Ein Drittel der Klinikeinweisungen aus Pflegeheimen heraus vermeidbar

  • indem Tätigkeiten den Ärzten aufs Auge gedrückt werden, die woanders in den Bereich der Pflege oder sogar Hilfspersonal gehören.


    Ja, die BÄK beschwert sich ständig darüber, dass die Ärzte alles alleine wuppen müssen.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • Es würde auch gegen das Prinzip der freien Arztwahl sprechen. Heimbewohner können sich sogar die Apotheke aussuchen.

    Das Prinzip würde ja bestehen bleiben.

    Dennoch sollte erst einmal ein Angebot etabliert werden - zumal nach einem Einzug in eine Pflegeinrichtung nicht alle Hausärzte (aufgrund der räumlichen Entfernung) die Versorgung weiterführen möchten.


    ERGÄNZUNG:

    der hauseigene Friseursalon gehört mittlerweile zum Standard.

    Friseure können dort ihrem Handwerk nachgehen und müssen nicht improvisieren und die HeimbewohnerInnen erleben das als angenehme Unterbrechung, werden sozial aktiviert.

    Ein ebenerdig gelegener Raum von 20qm hätte genügend Platz für Schreibtisch, Stühle, Liege, Verbandmittelschrank, Diagnostik ... und könnte auch von einer Podologin genutzt werden.

    Nicht alle Heimbewohner sind bettlägerig.

    ERGÄNZUNG ENDE


    Die Auswahl der Apotheke ist den Heimbewohnern möglich die entweder selbst dafür noch mobil sind oder ein pers. Umfeld haben die das zuverlässig erledigen.

    Im Regelfall wird das Personal die Rp. EINER Apotheke zuführen die alles weitere erledigt.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

    Einmal editiert, zuletzt von raphael-wiesbaden () aus folgendem Grund: Ergänzung

  • Das Prinzip würde ja bestehen bleiben.

    Dennoch sollte erst einmal ein Angebot etabliert werden - zumal nach einem Einzug in eine Pflegeinrichtung nicht alle Hausärzte (aufgrund der räumlichen Entfernung) die Versorgung weiterführen möchten.

    Das Prinzip eines solchen "Heimarztes" ist ja durchaus nicht unverbreitet und mir schon in den 90ern begegnet. Klar, primär in den größeren und besseren Einrichtungen.

  • Ehrlich gesagt, würde ich einen Heimarzt gar nicht so unglücklich finden, aus organisatorischer Sicht. Da man in den seltensten Fällen einen Heimplatz in der Nähe bekommt, kann man kaum darauf hoffen, dass der bisherige Hausarzt zu Visiten ins Heim kommt. Einen neuen Hausarzt zu finden, ist sehr oft unmöglich. Und doch haben diese Bewohner sehr oft Probleme, wo ein zeitnahes intervenieren nötig ist, um größere Schäden zu verhindern. Sonst bleibt nur der Drehtüreffekt mit dem Krankenhaus, welcher auch nicht immer förderlich ist.

  • Ich habe das Gefühl, dass hier unterschiedliche Dinge gleich benannt diskutiert werden. Einige scheinen mir hier über eine feste Arztpraxis zu reden, mit der ein Heim zwingend zusammenarbeitet, um einen einigermaßen effizienten Hausbesuchsdienst zu etablieren, andere reden von der Etablierung einer eigenen Praxis in einem Pflegeheim quasi als Zweitpraxis oder alleiniger Sitz.


    Meiner Meinung ist nichts davon realistisch umsetzbar. Schlichtweg weil es außerhalb der Bereiche, wo es sich zwangsläufig so ergibt (Inseln mit einem einzigen Hausarzt), vollständig unattraktiv für die Ärzte ist und zusätzliche benötigt. Es besteht gegenwärtig keine Ärzteschwemme, insbesondere nicht im hausärztlichen Bereich, die Idee in großem Stil zusätzliche Ärzte einzusetzen ist fern jeder Realität. Selbst wenn man jetzt naiv genug ist auf Wunder durch die Landarztquote zu setzen, so wird dieser Effekt ja erst nach Studium und Facharztausbildung in etwa elf bis zwölf Jahren eintreten. Durch die teils schon durch längere Arbeit außerhalb der Richtlinien verzögerte Pensionswelle wird der kleine Effekt, den das realistisch betrachtet haben wird (viele werden sich "frei kaufen" und es als heimatnahe Alternative zum teuren Auslandsstudium im Osten nutzen...) davon höchstwahrscheinlich vollständig verbraucht. Und die jetzigen Hausärzte sind in dem Bereich ist, wo es schon für einzelne Patienten schwierig sein kann, einen Hausarzt zu bekommen. Da wird nicht allzu häufig eine Praxis zu finden sein, die mal eben ein Pflegeheim "zusätzlich" in den budgetierten Plätzen unterbringen kann.


