Brand in Einrichtung für psychisch Kranke

  • Wenn ich von solchen Vorfällen höre, so muss ich immer an den Film "Krankenhäuser brennen nicht" denken. Im Rahmen meiner Ausbildung vor (ähm, lange her) "einiger" Zeit konnte ich diesen mal sehen. Auch die Erfahrungen während meiner Pflegezeit sowie im Rahmen meiner Fachberatertätigkeit (Ehrenamt) und beruflichen Tätigkeit hatte ich öfters mit dem Krisenmanagement / KatS-Verantwortlichen von Krankenhäusern zu tun. Seit einigen Monaten im Rahmen eines Krisenstabes sogar ganz speziell. Die Notfallvorsorge und das Krisenmanagement im Bereich des Gesundheitswesens (Krankenhäuser, Pflegeheime, Pflegedienste/Wohngruppen, Dialysen sowie auch ganz oft auf den Rettungswachen) ist eine Katastrophe, trotz das es gesetzliche Vorgaben dazu gibt. Funktionen wie den KatS- oder Brandschutzbeauftragte werden an irgendwem nebenbei vergeben und nicht richtig gelebt. Beispiel: Geschäftsführung eines Krankenhausverbundes wollte eine interne Krankenhausübung veranstalten (MANV und interne Schadensfälle), erst Trockenübung für die Klinikeinsatzleitung, später Vollübung für das Krankenhaus). Neben meiner Person, einer Person aus der Rettungs-/Feuerwehrschule und dem verantwortlichen Sachbearbeiter für Sonderobjekte des vorbeugenden Brandschutzes haben wir begonnen die Übung vorzubereiten. Leider ist es an der Ärzteschaft gescheitert, da hier null Interesse bestand und kein Bedarf für eine solche Vorbereitung gesehen wurde. Ein Kollege ist mittlerweile in Pension. Der Rest hat es nicht mehr verfolgt. Die wollten ja was von uns.


    Übrigens: Mehrere Brände (!) und einen Blitzschlag/Unwetterschaden Wasser habe ich bereits in diesem Krankenhausverbund als direkte Einsatzkraft erleben müssen. Dazu auch ein Feuer in einer Psychiatrie (Gebäude mit einer geschlossenen und zwei offenen Stationen; MANV, aber niemand gestorben). Dazu kommen noch zwei Großbrände von Pflegeheimen. Komplette Räumung und Umverteilung der Bewohner und MANV; in beiden Fällen Dachstuhlbrände. Teilweise beeindruckende Szenen gewesen, RTW-Besatzungen, Feuerwehrtrupps und Pflegekräfte, die Bewohner aus dem Gebäude tragen, während man durch "Wasserfälle" laufen muss, die von den Wenderohren von vier Drehleitern stammen, die gerade Wasser auf den roten Hahn rotzen. Im Fall des Brandes in der Psychiatrie kam dazu, dass die Polizei mit ordentlichen Kräften auffahren mussten, da einige Patienten der geschlossenen Bereiche bei der notfallmäßigen Räumung "abhanden" gekommen sind (war auch in den Nachtstunden, wie in diesem Fall, also wenige Pflegekräfte vor Ort die auf ihre Patienten aufpassen können). Und gerade die Psychiatrie halte ich für besonders anfällig für Brände, eben wegen den Patienten und geistigen Erkrankungen, aber auch wie den sehr hohen Raucheranteil unter den Psychiatriepatienten. Da wird gequarzt ohne Ende...


    Letztendlich überrascht mich eine solche Meldung wie in Reutlingen nicht mehr. Und die Folgen des Brandes auch nicht. Meine erste Reaktion auf die Meldung: Typisch! Moment mal, Krankenhäuser brennen doch nicht...

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Erst QM und nun mein zweites berufliches Standbein. Auweia.

    (Nicht als Werbung gemeint: Der Schwerpunkt meiner Firma ist tatsächlich die Alarm-und Einsatzplanung für Kliniken bzw. die dazugehörigen Beratung. Wir bieten von der Beratung, Schulung und dem Ausrichten von Übungen quasi alle Teile davon an.)


