Rechtsextremismus im Rettungsdienst : Nazikalender und rassistische Chats

  • Religiöser und linker Extremismus sind sicherlich nicht zu tolerieren. Aber sie stellen zusammen nicht einmal ansatzweise die Straftatlast in Form von Anzahl, Straftatschwere und gesellschaftliche Bedrohung dar wie es der Rechtsextremismus es tut.

    Gerade im Bereich Klima- und Umweltschutz ist bspw. die IL sehr aktiv beim Unterwandern von orginär gemäßigten Gruppierungen. Hier sehe ich sehr wohl vor allem eine gesellschaftliche Bedrohung, wenn Kohle- und andere fossile Kraftwerke (zum jetzigen Zeitpunkt) lahm gelegt werden sollen. Gerade in diesem Bereich erfolgt eine Mobilisierung und Radikalisierung.

  • Findet diese Rechts/Linksextremismus Debatte hier gerade als Ersatzhandlung statt damit wir uns mit der Grundaussage des Artikel nicht beschäftigen müssen? (Schlimm genug, was man da so lesen kann)


    Dann Mal etwas Nestbeschmutzung: Nachdem ich über die Jahre durch meine Honorartätigkeit im RD in einige Wachen bundesweit einen kleinen Einblick gewinnen konnte: Ja, der RD hat in Deutschland mE nach schon einen gewaltigen Rechtsdrall. Die Grenze zum Extremismus hab ich persönlich nur in absoluten Einzelfällen überschritten erlebt, aber die Verbreitung rechtem Gedankenguts und die Akzeptanz von Sprüchen und Meinungen, wie sie im Artikel dargestellt werden ist schon flächendeckend sehr ausgeprägt.

    Wenn es aus Bochum (gerade dort!) dann heißt so Begriffe wie M. Bosporus nutzt man dort nicht, daher da auch kein Schulungsbedarf Frage ich mich wie weit ab der Realität die Führung dort lebt.


    Ciao,


    madde

    "You won't like me when I'm angry.


    Because I always back up my rage with facts and documented sources."



    The Credible Hulk.

  • Ich oute mich jetzt mal als jemand, der die o.g. Begriffe („M. mediterraneum“, „M. bosporus“) auch seit ich im RD bin kenne und ja, teilweise auch selber benutzt hat. Wie so vieles im Rassismus-Bereich hat man sich darüber aber nie wirklich Gedanken gemacht (schon gar keine rechtsextremistischen). Der Begriff wurde für den m.M.n. ja tatsächlich existierenden anderen Umgang mit Schmerz und Leiden in vielen südlichen Kulturen benutzt. Wie eben im anderen Thread bezüglich „Besuchen“ von kranken Angehörigen auch, ist das Zeigen von Leiden und das „Mitleiden“ von Angehörigen hier oft deutlich verbreiteter und für den deutschen Sani halt oft nicht nachvollziehbar. Und oft bleibt (nach Ausschluss tatsächlich vorliegender schwerwiegender Probleme) nur die „Ausschlussdiagnose“.
    Wie bei vielen anderen althergebrachten Begriffen muss aber wohl auch hier ein Umdenken stattfinden.
    aber davon abgesehen ist der RD halt tatsächlich ein Querschnitt durch die Bevölkerung. Und auch da gibt es leider eben auch rechte Sprüche, die je nach Kollegenkreis oft leider mehr oder weniger toleriert werden.
    ob das jetzt ein tatsächliches „RD Problem“ ist oder eben nur den Schnitt durch die Gesellschaft wie in anderen Jobs auch darstellt, kann ich jetzt nicht sagen…

  • regressiven Linken gehört? Und den Problemen die das Linke Spektrum hat sich von Anti-Jüdischen und Anti-Zionistischen Aussagen zu distanzieren? Andere Form von Scheiße, aber eben genauso Scheiße.

    Als jemand der relativ breite Einblicke in das linke Spektrum hat und gleichzeitig eben auch einen ganz guten Überblick über das rechte Spektrum:
    Du hast natürlich Recht, es gibt diese Gruppen innerhalb des linken Spektrums.

    Aber: Es ist ein beliebter false-Balance/Whataboutism Mechanismus in dieser Thematik, mittlerweile so beliebt, dass es vielen in "Fleisch und Blut" übergegangen ist.