    Jetzt könnte man hoffen, dass sich eine größere Praxis mit mehreren Ärzten, so es diese denn regional gibt, bereit erklärt, als feste Hausbesuchspraxis ein Heim zu betreuen. Dafür bräuchte man aber einen ziemlich Idealisten, der wenig von eigenen Arbeitsbedingungen hält. Denn klassischer Weise sind die Pflegeheimbewohner "teuere" Patienten, die von "Günstigeren", sprich Gesünderen ausgeglichen werden müssen, damit es im Budget einer Praxis bleibt. Sich da ein ganzes Heim zu nehmen, verschiebt den Patientendurchschnitt sehr ungünstig. Wenn man das außer Acht lässt, denn es ließe sich ja langfristig politisch ändern, bleibt noch, dass man schon beinahe dienstmäßig einen Hausbesuchsdienst organisieren müsste. Das ist jetzt nicht unbedingt das Arbeitsmodell, weswegen die meisten Kollegen in die Niederlassung gehen...


    Meiner Meinung kann man darüber sehr lange philosophieren. Aus den genannten Gründen glaube ich nicht, dass man, Einzelfalllösungen mal ausgenommen, im großen Stil so ein System etablieren kann.

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ein Wohnbereich würde ja schon reichen ;)


    Ich habe es in den letzten Monaten leider sehr oft erlebt, dass Hausärzte nicht mehr die Versorgung der Patienten übernehmen wollen, weil sie plötzlich in einem Heim gelandet sind, das nicht direkt im Wohnort ist.

    Und diese Patienten werden dann leider immer wieder im Krankenhaus landen, obwohl eine hausärztliche Intervention ausreichend wäre.


    Dass es leider immer weniger Hausärzte gibt, die Hausbesuche machen, ist da eine ganz andere Sache.

  • Es würde ja schon eine gewisse Entlastung bringen wenn die Pflegekräfte im Heim selber Katheter wechseln dürften. Da Frauen nur bei Frauen und Männer nur bei Männern wechseln dürfen so wird halt die 19222 gerufen wenn kein männlicher Pfleger im Haus ist.

    Einen ambulanten Katheterwechsel macht leider auch nicht jede Notaufnahme.


    Zumindest gibt es teilweise noch Urologen die Hausbesuche in Pflegeheimen machen.

  • Es würde ja schon eine gewisse Entlastung bringen wenn die Pflegekräfte im Heim selber Katheter wechseln dürften. Da Frauen nur bei Frauen und Männer nur bei Männern wechseln dürfen so wird halt die 19222 gerufen wenn kein männlicher Pfleger im Haus ist.

    Einen ambulanten Katheterwechsel macht leider auch nicht jede Notaufnahme.


    Zumindest gibt es teilweise noch Urologen die Hausbesuche in Pflegeheimen machen.


    Das stimmt so nicht.

    Es wird nur gerne behauptet.

  • Am Ende des Tages ist ein Arzt aber eben nur ein Arzt und nicht zwei. Und wenn er für einen Hausbesuch 30 Minuten fährt, kann er in der Zeit nichts anderes machen. Mal abgesehen davon, dass er das nicht entsprechend bezahlt bekommt. Und bezüglich zusätzlicher Patienten. Wenn du am Tag das Geld für Kosten von acht Einsätzen und deiner entsprechenden Entlohnung bekommst, und bei jedem folgenden Einsatz deinen Kollegen, das Material, die Fahrtkosten etc. pp. selbst zahlen müsstest, weil es außerhalb des Budgets ist, und du selbst entscheiden dürftest, wie viele du annimmst, wieviel mehr Einsätze als Acht würdest du an einem Tag machen? Hausärzte werden genau aus diesem System heraus selten wesentlich mehr Patienten annehmen als sie "dürfen".

    Land zwischen den Meeren,
    vor dem sich sogar die Bäume verneigen,
    du bist der wahre Grund,
    warum Kompassnadeln nach Norden zeigen!

  • Ich bin ein bisschen irritiert. Bei uns gibt es zwar keine "Heimärzte", aber eigentlich hat jedes Heim eine Praxis bei der einer der dort tätigen Ärzte bspw. Dienstags und Donnerstags routinemäßig zur Visite vorbei schauen und dann 2-3h dort bleiben. Es muss ja nicht jeder Patient regelmäßig vom Hausarzt gesehen werden. Das läuft eigentlich recht gut.

