Ich möchte mal ein Thema einbringen, das auch für den Rettungsdienst interessant ist: Die Sicherheit von...ich nenne es mal "Megaevents", als Veranstaltungen jenseits der 100.000 Personen-Marke. Nun sind Veranstaltungen in dieser Größe bestimmt nichts neues, allerdings hat München diese Eventgröße quasi für sich neu entdeckt: Diesen August finden/fanden Großkonzerte von Andreas Gabalier (90.000 Zuschauer bestätigt), Helene Fischer (150.000 Zuschauer geplant) und Robbie Williams (150.000 Zuschauer geplant) auf dem Freigelände der Messe München statt. Die dortigen Flächen und Infrastruktur lassen derartige Personenzahlen zu, allerdings wird z. B. nach Konzertende die nächstgelegene U-Bahnstation gesperrt, damit sich die Besucherströme auf dem Weg zur nächsten offenen Haltestelle (ca. 2 km) entzerren können.
Nun hat der Stadtrat schon das nächste Event in der Pipeline: Relativ kurzfristig soll an Silvester Rammstein auf der Südseite der Theresienwiese auftreten, die geplante Zuschauerzahl liegt bei 145.000. Traditionell findet an diesem Datum auch das Tollwood Winterfestival auf der Nordseite der Theresienwiese statt, beide Veranstaltungen müssen sich damit den Platz - und die Infrastruktur - teilen. Während der Stadtrat diese Idee fantastisch findet (O-Ton: "München ist eine Weltstadt der Musik und soll das auch bleiben"), regt sich hier bereits massiver Widerstand der Sicherheitsbehörden: https://www.sueddeutsche.de/mu…-theresienwiese-1.5636109.
ZitatDie Polizei erklärt mit Verweis auf die Silvesternacht und der mangelnden Erfahrung der Stadt und des Veranstalters mit so einem Großereignis, dass ein solches Konzert "nicht zu befürworten" sei.
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Als Beispiele führt sie den massiven Andrang bei An- und Abreise in den öffentlichen Verkehrsmitteln an, die Probleme, das Konzertareal abzusichern und ausreichend Ordner zu finden, die vielen erwarteten Zaungäste gerade an Silvester, tendenziell angetrunken und mit Böllern und Raketen ausgestattet, die sie auch auf die Konzertbesucher abfeuern könnten. Dazu sei zu befürchten, dass viele Rammstein-Fans nach dem Konzert in der Altstadt zum Feiern bleiben würden, an einem Tag, an dem die Blaulicht-Organisationen ohnehin schon stark beschäftigt seien.
ZitatDas KVR nimmt in seinem Schreiben auch Bezug auf die Loveparade 2010 in Duisburg, bei der in einer Panik 21 Menschen ums Leben gekommen waren. Wie die Flächen damals dort sei auch die Theresienwiese nicht für eine Massenveranstaltung dieser Dimension ausgelegt. Das Rammstein-Konzert wäre ein "Prototyp", für den viele Prüfungen und detailreiche Abstimmungen nötig seien. Zeitdruck hierbei sei nicht nur kontraproduktiv, sondern "letztendlich lebensgefährlich".
Spannend ist, dass wohl auch bei den drei Konzerten auf dem Messegelände nicht alles so eitel Sonnenschein ist:
ZitatDazu scheint der Veranstalter Leutgeb mit seinen Großkonzerten auf dem Messegelände in Riem, die zurzeit stattfinden, nicht viel Vertrauen aufgebaut zu haben. Diesem sei es trotz längerer Vorlaufzeit und intensiver Unterstützung der Sicherheitsbehörden bis zuletzt nicht gelungen, dafür ein "zufriedenstellendes Sicherheitskonzept vorzulegen", schreibt das KVR. Die Polizei bescheinigt ihm gar "erhebliche Defizite", die sich bei einem Großkonzert an einem ihm nicht vertrauten Ort noch potenzieren könnten.
Auch der Veranstalter des Tollwood-Festivals ist nicht begeistert:
Zitat„Über diese Planungen sind wir bisher von keiner Stelle informiert worden. Auch ist es nicht zutreffend, dass die veranstaltende Agentur mit Tollwood gesprochen hätte – wie berichtet wurde.“
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„Wir halten die parallele Durchführung eines Rammstein-Konzerts, dessen Beschallung und Sicherheitsvorkehrungen auf 145.000 Personen angelegt sind, und unserer Silvesterparty und der relativ ruhigen Silvestergala mit Zirkustheaterproduktion und Tanz zu Swing-Musik nicht für möglich.“