    Denn:

    Diese Gruppen existieren zwar, das steht vollkommen aus der Frage.

    Sie stellen aber innerhalb der linken Kräfte in Deutschland nur eine sehr sehr sehr kleine Gruppe dar. Je nachdem wie weit man den Begriff linke Kräfte weitet oder reduzierst bist du grob geschätzt bei 0,025*-2,5%** der Teilnehmer. (*: Linke Gruppen inkl. Klimaschutzgruppen, linker Flügel von Grünen und SPD, linker Flügel im DGB; **= Alles was zu "DIE LINKE" gehört oder links davon steht)

    In anderen Worten: Es gibt sie, aber selbst wenn du wie ich in den letzten Jahren in zahllosen linken Veranstaltungen, Kulturzentren, Parteitagen, etc. unterwegs warst wirst du diesen Anteil der linken Kräfte kaum bis gar nicht antreffen.

    Es ist übrigens mitnichten so, dass es nicht innerhalb der linken Kräfte in Deutschland massive Diskussionen über die fehlende Distanzierung zu diesen Meinungen gibt - Es wird von vielen realpolitisch motivierteren Aktivisten regelmäßig angesprochen, innerhalb der Partei DIE LINKE wurden zahllose Parteiausschlussverfahren versucht (und sind gescheitert) und zu mindestens auf Parteiebene gibt es durchaus regelmäßige Distanzierungen.

    (Deren Qualität und Lautstärke ist aber mit Sicherheit nicht ausreichend - wie bei vielen Distanzierungen, dies ist hier, wie an anderer Stelle, ein massives Problem der Partei). Aber hier stehen sich linke Kräfte in Deutschland wie der Welt prinzipienbedingt selber im Weg, denn "links sein" heißt (eigentlich) immer für einen Meinungspluralismus einstehen - und gleichzeitig gibt es eben nicht nur Schwarz-und-Weiß, auch wenn das zunehmend von bestimmten linken Gruppen so dargestellt wird.


    (Ich persönlich bin z.B. der Meinung, dass die Situation Palästinas und der Palästinenser tatsächlich ein unhaltbar Zustand und ein Verbrechen des Staates Israel ist, gleichzeitig aber das Existenzrecht Israels unverhandelbar ist und mit allen Mitteln der internationalen Gemeinschaft geschützt werden muss. Heißt für mich: Kritik am Vorgehen am Israels muss erlaubt sein - darf aber hierbei niemals antisemitische Züge annehmen. Genauso wie man am Vorgehen von Konfliktparteien der Palästinenser Kritik äußern darf und muss - ohne hierbei antimuslimisch zu sein. Am Ende muss die Religion, Herkunft, Nationalität egal sein.)


    Gleichzeitig ist man hierdurch so gespalten, dass viele Linke (v.a. innerhalb der Partei DIE LINKE, aber auch außerhalb) eine chronische Angst haben, dass eine zu ausgeprägte "Gegenmeinung" zu jemandem das linke Spektrum noch mehr spalten könnte.

    Dies führt dann zu so einem Bullshit, dass man sich zwar "distanziert", dies aber so leise und wenig medial wirksam tut, dass am Ende keiner etwas davon mitkriegt, man aber gleichzeitig ja "nachweisen" kann, dass man sich distanziert, aber ebenso dem "Verfasser" der Bullshitaussagen dabei ja nicht zu sehr die Füße tritt damit dieser nicht vielleicht abspringt/sich abspaltet,etc.



    Im Bereich der rechten Kräfte sieht die Situation ganz anders aus.

    Ich denke man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Parteimitglieder&Wähler der AfD und alles was Rechts davon kommt einen gemeinsamen Nenner haben: Ihren mal mehr, mal weniger ausgeprägten Rassismus der fließend zum Ausländerhass übergeht.

    Es ist einfach einer der definierenden Faktoren der deutschen Rechten. Das fängt klein an beim Witz über den Araber mit dem Bombengürtel beim Grillen, geht über indirekten, oft gar nicht mal verbalisierten, Rassismus (Gedanklich als "Nein, meine Tochter dürfte niemals einen Ausländer zum Freund haben, schon gar keinen Muslimen" "Eine Frau Yildiz würde ich nie einstellen" zu beschreiben) der fließend zum verbalisierten übergeht und der am Ende in "Ausländer abschieben, notfalls mit Waffengewalt" bis hin zu perversen Gewaltfantasien wie denen eines Herrn Lüth oder Poggenburg.