    Prinzipiell hat Harris NRÜ Recht, es gibt da enorme Defizite. Allerdings muss man sagen, dass sich im klinischen Bereich mittlerweile hinter den Kulissen doch einiges getan hat - die Deutsche Arbeitsgemeinschaft Klinikalarm- und Einsatzplanung (DAKEP), deren Mitglied ich auch bin, hat hier viel voran gebracht und bietet mittlerweile auch eine Zertifizierung an. Hierzu gab es vor Corona auch einmal Pläne im Ministerium diese wenigstens für die großen Häuser verpflichtend zu machen.

    Nach dem Brand im Bergmannsheil und dem Amoklauf in München haben sich doch einige Kliniken intensiver beschäftigt - was nicht heißt, dass es in der Fläche nicht doch viele Häuser mit insuffizienten Strukturen gibt. Corona hat das Thema dann weiter nach vorne geholt.


    Ich kann deswegen für die Kliniken auch kein mangelndes Interesse bestätigen - wir haben enorm viele Anfragen zur Thematik, ich weiß das es der Konkurrenz ähnlich geht.

    ABER: Es fehlt hier an Personal und Geld. Die Posten im klinischen Katastrophenschutz werden vergeben wie der schwarze Peter weil sie Mehrarbeit bedeuten. Die eigentlich notwendige Ausbildung von Schlüsselkräften (und damit ist nicht nur der Stab sondern allen voran das "Tagespersonal" gemeint das z.B. in der ZNA dann Sichtungsfunktionen übernehmen muss) geht unter weil die Leute zu schnell wieder weg sind.

    Wann soll man das unterbringen wenn in manchen Häusern die Verweildauer des Personals nur noch 2 Jahre beträgt?


    Hinzu kommt der enorme Investitionssstau sowohl im Bereich der Bausubstanz als (sogar noch schlimmer) der restlichen Infrastruktur.

    Grob gesagt: In Deutschland sterben mehr Menschen durch IT-Ausfälle in Kliniken als durch Brände in Kliniken.

    (Trotzdem brennt jede Woche in Deutschland eine Klinik! Nur halt meist "wenig spektakulär".)


    Für den rein plannerischen Teil besteht die Problematik genauso, es braucht aber lange (Jahre!) bis man sich wirklich in die Problematik rein gefuchst hat, es besteht natürlich die Möglichkeit, dass man diese Leistung auslagern kann, das aber natürlich teuer ist.

    Weder meine MitarbeiterInnen noch ich können von Luft und Liebe leben, leider.
    Gleichzeitig sind die Finanzreserven in manchen Häusern absolut am Ende und viele kaufmännische Geschäftsführer wissen kaum noch wie sie die Stromrechnungen bezahlen sollen. Da ist die Frage wo man zuerst spart natürlich klar.


    -----


    ABER: Hier ging es ja um ein Heim. Hier sieht die Situation noch einmal anders aus. Tatsächlich ist das Gefahrenpotential im Bezug auf Brände in einer Pflegeeinrichtung um ein vielfaches höher als in einer Klinik - einerseits weil klinisch das Risikopotential geringer ist (weniger Dinge die brennen, orientiertere&gehfähigere "Bewohner", mehr Personal, bessere Personalqualifikation).

    Pflegeheime werden übrigens mit fast dem gleichen Risiko wie Intensivstationen bewertet.

    Die Situation in diesen ist daher hochgradig problematisch, gleichzeitig sind echte Vorplanungen quasi nicht existent und Schulungen der Mitarbeiter über das reine Minimum kaum anzutreffen - und gerade im Nachtdienst ist der Personalschlüssel auch oft katastrophal. Gleichzeitig sind Bausubstanzen und Gebäudeinfrastruktur generell um ein vielfaches anfälliger.

    In Einrichtungen für behinderte Menschen sieht die Situation oft sehr ähnlich aus, nur ist hier das eigentliche Klientel noch schwieriger.

    Haben wir ja leider im Ahrtal in Sinzig, Titisee-Neustadt und vielen weiteren Fällen feststellen müssen.


