Schweiz: Notfallgebühr: «Lenkungsabgabe» oder mehr Selbstbehalt?

  • Wird nicht funktionieren. Den sogenannten „Bagatellfällen“ muss einfach eine funktionierende Alternative geboten werden (aber ich wiederhole mich…).

  • Wobei „finanzieller Anreiz“ wohl der falsche Ausdruck ist, da es sich ja eher um ein „Strafgebühr“ handelt.


    Hat in Deutschland mit der Praxisgebühr auch schon nicht funktioniert.


    Eddy

  • Ich weiß nicht wie es in der Schweiz ist, daher kann ich es nur aus meiner Sicht betrachten.

    Eine "Gebühr" für den Rettungsdienst zu erheben halte ich für solange als falsch, wie es kein ausreichendes Alternativangebot gibt bzw. die Entscheidung ob gerechtfertigt oder nicht zu sehr dem persönlichen Gusto ausgesetzt ist.
    Praktisch gesehen kann ich dem Bürger schlecht eine Bagatelle in Rechnung stellen, wenn der Ärztliche Bereitschaftsdienst zeitlich unzureichend aufgestellt ist bzw. trotz einem akuten Problem nicht kommt und auf den Hausarzt / Rettungsdienst verweist. Ähnlich sieht es im übrigen zu den Praxiszeiten aus, wenn der Patient nicht in die Praxis kommen kann oder erst in X Tagen einen Termin bekommt.
    Weiterhin wird es halt problematisch mit der "Rechnung" für z.B. den Fall, dass der Pflegedienst/ Rettungsdienst/ Hausarzt den Bedarf einer klinischen Abklärung sehen und der aufnehmende Arzt nicht. Ein typisches Beispiel sind irgendwelche Extremitätenschwellungen, eine Exsikkose oder das unklare Abdomen, alle diese Sachen werden auch gerne mal abgetan bzw. als Bagatelle bezeichnet. Es kommt in diesen Fällen dann also sehr darauf an wer den Patienten transportiert bzw. entgegennimmt, wenn es für Bagatelle eine Rechnung gäbe und das darf es irgendwie nicht sein.

    Mit Blick auf die ehemalige Praxisgebühr und die immer größere Kluft zw. Arm und Reich befürchte ich auch, dass hier wenig effektiv vorgegangen wird und ggf. auch die falschen Leute den Notruf scheuen. Praktisch gesprochen, der der absolut nichts hat und der über die Kasse "alles" bezahlt bekommt wird sich um die Gebühr kein Kopf machen und der der genug Geld hat auch nicht. Personen die kaum Geld haben, und auch staatliche Unterstützung ablehnen, werden sich um diese Gebühr hingegen enorme Gedanken machen und tendenziell weniger den Rettungsdienst rufen, auch wenn es dringend geboten wäre. Auch Personen die als Dritte etwas beobachten werden ggf. aus Angst eher selbst zur Kasse gebeten zu werden weniger den Rettungsdienst rufen, was gerade in Anbetracht der vielen Fälle wo keine bzw. unzureichende Hilfe geleistet wird eine fatale Sache ist.

    Bevor man mit einer solchen erzieherischen Maßnahme um die Ecke kommt sollte man aus meiner Sicht also erst Mal schauen andere Stellräder zu optimieren, vor allem wenn es so eklatante Probleme gibt wie aktuell.

  • Dazu muss man auch wissen, dass ohne entsprechende Zusatzversicherung in der Schweiz eh oft nur 50% der Kosten für Rettungsdiensteinsätze von der Krankenkasse übernommen werden. Hilft auch nix, der Bürger ruft trotzdem auch wegen „Bagatellen“ an oder eben auch bei wirklichen Notfällen eben nicht.

  • Dazu muss man auch wissen, dass ohne entsprechende Zusatzversicherung in der Schweiz eh oft nur 50% der Kosten für Rettungsdiensteinsätze von der Krankenkasse übernommen werden. Hilft auch nix, der Bürger ruft trotzdem auch wegen „Bagatellen“ an oder eben auch bei wirklichen Notfällen eben nicht.

    Die haben halt alle die SOS 144 Card mit der Ambulanzflatrate. ;)

  • Nachdem sich Spitäler und Fachgesellschaften dagegen wehren, könnte sich das Ganze schon bald in Luft auflösen.

  • Die haben halt alle die SOS 144 Card mit der Ambulanzflatrate. ;)

    Vielleicht 😉 halte ich aber auch eher für unwahrscheinlich. Aber ja, man kann sich entsprechend versichern. Aber wer denkt da schon dran, bis er dann zum ersten Mal den RD braucht 🤷🏻‍♂️