    Dieser große oder kleine Rassismus ist oft auch ein "Identifier", eine "kleine" rassistische Aussage oder ein entsprechender Witz wird gerne von den entsprechenden, dem rechten Spektrum zugehörigen, Personen verwendet um "das Wasser auszutesten". Wie reagiert mein Gegenüber? Treffe ich auf einen Gleichgesinnten? Gar auf Widerstand? Oder lächelt man peinlich berüht und ignoriert mich?


    Und das ist genau der Punkt warum der Rassismus von Rechts ein so großes Problem ist. Denn: Nicht nur, dass es einfach viel viel viel mehr Menschen gibt die ihn mehr oder minder massiv ausleben (und sind wir ehrlich, es gibt genug rassistisches Gedankengut auch "links" der AfD) - es ist für diese Gruppe ein gemeinsamer Nenner, ein Faktor der Kohäsion erzeugt, ein Faktor der auch als Plattform zu weiteren Radikalisierung dient. Letzteres hat man z.B. 2015 wunderbar v.a. in Ostdeutschland beobachten können wo Alltagsrassismus schnell zu Straßenschlachten, Brandanschlägen und ähnlichem geführt hat.

    Rechter Rassismus ist klipp und klar das um einige Dimensionen größere Problem als die angesprochenen linken Splittergruppen. Da gibt es kein wenn, kein aber.


    Ebenso, dass muss man auch klar benennen: Rechtes Gedankengut ist auf Basis dieses Rassismus sehr tief in unserer Exekutive und Judikative verankert. Ich denke ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage, dass es mehr AfD Wähler und Mitglieder in den Reihen der Polizeibeamten, Staatsanwälte und Richter gibt als es in diesen Kreisen Sympathien für den linken Flügel des politischen Spektrums gibt.

    (Was aber durchaus auch an der Linken in Deutschland selber liegt, genauso wie am System dieser Staatsorgane)


    Und damit ist das für einen Teil der Bevölkerung akut gefährlich geworden ist, der die Kohäsion dieser Gesellschaft massiv gefährdet und der damit akut staatsgefährdend ist.


    Und da der RD, der nun einmal keinen wirklichen Querschnitt der Bevölkerung darstellt, hiervon auch betroffen ist, muss hier eben auch sensibilisiert und gehandelt werden.

    Denn auch wir haben da genug "Dreck am Stecken".

  • Gleichzeitig ist man hierdurch so gespalten, dass viele Linke (v.a. innerhalb der Partei DIE LINKE, aber auch außerhalb) eine chronische Angst haben, dass eine zu ausgeprägte "Gegenmeinung" zu jemandem das linke Spektrum noch mehr spalten könnte.

    Dies führt dann zu so einem Bullshit, dass man sich zwar "distanziert", dies aber so leise und wenig medial wirksam tut, dass am Ende keiner etwas davon mitkriegt, man aber gleichzeitig ja "nachweisen" kann, dass man sich distanziert, aber ebenso dem "Verfasser" der Bullshitaussagen dabei ja nicht zu sehr die Füße tritt damit dieser nicht vielleicht abspringt/sich abspaltet,etc.

    Hat Die Linke dieses Dilettantentheater nicht gerade erst diese Woche wieder auf offener Bühne aufgeführt? Also im Parlament und rundherum? Das löst halt auch nur noch gelangweiltes Schulterzucken aus…

  • Ich oute mich jetzt mal als jemand, der die o.g. Begriffe („M. mediterraneum“, „M. bosporus“) auch seit ich im RD bin kenne und ja, teilweise auch selber benutzt hat. Wie so vieles im Rassismus-Bereich hat man sich darüber aber nie wirklich Gedanken gemacht (schon gar keine rechtsextremistischen). Der Begriff wurde für den m.M.n. ja tatsächlich existierenden anderen Umgang mit Schmerz und Leiden in vielen südlichen Kulturen benutzt. Wie eben im anderen Thread bezüglich „Besuchen“ von kranken Angehörigen auch, ist das Zeigen von Leiden und das „Mitleiden“ von Angehörigen hier oft deutlich verbreiteter und für den deutschen Sani halt oft nicht nachvollziehbar. Und oft bleibt (nach Ausschluss tatsächlich vorliegender schwerwiegender Probleme) nur die „Ausschlussdiagnose“.