    Es gibt vereinzelt auch hier ein "Aufwachen" und wir stehen gerade mit zwei mittelgroßen Trägern in Verhandlung die ihre Heimleitungen entsprechend durch uns Schulen möchten. Aber es ist ein langer Weg.


    Hier ist aus meiner Sicht die Branche selber gefordert entweder im Rahmen einer Selbstverpflichtung mehr zu tun oder es muss eben der Gesetzgeber endlich einschreiten - die bisherigen (ja auch ganz neuen) "Sicherstellungsplanungen" sind ja an dieser Stelle nicht zielführend.

  • In der Tat ist das unterschiedlich (besser oder schlimmer). Eine große Klinik hat zwei ärztliche Stabsstellen dafür eingerichtet. Das wird bei kleineren Häusern nicht möglich sein (eben weil das Geld fehlt). Die Erfahrungen ziehen sich aber nicht nur auf die Kliniken, sondern auch auf Pflegeheime und auch auf Pflegedienste (und andere Kollegen von mir auch auf KRITIS-Einrichtungen/Unternehmen, die andere KRITIS-Sektoren betreffen). Die Vorgaben des Gesetzgebers sind oft recht allgemein gehalten. Recht neu (Juni 2022) ist der §113 im SGB XI, welche Pflegeeinrichtungen dazu verpflichtet Krisenkonzepte vorzulegen und inhaltlich konkreter darauf eingeht, auf was genau man sich vorbereiten soll (Konzepte für verschiedene Krisen; Stromversorgung, Kommunikation, Trinkwasser, usw.). Das ist erfreulich.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Auch in den großen Häusern ist es stark abhängig von dem was lokal gewollt ist - es braucht einfach "Leuchttürme" die sich da engagieren oder "schlechte Erfahrungen".


    Ich kenne große Häuser mit "gar keinem Plan". Und kleine Kreiskrankenhäuser die wirklich fit sind und teilweise jährliche Vollübungen fahren - tlw. unangekündigt.


    Die einzigen die da wirklich immer fit sind,sind die BW Krankenhäuser, aber das ist auch zu erwarten.


    Ich bin da mittlerweile fatalistisch: Wenn sich gesetzlich nichts tun wird,wird es halt dabei bleiben.


    Im Fall der Pflegeheime ist extrem viel Auslegungsmöglichkeit dabei.

    Der §113 SBG XI ist dermaßen schwammig:

    Zitat

    Der Spitzenverband Bund der Pflegekassen, die Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe, die kommunalen Spitzenverbände auf Bundesebene und die Vereinigungen der Träger der Pflegeeinrichtungen auf Bundesebene vereinbaren unter Beteiligung des Medizinischen Dienstes Bund, des Verbandes der privaten Krankenversicherung e. V., der Verbände der Pflegeberufe auf Bundesebene, der maßgeblichen Organisationen für die Wahrnehmung der Interessen und der Selbsthilfe der pflegebedürftigen und behinderten Menschen nach Maßgabe von § 118 sowie unabhängiger Sachverständiger Maßstäbe und Grundsätze für die Qualität, Qualitätssicherung und Qualitätsdarstellung in der ambulanten, teilstationären, vollstationären und Kurzzeitpflege sowie für die Entwicklung eines einrichtungsinternen Qualitätsmanagements, das auf eine stetige Sicherung und Weiterentwicklung der Pflegequalität ausgerichtet ist und flexible Maßnahmen zur Qualitätssicherung in Krisensituationen umfasst.


    Die dazugehörige MuG Anlage 7 ist zwar minimal konkreter, ihr Umfang ist aber auch sehr beschränkt und v.a. ist die Kostenfrage weiterhin ungeklärt - und betrifft Einrichtungen für Menschen mit Behinderung ausdrücklich nicht.

  • ABER: Hier ging es ja um ein Heim. Hier sieht die Situation noch einmal anders aus. Tatsächlich ist das Gefahrenpotential im Bezug auf Brände in einer Pflegeeinrichtung um ein vielfaches höher als in einer Klinik - einerseits weil klinisch das Risikopotential geringer ist (weniger Dinge die brennen, orientiertere&gehfähigere "Bewohner", mehr Personal, bessere Personalqualifikation).