  • Also ich kann nur für München und das Umland sprechen: Ca. 1/3 der Heime die wir für eine Verwandte gerade angefragt hatten, hatten in irgendeiner Weise ein Heimarzt-Modell. Im Regelfall sah das so aus, dass das Heim einen festen Nachmittag pro Woche hat in der die eigentliche Praxis zu ist und die von den Stationen gemeldeten Hausbesuchs-Bedarfsfälle abgearbeitet werden. Gleichzeitig betreuen diese Praxen auch das Heim bevorzugt bei kurzfristigerem Bedarf.


    Zu mindestens in dem Heim, dass wir ausgewählt haben funktioniert das auch absolut vorbildlich - aktuell ist die Heimärztin wöchentlich bei meiner im Sterbeprozess befindlichen Verwandten.

  • Also ich habe con einem Kollegen mal gehört, dass es finanziell tatsächlich nicht unatraktiv ist ein Heim (vollständig) zu betreuen. Da kann man einmal im Quartal alle Karten durchziehen, egal ob der Patient tatsächlich gesehen wurde oder nicht (ist das dann Betrug??) und selbst mit den Patienten, die man häufiger siehts cheint sich das noch zu rechnen, wenn man es entsprechend strukturiert. Ob es Sonderziffern/Bedingungen für die Abrechnung über die KV gibt weiß ich nicht, könnte ich mir aber vorstellen - sonst wäre es ja noch unattraktiver,

  • Eine Frage zum Verständnis: Bei uns gibt es sog. Langzeitpflege, das sind Pflegeheime, die oft in direkter Nähe, oder sogar integriert in Spitäler sind. Sozusagen sind die Patienten zu krank für ein Pflegeheim, aber zu gesund für ein Krankenhaus. Die ärztliche Versorgung übernehmen Internisten des Krankenhauses. Gibt es ein solches Konstrukt in Deutschland?

  • Naja, wenn du bei 300 Heimbewohnern jedes Mal bei quasi null Fahrtkosten einen Hausbesuch abrechnen kannst...Kommt schon was zusammen.

  • Naja, wenn du bei 300 Heimbewohnern jedes Mal bei quasi null Fahrtkosten einen Hausbesuch abrechnen kannst...Kommt schon was zusammen.

    Diejenigen Ärzte, die sich auf die Betreuung einer größeren Einrichtung einlassen und dann vielleicht ihrem Job noch ganz gut machen, fahren ganz gut damit. Muss man wahrscheinlich wollen und es vor allem auch organisieren können.

    Mein Onkel hat beispielsweise keinen Nachfolger gefunden, der wollte/konnte und hat jetzt nach jahrelanger Suche entnervt aufgegeben. Sein ehemaliges Praxisgebäude hat er mittlerweile als Wohnhaus vermietet.

    They say God doesn't close one door without opening another.

    Please, God, open that door. :oncoming_fist_light_skin_tone:

  • Eine Frage zum Verständnis: Bei uns gibt es sog. Langzeitpflege, das sind Pflegeheime, die oft in direkter Nähe, oder sogar integriert in Spitäler sind. Sozusagen sind die Patienten zu krank für ein Pflegeheim, aber zu gesund für ein Krankenhaus. Die ärztliche Versorgung übernehmen Internisten des Krankenhauses. Gibt es ein solches Konstrukt in Deutschland?

    So ein Konstrukt gibt es nicht. Beginnt schon bei der unterschiedlichen Finanzierung (Krankenkasse und Pflegekasse und damit unterschiedlichen Sozialgesetzbüchern) und unterschiedlichen Zuständigkeiten (Bund und Länder).

  • So ein Konstrukt gibt es nicht. Beginnt schon bei der unterschiedlichen Finanzierung (Krankenkasse und Pflegekasse und damit unterschiedlichen Sozialgesetzbüchern) und unterschiedlichen Zuständigkeiten (Bund und Länder).

    Wäre imho aber wünschenswert... wobei das natürlich nur mit Anpassung des Personalspiegels gehen würde und nicht einfach on top für die eh schon chronisch überlasteten Kollegen... Wird aber aus den von Falkenzucht angesprochenen Gründen eher nie zustande kommen..

  • Also ich habe con einem Kollegen mal gehört, dass es finanziell tatsächlich nicht unatraktiv ist ein Heim (vollständig) zu betreuen. Da kann man einmal im Quartal alle Karten durchziehen, egal ob der Patient tatsächlich gesehen wurde oder nicht (ist das dann Betrug??)

    Ja.

    Die freie Arztwahl gibt es im Krankenhaus ja auch nicht. Man kann das Krankenhaus wählen, aber nicht den Arzt.

    Doch, kann man schon, als Wahlleistung; muss man dann ggf. gesondert bezahlen, wenn nicht durch die PKV oder eine Zusatzversicherung abgedeckt.