    Ich oute mich dann auch.

    "M. Bosporus" oder "Mittelmeersyndrom" oder auch" viieell Schmerz" waren auch bei mir in jungen Berufsjahren benutzte Begrifflichkeiten.

    Über die Integration (auch sprachlich) in die hierzulande gängige Kultur hat bei den damaligen "Gastarbeitern" kein Mensch nachgedacht.


    Lautstarke Reaktionen sind heute aufgrund der Vielzahl nichtdeutscher Bürger und der Normalität in der Gesamtgesellschaft den allermeisten verständlich - und nachvollziehbar.


    Als Krankenpfleger i.A. erlebte ich in jungen Jahren Beschimpfungen und Beleidigungen als Schwuler weil eben im Bevölkerungsbild nur Schwule "Schwester" wurden. "Schwule Sau" oder auch "Kinderschänder" waren weit verbreitet.

    Gleichgeschlechtliche Partnerschaften (noch mit Rücksichtnahme auf konservative Kreise) wurden zu Eheschliessungen.

    Gibt es noch jemanden (fundamentalistische Kirchenkreise ausgenommen) den das aufregt???


    Anscheinend benötigen Gesellschaften immer irgendein Feindbild damit die selbstempfundene Normalität Bestand hat.

    Rechtsradikalität gab es unmittelbar nah Gründung der BRD und m.E. fanden sie eine erhebliche Zunahme nach 1989.

    Linksradikalität ist eine Folge der 68-er-Bewegung.


    Religiöser Fundamentalismus muslimischer Prägung wurde nach den Anschlägen von 9/11 entfacht/öffentlich wahrgenommen.

    Religiöser Fundamentalismus christlicher Prägung mit Gewalt zeigt sich u.a. in den Straftaten von Abtreibungsgegnern vorzugsweise in den USA.

    In Europa war es (ohne Gewalt) christlicher Fundamentalismus nach dem II. Vatikanischen Konzil zahlreicher Priester und Laien (Ablehnung der Ökumene, Ablehnung eines muttersprachlichen Gottesdienstes usw.)

    Mit dem Tod eines Kardinals der hier offen rebellierte flachte das ganze schnell ab.

    Religiöser Fundamentalismus (wieder mit Gewalt) zeigt sich in Israel bei den ultraorthodoxen die im Kopf immer noch im Zeitalter von Achtzehnhundertschnupftabak in Mittel- und Osteuropa leben.


    Mit Spannung warte ich auf politischen Extremismus in -D- als Folge des Krieges zwischen RUS und der UKR.


    Es bleibt der Appell an Aufklärung/Bildung/Information.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

    Einmal editiert, zuletzt von raphael-wiesbaden ()

  • Wer möchte und der englischen Sprache halbwegs mächtig ist, kann einfach mal einen Test machen, wie es so mit dem Alltagsrassismus (oder zig anderen Nichtigkeiten) aussieht:


    https://implicit.harvard.edu/implicit/takeatouchtest.html

    Zitat

    On the next page you'll be asked to select an Implicit Association Test (IAT) from a list of possible topics . We will also ask you (optionally) to report your attitudes or beliefs about these topics and provide some information about yourself.

  • Naja, wenn man (seriösen) amerikanischen Testverfahren glauben darf, bin ich politisch massiv links eingestellt.

    Es ist also immer eine Frage der Perspektive und gesellschaftlichen Einordnung. Und da gibt es zwischen den USA und Europa (Deutschland) zum Glück noch erhabliche Unterschiede.

    Also gerne machen, aber nicht überbewerten...

  • Naja, wenn man (seriösen) amerikanischen Testverfahren glauben darf, bin ich politisch massiv links eingestellt.

    Verleugnung kann ein Zeichen einer Borderline-Persönlichkeitsstörung sein und tritt auch bei emotional instabilen Menschen auf ;)