    Was genau das für eine Einrichtung war, erscheint mir noch nicht ganz klar; teilweise wird von sozialpsychiatrischen Wohngruppen, teilweise von einem Fachpflegeheim geschrieben. Offensichtlich handelte es sich um eine gemeindepsychiatrische Einrichtung, in der ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen zur Wiedereingliederung in Wohngruppen lebten, die sich auf einem Hofgut befand. Träger war wohl die GP.RT als Tochtergesellschaft der Bruderhaus-Diakonie.


    Pressebericht

    Bericht der Feuerwehr


    Es besteht im Übrigen mittlerweile offensichtlich der Verdacht, dass es sich um Brandstiftung durch eine Bewohnerin gehandelt hat, gegen die nunmehr wegen dreifachen Mordes und elffachen Mordversuchs ermittelt wird.


    Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Tübingen und des Polizeipräsidiums Reutlingen

  • Bis zu meiner Frühberentung habe ich die Thematik "Brandschutz in der Pflege" an versch. Altenpflegeschulen unterrichtet.

    Als angebotenes Seminar war es ein Flop - kein Interesse bei Mitarbeitern + Vorgesetzten (bei uns brennt es nicht...).


    Nach Stand 2007 kam es jährlich zu ca.140 Feuern in Kliniken + Pflegeeinrichtungen.

    Brandursache in den meisten Fällen war das Rauchen - von Patienten, Mitarbeitern und Besuchern.


    Die auch damals schon vorgeschriebene "Unterweisung" durch den Brandschutzbeauftragten beschränkte sich auf das Vorlesen der Brandschutzordnung.


    Ein Feuer habe ich selbst mitbekommen:

    1996 eröffnete unser Hospiz.

    Zwei Jahre später kam es dort zu einem Brand.

    Ursache war "Rauchen im Bett" einer Bewohnerin; das Bett verbrannte komplett, die Bewohnerin verstarb.

    Zwei Pflegekräfte verletzten sich bei dem Versuch von Rettung und Brandbekämpfung.


    Bei einem Feuer in einem Frankfurter Alten- und Pflegeheim 1995 war ebenfalls eine weggeworfene Zigarettenkippe die Brandursache.

    Um an den Brandherd heranzukommen musste das Dach mit Trennschleifern geöffnet werden.

    Die Altenpflegeschule war dann über Jahre sehr interessiert an Schulungen für die Azubis.

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Bis zu meiner Frühberentung habe ich die Thematik "Brandschutz in der Pflege" an versch. Altenpflegeschulen unterrichtet.

    Als angebotenes Seminar war es ein Flop - kein Interesse bei Mitarbeitern

    Interessant, ich habe für verschiedene Spitäler an solchen obligatorischen Veranstaltungen teilgenommen (verbindlich für alle neuen Mitarbeiter, auch Verwaltung und Ärzte), die kamen immer sehr gut an.

  • Laut lokaler Presse soll es Brandstiftung gewesen sein:


    https://www.swp.de/lokales/reu…chen-mordes-68710241.html

    "We are the Pilgrims, master; we shall go
    Always a little further: it may be
    Beyond that last blue mountain barred with snow,
    Across that angry or that glimmering sea,


    White on a throne or guarded in a cave
    There lives a prophet who can understand
    Why men were born: but surely we are brave,
    Who take the Golden Road to Samarkand."


