft von vier Fahrten dreimal ÄBD spielt, frustriert das irgendwann und man studiert halt einfach Medizin oder macht was anderes.


    Meine ganz persönliche Meinung hierzu etwas plump formuliert: Ich habe mir nicht in mittlerweile 10 Jahren Sanitäts- und Rettungsdienst eine doch recht umfassende Fachkompetenz angeeignet, teils auch mit erheblichen privaten finanziellen Mitteln, damit ich bis zu meiner Rente zu Patienten geschickt werde, welche diese Fachkompetenz nicht benötigen und diese somit auch immer mehr verblasst. Und wenn man dann mit 52 Jahren nach 30 Berufsjahren was anderes machen möchte, bleibt nicht allzu viel als eine radikale Umschulung oder das Hoffen auf glückseelige Nischenpositionen.

    Als Arzt mit der Möglichkeit über 50 verschiedene Facharztbezeichnungen zu erwerben und diversen Zusatzbezeichnungen sind berufliche Veränderungen eher weniger ein Problem.

  • Welche Möglichkeiten seht ihr denn im einzelnen Betrieb (natürlich in dem Rahmen der aktuellen Finanzierung) um dem Entgegen zu wirken? Welche Perspektiven kann ein Betrieb schaffen?

    Bei manchen gGmbH oder e.V. wäre die Entlassung des Geschäftsführers und/oder des Rettungsdienstleiters die zielführendste Maßnahme.


    Wenn ich erlebe, wie wenig wertschätzend mit Mitarbeitenden in manchen Betrieben umgegangen wird, braucht man sich über die Konsequenzen nicht wundern. Wenn dann Mitarbeitende kündigen und sie seitens der RD- bzw. ärztlichen Leitung zu hören bekommen, dass sie sich die nächsten drei Jahre gar nicht wegen einer Stelle melden müssen, ist das für den Ruf des eigenen Betriebs auch nicht gerade förderlich.


    Vielleicht sollte man sich auch darüber Gedanken machen, welches ethische Bild entsteht, wenn ein RTW sechs Nächte in Folge abgemeldet wird, mal ganz davon abgesehen, was die umliegenden Wachen davon halten, wenn sie deswegen die Nächte durchrollen. Auch das fördert nicht das Bild des eigenen Unternehmens.


    Man könnte als Anfang z.B. auf den neuen Fuhrpark für die Leitungskräfte verzichten, stattdessen nur zwei Orgl-Autos (nicht 4) beschaffen und von dem gesparten Geld vernünftige Möbel für die Wachen kaufen.


    Oder die Förderung einer culture of blame durch die Vorgesetzten. Manchmal steht man einfach nur noch kopfschüttelnd da, wenn einem verzweifelte junge Kollegen und Kolleginnen von ihren Erlebnissen mit der RD-Leitung etc. erzählen.


    Es gäbe noch dutzende Beispiele von dieser Führungsunfähigkeit. Aber ich lass es mal gut sein.


    In der aktuellen Situation braucht man wirkliche Führungskräfte. Ich meine nicht reine Zahlenreiter, Bürokraten und Selbstdarsteller, sondern Profis die in der Lage sind Menschen zu führen. Es gibt hier keinen Raum mehr für Mittelmässigkeit.


    Leider ist es aber genau diese Mittelmässigkeit mit der sich der Rettungsdienst in Deutschland in den letzten 30 Jahren zufrieden gegeben hat und zwar auf nahezu allen Ebenen. Diejenigen, die nach vorne arbeiten wollten, wurden ausgebremst, ganz entfernt, haben ihre Ideale verraten oder aufgegeben. Man ist in der Zwischenzeit nur noch Durchschnitt. Nicht mehr und nicht weniger.


    Junge Menschen möchten etwas bewirken. Sie wollen ihr "Warum" leben und nicht mittelmässig bzw. Durchschnitt sein. Wenn man als Führungsebene den entsprechenden Nährboden dafür bereitet, Wachstum ermöglicht, wird man eine sehr erfolgreiche Ernte einfahren und das auch sehr nachhaltig.


    Ab 2025 übersteigt der Arbeitskräftebedarf, signifikant das Arbeitskräfteangebot. Der "war for talents" steht aktuell erst am Anfang. Wenn die Rettungsdienstbranche sich aber nicht schnellstens strategisch besser aufstellt und entsprechend aufrüstet, wird man immer als Verlierer aus den "Schlachten" hervorgehen.

