03.06.2022 Zugunfall beim Garmisch-Partenkirchen

  • Bei einem Zugunglück im Landkreis Garmisch-Partenkirchen sind mindestens vier Menschen ums Leben gekommen. 40 Personen wurden verletzt, drei davon schwer. Weniger als zehn Personen werden laut Polizei noch vermisst.

    BR Ticker zum Unfall

  • Das unheimliche daran ist ja, dass das ICE-Unglück in Eschede sich auch an einem 03. Juni ereignete.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Respekt an dieser Stelle an die eingesetzten Kräfte. Alle Patienten nach 45 Minuten raus und auf dem Weg in die Klinik zu haben ist gerade in einer Gegend wie dieser echt eine Leistung.

  • Respekt an dieser Stelle an die eingesetzten Kräfte. Alle Patienten nach 45 Minuten raus und auf dem Weg in die Klinik zu haben ist gerade in einer Gegend wie dieser echt eine Leistung.

    Nicht zu vergessen:

    - der grenzüberschreitende Einsatz der Kräfte aus Österreich

    - die enorme Leistung der Freiwilligen Feuerwehren weit-weit-weg von München


    Angesichts vieler zu sehender BW-Soldaten an der Einsatzstelle sind die BW-Standorte in Garmisch-Patenkirchen und Mittenwald sicher auch ein Vorteil gewesen.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Es kamen keine Kräfte der BW zum Einsatz, richtig ist,dass eine große Zahl an Soldaten der Gebirgsjäger auf dem Heimweg in den Pfingsturlaub war und als Helfer fungierte.

    (Hier hab ich unterschiedliche Aussagen. Ca. 15 oder ca. 45).

    Vereinzelte US Soldaten haben wohl auch als Ersthelfer fungiert.


    Der grenzüberschreitende Einsatz von Rettungsmitteln, insbesondere der Luftrettung, ist da unten aber eh seit Jahren Normalität - im Winter hast du in Tirol ja gefühlt hinter jeder Schneekanone einen Heli ;) bzw. die höchste Dichte an Rettungshubschraubern weltweit.

    Dafür helfen die Deutschen immer Mal wieder mit ITHs und im Nachtflug aus - tlw. ging für deutsche ITH ja auch schon bis nach Norditalien.

  • Der grenzüberschreitende Einsatz von Rettungsmitteln, insbesondere der Luftrettung, ist da unten aber eh seit Jahren Normalität - im Winter hast du in Tirol ja gefühlt hinter jeder Schneekanone einen Heli ;) bzw. die höchste Dichte an Rettungshubschraubern weltweit.

    Dafür helfen die Deutschen immer Mal wieder mit ITHs und im Nachtflug aus - tlw. ging für deutsche ITH ja auch schon bis nach Norditalien.

    das stimmt. Bei dem Zusammenstoß zweier S-Bahnen in Hohenschäftlarn im Februar waren 6 RTHs vor Ort, davon zwei aus Österreich.

  • Die waren wohl (zumindest teilweise) als Fahrgäste im verunfallten Zug.

    Davon bin ich eben angesichts der BW-Standorte dort auch ausgegangen.

    raphael-wiesbaden


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    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


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  • Vor ca. 2 Std. im Gesichtsbuch von der FFW Partenkirchen veröffentlicht:


    Alarmzeit: Freitag, 03.06.2022 - 12:19 Uhr
    📟Alarmmeldung „VU (=Verkehrsunfall) Zug, Zug entgleist auf Höhe Loisachauen, Kreisel am Tunnelportal“
    🚫Einsatzende Samstag, 04.06.2022 - 16:20 Uhr
    ⌚️Einsatzdauer 28 Stunden 👩‍🚒👮‍♀️👷‍♂️👩‍🔬Kräfte: ca. 500
    davon allein 95 von der FF Partenkirchen, fast durchgehend im Einsatz


    Nachdem der Zufall es so wollte, dass unsere Kommandanten unmittelbar nach dem Ereignis an der Unfallstelle vorbeifuhren, gaben Sie auf Grund des augenscheinlichen Ausmaßes dieses Unglücks der zuständigen Leitstelle über Funk die Anweisung sofort Vollalarm für die umliegenden Feuerwehren mit Rüstwagen und schwerem Gerät zur technischen Hilfeleistung auszulösen.