    James Elroy Flecker

  • In der Tat ist das unterschiedlich (besser oder schlimmer). Eine große Klinik hat zwei ärztliche Stabsstellen dafür eingerichtet. Das wird bei kleineren Häusern nicht möglich sein (eben weil das Geld fehlt). Die Erfahrungen ziehen sich aber nicht nur auf die Kliniken, sondern auch auf Pflegeheime und auch auf Pflegedienste (und andere Kollegen von mir auch auf KRITIS-Einrichtungen/Unternehmen, die andere KRITIS-Sektoren betreffen). Die Vorgaben des Gesetzgebers sind oft recht allgemein gehalten. Recht neu (Juni 2022) ist der §113 im SGB XI, welche Pflegeeinrichtungen dazu verpflichtet Krisenkonzepte vorzulegen und inhaltlich konkreter darauf eingeht, auf was genau man sich vorbereiten soll (Konzepte für verschiedene Krisen; Stromversorgung, Kommunikation, Trinkwasser, usw.). Das ist erfreulich.

    Neben mehreren hundert Fehlalarmen durch BMA und Kleinbrände (Toaster, Mikrowelle, Zigarette) habe ich schon 5 "qualifizierte" Brände in Krankenhäuser / Pflegeheime erleben dürfen.

    2x Brandstiftung auf der psychiatrischen Station

    1x Brandstiftung außerhalb des Gebäudes

    2x technischer Defekt


    1. Es war immer Glück und Zufall, dass es keine Toten gab. (Gerade Schichtwechsel in der Einrichtung oder durch Zufall mehr Feuerwehr vor Ort als im Regelfall alarmiert).

    2. In den großen Einrichtungen hat es deutlich schlechter funktioniert, als im kleinen Laden.

    3. In Altenheimen läuft es durch das wenige Personal (besonders in der Nacht und dem Zustand der Bewohner) immer hochdramatisch ab.


    Was ich auch faszinierend finde. Wenn es ein Fehlalarm der BMA ist, wird immer angerufen, dass die Feuerwehr nicht kommen muss. Wenn es wirklich brennt wird nicht angerufen. Und gerade da wäre es besonders wichtig, damit frühzeitig mehr Hilfskräfte alarmiert werden können.

  • Es sind immer Horroreinsätze wenn es richtig brennt, hat mich auch schon erwischt (mit einem Todesfall), gerade eben in den Pflegeheimen.

    Mahnendes Beispiel für mich auf den Kursen die ich gebe ist immer das Vinzenzheim in Egg 2008 mit 11 Toten und 6 Schwerverletzten, davon 3 Schwerstverletzt.

    Ich habe hierzu Interviews mit Einsatzkräften geführt und im Nachhinein muss man sagen, dass nur das komplette Ignorieren des Eigenschutzes durch die Pflegekräfte, von Passanten, und die ersteintreffenden Kräfte der FW und des RD hier einen Komplettverlust aller Bewohner verhinderten.

    (Und es handelte sich um den Spätdienst. Nachts wäre nur eine Kraft im Haus gewesen)


    Auch hier war die Bausubstanz wieder hemmungslos veraltet und essentielle Standards wurden aus "Bestandsschutz" nicht eingehalten - solche Objekte gibt es auch in DE zu Hauf.


    Dies entspricht auch in etwa den Erfahrungen die wir aus anderen Brandkatastrophen in diesem Bereich haben, z.B. dem Bergmannsheil oder Titisee-Neustadt (14 Tote). (Hier ist übrigens erneut der massive Unterschied zwischen Kliniken und Pflegeheimen sichtbar - das Bergmannsheil als größte Brandkatastrophe in einer Klinik in einer deutschen Klinik ist vielen gut in Erinnerung. Die entsprechenden Heimbrände kaum. Im Bergmannsheil gab es trotz der großen Brandausdehnung 2 Tote)


    98-83-1 hat Recht mit den fehlenden "Absageanrufen" - ich kenne dahingehend tatsächlich Leitstellen die hier eine Timerfunktion haben. Erfolgt nach 4 MInuten kein weiterer Notruf oder keine weitere "Absage" wird automatisch die Stufe erhöht und der RD deutlich großflächiger aufgefahren.

    Das hat sich tatsächlich bewährt da oftmals die PFKs in der Situation dann mit anderen Dingen beschäftigt sind.


    Leider ist auch auf Rettungsdienst-Seite oftmals für Kliniken mehr vorgeplant als für Pflegeheime (wenn denn überhaupt Planungen existieren) - trotz des deutlich höheren Risikos in den Heimen.