  • Ich hab das Gefühl wir kennen die selben Kreisverbände :D

  • Ich hab das Gefühl wir kennen die selben Kreisverbände :D

    Das beschränkt sich nicht nur auf die HiOrg, sondern passt auch gut auf den öffentlichen Dienst / Verwaltungen / Berufsfeuerwehren. Leider...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • So lange es noch Arbeitgeber gibt die weder Urlaubsgeld noch Wechselschichtzulage oder einen Arbeitgeberzuschuss für die betriebliche Altersvorsorge zahlen wollen, so lange wird sich da sicher nichts ändern.

  • So lange es noch Arbeitgeber gibt die weder Urlaubsgeld noch Wechselschichtzulage oder einen Arbeitgeberzuschuss für die betriebliche Altersvorsorge zahlen wollen, so lange wird sich da sicher nichts ändern.

    Kein Arbeitnehmer im Rettungsdienst muss das heute noch akzeptieren. Nur muss man sich eben ein wenig bewegen.

  • Kein Arbeitnehmer im Rettungsdienst muss das heute noch akzeptieren. Nur muss man sich eben ein wenig bewegen.

    Stimmt. Leider sind solche Arbeitgeber oft in Gegenden in denen der Wohnungsmarkt hart umkämpft ist. Somit ist ein Arbeitgeberwechsel leider nicht so schnell durchgeführt wie man vielleicht möchte.

  • Sehr gut und treffend beschrieben.

    Toll sind immer die Ausschreibungen für Geschäftsführer, wo an erster Stelle die Ausbildung als Notfallsanitäter oder Früher Rettungsassistent gefordert wird und dann erst die wirklich relevanten Punkte.


    Auch ein Thema ist Ausschreibung und die damit verbundenen Existenzängste. Und natürlich die Glaubwürdigkeit der Geschäftsführung, die mit einem 6-stelligen Jahresgehalt Lohnverzicht und Einsparungen beim Personal fordert. Das nicht als Neiddebatte, das Gehalt ist sicherlich nicht unbedingt ungerechtfertigt, aber einseitige Einsparungen sorgen auch nur eingeschränkt für Begeisterung beim Personal.

  • Toll ist auch wenn Kollegen vom Arbeitgeber vor der Ausschreibung noch relativ gute Konditionen mitbringen aber die neuen Kollegen die beim Gewinner der Ausschreibung eingestellt werden dann schlechtere Konditionen erhalten

  • Toll sind immer die Ausschreibungen für Geschäftsführer, wo an erster Stelle die Ausbildung als Notfallsanitäter oder Früher Rettungsassistent gefordert wird und dann erst die wirklich relevanten Punkte.

    Witzig, die letzten 20 Stellenausschreibungen für Kreisgeschäftsführer die ich gesehen habe, haben in den ersten 3 Punkten fast immer ein abgeschlossenes Studium, Führungserfahrung und idealerweise Erfahrung im sozialen Umfeld gefordert. Hast du vielleicht mal ein Beispiel zum verlinken?

    Zitat von 98-83-1

    Auch ein Thema ist Ausschreibung und die damit verbundenen Existenzängste. Und natürlich die Glaubwürdigkeit der Geschäftsführung, die mit einem 6-stelligen Jahresgehalt Lohnverzicht und Einsparungen beim Personal fordert. Das nicht als Neiddebatte, das Gehalt ist sicherlich nicht unbedingt ungerechtfertigt, aber einseitige Einsparungen sorgen auch nur eingeschränkt für Begeisterung beim Personal.


    Auch hier bin ich überrascht. Die KGF von denen ich viel mitbekomme unterstützen Ihre Mitarbeiter bestmöglich um gute Tarifabschlüsse zu erzielen. Da ich scheinbar in einer anderen Blase unterwegs bin, fände ich es auch hier spannend mal zu sehen wo das passiert?

  • In der aktuellen Situation braucht man wirkliche Führungskräfte. Ich meine nicht reine Zahlenreiter, Bürokraten und Selbstdarsteller, sondern Profis die in der Lage sind Menschen zu führen. Es gibt hier keinen Raum mehr für Mittelmässigkeit.


    Danke für deinen Beitrag, bei vielen Dingen kann ich mitgehen, einige Dinge kenne ich tatsächlich so nicht - falls die so sind bin ich auch bei dir.


    Besonders hat mich dein Hinweis auf Führungskräfte angesprochen. Auch hier bin ich zu 100% bei dir. Die für mich entscheidende Frage ist aber, wie können solche Personen identifiziert werden. Zum einen ist Führung ja vom Management zu unterscheiden. Denn Führung kann ja grundsätzlich von unten, oben oder der Seite stattfinden. Wie identifiziert man denn die Profis in den eigenen Reihen? Und wie filtert man diese bei Bewerbern raus?