Bozen - Tödliche Blutung: Rettungssanitäter verurteilt

  • Bozen – Ein Rettungssanitäter ist rechtskräftig verurteilt worden, vor acht Jahren unwillentlich den Tod einer älteren Patientin verschuldet zu haben. Das Kassationsgericht hat seinen Rekurs abgewiesen.


    Die Tochter der Seniorin hatte sich damals an die Notrufzentrale gewandt, weil sie sich Sorgen über den Gesundheitszustand ihrer Mutter gemacht hatte. Die ältere Frau hätte wegen einer inneren Blutung im Darmbereich dringend ins Krankenhaus gebracht werden sollen. Ein Mitarbeiter der Landesnotrufzentrale kam damals ebenfalls vor Gericht, doch er wurde freigesprochen. Der Rettungssanitäter hat das Urteil bis zur letzten Instanz angefochten.

    Die beiden waren beschuldigt worden, die Situation unterschätzt zu haben und deshalb den Transport ins Spital nicht sofort veranlasst zu haben. Zuvor hatte der Bereitschaftsarzt eine Einlieferung ins Krankenhaus empfohlen, da immer öfter Blut im Stuhl festgestellt worden war.

    Ein höheres Risiko bestand auch deshalb, weil die Patientin aus gesundheitlichen Gründen seit längerer Zeit einen Blutgerinnungshemmer zu sich nehmen musste, berichtet die italienische Tageszeitung Alto Adige.

    Die Notrufzentrale hat damals nur einen Rettungswagen zur Wohnung der Seniorin entsandt – ohne einen Notarzt. Die Mitarbeiter verwechselten die vorhandene Blutung mit den Auswirkungen einer Darmgrippe und gaben Entwarnung. Am Tag darauf verschlechterte sich der Zustand der Seniorin und sie starb zu Hause.

    Neben seiner rechtskräftigen Verurteilung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung wegen fahrlässiger Tötung muss der Rettungssanitäter nun auch für die Gerichtsspesen aufkommen.


    Quelle: https://www.suedtirolnews.it/c…notrufzentrale-verurteilt

  • Wie dämlich kann man eigentlich sein? Da blutet eine Patientin schon eine längere Zeit, es gibt eine ärztliche "Empfehlung", die Dame einzuweisen, und dennoch lässt der RD sie zuhause. Da wird einem ja Angst und Bange.

  • Wie dämlich kann man eigentlich sein? Da blutet eine Patientin schon eine längere Zeit, es gibt eine ärztliche "Empfehlung", die Dame einzuweisen, und dennoch lässt der RD sie zuhause. Da wird einem ja Angst und Bange.

    Ja, leider ist das so. Solche Einsätze sprechen leider auch gegen eine Entscheidungskompetenz vor Ort, solche Patienten nicht zu transportieren...

  • Ja, leider ist das so. Solche Einsätze sprechen leider auch gegen eine Entscheidungskompetenz vor Ort, solche Patienten nicht zu transportieren...

    gegen die Entscheidungskompetenz dieses Mitarbeiters. Und gegen der internen Qualitätskontrolle.

    Under pressure, you don't rise to the occasion. You sink to your level of training.

  • gegen die Entscheidungskompetenz dieses Mitarbeiters. Und gegen der internen Qualitätskontrolle.

    Naja, die zweifelhaften Patientenversorgungen in der außenklinischen Notfallversorgung nehmen meiner Wahrnehmung nach durchaus zu. Natürlich sollte man nicht verallgemeinern. Tun wir das aber nicht alle irgendwie ein wenig? Und warum nur wegen ”dieses” Mitarbeiters? Bei uns fahren immer zwei Leute auf den Böcken....Einer der was macht oder nicht macht und einer der das duldet...

  • Solche Einsätze sprechen leider auch gegen eine Entscheidungskompetenz vor Ort, solche Patienten nicht zu transportieren...

    Bei der Ausbildungszeit in Italien wird das Thema „abschliessende Entscheidungen treffen“ kaum Platz haben.

  • Und Rom verhindert eine Verbesserung der Ausbildung.

    Warum denn?

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Anscheinend wäre das Lobbyismus der Pflege (so sagte man es mir, ich kann das nicht abschliessend bewerten). Die Sanitäter dürfen dem Notarzt nicht assistieren, weswegen auf dem NEF immer zusätzlich jemand vom Pflegepersonal eingesetzt wird.
    Und anscheinend haben mache Protagonisten Angst, dass die alpinen Regionen zu sehr nach Österreich oder gar in die Schweiz schauen.


    Wie sagt man im Tessin: „lieber von Bern vergessen, als von Rom regiert!“

  • Ah, okay. Die Pflege mischt da also auch in der Rettung mit. Also Ärzte, Pflege und Sanitäter. Verstehe das Problem...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich möchte die Leute vom WK Trentino-Alto Adige-Campina auch mal hervorheben. Sie haben eine kurze Ausbildung und wenig Kompetenzen (auf D/A/CH bezogen) aber die drücken einen Knopf im Kata-Fall und können 3000 freiwillige Sanitäter alarmieren, inklusive Einsatzfahrzeuge.
    Die Wache des WK in Bozen besteht aus einem 4-stöckigen Parkhaus mit Fahrzeugen, von dem andere Regionen träumen dürften.

    Inklusive dem Wohnmobil mit Blaulicht.

  • Und die starke ehrenamtliche und arztbasierten Prägung im Alto Adige ist tatsächlich vielen südlichen Regionen ein Dorn im Auge, da man hier sehr intensiv um eine Ausweitung der nicht -ärztlichen Komponente kämpft und ja auch erste Gehversuche in Richtung Paramedic ( für den Krankenpfleger) gemacht hat und man dann gleichzeitig immer wieder Südtirol und deren Struktur und Kosten vorgehalten kriegt.

    Gerade im Veneto,der Toskana und der Emilia Romana ist man da mittlerweile nicht mehr gut auf das weiße Kreuz zu sprechen.


    Generell weißen die Infermiere in vielen Regionen mittlerweile ein mit dem NotSan vergleichbares (oder darüber hinaus gehendes) Skilllevel auf - nur halt nicht in Südtirol wo man noch klassisch auf "ohne Arzt bist am Arsch" setzt. Autonome Region halt.