  • Leider ist auch auf Rettungsdienst-Seite oftmals für Kliniken mehr vorgeplant als für Pflegeheime (wenn denn überhaupt Planungen existieren) - trotz des deutlich höheren Risikos in den Heimen.

    Bei uns MANV 15 bei Pflegeheimen - aber erst bei bestätigtem Feuer

  • Bei uns MANV 15 bei Pflegeheimen - aber erst bei bestätigtem Feuer


    In den letzten Jahren gab es in meinem Bereich drei bestätigte Brände in Seniorenheimen. Einmal ein ausgedehnter Zimmerbrand, zweimal brennende Mülleimer. Rettungsdienstliche Kräfte: Jeweils ein RTW...

  • Da lebe ich ja im Traumlandkreis…

    Bei uns wird bei allen Einrichtungen mit Bettlägerigkeit oder entsprechend Gleichwertigkeit (Objekte sind festgelegt) immer LNA&OrgL, 2 RTW, 1 NEF und das zuständige Leitungsmodul Sanität alarmiert als Erstangriff, nach der ersten Lage wird dann gemäß MANV Konzept erhöht oder nach Rückmeldung Feuerwehr abgebrochen. (Es darf nur der OrgL abbrechen lassen oder die Leitstelle nach Rückmeldung Feuerwehr.) Das ganze funktioniert mit unserer Leitstelle mehr als hervorragend!

    Ja es sind 10-15 Alarme pro Jahr die in einem Abbruch enden, aber auch uns wird der Tag ereilen, den jeder nicht haben will…

    Positiver Effekt : das Chaos auf dem Hof beim Alarm wird immer kontrollierter 😂🙈

  • Theoretisch überprüft die Heimaufsicht (in HE Teil des Sozialministeriums) stationäre Einrichtungen der Alten- und Behindertenhilfe.

    Praktisch fallen/fielen wg. Personalmangel/Pandemie viele Termine aus.

    Brandschutz ist KEIN Schwerpunkt der Überprüfungen.


    Überprüfungen der Häuser durch die Feuerwehr gibt es - aber:

    dort wo das die Freiwillige Feuerwehr macht besteht m.E. durchaus das Risiko das aufgrund der Tatsache das der Heimbetreiber gleichzeitig auch ein (grosser) Arbeitgeber in der Gemeinde ist bzw. dort gut vernetzt erforderlicher Druck nicht ausreichend ausgeübt wird.


    Das Problem von Rauchern wird wohl nie gelöst werden können.

    Hier korrelieren einerseits der erforderliche Brandschutz mit der Erhaltung der Selbständigkeit im Alter bzw. der subjektiven Tatsache das es sich ja i.d.R. um das "eigene" Bewohnerzimmer handelt.


    Die Baunormen führen u.a. dazu das gerade in Bestandbauten Brandschutztüren regelmässig verstellt sind und die Fluchttreppenhäuser Abstellkammern für Pflegekrimskrams (Patientenlifter, Rollstühle, Gehwagen...) sind

    raphael-wiesbaden


    Artikel 1
    (1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    Selig sind die geistig Armen - nur: kann der Himmel die ganzen Seligen auch wirklich aufnehmen ?

  • Ich war auch schon bei 3 Bränden in Pflegeheimen, einmal gab es einen, einmal 3 Tote und immer eine größere Anzahl Verletzter / Betroffener. Kurz nach solchen Ereignissen sind dann immer alle sehr betroffen, aber nach kurzer Zeit versinken halt alle wieder in ihrem stressiger Pflege-Alltag. Insofern kann ich schon nachvollziehen, dass die Pflegekräfte da nicht die treibenden Kräfte sein können.


    Was ich ganz schlimm finde sind die baulichen Rahmenbedingungen von Pflegeeinrichtungen. Viele sind in einem so engen örtlichen Umfeld, dass der Platz um das Gebäude schon nicht für die Feuerwehr ausreicht. Von Stellfläche für Rettungsdienst oder gar Schnelleinsatzgruppen kann man da nur träumen.