    Als örtlich zuständige Feuerwehr waren wir bereits rund 5 Minuten später mit dem ersten Fahrzeug an der Einsatzstelle. Unsere weiteren Fahrzeuge, aber auch die unserer Nachbarwehr Feuerwehr Garmisch, sowie der umliegenden Feuerwehren folgten im Takt weniger Minuten.

    Der Anblick der sich einem bot, ließ einen kurz zusammenzucken und machte deutlich, dass es Unglücke eben nicht nur in den Nachrichtensendungen, sondern leider auch immer wieder vor der eigenen Haustüre gibt. Aber in einem solchen Moment denkt man nicht nach: man beginnt, das was man geübt hat und wofür man den freiwilligen Dienst am nächsten eingegangen ist!


    Ein unschätzbarer Dank gilt den rund 20 Kameraden der Bundeswehr, die sich auf der Heimreise von Mittenwald in den Pfingsturlaub im verunfallten Zug befanden. Trotz des gerade erst selbst erlebten handelten die jungen Leute sofort, mit Ruhe und Umsicht, voll engagiert, professionell und koordiniert: sie schufen Notöffnungen, befreiten und versorgten Betroffene, trugen verletzte aus dem Zug und strahlen damit eine für so ein Ereignis unglaubliche Ruhe aus, die es uns und allen Einsatzkräften ermöglichte sofort einen geordneten Einsatz zu beginnen!
    Auch wenn wir Eure Namen nicht kennen: DANKE JUNGS (und vielleicht auch Mädels, so genau haben wir im Eifer des Einsatzes nicht hingeschaut)! Wir hoffen, dass EUER handeln Durch Eure Vorgesetzten honoriert und belohnt wird!


    Auch die unmittelbar eintreffenden Kräfte der Polizei, die wegen G7 bereits in der Region waren, haben sich unter vollem Körpereinsatz an der Befreiung der Personen aus dem Zug beteiligt.
    So konnten wir in einer Gemeinschaftsaktion von Rettungsdienst, Feuerwehr, Polizei von Bund und Land, den „Bundeswehrlern“ und einigen unverletzten Zivilisten in nicht einmal einer Stunde alle noch lebenden Personen aus dem Zug befreien und dem Rettungsdienst übergeben, damit diese versorgt und mit einer Vielzahl von bereitstehenden Rettungswagen und -hubschraubern, die bis aus Tirol und Hessen kamen, in Kliniken abtransportiert werden konnten.


    Im Anschluss galt es, die leider bei dem Unglück verstorbenen Fahrgäste mit schwerem Gerät zu bergen, was sich bei den Massen und Dimensionen eines Zuges und der Deformation als eine gewisse Herausforderung darstellte. Aber auch diese, nicht einfache Arbeit ist ein Selbstverständnis für unser Handeln und ein Selbstverständnis für die Pietät denjenigen gegenüber, die Ihr Leben lassen mussten.


    Nachdem sich im Anschluss die Hinweise verdichteten, dass mindestes eine Person, die sich zum Unfallzeitpunkt im Zug befunden hatte, als vermisst galt, wurde keine Sekunde nachgedacht und es kam nicht in Frage, den Einsatz abzubrechen oder aufzugeben. Es wurde die ganze Nacht durchgearbeitet. Das THW sorgte für Beleuchtung, Polizei und BRK für die Verpflegung, um allen ein Weiterarbeiten zu ermöglichen.


    Gemeinschaftlich mit 2 Spezialkränen eines privaten Bergeunternehmens und den THW-Ortsverbänden aus Starnberg und Weilheim gelang es schließlich am nächsten Mittag den untersten, am schwersten eingekeilten Wagen zu bergen und auf der daneben liegenden Straße zum Abtransport abzulegen.
    Leider hat sich das Befürchtete bewahrheitet und unter der am schwierigsten zugänglichen und eingekeilten Stelle des Zuges mussten die Einsatzkräfte eine weitere Person bergen, die den Unfall nicht überlebt hat. Aber es gebot eben die Ehre, nicht aufzugeben und wenigstens Gewissheit zu haben, auch wenn sie noch so traurig ist.


    Nach erneuter gründlicher Absuche der Umgebung durch die Polizei wurde die Einsatzstelle am Samstag an die Fachkräfte der Deutschen Bahn übergeben und wir konnten den Einsatz am gegen 16:20 Uhr beenden.