    Bei zwei meine Einsätze war es ein riesiges Problem später eintreffende Löschfahrzeuge oder gar Drehleitern an die richtige Stelle zu bringen. Und da muss ich ehrlicherweise zugeben, da hat der Rettungsdienst oft auch einen Anteil daran, dass das so ist. Gerne stehen da mal 2 - 3 RTW vorne drin und kommen über Stunden nicht mehr raus.


    Eddy

  • Im Fall der Pflegeheime ist extrem viel Auslegungsmöglichkeit dabei.

    Der §113 SBG XI ist dermaßen schwammig:

    Uns ging es dabei tatsächlich um die Nr. 7 in der Anlage:

    Ich bzw. wir finden das schon deutlich konkreter, wie manche anderen gesetzlichen Vorgaben. Unser Landeskatastrophenschutzgesetz ist da weniger konkret definiert, was KRITIS-Einrichtungen konkret leisten müssen (weniger konkret). Die Bauordnungen für Sonderbauten und auch das Landesheimgesetz ebenfalls.


    Ich bin da mittlerweile fatalistisch: Wenn sich gesetzlich nichts tun wird,wird es halt dabei bleiben.

    Ja, in der Tat. Kann ich Dir nur zustimmen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.

  • Ich bzw. wir finden das schon deutlich konkreter, wie manche anderen gesetzlichen Vorgaben. Unser Landeskatastrophenschutzgesetz ist da weniger konkret definiert, was KRITIS-Einrichtungen konkret leisten müssen (weniger konkret). Die Bauordnungen für Sonderbauten und auch das Landesheimgesetz ebenfalls.

    Jein. Die MuG macht keinerlei Vorgaben, die Landeskrankenhausgesetze sind da weitaus detaillierter - Niedersachsen gibt z.B. einen (veralteten, aber immerhin) Musterplan vor, ebenso gibt es natürlich das Handbuch vom BBK.

    In den Heimen ist das schlicht sehr schwammig - die geforderte Planung kann auch aus 4 DIN A4 Seiten bestehen - reales Beispiel...

  • Ich finde es auch auffällig, dass psychiatrische Einrichtungen, die als Stützpunkte für die Kliniken in der Peripherie betrieben werden, häufig in alten Häusern und umfunktionierten Mehrfamilienhäusern zu finden sind. Mir fallen hier im Raum Hannover dazu gleich ein Dutzend solcher Einrichtungen mit psychiatrischen (und behinderten) Personen ein (Altbau mitten in der Großstadt im 4.OG, oder auf einem alten Bauernhof mit Namen wie "Gutshof", usw.). Häufig haben diese Gebäude einen Bestandsschutz, was den vorbeugenden Brandschutz ggf. Steine in den Weg legt (allerdings kann ich dazu nicht viel beisteuern, da VB nicht meine Stärke ist).


    Letztes Jahr im Sommer ist eine 190cm große und 150 Kilo schwere Frau ausgetickt und musste von gut 10 Pflegekräften am Boden fixiert werden. Diese Person befand sich im Dachgeschoss eines ehemaligen (uralten) Einfamilienhauses, welche für das "Auswildern" von Patienten benötigt werden (Vorbereitung auf das normale Leben nach Klinikbehandlung, jedoch noch mit Anschluss an die Klinik; die Klinik betreibt mehrere dieser uralten Einfamilienhäuser auf dem Gelände). Geht natürlich nicht immer gut, wie am Beispiel dieser Patientin. Klinikarzt kam dazu, dazu noch der B-Dienst der Feuerwehr (für die Zwangseinweisung) und ich mit meinem RTW. Man wollte die Dame fixieren und von uns die enge (wirklich richtig enge) Treppe aus dem Dachgeschoss tragen lassen. Nö, ich nicht! Die sehr übergewichtige Dame wurde dann nicht sediert (aber halb fixiert) von den Pflegekräften runter begleitet (halb laufend, halb tragend). Wenn die Bude brennen würde wird man bewusstlose Personen da oben kaum raus bekommen.

    Ich komme aus Ironien, das liegt am sarkastischen Meer.