    Bei der Bergung der weiteren Waggons wird das THW die Deutsche Bahn unterstützen, Polizei und Rettungsdienst sichern die Unfallstelle weiterhin ab.

    Von Seiten der Führungskräfte unserer Wehr, danken wir unseren 95 eingesetzten Kameraden für 28 Stunden unermüdlichen körperlich und seelisch anspruchsvollen Einsatz, den die meisten von ihnen durchgehend leisteten. Wir danken ALLEN, wirklich ALLEN Kräften der beteiligten Feuerwehren, Organisationen und Behörden sowie der Fa. Schmidtbauer-Kräne für die reibungslose und vertrauensvolle Zusammenarbeit.


    Wir danken auch den Politikern vor Ort, unserem Landrat, besonders aber unserem Innenminister Joachim Herrmann und Ministerpräsidenten Markus Söder sowie Bundesverkehrsminister Volker Wissing für Ihre Anteilnahme vor Ort und Ihr gezeigtes Interesse am Ablauf der Arbeiten.

    Sofern solche Besuche im Hintergrund ablaufen und die Rettungsarbeiten nicht behindern, sind wir der Meinung, dass es legitim ist, sich als Verantwortlicher in der Politik selbst ein Bild von der Lage zu machen.

    Dies und auch ein kurzes anerkennendes Gespräch mit "einfachen Feuerwehrleuten", Rettungskräften oder THW-Helfern kann durchaus auch motivierend für deren Arbeit sein. Hoffen wir das die gewonnen Eindrücke der Wertschätzung von Dauer sind, auch in Zeiten in denen es keine Großschadenslagen gibt.

    Besonders danken wir aber unserer 1.Bürgermeisterin Elisabeth Koch, die fast während des gesamten Feuerwehreinsatzes an der Einsatzstelle war, ohne sich zu den Medien zu drängen!
    Sie war bei uns! Fragte, wie es uns und den anderen Rettungskräften geht, organisierte im Hintergrund und war einfach für „Ihre“ Feuerwehren da. Danke, liebe Sissi, bei Dir sind wir uns Deiner Wertschätzung sicher!


    Auch wenn dieser Bericht nun etwas länger als üblich ist, war auch der Einsatz sicherlich und hoffentlich nicht „üblich“. Wir bitten hier die Leser und Freunde kurzer Einsatzmeldungen um Nachsicht.


    Jetzt, nachdem wir zu Hause sind und das Ganze auch sacken lassen können, sind unsere Gedanken bei den Verletzten, mögen sie bald genesen. Unser tiefstes Beileid 😢 gilt den Hinterbliebenen der Opfer, mögen auch Ihre seelischen Wunden heilen.

    Beteiligte Einheiten und Organisationen:
    Freiwillige Feuerwehr Partenkirchen
    Feuerwehr GarmischFeuerwehr Garmisch
    Feuerwehr Farchant
    Feuerwehr Krün
    Feuerwehr Mittenwald
    Freiwillige Feuerwehr Murnau
    Feuerwehr Oberau
    Feuerwehr Oberammergau
    Kreisbrandinspektion Garmisch-Partenkirchen
    Unterstützunggruppe ÖEL Landkreis GAP
    Ansprechpartner FüGK, LRA GAP
    PSNV Notfallseelsorge

    Polizei Bayern
    Bundespolizei Karriere
    Deutsche Bahn, Notfallmanager
    BRK Kreisverband Garmisch-Partenkirchen
    ...mit vielen weiteren BRK-Einheiten
    UG Sanel GAP
    Wasserwacht Krün - Wallgau
    Wasserwacht Mittenwald
    Wasserwacht OG Uffing - Seehausen
    Bergwacht Bayern mit zahlreichen Einheiten
    Österreichisches Rotes Kreuz
    Rettungshubschrauber aus Hessen und Österreich
    Technisches Hilfswerk Garmisch-Partenkirchen
    THW Ortsverband Starnberg
    THW OV Weilheim
    die zufällig vor Ort befindlichen Kräfte der Bundeswehr
    eine zufällig anwesende, namentlich nicht bekannte Ärztin
    ...und alle die, die wir auf Grund der langen Liste vergessen, die aber ihren unschätzbaren Teil zum Gelingen beigetragen haben.

    raphael-wiesbaden


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    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?